News Corp. übernimmt BSkyB komplett – Auflagen sollen Medienvielfalt sichern

04.03.2011

Am Donnerstag (3. März) stellte die britische Regierung Rupert Murdochs News Corp. in Aussicht, ihm nach einer zähen Debatte über die Freiheit der Medien in Großbritannien bald doch die avisierte vollständige Übernahme der Senderkette BSkyB zu genehmigen – wenn News Corp. im Gegenzug auf seinen Nachrichtenkanal Sky News verzichtet. Die mediadb-Redaktion hat zu dem anstehenden Deal folgende Fragen diskutiert:

1. Welche Folgen hat die Übernahme für die britische Medienlandschaft?

Geht alles glatt, dann merkt der Zuschauer von den anstehenden tiefgreifenden Veränderungen am britischen Medienmarkt nichts: Murdochs News Corp. ist schon jetzt zu 39 Prozent am Pay-TV-Anbieter BSkyB beteiligt – und wird die Sendergruppe, die anders als das deutsche Sky in Großbritannien höchst erfolgreich ist und mit mehr als zehn Millionen Kunden eine hohe Marktdurchdringung erreicht hat, lediglich formell übernehmen. Weil News Corp. mit der Boulevardzeitung "Sun", der profilierten Qualitätszeitung "The Times" und zwei weiteren Titeln auf der Insel präsent ist, hatte die britische Wettbewerbsaufsicht Ofcom zuletzt allerdings starke Bedenken geäußert. News Corp. hatte daraufhin am 2. März 2011 angeboten, den BSkyB-Sender Sky News aus dem Portfolio zu lösen, um seine publizistische Marktmacht zu schwächen. Die Regierung hat daraufhin in Form ihres Kultusministers Jeremy Hunt angekündigt, das freiwillige Entgegenkommen könnte ihr durchaus reichen.

2. Was heißt der Deal für die Medienvielfalt in Großbritannien?

Ein partielles Auslösen des Nachrichtensenders Sky News aus dem BSkyB-Verbund, wie er nun von der Regierung akzeptiert wurde und damit sehr wahrscheinlich ist, könnte unterm Strich ein Gewinn für die Medienvielfalt darstellen. Rupert Murdoch, der in der News Corp. das Sagen hat, gilt nämlich als Verleger, der seine Medien auch inhaltlich lenkt. Würde Sky News nicht aus dem BSkyB-Verbund gelöst werden, bestünde die Gefahr, dass diese Politik auch die Unabhängigkeit von Sky News gefährdet, wenn Murdochs Konzern die britische Senderkette einmal in Gänze kontrolliert. Nun ist indes geplant, Sky News, das im Gegensatz zu allen anderen Programmen der BSkyB stets frei zu empfangen war und als Werbeplattform für den Pay-TV-Kanal fungierte, in eine eigenständige Gesellschaft zu überführen. BSkyB darf an diesem Unternehmen lediglich bis zu 39,1 Prozent halten.

3. Was kommt auf das neue Sky News zu?

Der Sender muss zunächst nicht um seine Existenz bangen: Teil des Deals zwischen Regierung und News Corp. ist es, dass Sky News seinen Namen für mindestens die nächsten sieben Jahre behalten darf. So wie das 2010 auch beim Herauslösen des News-Senders N24 aus der deutschen ProSiebenSat1-Gruppe vereinbart wurde, hat sich auch News Corp. verpflichtet, von Sky News künftig Nachrichten für sein Angebot einzukaufen. Der neue Sender könnte sich außerdem als Nachrichten-Lieferant für andere Privatsender auf den britischen Inseln anbieten – beispielsweise für Channel 4 und Channel 5. Dies würde ebenso für weitere Einnahmen sorgen wie mögliche Kooperationen mit Onlinemedien, die sich mit aktuellen Bewegbildern von Sky News versorgen lassen könnten.

4. Wie schnell könnte News Corp. nun die restlichen 61 Prozent von BSkyB übernehmen, die ihr zur Komplettübernahme fehlen?

Bisher hat die britische Regierung ihr "grünes Licht" lediglich formell in Aussicht gestellt. Eine endgültige Entscheidung soll bis zum 21. März getroffen werden. Die britische Medienaufsicht Ofcom hat der Regierung indes bereits empfohlen, dem Deal unter der angekündigten Bedingungen zuzustimmen, dass Sky News von einem inhaltlichen Einfluss der News Corp. unabhängig bleibt. Tut sie das, müssen allerdings auch noch die übrigen BSkyB-Aktionäre zustimmen. News Corp. will ihnen 700 Pence pro Aktie bieten, insgesamt 900 Milliarden Pfund. Wie der Wirtschaftsdienst Bloomberg meldete, gehen Analysten wie David Stewart davon aus, dass News Corp. dieses Angebot jedoch noch weiter erhöhen muss, auf bis zu 10,7 Milliarden. Stewart leitet das Odey Asset Management, das drei Prozent von BSkyB hält. Er sagte: "Wir wollen nicht wirklich verkaufen." Überdies hat sich eine Allianz aus den News Corp.-Konkurrenten British Telecom (BT) sowie den Verlegern von "Daily Mail", "Daily Telegraph" und dem "Guardian" gebildet, die eine Komplettübernahme von BSkyB durch Murdochs Konzern rechtlich prüfen lassen will.

Mehr dazu:

- Guardian: Hunt approves News Corp plan for Sky News (03.03.2011)

- Guardian: Opponents of News Corp takeover of BSkyB consider judicial review(03.03.2011)

- Bloomberg: News Corp. Faces Higher BSkyB Bid After U.K. Approval (03.03.2011)

Hintergrund:

- Claire Enders, CEO, Enders Analysis Ltd: News Corporation's proposed takeover of BSkyB. Geleakter Brief an den ehemaligen britischen Staatsekretär Vincent Cable (September 2010)