News Corp: Abhörskandal weitet sich aus

30.01.2012

Trotz Einstellung der "News of the World", öffentlicher Entschuldigungen und Schadensersatzzahlungen in Millionenhöhe: Der Abhörkskandal bei der britischen Zeitungssparte von Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp. ist längst nicht ausgestanden. Nachdem am vergangenen Wochenende ein Polizist sowie vier Journalisten des Boulevardblatts "The Sun" wegen des Verdachts auf Bestechung verhaftet worden sind und eine Sonderkommission damit begonnen hat, hunderte Millionen von unternehmensinternen Emails auszuwerten, könnte der Anfang vom Ende der Medienmacht von News Corp. in Großbritannien eingeläutet worden sein. Die Redaktion von Mediadb.eu hat die neuesten Entwicklungen zusammengefasst:

1. Wer sind die vier Journalisten, die festgenommen wurden?
Bei dem Quartett, das festgenommen wurde, handelt es sich um hochrangige aktuelle und ehemalige Redakteure der "Sun". Laut Informationen der BBC soll es sich um den gegenwärtigen leitenden Redakteur für Kriminalfälle, Mike Sullivan, Nachrichtenchef Chris Pharo sowie die ehemaligen Mitglieder der Chefredaktion Fergus Shanagan und Graham Dudman handeln. Sollten diese für schuldig befunden werden, Polizeibeamte bestochen zu haben, würde dies zeigen, welche kriminelle Energie nicht nur bei der inzwischen eingestellten "News of the World", sondern auch in der Chefetage der "Sun" vorgeherrscht hat, bzw. immer noch vorherrscht (News Corps andere Blätter, die "Times" und die "Sunday Times", stehen ebenfalls im Fokus der Ermittlungen). Sämtliche beschuldigte Journalisten hatten keinerlei Verbindungen zur "News of the World", was erneut unterstreicht, wie weitverbreitet illegale Praktiken in der Zeitungslandschaft von Großbritannien gewesen sein könnten.

2. Welche Hinweise erhielt die Scotland Yard über die Verdächtigen?
Die jüngst eingerichtete Ethikkommission von News Corps Zeitungssparte News International übergab die Informationen freiwillig an die Londoner Polizeibehörde. Rupert Murdoch hatte das sogennante "Management und Standards Committee" vergangenes Jahr unter erheblichem politischen Druck ins Leben gerufen, um sein Unternehmen von jeglichen Spuren illegaler Aktivität zu säubern. Bei den übermittelten Informationen handelt es sich vor allem um riesige Mengen elektronischer Datensätze und Akten, die die Geschäftspraktiken der vergangenen Jahre dokumentieren. Laut Informationen des "Guardian" handelt es sich dabei um die größte Sammlung von Beweismaterial, die jemals im Rahmen einer polizeilichen Ermittlung ausgewertet werden soll. Es gilt als möglich, dass News Corp. durch die Kooperation mit den Behörden den ersten Schritt zu seiner Zerschlagung in Großbritannien gemacht hat, sollten sich dort weitere kompromittierende Beweise finden lassen.

3. Welche möglichen Konsequenzen könnte News Corps Kooperation mit den Polizeibehörden haben?
Insbesondere der sogenannte "Data Pool 3" gilt als potenziell hochexplosive Datensammlung. Dabei handelt es sich um hunderte Millionen Emails sämtlicher Mitarbeiter britischer Murdoch-Zeitungen aus den letzten Jahren. Das Unternehmen hatte im Zuge des Aufkommens des Skandals die Löschung dieser Mails angeordnet, wobei es jedoch IT-Experten gelang, die gelöschten Daten wieder herzustellen. Die schiere Menge an Daten macht es unmöglich, abzuschätzen, welche Informationen diese enthalten. Die Daten könnten Aufschluss über weitere, bisher unbekannte Fälle von illegalen Abhörkpraktiken und Bestechungsmaßnahmen geben sowie die Versuche des Managements dokumentieren, Beweismaterial zu zerstören.

Mehr dazu:

- New York Times: 5 Arrested in British Tabloid Scandal (28.01.12)