Microsoft: Wettbewerbsbeschwerde gegen Google (Hintergründe)

05.04.2011

Der Software-Konzern Microsoft reichte vor wenigen Tagen eine formelle Beschwerde bei der EU-Wettbewerbsbehörde ein. Laut Unternehmensangaben nutzt Google seine marktbeherrschende Stellung in Europa, um konkurrierenden Suchmaschinenbetreibern den Marktzugang zu erschweren. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, drohen dem Online-Riesen Auflagen der Kommission sowie Geldbußen. Microsoft schloss sich damit der Beschwerde von drei kleineren Firmen an, deren Verfahren bereits seit November 2010 läuft. Die Redaktion von mediadb.eu hat den Internetsuchmaschinenmarkt genauer beleuchtet und die wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen:

Welche Marktanteile haben Bing, Yahoo!, Ask.com, Google derzeit auf dem deutschen Suchmaschinenmarkt?

Google: Die meistgenutzte Suchmaschine Europas und der USA ist ungeschlagen die des Onlinekonzerns Google. Nach Schätzungen der EU-Kommission nutzen 95 Prozent aller Europäer und 88 Prozent der Deutschen diesen Dienst für ihre Recherchen im Internet. Die bereits 1998 von den beiden Studenten Sergey Brin und Larry Page entwickelte, schnellste Suchmaschine gilt als unangefochtener Marktführer und stellt zugleich den Schwerpunkt des Unternehmens dar.

Bing: 2009 lancierte der Software-Riese Microsoft seine Suchmaschine Bing. Diese liefert nicht nur Ergebnisse, sondern will den Nutzer auch bei Kaufentscheidungen unterstützen. Die in Deutschland nur eingeschränkt verfügbare Version von Bing wird von etwa 3,6 Prozent der Nutzer konsultiert. In den USA dagegen verwendet etwa jeder Vierte Microsofts Suchmaschine. Der Konzern investiert derzeit Milliarden Dollar, um im Konkurrenzkampf mit Google mithalten zu können.

Yahoo!: 1995 von Jerry Yang und David Filo gegründet, startete die search engine zunächst als Webverzeichnis. Inzwischen erscheint der Konzern im mediadb.eu-Ranking der umsatzstärksten Medienkonzerne. Die Suchmaschine ist nur bei 2,6 Prozent der deutschen Nutzer verbreitet. Seit 2009 werden die Ergebnisse von Bing in die Suchmaschine integriert. Durch die Kooperation von Yahoo! und Microsoft nutzen die beiden Konzerne Synergieeffekte und erhoffen sich höhere Nutzerzahlen.

Ask.com: Hinter der 1996 gegründeten Suchmaschine Ask.com steckt der Konzern IAC/InterActive Corp. Ask.com gehörte zu den am häufigsten genutzten Suchmaschinen der USA, bis sie im November letzten Jahres auf ihre ursprüngliche Frage-Antwort-Suche zurückgeschraubt wurde. Als Begründung nannte der Konzern die Marktbeherrschung von Google.

Warum klagt Microsoft gegen Google, anstatt zu investieren?

Warum geht Microsoft also den Weg der Klage und investiert nicht weiterhin in die Optimierung von Bing? Erstens wurden bereits Milliarden Dollar in Bing investiert, zweitens führten auch Kooperationen mit Unternehmen wie Yahoo! zu keiner bedeutsamen Verbesserung der Marktanteile und drittens hält Google eine Quasi-Monopolstellung auf dem Suchmaschinenmarkt. Die Sortierung der Suchergebnisse nach Relevanz stützt sich auf ein patentiertes Verfahren, das PageRank-Werte ermittelt. Microsoft hat sich nun als umsatzstarker Konzern mit seiner Beschwerde dem seit Ende letzten Jahres laufenden kartellrechtlichen Prüfverfahren gegen Google wegen des möglichen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung in der Online-Suche angeschlossen. Nun ist es an der Kommission, dies zu prüfen.

 

Mehr dazu:

Technet: Adding our Voice to Concerns about Search in Europe (30.03.2011)

Euractiv: EU-Kartellbeschwerde: Microsoft vs. Google (31.03.2011)

Finanzen.net: Microsoft legt Kartellbeschwerde gegen Google ein (31.03.2011)

 

 Dossier: Neustrukturierung von IAC - 21.12.2010 16:25