Kontroverse um Bertelsmann-Stiftung

13.08.2010

Das vor wenigen Tagen erschienene Buch „Bertelsmann Republik Deutschland“ von Thomas Schuler hat eine Kontroverse um die Gemeinnützigkeit und Unabhängigkeit der Bertelsmann-Stiftung ausgelöst. Der Journalist und mediadb.eu-Autor Schuler wirft dem Medien- und Dienstleistungskonzern aus Gütersloh unter anderem vor, seinen Stiftungsarm für Projekte zu missbrauchen, die in erster Linie den Interessen des Unternehmens dienen. Aufgrund einer im internationalen Vergleich einmaligen Lücke im Steuerrecht handele es sich bei der Stiftung um die „Sparbüchse des Unternehmens“, so Schuler. Zudem sei die Stifung, die in der Vergangenheit unter anderem Reformen des Arbeitsmarktes und des Hochschulwesens anregte, undemokratisch, intransparent und operiere ohne ausreichende Rechenschaftspflicht.

Die Bertelsmann-Stiftung hat die Vorwürfe von Schuler zurückgewiesen. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Gunther Thielen, die Kernaussagen des Buchs seien überholt und bezögen sich auf längst abgeschlossene Projekte der Stiftung. Der Vorwurf der undemokratischen Einflussnahme auf politische Entscheidungsfindungsprozesse sei ebenfalls haltlos, so Thielen. Die Stiftung beziehe stets breite Bevölkerungschichten in ihre Projekte mit ein, wobei persönliche Kontakte zu Politikern bedeutungslos seien. Dass die Stiftung vor allem im Interesse des Mutterkonzerns handele, erklärte Thielen für „ausgeschlossen und auch nicht gewollt“. Thielen kündigte an, die Aussagen des Buches juristisch prüfen zu lassen.

Mehr dazu:

- taz: "Politischer Einfluss 'illusorisch'" (09.08.2010)

- taz: "Die Methode Bertelsmann" (09.08.2010)

- Handelsblatt: "Schlimme Vorwürfe gegen Bertelsmann-Stiftung" (11.08.2010)

- Bertelsmann Stiftung: "Stellungnahme zum Buch 'Bertelsmann Republik Deutschland'" (09.08.2010)

- Bertelsmann Stiftung: "Interview mit Dr. Gunter Thielen zum Buch 'Bertelsmann Republik Deutschland - Eine Stiftung macht Politik'" (09.08.2010)