Hearst: Führungswechsel, positive Geschäftsentwicklung, Skandale

08.04.2013

Die Hearst Corporation, der älteste Medienkonzern der Welt, feierte im vergangenen Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Gegenwärtig steht das Unternehmen vor entscheidenden Weichenstellungen. Frank Bennack, der 80-jährige CEO, der rund 30 Jahre an der Spitze von Hearst stand, wird im Sommer von seinem Posten zurücktreten und durch den bisherigen COO Steven Swartz ersetzt. Zudem muss sich der Konzern mit den allgemeinen Krisensymptomen des Printmarkts auseindersetzen, die konkurrierende Unternehmen wie Time Warner oder News Corp. mit voller Wucht getroffen haben. Bisher konnte sich das Unternehmen dank einer relativ erfolgreichen Digitalstrategie und der Diversifizierung seiner Geschäftssegmente diesen Trends widersetzen. Zuletzt wurde jedoch das konservative Image von Hearst durch das individuelle Fehlverhalten eines Top-Managers nachhaltig erschüttert. Die Redaktion von mediadb.eu hat die jüngsten Entwicklungen bei Hearst zusammegefasst:

1. Was bedeutet der Wechsel von Bennack zu Swartz an der Spitze von Hearst?
Mehr als 30 Jahre - von 1979 bis 2013 - betreute Frank A. Bennack das operative Tagesgeschäft von Hearst. Bennack war nach William Randolph Hearst der dauerhafteste und deshalb wichtigste Unternehmens-Chef von Hearst. Er gilt als entscheidende Kraft hinter der Strategie, Hearst von einem reinen Zeitungs- und Magazinhaus in einen diversifizierten Medienkonzern umzuwandeln. Unter Bennack kaufte Hearst Redbook, Exquire sowie gründete und beteiligte sich an TV-Sendern wie History Channel, Lifetime und A&E. Zudem wurde unter Bennack der Einstieg in den chinesischen Markt gewagt.
Steven Swartz plant, die Strategie seiner Vorgänger - Diversifizierung vom reinen Zeitungskonzern zum multimedialen Informationskonzern fortzuführen. Swartz begann seine Karriere als Journalist beim Wall Street Journal, wo er schnell zum leitenden Redakteur der ersten Seite aufstieg. Er gründete das Wirtschaftsmagazin Smart Money, ehe er ins Management von Hearst wechselte und sich dort bis zum Chief Operating Officer hocharbeitete. Dort betreute er in den vergangenen Jahren bereits effektiv das Tagesgeschäft des Unternehmens.

2. In welcher wirtschaftlichen Lage befindet sich Hearst?
Als privates Familienunternehmen veröffentlicht Hearts keine offiziellen Geschäftszahlen. Das Wirtschaftsmagazin Forbes geht jedoch davon aus, dass Hearst im vergangenen Jahr seinen Umsatz auf 3,8 Milliarden US-Dollar stabilisieren konnte. Der Printsektor ist nach wie vor das wichtigte Geschäftssegment von Hearst. Erst 2011 kaufte das Unternehmen 300 weitere internationale Zeitschriftentitel vom französischen Medienkonzern Lagardère. Mittels einer Digital-First-Strategie, Preissenkungen und der Konzentration auf krisenresistentere Lifestyle- und Frauentitel scheint Hearst besser auf den allgemeinen Leserrückgang bei Magazinen reagiert zu haben als etwa Time Inc. oder die Printsparte von News Corp., die aufgrund desaströser Ergebnisse und auf Druck der Aktionäre aus ihren jeweiligen Mutterkonzernen demnächst ausgegliedert werden. In Großbritannien beispielsweise konnte Hearst 2011 signifkante Umsatzsteigerungen für seine Magazintitel verzeichnen.
Derweil wird die Diversifikation des Unternehmens unbeirrt fortgeführt. Längst gleichen profitable Beteiligungen, etwa an der Ratings-Agentur Fitch, oder Aktivitäten auf dem Markt für Informationen für Krankenversicherungen eventuelle Verluste im Printsektor aus. Ein weiterer Fokus liegt auf der Ausweitung von Hearst Fernsehaktivitäten. In diesem Monat wird der Esquire Network auf Sendung gehen, der auf dem gleichnamigen Magazintitel beruht und sich an "metrosexuelle Zuschauer" wendet.

3. Welche Folgen hat der Skandal um Manager Scott Sassa?
Entertainment-Chef Scott Sassa (jährliches Gehalt: sechs Millionen US-Dollar), der ausgerechnete maßgeblich für den jüngsten Erfolg Bibel-Verfilmung "The Bible" auf Hearsts History Channel verantwortlich war, musste vergangenen Monat im Zuge eines "Sexting"-Skandals zurücktreten. Eine Stripperin hatte Sassas erpresst und dessen obszöne SMS an Hearsts Vorstandsetage weitergeleitet. Diese zeigte sich schockiert und sah den guten Ruf von Hearst bedroht. Als möglicher Nachfolger ist momentan Bruce Rosenblum (Warner Bros. Television) im Gespräch, interimsweise wird Steven Swartz die Aufgaben von Sassa wahrnehmen.

Mehr dazu:

Guardian: Hearst Magazine UK keeps the gloss on its top titles (07.04.2013)