Fox/News Corp. - Was bedeutet Rupert Murdochs Rückzug?

17.06.2015

Rupert Murdoch. CC by Eva Rinaldi

Gestern bestätigte 21st Century Fox offiziell, worüber lange spekuliert wurde: Rupert Murdoch wird seinen Chefposten beim Medienkonzern räumen und Platz für seine Söhne James und Lachlan machen. James Murdoch wird künftig als CEO agieren, während Lachlan Murdoch die Rolle des Executive Co-Chairman einnehmen. Sämtliche Führungskräfte werden fortan direkt an beide berichten. James Murdoch hat sich damit in einem jahrelang schwelenden Nachfolgekonflikt als Sieger durchgesetzt: noch vor wenigen Jahren galt er aufgrund seiner Rolle im britischen Abhörskandal bei der Zeitung "News of the World" als schwer beschädigt und deshalb für die Nachfolge ungeeignet. Zeitweise galt Tochter Elisabeth Murdoch als Favoritin, nachdem ihre Produktionsfirma Shine vom Vater aufgekauft wurde. Und Lachlan Murdoch, der intern mehrfach deutliche Kritik an den Geschäftspraktiken von News Corp und Fox geäußert hatte, kehrte erst vor wenigen Jahren aus seinem australischen Exil zurück ins Unternehmen.

Der Aufstieg von James Murdoch bedeutet jedoch gleichzeitig auch den Rückzug des bisherigen COOs Chase Carey. Carey war als engster außerfamiliärer Vertrauter für das operative Tagesgeschäft von News Corp. (und später Fox) zuständig. Er erntete das Vertrauen von Murdoch als er in den 1980er Jahren die Fox-Senderkette in den USA etablierte, unter anderem indem er Konkurrent CBS die NFL-Football-Rechte abluchste. Lange wurde ebenfalls gemutmaßt der unideologisch geltende Carey könnte die Konzernspitze bei einem Rückzug von Murdoch übernehmen. Denn im Zuge des Abhörskandals - mit dem Carey im Gegensatz zu James Murdoch nichts zu tun hatte - hat er sich schleichend zum neuen Gesicht des Konzerns gewandelt. Carey war kein Freund des verlustreichen Zeitungsgeschäft und gilt als entscheidend für die vor zwei Jahren vorgenommende Ausgliederung der Printsparte. Künftig wird Carey den beiden Murdoch-Söhne beratend zur Seite stehen. Der Wechsel von Carey zu James Murdoch hat zudem mit der Wandlung des Kabel-TV-Marktes in den USA zu tun. Es wird mit Spannung beobachtet ob Fox den selben Weg wie HBO, CBS und ESPN gehen wird, und seine Pay-TV-Programme auch als eigenständige Onlinestreaming-Portale anbieten wird.

Wie wird die künftige Rolle von Rupert Murdoch aussehen? Zunächst wird der 84-jährige weiterhin in den Aufsichtsräten und Vorständen von Fox und insbesondere Zeitungskonzern News Corp. aktiv bleiben. Murdoch-Biograf Michael Wolff glaubt jedoch nicht an einen Rücktritt auf Raten. Murdoch, so Wolff, hätte mit dem Personalwechsel seine eigene Position noch weiter gestärkt. Über seine beiden Söhne, mit denen er in engen, täglichen Kontakt steht, kann Murdoch nun noch mehr Einfluss ausüben. Sein Traum sei nicht gewesen, die Leitung seines Imperium irgendwann mal an seine Söhne abzugeben, sondern News Corp/Fox gemeinsam mit ihnen zu managen. Für Wolff ist deshalb klar: "Murdoch is back."