Dish, DirecTV, Charter: 'Merger Mania' in der Medienindustrie

05.06.2015

CC by KJRehberg

Im Jahr 2015 könnten im globalen Mediensektor durch Fusionen und Zukäufe mehr als 150 Milliarden US-Dollar umgesetzt werden - so viel wie seit 2000 nicht mehr. Die gescheiterte Übernahme von Time Warner Cable durch Comcast, die Expansion von Netflix und die sich anbahnende Strukturkrise des Kabel-TV-Markts haben eine Welle von Übernahmen in Gang gesetzt, die eine enorme Konsolidierung des Kabel- und Telekommunikationsmarktes zur Folge hätte.

Der jüngste Übernahmeplan wurde diese Woche bekannt: Satelliten-Pay-TV-Anbieter Dish und T-Mobile USA wollen fusionieren. Über ein mögliches preisliches Volumen der Transaktion ist noch nichts bekannt, der kombinierte Wert beider Konzerne liegt jedoch bei circa 65 Milliarden US-Dollar. Dish-Chef Charles Ergen will den Deal vorantreiben, da er T-Mobiles Wireless-Netzwerk mit seinem Pay-TV-Imperium verbinden möchte. Den drohenden Verlust von zahlenden Kabel- und Satellitenkunden (zum ersten Mal in der Geschichte ist im ersten Quartal dieses Jahres die Anzahl der Kunden zurückgegangen) hat Ergen zur Kenntnis genommen und darauf mit einem Streaming-Portal reagiert ("Sling"). Um dieses auf die Smartphones und Tablets der jüngeren Generation zu bringen, benötigt er die Reichweite und das Netzwerk des viertgrößten Telekommunikationsunternehmens der USA.

Immer deutlicher tritt ein Trend zutage, wonach sich Medienkonzerne und Telekommunikationsunternehmen zusammentun. Dies trifft auch auf die anderen beiden großen Übernahmen zu, über die Regulierungsbehörden in den nächsten Monaten entscheiden müssen: Charters 66 Milliarden Dollar schwere Übernahme von sowohl Time Warner Cable (nach Comcast vergeblichen Versuch das gleiche zu tun) und Bright House Network und AT&Ts Plan, sich Dish's größten Konkurrenten auf dem Satelliten-Pay-TV-Markt, DirecTV, einzuverleiben (zu weitere spektakulären Übernahmen zählen Verizons Kauf von Aol und der Erwerb von Mehrheitsanteilen am Telekommunikationsunternehmen Suddenlink durch den europäischen Konzern Altice).

Allen diesen Deals wird eine gute theoretische Chance eingeräumt, dass sie von den Kartellbehörden und der Federal Communications Commission grünes Licht erhalten. Allerdings hat sich beispielsweise Dish in den letzten Wochen klar öffentlich gegen die Fusionspläne der Konkurrenten positioniert - unter anderem mit dem Hinweis, Comcast oder AT&T würden eine zu hohe Marktmacht erhalten. Es könnte allerdings auch passieren, das Charles Ergen sein Angebot wieder zurückzieht. Aufgrund gescheiterter Deals in mit Clearwire, Sprint oder DirecTV gilt Ergen als Zauderer.