Digitalisierung: Umwälzungen in Mediennutzung und bei Erlösen

28.02.2012

Seit einigen Jahren setzen die größten Medienkonzerne der Welt und auch Deutschlands (wie z.B. Axel Springer) zunehmend auf den Ausbau ihrer Digitalsparte. Inzwischen spiegelt sich dies auch in den Zahlen wider und die Profite steigen im digitalen Segment, wobei beispielweise Printprodukte zurückgefahren werden. Welche Auswirkungen der Digitalisierung werden bereits jetzt im Medienbereich ersichtlich? Die Redaktion von Mediadb.eu hat den Digitalisierungstrend in seiner allgemeinen Entwicklung sowie im Hinblick auf einzelne Medienkonzerne untersucht.

Online-Werbeerlöse steigen
Der Online-Werbemarkt boomt. Seit etwa drei Jahren steigen die Bruttoausgaben für Banner- oder Suchmaschinenwerbung in Deutschland im zweistelligen Bereich. 2011 wurde ein Rekordwert von 5,7 Mrd. Euro erzielt – für 2012 rechnet der Online-Vermarkterkreis im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) mit einem Ausgabenwachstum für Online-Werbung um 11 Prozent auf 6,3 Mrd. Euro. Auf dem Gesamtwerbemarkt hat die Online-Werbung mit einem Anteil von 19,6 % die Anzeigen in Zeitungen und Publikumszeitschriften überholt. Der Markt für mobile Werbung machte 2011 bereits 40 Mio. Euro aus. Weltweit steigen vor allem in den sozialen Netzwerken die Werbeerlöse rasant an. In diesem Jahr sollen sie sich um 48,5 Prozent auf rund 7,7 Milliarden Dollar erhöhen. Etwa die Hälfte der Werbeinvestitionen im Social Media Bereich kommen aus den USA.

E-Book-Verkäufe nehmen zu
Im letzten Jahr lagen in den USA die E-Book-Verkäufe 117 Prozent über denen des Vorjahres. Laut Informationen der Association of American Publishers gingen dagegen die Umsätze bei gedruckten Büchern deutlich zurück. Bei den Taschenbüchern wurde ein Minus von 36 Prozent verzeichnet, wohingegen digitale Downloads bei Hörbüchern um 25,5 Prozent zunahmen.
Der britische Verlag Pearson konnte im letzten Jahr unter anderem aufgrund seiner E-Book-Verkäufe seinen Gewinn vor Steuern um 72 Prozent auf 1,15 Milliarden Pfund steigern. 2011 wurden im Vergleich zu 2010 doppelt so viele E-Books verkauft. Bei der US-Ausgabe der „The Financial Times“ überstieg die Zahl der Digital-Abonnenten erstmals die der Print-Abonnenten (Ende 2011).

Verlage stellen Printausgaben ein
Die renommierte französische Wirtschaftszeitung „La Tribune“ stellte kürzlich ihre Printausgabe ein. Auch „France Soir“ wird nur noch online veröffentlicht. Nun stellt auch die spanische, linksliberale Tageszeitung „Público“ ihre Printausgabe ein. Vor zwei Monaten musste die Insolvenz eingeleitet werden. Demgegenüber gibt es auch Zeitungen wie „The Guardian“, die gezielt eine „Digital-first-Strategie“ verfolgen und damit Erfolg haben: Die Internetseite des Blattes ist die meistbesuchte Zeitungswebseite der Welt.

Zeitungen errichten Paywalls
Vor allem in den USA verschwinden immer mehr Online-Angebote von Zeitungen hinter Bezahlschranken. Das „The Wall Street Journal“ (News Corp.) und die „The Times“ (News Corp.) verbergen ihre Inhalte hinter einer „hard paywall“. Auch bei der „The New York Times“ und der „The Financial Times“ (Pearson) gibt es Bezahlschranken. Ab 5. März schließt sich auch die „The Los Angeles Times“ (Tribune) dieser Strategie an: Einer 30-tägigen Einführungsphase mit einem Zugang von 99 Cent pro Monat soll ein Abopreis von 1,99 Dollar pro Woche folgen. Letzte Woche gab die größte Zeitungskette der USA Gannett bekannt, dass für alle 80 Websites, außer für das Flaggschiff „USA Today“, eine Paywall installiert werden soll.

Digitale Abopreise steigen
Ab nächster Woche steigert der Rupert Murdochs Verlag News International (News Corp.) die Abopreise für die digitalen Ausgaben von „The Times“ und „The Sunday Times“. Insgesamt zählen die beiden Blätter über 230.000 digitale Abonnenten, die ab März vier statt zwei Pfund pro Woche zahlen müssen.

 

Mehr dazu:

- Publishers Weekly: AAP Estimates: E-book Sales Rose 117% in 2011 as Print Fell (27.02.2012)

- paidContent.org: Gannett’s Big Paywall Play: Will It Work? (22.02.2012)