Comcast/NBCU-Deal: Interessenskonflikte und zu wenig Lokalnachrichten

23.05.2011

Als die US-amerikanische Medienaufsichtsbehörde FCC (Federal Communications Commission) im Januar 2011 Comcasts umstrittende Übernahme von NBC Universal genehmigte, geschah dies nur unter strengen Auflagen, die Comcast erfüllen sollte. So wurde der Kabel- und Medienkonzern dazu verpflichtet, den Anteil an Lokalnachrichten der NBC und spanischsprachigen Telemundo-Stationen signifikant zu erhöhen. Um Kritiker zu besänftigen, die Konzentrationstendenzen im Mediensektor als gefährlich für die Meinungsvielfalt der Vereinigten Staaten halten, soll Comcast in den kommenden fünf Jahren zusätzlich jährlich 1000 Stunden an lokaler Berichterstattung auf den 25 NBC- und Telemundo-Stationen produzieren. Rund vier Monate nach der Übernahme deuten die Zeichen darauf hin, dass Comcast/NBCU die Auflagen nur unzureichend erfüllt hat.

Einer Studie der Medienreform-Organisation Free Press zufolge lässt Comcasts in der Vergangenheit mehrfach betontes Bekenntnis zu lokalen Inhalten zu Wünschen übrig. Demnach sind die sogenannten "Localism Reports", in denen Comcast der FCC alle drei Monate Rechenschaft über diezusätzlich produzierte lokale Berichterstattung ablegen muss, mangelhaft. Aus den Reports, so Free Press, sei nicht eindeutig ersichtlich, welche TV-Station wieviel lokalen Content produziert hat. Eine transparente Kontrolle der Auflagen sei daher nicht gegeben. Ferner habe Comcast in seinen Rechenschaftsberichten das Ausstrahlen von Werbeblöcken fälschlicherweise als Lokalnachrichten verzeichnet. Zudem beinhaltet das Programm der meisten Telemundo-Stationen durchschnittlich nur zu drei Prozent Lokalnachrichten; in Denver und Boston strahlen die Stationen trotz Auflagen weiterhin überhaupt keine Lokalnachrichten aus.

Derweil steht die FCC-Kommissarin Meredith Attwell Baker bald auf der Gehaltsliste von Comcast. Die Republikanerin, die für die Genehmigung der Übernahme votiert hatte und mehrfach beklagt hatte, die kartellrechtliche Prüfungsprozess würde zu lange dauern, arbeitet künftig für Comcast als politische Beraterin und Lobbyistin. Kritiker sehen in dem Jobwechsel von Baker Korruptionstendenzen bei der FCC und ein besonders negatives Beispiel für politische Drehtür-Effekte.

Mehr dazu:

- Free Press: No News is Bad News: An Analysis of Comcast-NBCU Compliance with FCC Localism Conditions (Mai 2011)

- Truthout: Report Shows Comcast Violated Conditions of NBC Merger

- Washington Post: FCC commissioner Meredith Baker to join Comcast-NBC (12.05.2011)