Axel Springer Verlag baut Wettbewerb durch iKiosk aus

29.06.2011

Ab dem Spätsommer will Deutschlands größter Zeitungsverlag Axel Springer seine Verkaufsplattform für digitale Zeitschriften und Zeitungen iKiosk nun auch für Konkurrenten öffnen. Die Redaktion von mediadb.eu hat den deutschen Internetkiosk-Markt genauer untersucht und mögliche Folgen zusammengetragen:

Wie gestaltet sich der Wettbewerb auf den deutschen digitalen Verkaufsplattformen?
Die Euphorie war groß unter den deutschen Verlegern, als Apple mit dem Verkauf digitaler Zeitungen eine Trendwende in der mobilen und webbasierten Zeitungsbranche einleitete. Erstmalig war eine Abkehr von dem kostenlosen Angebot journalistischer Inhalte in Sicht. Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer der Axel Springer AG, meinte noch im November letzten Jahres bei der kress-Konferenz in Hamburg, dass mit Anwendungen für Apples iPad oder iPhone sehr schnell Geld verdient werden könne: „Der App-Store ist ein richtig großes Geschäft“. So häuften sich in den letzten Monaten die Meldungen über neue Apple-Vertragspartner und neue Zeitungs- und Zeitschriften-Apps für die Apple-Produkte. Nicht Apples Vormachtstellung, sondern der seit Februar eingegrenzte Spielraum für Verleger innerhalb des Abonnementmodells, stieß vor allem in Deutschland auf Widerstand. So können Verleger zwar Laufzeit und Preis des Abonnements bestimmen, jedoch behält Apple sich einen Anteil von 30 Prozent vor und verbietet Abo-Werbung innerhalb der App. Im Februar beschwerte sich der Europäische Zeitungsverlegerverband über die Vorschriften Apples in den Geschäftsmodellen und plädierte für einen freien Zugang zum iPad. Bereits auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober letzten Jahres stellte Bertelsmann seinen Online-Kiosk „Pubbles“, der zu gleichen Teilen vom DPV Gruner + Jahr und der Direct Group gehalten wird, vor. Auf dieser verlagsübergreifenden Plattform finden sich 40.000 eBooks sowie 70 eMagazine und eZeitungen. Bei den Endgeräten muss jedoch derzeit noch auf Apple-Produkte zurückgegriffen werden. Im März dieses Jahres ist die Deutsche Telekom mit  „PagePlace“ in den wachsenden Markt eingestiegen. In Kooperation mit mehr als 300 Verlagen stehen 40.000 eBooks, 450 eMagazine und 50 eZeitungen im Angebot. In dem iKiosk des Springer Verlags werden derzeit 30 hauseigene Titel vertrieben.

Welche Strategien verfolgt der Axel Springer Verlag?
Springer-Chef Mathias Döpfner setzte sich zum Ziel, „das bestintegrierte Multimediaunternehmen in Europa zu werden“. Der Ausbau des Digitalisierungsgeschäfts spielt dabei eine wesentliche Rolle. Mit der Öffnung des iKiosks soll der Wettbewerb erweitert und gezielt eine Konkurrenz zu Apple aufgebaut werden. Vor allem über die 30-prozentige Provision ärgert sich Springer-Chef Mathias Döpfner, dem der kalifornische Konzern ein Dorn im Auge sei. Gegenüber dem Handelsblatt sagte Georg Konjovic, Springers Direktor Premium Content: „Es ist für die Verlagsbranche wichtig, frühzeitig auch Vertriebswege außerhalb der Apple-Welt zu entwickeln und zu monetarisieren“. 

Welche möglichen Folgen hätte die Öffnung des iKiosks?
Die herrschende Vormachtstellung bei Zeitungs- und Zeitschriften-Apps von Apples Verkaufsplattform iTunes könnte zukünftig in Deutschland der Geschichte angehören. Der Axel Springer Verlag kann mit einer Erhöhung des Angebots die Preispolitik auf dem Markt gestalten. Die Provision für Springer soll sehr deutlich unter der 30-Prozent-Marke von Apple liegen, sodass sich Verlegern eine kostengünstige Alternative zu Apple eröffnet. Medienkonzerne wie Burda halten den Vorstoß für eine „interessante Initiative“. Von Apple wirklich loslösen kann sich der deutsche Markt jedoch nur, wenn die nötigen Installations-Apps nicht ausschließlich über iTunes verfügbar sind und die Inhalte auch auf Endgeräten anderer Hersteller lesbar sind.

 

Mehr dazu:

- Handelsblatt: Springer-Verlag greift Apple an (28.06.2011)

- Werben und Verkaufen: Springer will in seinen iKiosk andere Verlage aufnehmen (29.06.2011)

- turi2: Springer will iKosk für andere Verlage öffnen (29.06.2011)