AT&T, Dish, Charter - US-Medienindustrie vor neuer Merger-Welle

24.04.2017

AT&T-CEO Randall Stephenson (Robert Scoble CC BY 2.0)

Am kommenden Donnerstag führt die US-Medienregulierungsbehörde FCC die sog. UHF-Discount-Regel wieder ein, die es  Rundfunkunternehmen in der Vergangenheit schwerer gemacht hat, eine Vielzahl von TV-Kanälen in den selben Märkten zu besitzen, bzw. zu erwerben. Zeitgleich wird die Behörde auch ein Verbot von Übernahmeverhandlungen zwischen Telekommunikationskonzernen aufheben. Diese beiden Maßnahmen werten Analysten bereits als Startschuss für eine weitere Deregulierung des Medienmarktes, der in einer bisher einmaligen Konsolidierungswelle gipfeln könnte. Neben des bereits im letzten Jahr eingefädelten Kaufs von Time Warner durch AT&T - ein Fusion, die nach aktuellem Stand wohl grünes Licht vom Justizministerium und der FCC erhalten wird, wird bereits über zwei weitere Mega-Merger spekuliert: Zum einen könnte Verizon, das sich bereits im vergangenen Jahr Aol und Yahoo einverleibt hat, nun auch an einem Kauf des Satellitenbetreibers Dish oder sogar Charter Communications interessiert sein. Und zum anderen könnte der US-Mobilfunkmarkt durch eine Fusion von T-Mobile und Sprint weiter konzentriert werden. Die wahrscheinliche Nominierung des wirtschaftsliberalen Kartellbeauftragen am Justizministerium, Makan Delrahim, ist ein weiteres Signal dafür, dass solche Übernahmen relativ problemlos über die Bühne gehen würden.

Insgesamt zeugen seit Monaten steigende Aktienkurse der genannten Unternehmen davon, dass Investoren davon ausgehen, dass es in der Trump-Administration keinen nennenswerten Widerstand gegen die fortschreitende Konsolidierung im Medien- und Onlinesektor geben wird - zu eng scheinen die Beziehungen zwischen Medienkonzernchefs und einer generell Pro-Business eingestellten Trump-FCC. Die laufenden Verhandlungen über  den AT&T-Time Warner Deal sind hierbei ein Lehrstück, wie Wirtschaft und Medienpolitik in den USA funktionieren: AT&T, das neben seinem Mobilgeschäft in bestimmten Gegenden der USA über ein Quasi-Monopol bei der Bereitstellung von Breitband-Anschlüssen verfügt, präsentiert sich momentan in Anhörungen als Underdog, der es vermeintlich nur durch den Kauf von Time Warner mit der Vormachtstellung der großen Kabelkonzerne aufnehmen kann. In Wirklichkeit jedoch hindert AT&T seit Jahren aktiv neue Wettbewerber - insbesondere Google Fiber - in den Märkten Fuß zu fassen, die es bereits kontrolliert. Für Europäer unvorstellbar, für Amerikaner jedoch seit langen Realität, beherrschen Internet Service Provider wie AT&T in den Vereinigten Staten ganze Straßenzüge und Bezirke. Die dortigen Anwohner haben keine andere Alternative als ein Vertrag mit AT&T abzuschließen. Dass die Übernahme trotz AT&Ts Geschäftspraktiken vorraussichtlich genehmigt werden wird, ist wohl auch einer massiven Lobbying-Offensive zu verdanken. Im vergangenen Quartal hat AT&T Donald Trumps Amtseinführungsfeier mitfinanziert, knapp vier Millionen Dollar an Parteispenden geleistet und Lobbyisten mit besten Kontakten zu Vizepräsident Mike Pence engagiert.