Neue Zürcher Zeitung

Die „Neue Zürcher Zeitung“ ist nicht nur das Flaggschiff der Schweizer Presse, sondern eine der ältesten deutschsprachigen Tageszeitung überhaupt. Die „NZZ“ erlebte den Einmarsch Napoleons, kämpfte gegen Hitler und den Kommunismus. Seit fast 230 Jahren gibt es die „alte Tante“, wie sie von ihren Landsleuten liebevoll genannt wird, nun schon. Und wie es sich für eine alte Tante gehört, ist sie überaus seriös und verlässlich. Bilder und Farbe verwendet sie mit äußerster Zurückhaltung, denn hier geht es schließlich um Information, Analyse und Meinung, nicht um Unterhaltung. Mit einer Auflage von 143 000 Exemplaren ist die „NZZ“ recht klein für ein Weltblatt, aber ihr hervorragender Ruf basiert auf einer umfangreichen und ausgezeichneten Auslandsberichterstattung, die Ihresgleichen sucht.

Basisdaten

Hauptsitz:
Falkenstrasse 11, 8021 Zürich, Schweiz
Tel.: +41 (44) 258 11 11
Fax: +41 (44) 258 24 02
Internet:  www.nzz.ch (Zeitung), http://verlag.nzz.ch/ (Verlagsgruppe)

Branche: überregionale Tageszeitungen, Lokalzeitungen, Wochen- und Anzeigenblätter, TV- und Radiosender, Zeitschriften/Magazine, Bücher, Online-Angebote
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01.-31.12.
Gründungsjahr: 1780
Beschäftigte: 1796 (2008)

 

 

Tab. I: Ökonomische Basisdaten (Umsatz und Gewinn in Mio. CHF)
20082007200620052004200320022001
Umsatz Gesamt538.050550.913505.052482.301547.039461.365481.522513.110
Gewinn (Verlust) nach Steuern22.24045.52431.34413.55021.7684.942-49.9973.338
Beschäftigte (gesamte Gruppe)17961780171417812137234520952078
Davon Beschäftigte der NZZ AG564556548562619648706665
Auflage NZZ143 009143 875146 729150 945155 010159 003166 291170 113
Auflage NZZ am Sonntag126 371122 072121 204115 671108 01190 158----


Unternehmensleitung:

  • Albert P. Stäheli, CEO
  • Markus Spillmann, Publizistik
  • Dr. Daniel Hofer, Verlage Zürich
  • Jürg Weber, Medien Zentralschweiz
  • Hans-Peter Klauser, Medien Ostschweiz
  • Jörg Schnyder, Finanzen/Controlling
  • Urs Schweizer, Services/Druck (designiert)

 

Redaktion NZZ (Chefredaktion und Ressortleiter):

  • Markus Spillmann (Chefredakteur)
  • Dr. Hansrudolf Kamer (stellv. Chefredakteur; International)
  • Dr. Gerhard Schwarz (stellv. Chefredakteur; Wirtschaft/Börse)
  • Beat Brenner (Koordination)
  • Matthias Saxer (Schweiz)
  • René Zeller (Nachrichten)
  • Dr. Martin Meyer (Feuilleton)
  • Thomas Ribi (Zürich)
  • Elmar Wagner (Sport)
  • Christian Speicher (Wissenschaft)
  • Dr. Walter Hagenbüchle (Beilagen)

 

Redaktion „NZZ am Sonntag“:

  • Dr. Felix E. Müller (Chefredakteur)
  • Martin A. Senn (stellv. Chefredakteur)
  • Luzi Bernet (stellv. Chefredakteurin)

 

NZZ Online:

  • Dr. Fredy Greuter (Redaktionsleiter)

(Stand: März 2009)

Besitzverhältnisse: Kurz nach dem Tod des NZZ-Verlegers und Inhaber des Verlages „Orell, Füssli & Co.“,  Johannes Hagenbuch, geriet die „Neue Zürcher Zeitung“ mehr und mehr ins Straucheln. Hagenbuchs Schwiegersohn Friedrich Fisch übernahm 1865 den Verlag, interessierte sich aber nicht sehr für das Blatt. Die Auflagenzahlen gingen zurück, die „NZZ“ drohte einzugehen. 1868, drei Jahre nach dem Tod des Verlegers, wurde die „Aktiengesellschaft für die Neue Zürcher Zeitung“ gegründet. 200 Aktien wurden an „liberale Freunde des Blattes“ verkauft, die „NZZ“ war gerettet. Viele Aktionäre gehörten zur Zürcher Bourgeoisie, nur wenige stammten aus dem Ausland. Eine Aktie der „NZZ“, so hieß es lange Zeit, besitzt man einfach als gute Zürcher Familie.
Eine Aktie der „NZZ“ erwirbt man nicht als Geldanlage. Es ist ein Bekenntnis zum Blatt und zur FDP (Freisinnig-Demokratischen Partei). Als die Zeitung 2003 einen Verlust von fast 50 Millionen Franken verkündete, meldeten sich nur drei Aktionäre zu Wort. Diese drei forderten aber weder den Rücktritt der Geschäftsleitung noch die Entlassung des Chefredakteurs. Sie sorgten sich um die redaktionelle Qualität.
Aktuell wird das gesamte Aktienkapital der NZZ-Gruppe von rund 1450 stimmberechtigten Aktionären gehalten. Der Eintrag ins Aktienbuch ist auf maximal 40 Aktien pro Aktionär begrenzt. Diese im Statut festgelegte breite Streuung der Aktien hat zur Folge, dass einzelne Aktionäre nicht in der Lage sind, die Arbeit der Redaktion oder des Verlages zu beeinflussen. Auch die liberale Grundhaltung der Zeitung ist Teil der Statuten. Bis in die 90er Jahre mussten NZZ-Aktionäre Mitglied der FDP sein. Ganz so streng wird der Aktienverkauf nun zwar nicht mehr reglementiert, aber neue Aktionäre müssen bis heute ein Glaubensbekenntnis zur Partei ablegen. Das letzte Wort hat dann der Verwaltungsrat. Jeder Kauf und Verkauf bedarf einer ausdrücklichen Genehmigung.

Geschichte und Profil

„Wenn ich wirklich wissen will, was läuft, frage ich nicht den Bundesnachrichtendienst, sondern lese die ‚Neue Zürcher Zeitung’.“ Diesen Satz soll Konrad Adenauer einst gesagt haben. Das Lob ging ohne Zweifel an die Auslands-Berichterstattung der „NZZ“, denn nirgends in Europa, vielleicht nirgends auf der Welt, findet man so ausführliche und exakte Berichte über nahe und ferne Länder. Möglich wird das durch ein umfangreiches Korrespondentennetz von fast 60 Autoren weltweit.
Um die Geschichte der „NZZ“ zu erzählen, muss man 230 Jahre zurückgehen. Es war der Landschaftsmaler und Dichter Salomon Gessner, der die „Montagszeitung“ gründete. Gessner war ein Freund Goethes und eine Größe in der schweizerischen Kunstszene, als er den väterlichen Verlag „Orell, Gessner, Füssli & Co.“ übernahm, in dem auch die „Montagszeitung“ erschien. 1780 wurde aus der „Montagszeitung“ die „Zürcher Zeitung“, die nach ihrer Umbenennung zweimal pro Woche erschienen ist.
Mit dem Übergang zum wöchentlich dreimaligen Erscheinen im Jahre 1821 erhielt die Zeitung wieder einen neuen Namen. Von nun an hieß sie „Neue Zürcher Zeitung“. Auf dieses historisch wichtige Jahr der Erneuerung geht auch die politische Ausrichtung der „NZZ“ zurück. Die Zeitung wurde vom damaligen Chefredakteur Paul Usteri zum führenden Organ der liberalen Bewegung in der Schweiz gemacht. Als eine Zeitung, die das freisinnige Denken forderte und förderte, war die „NZZ“ im großen Umfang am historischen Wandel in der Schweiz beteiligt. 1848 feiert die Zeitung ihre größten politischen Erfolge: Die Schaffung des liberalen Bundesstaates und die Einführung der Pressefreiheit.
Geboren in der Aufklärung, ist die „NZZ“ sehr liberal geprägt. Bis heute gibt es eine große Nähe zur schweizerischen FDP. Man sei aber keine Parteizeitung, betonen Chefredakteure und Verlagsleiter immer wieder. Das sei man auch nie gewesen.
1868, kurz vor dem drohenden Niedergang der „NZZ“, wurde die „Aktiengesellschaft für die „Neue Zürcher Zeitung“ gegründet und es ging wieder bergauf. Bereits 1894 konnte die „NZZ“ ihr eigenes Redaktionsgebäude bauen sowie Druck, Satz und Vertrieb selbst übernehmen. Als einzige schweizerische Zeitung konnte die „NZZ“ fortan sogar drei Mal täglich erscheinen. Bis 1969 erschien die „NZZ“ morgens, mittags und abends. Bis 1974 immerhin noch zwei Mal täglich.
1933 übernahm Willy Bretscher die Chefredaktion der „NZZ“. Unter ihm zeichnete sich das Blatt vor allem durch einen Anti-Nationalsozialismus aus. Bretscher, so sagte man, hätte wohl seine Pistole im Schreibtisch benutzt, falls die deutschen Faschisten in die Schweiz einmarschiert wären. 34 Jahre lang war er Chefredakteur, insgesamt 68 Jahre lagen zwischen seinem ersten und letzten „NZZ“-Artikel. Auch das ist typisch für die „NZZ“: Ihre Mitarbeiter bleiben ihr lange treu, die Fluktuation ist gering. In 230 Jahren gab es nur 27 Chefredakteure. Allerdings konnten Sparrunden und Entlassungen, wie sie insgesamt zwar vergleichsweise selten, aber unlängst wieder erfolgen, auch in der „NZZ“-Redaktion Bitterkeit hinterlassen.

Seit 1937 gibt es die „Fernausgabe“ für eine internationale Leserschaft. Zunächst wurde sie über den Postweg verschickt. Seit 1995 wird die internationale Ausgabe, die sich lediglich durch einen gekürzten Inlandsteil von der schweizerischen Ausgabe unterscheidet, zur gleichen Zeit wie die Inlandausgabe an zwei verschiedenen Standorten in Deutschland gedruckt. Die fertig bearbeiteten Seiten werden von Zürich aus via Internet nach Passau und Offenbach übermittelt, wo schon kurz nach 23 Uhr die ersten druckfrischen Exemplare aus der Maschine kommen. Das sorgt dafür, dass auch die Abonnenten in den rund 600 deutschen Städten und Gemeinden sowie praktisch in ganz Österreich ihre „NZZ“ bereits frühmorgens im Briefkasten vorfinden. Auch an größeren Kiosken in ganz Europa und zum Teil auch in Übersee ist die „NZZ“ am Erscheinungstag erhältlich. Seit Mai 2001 wird die internationale Ausgabe außerdem in London gedruckt. Die internationale Ausgabe macht mit knapp 18 000 Exemplaren immerhin rund zwölf Prozent der Gesamtauflage aus.

Von Beginn an informierte die „NZZ“ sehr stark auch über das internationale Geschehen. Während Ende des 19. Jahrhunderts allerdings nur ein halbes Dutzend Mitarbeiter aus ein paar weinigen europäischen Hauptstädten für die „NZZ“ berichteten, waren es hundert Jahre später bereits über 40 meist fest angestellte Korrespondenten, die rund um den Globus den Gang der Ereignisse exklusiv für die „NZZ“ beobachten, analysierten und kommentierten. Heute sind es fast 60 Korrespondenten in Asien, Afrika, Nord- und Südamerika, Australien und Europa.
Nach dem zweiten Weltkrieg erfuhr das Auslandskorrespondentennetz seine stärkste Ausweitung. Nach und nach entsendete die „NZZ“ Mitarbeiter unter anderem nach Tokyo, Brüssel, Beirut, Sydney, Athen, Nairobi, Moskau, Kapstadt, Singapur, Kopenhagen, Costa Rica, Peking, Warschau, Dublin und Hongkong. Blieb ein Auslandsposten vorübergehend unbesetzt, wurde die Lücke überbrückt durch die Entsendung eines Vertreters aus der Redaktion in Zürich.
Zu den Politik- und Wirtschaftskorrespondenten gesellten sich bald auch die Auslandsmitarbeiter des Feuilletons. Das Kulturressort spielt in der Schweiz schon immer eine große Rolle, so hat selbst das Boulevardblatt „Blick“, das Schweizer Pendant zur deutschen „Bild“, ein (vergleichsweise gutes) Feuilleton. 
Die Verteilung im Korrespondentennetz glich bald dem Rhythmus der Personalrotation im diplomatischen Außendienst. Der Aufenthalt in einem Land sollte nach Möglichkeit zeitlich so begrenzt werden, dass der Beobachter die kritische Distanz nicht verliert. Im Auslands und Wirtschaftsteil der „NZZ“ erscheinen deshalb mit schöner Regelmäßigkeit Meldungen über personelle Wechsel auf Korrespondentenposten und speziell gekennzeichnete Artikel, mit denen sich ein Autor von seinem Gastland verabschiedet.
Die Artikel der Korrespondenten gehören auch zu den wenigen „NZZ“-Texten, über denen ein Autorenname zu finden ist. Nicht immer zwar, aber zumindest über den großen Texten. Denn ansonsten beginnt ein „NZZ“-Text auch gern mal mit ein paar kryptisch anmutenden Buchstaben bzw. Namenskürzeln. Welcher Name sich dahinter verbirgt, kann man mit etwas Glück im Impressum nachschlagen. Allerdings auch nur am Samstag, wenn das große Impressum erscheint und auch nur dann, wenn der Schreiber oder die Schreiberin zu den festangestellten Redakteuren gehört. Denn freie Mitarbeiter finden sich auch nicht im Impressum.    
   
Zum „NZZ“-Charakter gehört immer auch eine gewisse Zurückhaltung. Vielleicht aus diesem Grund schrieb die „F.A.Z.“ einst, der typische „NZZ“-Redakteur habe „etwas Beamtenhaftes, beim Kommentieren auch etwas Schulmeisterliches“, er sei „gleichzeitig ein Mönch, dem die Aktualität zutiefst zuwider ist“. Eine Geschichte, die unter Journalisten gern erzählt wird, handelt von dem Tag, an dem die Berliner Mauer fiel. Denn da, so erzählt man, verfiel die „Neue Zürcher Zeitung“ in einen tiefen Schlaf. Das Auslandsressort setzte einen winzigen Einspalter auf die Seite eins. Sonst gab es nichts zum Thema. Und die nicht sehr spritzige Überschrift lautete: „Öffnung aller Übergänge der innerdeutsche Grenze“. An den Tagen nach der Maueröffnung brillierte die NZZ natürlich mit ihren Analysen und Hintergrundberichten, aber am Tag des Geschehens selbst wartete man lieber erst mal ab.

Es gibt aber auch noch mehr Eigenheiten bei der „Neuen Zürcher Zeitung“. Manchmal beginnt ein Artikel auf der Seite eins und geht dann auf Seite 44 weiter. Breit ziehen sich die Beiträge über die Seiten, mitunter ganz ohne Fotos, ganz ohne Farbe. Selbst die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sei im Vergleich zur „NZZ“ ein schnittig gemachtes Designer-Blatt, lästern die Journalisten anderer Blätter gern.  
Seit März 2002 wird die „NZZ am Sonntag“ herausgegeben. Die Zeitung für den siebenten Tag der Woche wurde zum journalistischen und finanziellen Hoffnungsträger des Hauses. Dutzende von Journalisten waren in den Monaten zuvor von der Konkurrenz abgeworben worden. Die „NZZ am Sonntag“ war moderner, hatte viel mehr Bilder, Grafiken, und Farbe, sogar Flattersatz gab es und eine richtige Titel-Geschichte. Die Sonntagszeitung ist sehr erfolgreich gestartet, die Verkaufszahlen steigen auch heute noch, dennoch ist das Sonntagskind bei den Redakteuren der „NZZ“ nicht besonders gut angesehen.

Durch die Anlaufkosten bei der „NZZ am Sonntag“, aber auch durch den Rückgang von Anzeigen und Abonnenten der „NZZ“ machte die Gruppe erst einmal große Verluste. Allein 2002 verlor das Unternehmen 50 Millionen Schweizer Franken. 27 Mitarbeiter wurden in der Redaktion entlassen. 2003 gab es dann mit 4,9 Millionen wieder einen anständigen Gewinn. Allerdings ging der Verlust von Anzeigen und Abonnenten bei der „NZZ“-Gruppe (außer „NZZ am Sonntag“) weiter.

Anfang 2006 folgte ein Lifting bei der „NZZ“. Fortan gab es mehr Bilder, mehr Grafiken, überhaupt mehr Farbe. Die „NZZ“-Kompakt, eine Übersichtsseite für den eiligen Leser, wurde eingeführt, 2009 wurde diese Seite allerdings wieder abgeschafft. 2006 löste Markus Spillmann nach 22 Jahren Hugo Bütler als Chefredakteur ab. Und bereits im März 2007 gab es die nächste Neugestaltung. Die erste Seite konzentrierte sich von nun an verstärkt auf aktuelle Themen aus Innenpolitik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Sport. Auch wurden die Beilagen neu geordnet und erschienen fortan als eigenständiger Zeitungsteil. Montag war der Tag der „specials“. In der ersten Montag-Ausgabe jedes Monats liegt der NZZ die Zeitschrift „NZZ Folio“ bei. Diese Monatszeitschrift befasst sich mit einem Schwerpunktthema aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur oder Sport und kann auch separat abonniert werden. „NZZ Folio“ erreicht inzwischen eine Auflage von mehr als 200 000 Exemplaren. Immer dienstags erscheinen in der NZZ mehrere Seiten zum Thema „Mobil Digital“, am Mittwoch gibt es „Forschung und Technik“, donnerstag steht „Reisen und Freizeit“ auf dem Programm, am Freitag berichtet die Beilage „Dossier“ ausführlich über ein Schwerpunktthema und der Samstag ist der Tag des großen Feuilletons mit der Beilage „Literatur und Kunst“.

Verlagsüberblick / Neue Geschäftsmodelle / Beteiligungen

Die drei Buchstaben „NZZ“ stehen nicht nur für eine gut gemachte Zeitung, sondern für ein immer größer werdendes, modernes Medienunternehmen. Zur NZZ-Gruppe gehören unter anderem Beteiligungen an weiteren, vor allem regionalen Zeitungsverlagen (u.a. „St. Galler Tagblatt“, „Neue Luzerner Zeitung“, „Zürcher Landzeitungen“) und Beteiligungen an zahlreichen Druckereien. Monatlich erscheinen neben die Zeitschrift „NZZ Folio“ u.a. das Lifestyle-Magazin „Z – Die schönen Seiten“, das Magazin für Studenten „NZZ campus“ und das Wirtschaftsmagazin „Swiss Equity“, dessen Verlag, die Swiss Equity Medien AG, eine 75 prozentige Tochter der NZZ-Gruppe ist. Außerdem verantwortet die NZZ-Gruppe den Verlag „NZZ Libro“, der einer der erfolgreichsten Verlage für Sachbücher des Landes ist. Eine bedeutende Rolle im Unternehmen spielt aber auch der Bereich der elektronischen Medien. „NZZ Film und Fernsehen“ produziert u. a. regelmäßig TV-Sendungen („NZZ Format“, „NZZ Standpunkte“), die in der Schweiz und in Deutschland (auf Vox) ausgestrahlt werden. 2006 hat das Unternehmen mit dem Erwerb einer Minderheitenbeteiligung an dem deutschen Fernsehunternehmen DCTP  sein Fernseh-Engagement noch weiter ausgebaut.
Die Internetausgabe „NZZ Online“ zählt in der Schweiz zu den erfolgreichsten Informationsplattformen überhaupt. Mit einem Relaunch im Jahr 2008 wurden neue Anzeigenformen ausprobiert, und im ohnehin stetig wachsenden Werbemarkt des Onlinebereichs kam es noch einmal zu einer deutlichen Steigerung.
Neben den klassischen Medienbereichen werden aber auch immer wieder neue Bereiche erschlossen, wie zuletzt der Tourismussektor. Gemeinsam mit einem externen Veranstalter werden nun auch exklusive „NZZ-Reisen“ angeboten.

Management

Bei der NZZ-Gruppe war es eine lange Tradition, dass der Chefredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“ gleichzeitig auch der Präsident der Geschäftsleitung war. Die Doppelfunktion, die dafür Sorge tragen solle, dass publizistisches Denken auch in unternehmerische Entscheidungen mit einfließt, wurde 2008 abgeschafft. Die Stelle eines CEO wurde neu geschaffen, und diese Umstellung war der Abschluss einer Strukturreform und eines Generationenwechsels in Verlag und Redaktion.
Die Suche nach dem CEO wurde öffentlich geführt und hat lange gedauert. Gefunden wurde er letztendlich bei der Konkurrenz. Seit dem 1. Oktober 2008 ist Albert Stäheli neuer Geschäftsführer der NZZ-Gruppe. Stäheli, Jahrgang 1949, war seit 1981 in der Geschäftsleitung der „Berner Zeitung“ und vollzog dort die Annäherung von „Berner Zeitung“ und „Bund“. Bei der „NZZ“ gehört es nun zu seinen Aufgaben, eine Internetstrategie zu definieren. Denn sein ehemaliger Verlag „Tamedia“ hat der führenden „NZZ Online“ den Kampf angesagt.

Weiterhin in der Führungsebene sitzen NZZ-Chefredakteur Markus Spillmann als Gesamtleiter Publizistik NZZ und Daniel Hofer als Leiter Verlagsaktivitäten Zürich.
Mit dem 1. März 2009 sind noch weitere neue Mitglieder ernannt worden. Jörg Schnyder, bisher Finanzchef der LZ Medien Holding, wurde CFO der NZZ-Gruppe. Jürg Weber, Geschäftsleiter der Neuen Luzerner Zeitung AG, wurde in der neuen Unternehmensleitung für die Medien Zentralschweiz und Hans-Peter Klauser, Gesamtleiter Tagblatt Medien, zum Leiter Medien Ostschweiz ernannt. Mit den Herren Weber und Klauser wurden zwei Vertreter von regionalen Medienunternehmen direkt in der Unternehmensleitung der NZZ Gruppe berufen.

Internetpräsenz und Online-Performance

Auch wenn die „NZZ“ als Printprodukt manchmal etwas altbacken erscheinen mag, für ihre Onlineausgabe gilt das ganz und gar nicht. „NZZ Online“ hat nicht nur den besten, sondern mit 30 Millionen Page Impressions pro Monat auch den bestbesuchten Online-Auftritt aller schweizerischen Zeitungen. Das Layout der Seite wurde schon mit Designpreisen ausgezeichnet.

Neben laufend aktualisierten Nachrichten, Analysen und Kommentaren zum Weltgeschehen bietet das Angebot auch ausführliche Finanz- und Börseninformationen, eine tägliche Börsensendung sowie Reportagen, Kolumnen und Dossiers. Zum Repertoire gehören auch Reiseberichte, Themendossiers, Veranstaltungen und Weblogs. „NZZ Online“ führt zudem einen umfangreichen interaktiven Serviceteil mit Informationen zum Wetter, einer Ausgeh-Agenda (NZZ Ticket), einem Restaurantführer sowie viele weitere Themen- und Serviceangebote von Immobilien-, Job- bis Partnersuche.

Allerdings sind längst nicht alle Internet-Angebote kostenfrei. So muss man für die tagesaktuellen Texte der „NZZ“ und der „NZZ am Sonntag“ im Internet zahlen. „NZZ Global“ heißt das Angebot, das die digitalen Zeitungsausgaben direkt auf den Bildschirm bringt. Möglich ist auch der Download der Gesamtausgabe als interaktives PDF. Ein Jahr „NZZ“ am Bildschirm lesen kostet 204 Euro.

Ebenfalls kostenpflichtig ist das Onlinearchiv. Das elektronische Archiv verfügt über alle „NZZ“-Artikel zurück bis ins Jahr 1993. Die Suche an sich ist noch kostenfrei, doch wer fündig wird, muss zahlen. Ein Artikel kostet zwei Euro, für Abonnenten einen Euro. Der Mindestrechnungsbetrag liegt allerdings bei sechs Euro. Hinzu kommt eine jährliche Servicegebühr von 49,41 Euro.

Zwei Redaktionen stehen hinter „NZZ Online“. Eine eigene Online-Redaktion schreibt und redigiert vom frühen Morgen bis in die Nacht. Aber auch die Zeitungsredakteure werden mehr und mehr in die Onlineaktivitäten eingespannt. Noch in diesem Jahr soll ein Newsdesk eingeführt werden. Die Schulungen laufen bereits und auch die Mitarbeiter der Printredaktion durchlaufen Fortbildungen im Onlinebereich.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise muss auch die „NZZ“ sparen. Der Vorstandsvorsitzende Albert Stäheli teilte zu Beginn des Jahres 2009 mit, dass die Belegschaft um 29 Personen verringert wird. Alle Bereiche seien betroffen. Sieben Vollzeitstellen sollen allein in der „NZZ“-Redaktion wegfallen. Auch das Korrespondentennetz soll ausgedünnt werden. Unter anderem in Frankreich, Großbritannien, den Benelux- Staaten, im südlichen Afrika und in Südosteuropa, wo bisher mehrere Korrespondenten beschäftigt waren, sollen Stellen eingespart werden. Auch einer Korrespondentin aus dem südschweizerischen Tessin wurde der Vertrag gekündigt. Diese Entscheidung sorgte für einigen Wirbel. Sogar die Regierung des Kantons Tessin schrieb der NZZ-Leitung einen Brief und kündigte an, für diese Stelle kämpfen zu wollen.

Die „NZZ“ begründet alle Sparmaßnahmen mit dem Einbruch im Anzeigengeschäft. Vor allem Stellen- und Immobilienanzeigen würden immer weniger werden. Allerdings haben auch schon vor dem Beginn der Wirtschaftskrise Gratisblätter und Internetangebote den Wettbewerb verschärft und Anzeigenpreise gedrückt. Außerdem bröckelt die Auflage. So hat die „NZZ“ zuletzt durchschnittlich 2000 Abonnenten pro Jahr verloren. Auch die Verkaufszahlen am Kiosk nehmen stetig ab.
Seit 2007 schon kooperieren „NZZ“ und „F.A.Z.“ in der Wirtschaftsberichterstattung aus Russland und Japan. In Moskau schreibt der Korrespondent der „NZZ“ auch für den Wirtschaftsteil der „F.A.Z.“, und umgekehrt bezieht die „NZZ“ Berichte vom Japan-Korrespondenten der „F.A.Z.“. Von exklusiven Korrespondenten kann somit keine Rede mehr sein.

Nichtsdestotrotz, die „NZZ“ ist eine starke Marke mit einem starken, sehr solide geführten Unternehmen im Rücken. Man muss um diese Zeitung nicht fürchten. Der gute Name „NZZ“ bürgt für Qualität. Das weiß das Unternehmen auch für andere Bereiche zu nutzen. Doch umgekehrt besteht natürlich auch die Gefahr, dass die „Neue Zürcher Zeitung“ selbst Blessuren erhält, sobald die Gruppe in anderen Bereichen in Schwierigkeiten gerät. Aber natürlich hat sie auch keine andere Wahl. Denn allein hätte die „alte Tante“ wohl kaum eine Chance, den Wellen der Medienrevolution zu trotzen.
Aber dennoch: Auch die „NZZ“ verändert und erneuert sich. Wenn auch nur vorsichtig und Stück für Stück. Sie verwirrt ihre Leser nicht mit Reformen. Ihre Unaufgeregtheit gehört zu ihren Stärken. Und mit 229 Jahren darf man nun wirklich auch etwas gelassen sein.

Referenzen/Literatur

  • Frisch, Max (2005): „Die NZZ wird bleiben – Tugendhaft: Die „alte Tante“ der Schweiz feiert 225. Geburtstag“ , In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Januar 2005, Seite 36
  • Haffner, Urs (2006): Aus den Anfängen der NZZ. Texte und Kommentare.
  • Jakobs, Hans-Jürgen; Schenz, Viola (2005): „Ein Krokodil aus Papier – Besuch bei einer alten Dame: Die „Neue Zürcher Zeitung“ feiert 225 Jahre Freisinn – mit dem Charme einer gedruckten Antiquität“, In: Süddeutsche Zeitung, 13. Januar 2005, Seite 15
  • Maissen, Thomas (2005) : Die Geschichte der NZZ 1780-2005.
  • Meyer, Conrad (2005): Das Unternehmen NZZ 1780-2005.
  • Zimmermann, Kurt W. (2005): „Lethargie und Nachdenklichkeit – Die „Neue Zürcher Zeitung“ ist 225 Jahre alt. Tsunamis und Wiedervereinigung bringen sie nicht aus der Ruhe“, In:  Die Welt, 13. Januar 2005, Seite 31
  • NZZ-Firmenbroschüre (2008) „NZZ - Intelligente Vielfalt“
  • Geschäftsberichte der NZZ-Gruppe (2005 / 2006 / 2007 / 2008)