Indian Express

Antinational, regierungskritisch, und strikt gegen jede Art von Glamour – das sind die Eigenschaften, die dem 1932 gegründeten „Indian Express“ nachgesagt werden. „Making a difference“- der Wahlspruch der Verlagsgruppe verdeutlicht, was das Blatt sich zur Aufgabe gemacht hat: aggressiv und mutig Mißstände anprangern, entschlossen gegen Korruption und Vetternwirtschaft vorgehen sowie dem Druck der Reichen und Mächtigen nicht nachgeben und so die eigene Unabhängigkeit bewahren. Der Erfolg dieses stolz „Journalism of Courage“ genannten Konzepts gibt den Machern recht. Mehr als 75 Jahre nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe des englischsprachigen „Indian Express“ erreichen die Publikationen des Mutterkonzerns Express Group inzwischen mehr als 19 Millionen Menschen täglich – in sieben Sprachen. Sie werden in 35 verschiedenen Editionen herausgegeben und an 14 verschiedenen Orten gedruckt. Sogar in den USA und Kanada erscheint seit dem Jahr 2000 eine wöchentliche Ausgabe des Indian Express, für die USA in zwei verschiedenen Editionen für die Ost- und Westküste. Zur Verlagsgruppe gehören unter anderem die Tageszeitung „Loksatta“ und das einige Jahre später gegründete wöchentliche Magazin „Lokprabha“ in Marathi, das wöchentliche Filmmagazin „Screen“, der „Financial Express“, und „Jansatta“, die vor allem im nördlichen Indien sehr populäre Tageszeitung in Hindi. Die Website expressindia.com und die verschiedenen anderen Portale erreichen etwa 51 Millionen Menschen im Monat. Die „Express Group“ rühmt sich, das dichteste und weitläufigste Netz von Korrespondenten und Fotojournalisten aller Zeitungen in Indien zu haben sowie die einzige Tageszeitung zu sein, die direkt aus dem indischen Bundesstaat Jammu & Kaschmir herausgebracht wird.

Basisdaten

Hauptsitze:
3/50 Lalbaug Industrial Estate
Mumbai -400 012
Indien
Tel.: 0091- 22- 24717600
Fax: 0091- 22-  24717636


9 & 10, Bahadurshah Zafar Marg
Express Building, ITO
New Delhi-110 002
Indien
Tel.: 0091-11-23702100 - 10
Fax: 0091-11-23702141

Internet: www.expressindia.com (Zeitung), für Nordamerika www.iexpressusa.com
www.expressindia.com/news/expressgroup/ (Verlagsgruppe)


Branche: überregionale Tageszeitungen, Publikationen in den Bereichen Finanzen und Wirtschaft, Entertainment, Tourismus und Lifestyle, Online-Angebote
Gründungsjahr: 1932
Beschäftigte: 2832 (Juni 2009)


Geschäftsführung / Vorstand (Schlüsselpositionen, Stand April 2009)

  • Viveck Goenka, Chairman /Managing Director
  • Shekhar Gupta, Editor-in-Chief
  • Usha Uppal, Sr. General Manager Corporate Establishment & Cost (Delhi)
  • Utsah Kohli, Group Manager, Corporate Planning & Establishment (Delhi)
  • Geetanjali Pandit, Corporate Head, Talent Engagement (Delhi)
  • Raj Kamal Jha, Managing Editor (Indian Express, Delhi)
  • Om Thanvi, Executive Editor (Jansatta, Noida)
  • Priyanka Sinha, Editor (Screen, Mumbai)
  • Sandipan Deb, Editor (Financial Express)
  • Kumar Ketkar, Editor (Loksatta, Mumbai)
  • Pravin Tokekar, Editor (Lokprabha, Mumbai)
  • Manoj Bhramar, National Art Director (Delhi)
  • Subhomoy Bhattacharjee, Deputy Executive Editor Policy & Operations FE, (Delhi)
  • Alok Srivastava, National  Head, Sales & Distribution
  • Ambreen Khan, Sr General Manager – Corporate Communications (Delhi)
  • Harcharan Singh, Director, Corporate - Finance  (Delhi)
  • Rajiv Jaitly, President Marketing
  • Pavita Puri, Group Head – Brand (Delhi)
  • Pradeep Khurana, Sr General Manager Accounts (Delhi)
  • Vaidehi Thakar, Director Corporate- Legal (Mumbai)
  • Sanjeev Gera, Business Head, Online (Delhi)
  • R. C. Malhotra, All India Controller, Production (Noida)

 

Besitzverhältnisse: Viveck Goenka, der jetzige Vorsitzende der "Express Group" hält 91% am Mutterkonzern. Die restlichen 9 % verteilen sich auf viele kleine Teilhaber.

Geschichte und Profil

Im filmverrückten Indien war Mani Ratnams Film "Guru" (2007) kein besonders großer Kassenerfolg. Der Film erzählt die Geschichte von Gurukant Desai. Dieser steht exemplarisch für viele Inder, denn er kennt nur ein Ziel im Leben: seine Vergangenheit und die Armut hinter sich zu lassen. Mit seiner Frau zieht er in die aufstrebende Wirtschaftsmetropole Mumbai. Dort muss Guru erkennen, dass Disziplin, harte Arbeit und gute Ideen nicht ausreichen, um in den geschlossenen Zirkel der Macht vorzudringen. In dieser Krise findet Guru Trost bei Manikdas Gupta. Der alte, weise Mann ist Herausgeber der Zeitung "Svatantrata" (Unabhängigkeit). Manikdas Gupta gibt Guru Kraft, lehrt ihn mentale Stärke und die Kunst der Geduld und ist eine Vaterfigur. Bald hat es Guru nach ganz oben geschafft, sein Imperium wächst. Doch Guru wird gierig. Er will noch mehr erreichen – und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Gupta warnt ihn, diesen Weg zu gehen. Doch Guru hört nicht auf ihn. Aus Freunden werden Feinde. Manikdas Gupta setzt einen Reporter auf Guru an, der exklusiv die unlauteren Methoden aufdeckt, die für Guru zum Geschäft gehören. Schnell haftet Guru der Makel an, korrupt, unbarmherzig und ausbeuterisch zu sein. Mani Ratnams Film "Guru" ist deshalb so speziell, weil er auf einer wahren Begebenheit basiert. Der Film erzählt die Geschichte des Begründers des "Indian Express", Ramnath Goenka und des größten indischen Industriellen des 20. Jahrhunderts, Dhirubhai Ambani. Dabei ist die mit Hilfe des "Indian Express" ausgetragene Fehde zwischen den Freunden und späteren Erzfeinden Goenka und Ambani nur eine der vielen Geschichten, die bis heute untrennbar mit dem Blatt verbunden sind.

Der "Indian Express" wurde 1932 von dem ayurvedischen Arzt und Mitglied der Kongresspartei Varadarajulu Naidu in Chennai gegründet. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste Naidu das Blatt bald verkaufen. Ende der 1930er Jahre fiel es so Ramnath Goenka zu. Dieser prägte es bis zu seinem Tode 1991 – also fast 60 Jahre lang und baute es zur Marke "Indian Express" aus. Goenka, 1904 in Darbhanga im östlichen Bundesstaat Bihar geboren, war bekannt als ein Visionär, der zupacken konnte. Er galt als ein Besessener, der die Nacht zum Tag machte und rund um die Uhr arbeitete. Um Geld zu sparen, soll Goenka in den ersten Jahren selbst die druckfrischen Zeitungen am frühen Morgen ausgefahren haben. Dennoch lag Ende der 1930er Jahre die Auflage des "Indian Express" trotz aller Bemühungen bei gerade mal 2000 Exemplaren. Doch Goenka expandierte weiter. Und hatte Glück. 1939 erstand er "Andhra Prabha" eine florierende Tageszeitung in Telugu. Als 1940 die gesamten Verlagsgebäude Feuer fingen, war er es der "Hindu", der größte Rivale des "Indian Express", der Goenka half. Goenka konnte zunächst seine Blätter über den "Hindu" drucken lassen und übernahm dann nach dem Umzug des "Hindu" in ein neues Gebäude die alten Büro- und Druckereiräume in Chennai. So kam Goenka an modernere Druckmaschinen und an ein repräsentableres Domizil. Böse Zungen behaupteten daher, er habe das Feuer selbst legen lassen, um dem öffentlichen Spott durch den bevorstehenden Bankrott zu entgehen.

Für Goenka gab es nun kein Halten mehr. 1944 übernahm er in Mumbai den "Morning Standard" und macht ihn kurze Zeit später zur Mumbai-Ausgabe des "Indian Express". Durch den Aufkauf weiterer maroder Zeitungen baute er das Imperium seines Flaggschiffs "Indian Express" bis in die Hauptstadt Delhi in den Norden aus und startete 1957 weitere Ausgaben der  aus dem südindischen Madurai, aus Bangalore und Ahmedabad im westlichen Bundesstaat Gujarat. 1961 gründete Goenka den "Financial Express". Heute gehören zur Express Group, dem Mutterkonzern des "Indian Express", Publikationen in sieben indischen Sprachen, die in 35 verschiedenen Ausgaben herausgegeben werden und an 14 Orten im Land gedruckt werden. Dass sich der "Indian Express" über all die Jahre hinweg behauptet hat, ist deshalb so bemerkenswert, weil Indien als die mit 1,3 Milliarden Menschen größte Demokratie der Welt, nicht nur politisch, religiös und kulturell, sondern vor allem auch sprachlich zersplittert ist. Bei Hunderten von Sprachen und Dialekten ist Englisch nur eine Sprache unter vielen. Die Konkurrenz durch TV und Radio ist gerade bei einer immer noch nicht unerheblichen Zahl von Analphabeten (derzeit etwa 35 %) groß.

Der "Indian Express" ist weder die älteste, noch die populärste oder auflagenstärkste englischsprachige Tageszeitung in Indien. Ginge es nur nach diesen Kriterien, dann wären die "Times of India", der "Hindu" oder die "Hindustan Times" dem "Indian Express" weit voraus. Doch wie keine andere Zeitung in Indien hat es der "Indian Express" geschafft, durch das Aufdecken von Skandalen in Politik und Gesellschaft das Land aufzurütteln. "Journalism of Courage" nannte Gründervater Goenka seine Art des investigativen Journalismus, den Kritiker als antinational und regierungskritisch bezeichnen. Goenka war es auch, der sich wie kein anderer zu Kolonialzeiten mit dem "Indian Express" am Unabhängigkeitskampf beteiligte und scharf und unerbittlich gegen die Briten vorging. 1941 wurde er zum Vorsitzenden der „National Newspapers Editors Conference“ berufen. Nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 von Großbritannien wurde er Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung, die das erste Parlament des Landes stellte. Nachdem Indira Gandhi am 25. Juni 1975 den Notstand ausrief und auch die Medien des Landes mit einer harten Zensur belegte, erschien aus Protest am 26. Juni 1975 keine Ausgabe des "Indian Express". Mehrmals protestierte Goenka gegen die Auflagen, indem er anstelle des Leitartikels die Seite leer ließ. Goenkas wichtigster Weggefährte wurde zu dieser Zeit Arun Shourie. 1941 in Jalandhar im Punjab geboren, arbeitete der promovierte Wirtschaftswissenschaftler und heutige BJP-Politiker Shourie von 1967 bis 1978 bei der Weltbank in New York. Nebenher schrieb er seit 1975 Kolumnen und Essays für den "Indian Express", in denen er sich für die Pressefreiheit einsetzte. 1979 ernannte Goenka Shourie zum Chefredakteur. "Tu was du möchtest", soll Goenka zu Shourie gesagt und diesem völlig freie Hand gelassen haben. Shourie entwickelte ein völlig neues Layout und arbeitete an der Qualität der Inhalte. Das Blatt solle nicht nur einen "neuen Look" erhalten, sondern ein "Gewissen".

Innerhalb der Branche übt der "Indian Express" einen großen Reiz aus. Während andere Blätter ihren Mitarbeitern seit jeher höhere Gehälter zahlen, sehen es viele Printjournalisten als Auszeichnung und Ehre an, für den "Indian Express" zu arbeiten. Denn es lockt der Ruhm, wenn sie es sind, die Skandale aufdecken. Ashwini Sarin wurde so in den 1970er Jahren zum Starreporter mit seiner Geschichte über "Kamla". Sarin kaufte das junge Mädchen auf einem Markt in Dholpur, im indischen Bundesstaat Rajasthan. 2300 Rupien, also gerade mal 34 Euro kostet ein Menschenleben - so der schockierende Beweis des "Indian Express". Und: mehr als 20 Jahre nach dem 1953 verabschiedeten Abkommen der Vereinten Nationen gegen Sklaverei existierte diese menschenverachtende Praxis noch immer in Indien, von der nicht nur die Sklavenhändler sondern auch Polizisten und Behörden kräftig profitierten. Sarin hatte mehrmals undercover Dholpur besucht, das strategisch günstig für die Kriminellen im Grenzgebiet von drei Bundesstaaten liegt. Rajasthan, Madhya Pradesh und Uttar Pradesh. Sarin kleidete sich wie ein Einheimischer und erforschte mit Hilfe von Mittelsmännern und Informanten das Netz der Sklavenhändler.

1981 startete Chefredakteur Shourie seinen Krieg gegen Abdul Rahman Antulay, den damaligen Ministerpräsidenten von Maharashtra. Dieser verwaltete als Treuhänder eine Stiftung, auf deren Konten er von Baufirmen Geld einzahlen ließ. Diese erhielten dann von Antulay mehr Zement als sie nach einer geltenden Quotenregelung für staatliche Baufirmen im hart umkämpften Mumbai eigentlich erhalten durften. Antulay war der höchste Politiker bisher in Indien, der auf Druck einer Zeitung zurücktreten musste. Er soll daraufhin den Aufstand der Angestellten, die ein doppelt so hohes Minimalgehalt wie branchenüblich forderten, in der "Indian Express"- Zentrale in Mumbai in Gang gebracht haben. Mehrere Klagen wurden gegen Shourie und den "Indian Express" eingeleitet. Auf diesen Druck hin blieb Goenka keine Wahl, als Shourie zu entlassen. Dieser schrieb von 1982 bis 1986 für verschiedene Zeitungen in Indien und wurde zum Star der Branche. Nach einem kurzen Intermezzo 1986 als Chefredakteur der "Times of India" kam Shourie auf Bitten Goenkas zum "Indian Express" zurück.

1989 kam es zum "Bofors-Skandal", der als Hauptgrund für die Wahlniederlage des damaligen Premierminister Rajiv Gandhi von der Kongresspartei angesehen wurde. Das renommierte schwedische Traditionsunternehmen Bofors war Mitte der 1980er Jahre in einen umstrittenen Waffendeal mit der indischen Regierung verwickelt, der bis heute nie vollständig aufgeklärt werden konnte. Das Ausmaß des Skandals hatte alles bisher Dagewesene bei weitem übertroffen. Experten schätzen die Dimensionen des Skandals auf zwischen 10 Millionen Euro bis zu knapp einer Milliarde Euro. Premier Gandhi und weitere hochrangige Politiker sollen geschmiert worden sein oder über Zahlungen informiert worden sein, die über den italienischen Mittelsmann Ottavio Quatrocchi geflossen sein sollen. Quatrocchi wurde 2007 in Argentinien gestellt. Noch immer wird in dem Fall recherchiert. Es war die Journalistin Chitra Subramaniam, die über ein Jahr lang in Schweden und der Schweiz zu dem Fall recherchierte. Zunächst schrieb Subramaniam für den "Hindu". Doch als dem der Fall zu heiß wurde, weil er in die höchsten Kreise der indischen Politik vorstieß, kündigte das Blatt die Zusammenarbeit mit Subramaniam auf. Die engagierte Journalistin wechselte zum "Indian Express", der sich rühmen konnte, eine Regierung gestürzt zu haben. Die Fäden im Hintergrund hatte kein anderer als Chefredakteur Shourie gezogen. 1990 kündigte Shourie beim "Indian Express" aufgrund journalistischer Differenzen. Zu dieser Zeit sollen fast 300 Klagen auch aus allerhöchsten politischen Kreisen gegen den "Indian Express" anhängig gewesen sein.

Nun kamen turbulente Zeiten auf den "Indian Express" zu. 1991 starb Ramnath Goenka. Nach seinem Tod entbrannte ein heftiger Kampf zwischen den Erben um den Konzern. Nach langwierigen Gerichtsverhandlungen wurde der Konzern schließlich 1999 zwischen den Erben aufgeteilt. Die Ausgaben des "Indian Express" im Süden erscheinen nun unter dem Namen "The New Indian Express". Bei der "Express Group" verblieben alle weiteren Publikationen, sowie die nördlichen Ausgaben des "Indian Express" unter dem alten Namen. Zunächst arbeiten die neugebildeten Blätter inhaltlich zusammen. Doch seit 2003 sind beide voneinander unabhängig. Der ermüdende Kleinkrieg zwischen Goenkas Erben führte den "Indian Express" mit seinem neuen Herausgeber Viveck Goenka für kurze Zeit in eine handfeste Krise. Gewinneinbußen und eine niedrigere Auflage waren zwischen 2000 und 2002 die Folge. Doch von dieser Krise hat sich das Blatt, das im Berliner Format (470 mm × 315 mm) erscheint, inzwischen erholt. Inhaltlich hat das Blatt selbst nach Goenkas Tod nie an Schlagkraft eingebüßt.

2002 brachte der "Indian Express" ans Licht, dass die von der Bharatiya Janata Party (BJP) angeführte Koalitionsregierung um den damaligen Premierminister Atal Behari Vajypaee während ihrer Amtszeit von den 3850 Lizenzen für Tankstellen und Gasstationen über die Hälfte an Verwandte von BJP-Politikern und Koalitionspartnern vergeben hatte. Während über die tatsächliche Zahl noch gestritten wird, wurde von der BJP jedoch eingeräumt, dass es Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe gegeben hatte. 2003 machte der Tod des Ingenieurs und Projektleiters bei National Highways Autority of India, Satyendra Dubey, Schlagzeilen. Zu dieser Zeit war das Prestigeprojekt der Regierung Vajpayee in vollem Gange. Die vier größten Städte des Landes- Delhi im Norden, Kolkata im Osten, Chennai im Süden und Mumbai im Westen- sollten durch Autobahnen miteinander verbunden werden. Der damals 30-Jährige Dubey hatte sich mit einem Brief an Premierminister Vajpayee gewandt und berichtet, dass Auflagen beim Bau im Bundesstaat Bihar nicht eingehalten wurden. Aufträge seien an Subunternehmer vergeben worden, die billige Materialien einsetzten und verspätet arbeiteten. Dubey hatte um Anonymität gebeten. Doch der Brief wurde durch eine Panne an das Transportministerium weiter gereicht und von dort erreichte er die Behörden in Bihar. Kurze Zeit später wurde Dubey ermordet aufgefunden. Der "Indian Express" setzte sich vehement für ein neues Gesetz zum Schutz von Informanten ein, dass schließlich vom Parlament erlassen wurde. 2004 wurde die BJP bei den Parlamentswahlen von der Kongresspartei abgelöst.

Management

Viveck Goenka, Ramnath Goenkas Enkelsohn, repräsentiert als Vorsitzender der „Express Group“ den Konzern nach außen. 1957 geboren, studierte Goenka zunächst Ingenieurwissenschaften. 1985 führte ihn sein alternder Großvater langsam in den Konzern ein, so dass Goenka nach dessen Tod 1991 die Geschäfte ohne große Probleme übernehmen konnte und der Konzern weiter in Familienhand blieb. Goenka führte vor allem neue Wirtschafts- und computerorientierte Titel ein. Für die inhaltliche Ausrichtung des Flagschiffs „Indian Express“ und der anderen Titel ist allerdings Chefredakteur Shekhar Gupta verantwortlich Er gehört zu den renommiertesten indischen Journalisten der Gegenwart, der sich auch als Buchautor und gefragter Redner bei internationalen Veranstaltungen, wie dem Weltwirtschaftsforum in Davos, einen Namen machen konnte. 1983 berichtete er mit gerade mal 26 Jahren exklusiv für den „Indian Express“ über ein Massaker in Assam, bei dem knapp 3000 Menschen – vor allem muslimische Frauen und Kinder - barbarisch getötet wurden.
Gupta wechselte später zu „India Today“, einem großen Nachrichtenmagazin, das mit dem „Spiegel“ vergleichbar ist. Hier deckte Gupta auf, dass die tamilische Terroristenorganisation Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), die für einen tamilischen Staat in Sri Lanka kämpfte, in Indien Trainingslager unterhielt. Als Auslandskorrespondent berichtete Gupta aus Afghanistan und Pakistan, und bereiste Europa und die USA. 1995 wurde er zum Chefredakteur des „Indian Express“ berufen. Derzeit moderiert auf dem englischsprachigen indischen TV-Sender NDTV 24 X 7 „Walk the Talk“ und veröffentlicht seit nunmehr 9 Jahren einmal pro Woche die beliebte Kolumne „National Interest“.

Geschäftsfelder

Zeitungen
Neben den bereits genannten und etablierten Publikationen der „Express Group“ wie die dem „Indian Express“, der „Financial Express“, dem wöchentlichen Kinomagazin „Screen“ sowie den Tageszeitungen „Loksatta“ in Marathi und „Jansatta“ in Hindi, richtet der Konzern sein Augenmerk vor allem auf seine verschiedenen Business-Publikationen. Darunter fallen das wöchentliche Magazin „Express Computer“ mit einer Auflage von knapp 65 000 Exemplaren, das monatliche „Network Magazine“ mit Informationen über Zukunftstechnologien und Technikbegeisterte mit einer Auflage von etwa 32 000 Exemplaren sowie verschiedene Publikationen für die Bereiche Gesundheit (Express Pharma) Reise und Tourismus (Express Travel & Tourism, Financial Express Business Traveller) und Textilien (Express Textilien). Diese Angebote richten sich thematisch zwar nur an eine kleine, gebildete, aber dafür sehr einflußreiche Gruppe.

Online-Angebote
Die wichtigsten Web-Angebote der „Express Group“, wie die Website des Flagschiffs „Indian Express“ (IndianExpress.com), die des Financial Express (FinancialExpress.com), des wöchentlichen Kinomagazins Screen (ScreenIndia.com) und der beiden Publikationen in Marathi Loksatta (loksatta.com) und Lokprabha (lokprabha.com) sind auf dem Portal ExpressIndia.com zusammengefaßt. Alle Publikationen, die die Bereiche Technik, Computer oder Reise betreffen sind über das Portal expressbusinesspublications.com erreichbar. Weitere Websites unter dem Brandnamen sind ExpressCricket.in und KashmirLive.com. Seit kurzem kooperiert die „Express Group“ mit shaadi.com (shaadi bedeutet im Hindi “Hochzeit“), einer weltweit operierenden Website zur Partnersuche, um weitere junge User und Leser für sich erschließen zu können. Gerade die junge Zielgruppe birgt ein großes Potential für alle Medienunternehmen in Indien. 31,5 % der indischen Bevölkerung sind unter fünfzehn Jahren alt. Das Durchschnittsalter liegt bei 25,1 Jahren.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Indien hat erst zu Beginn der 1990er Jahre seinen Medienmarkt liberalisiert. Seither gibt es private TV-Sender und inzwischen auch Hunderte von privaten Radiostationen. Zuvor gab es nur das staatliche „All India Radio“ und den staatlichen TV-Sender „Doordarshan“. Nach der Liberalisierung schossen die Sender wie Pilze aus dem Boden, einige überlebten aber nur wenige Jahre. Inzwischen ist eine Regionalisierung zu beobachten, das heißt immer mehr Medien produzieren in den indischen Regionalsprachen. Darüber hinaus entstehen immer mehr Nischenprodukte, die den verschiedenen Interessen in der Bevölkerung Rechnung tragen (Politik, Wirtschaft, Business, Unterhaltung, Technik, Reise usw.) Daher boomt der Mediensektor in Indien. Da immer mehr Menschen Lesen und Schreiben können, hat auch der Aufschwung im Printsektor erst spät seinen Höhepunkt erreicht. Nach Studien der „Group M Indian Media Forecasts“ wuchs der Printsektor 2005 um 20 Prozent, 2006 und 2007 um 18 Prozent und 2008 um 8 Prozent. Für 2009 gehen die Schätzungen allerdings von einem Minus von zwei Prozent aus. Insgesamt erwirtschafteten die Medien in Indien (TV, Radio, Zeitungen, Magazine, Online usw.) 2008 etwa 3,49 Milliarden Euro. Obwohl Internetverbindungen noch immer sehr langsam und wenig verbreitet sind, kann der Onlinesektor den größte Zuwachs in den letzten Jahren mit durchschnittlichen Wachstumsraten von etwa 60 Prozent verzeichnen. Von den 1,3 Millionen in Indien lebenden Menschen sollen Schätzungen zufolge bereits 350 Millionen Menschen Zugang zum Internet haben, offizielle Zahlen sprechen allerdings weiterhin von nur 100 Millionen. Wichtig ist für die „Express Group“ durch die gewachsene Konkurrenz multi-medial aufzutreten, um durch Crosspromotion zwischen den Printpublikationen und den verschiedenen Websites eine jüngere, technikinteressierte Leserschaft erschließen zu können. Möglicherweise wird dies auch Auswirkungen auf die Themenauswahl haben. Schon jetzt versucht die Gruppe sich durch spezielle Websites, die sich z.B. nur mit dem indischen Nationalsport Cricket oder dem Bundesstaat Kaschmir befassen, weitere Nischen zu erschließen. Die „Express Group“ betont zudem, dass ihre Publikationen im Print- und Onlinebereich für eine weltweite Leser- und Usergruppe gedacht sind. Das heißt nicht nur in Indien lebende Menschen, sondern auch die indische Diaspora, die sogenannten NRI´s (Non-Resident-Indians) und an Indien Interessierte sollen angesprochen werden.

Referenzen/Literatur

  • Goenka, Ananya (2005): Ramnath Goenka- A life in Black and White. Mumbai: Ana & Ana.
  • Kohli, Vanita (2003): The Indian Media Business. New Delhi. Response.
  • Mathur, Asha Rani (Hrsg.,2006): The Indian Media: Illusion, Delusion and Reality. New Delhi: Rupa.
  • Sahay, Uday (Hrsg., 2006): Making News: Handbook of the Media in Contemporary India. New Delhi: Oxford University Press.
  • Verghese, B.G.(2005): Warrior of the Fourth Estate: New Delhi: Penguin 2005. (Biographie Ramnath Goenkas)