Länderporträt Slowakei

Die slowakische Medienlandschaft hatte nach der Trennung von der Tschechischen Republik anfangs einige Schwierigkeiten, mit ihren osteuropäischen Nachbarn mitzuhalten, was die Etablierung eines unabhängigen und vielseitigen Medienmarktes angeht – auch wenn sie in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Entwicklung in Richtung Medienpluralismus und Pressefreiheit vollzogen hat. Eine die Medien als ihr Sprachrohr missbrauchende Regierung unter Premierminister Vladimír Meciar – die die Pressefreiheit in möglichst engen Grenzen hielt – verlangsamte den Umschwung hin zu einer freien Medienlandschaft jedoch noch bis 1998 und auch danach ging es zunächst eher schleppend voran, da das Parlament nur schrittweise von seiner Macht über die Medien abtrat. So verwundert es zunächst nicht, dass die Slowakei als einziges europäisches Land eine staatliche Nachrichtenagentur (TASR) unterhält. Seit der Gründung einer zweiten Agentur 1997 besitzt sie kein Monopol mehr und die Slowakei befindet sich in der seltenen Lage, dass es in einem so kleinen Land zwei Nachrichtenagenturen gibt.

Dem entgegen ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk RSTV weder im Radio- noch im Fernsehbereich Marktführer. Die Medienlandschaft ist vor allem von privaten Anbietern dominiert – die unterschiedlichen Angebote sind für ein relativ kleines Land jedoch mittlerweile von beeindruckender Zahl. Außerdem ist die Penetration ungarisch- und vor allem tschechisch-sprachiger Medien sehr stark, was einerseits an der großen Minderheit der Ungarn liegt (8,5% der Gesamtbevölkerung), andererseits mit der sprachlichen und geschichtlichen Nähe zur tschechischen Republik zusammenhängt.

Die Verkaufszahlen auf dem Zeitungsmarkt sind im vergangenen Jahrzehnt eingebrochen, was vor allem dem in der slowakischen Bevölkerung mittlerweile sehr erfolgreichen, stetig wachsenden Online-Angebot geschuldet ist. So sind die Inhalte der Print-Ausgaben der großen Zeitungen des Landes mittlerweile alle über Internet-Portale einsehbar. Die Slowakei präsentierte sich hierbei als ein Land mit Vorreiterrolle, weil dort besonders viele plattformübergreifende Abonnements abgeschlossen wurden, um auf kostenpflichtige Inhalte zugreifen zu können. Dies macht das Online-Geschäft für die Zeitungen wesentlich attraktiver.

Basisdaten

Einwohner: 5,45 Mio. (2021)
Religionen: römisch-katholische Kirche (62%), evangelische Kirche (5,9%), griechisch-katholische Kirche (3,8%)
Größte Stadt: Bratislava (440.948 Einwohner, 2020)
Regierungsform: Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt: Präsidentin Zuzana Caputová (seit 15.06.2019)
Regierungschef: Robert Fico
EU-Mitglied seit: 2004
Arbeitslosenrate: 6,8 % (Dez. 2021), 13,5% (Okt. 2014)
Staatsverschuldung in Prozent des BIP: 60,43% (2021), 55,4% (2013), 43,6% (2011), 27,9% (2008)
Haushaltssaldo in Relation zum BIP: -6,47% (2021), -1,98% (2014), -3,68% (2011), -1,2% (2008)
Anteil am globalen BIP: 0,13% (2021), 0,165% (2014)

Größte Medienkonzerne: JOJ Group, Ringier Axel Springer, Petit Press, Central European Media Enterprise, RTVS
Rundfunkgebühr: 4,64€ pro Monat für alle Personen, die bei Stromversorgern registriert sind

Geschichte und Profil

Für fast 70 Jahre (1918 – 1992, ausgenommen 1939 – 1945) war die Slowakei mit der Tschechischen Republik staatlich verbunden – diese enge Verknüpfung findet auch in der Gegenwart ihre Widerspiegelung. Tschechische Medien spielen in der slowakischen Medienlandschaft eine wichtige Rolle; Sprachverständnis und Interesse am Nachbarland lassen tschechische Inhalte in der Slowakei aktiv am Markt partizipieren. So sind beispielsweise tschechische Synchronisationen sehr beliebt, da die Slowakei es sich meist nicht leistet für ihren kleinen Markt, Filme und Serien zu synchronisieren.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Samtenen Revolution – die Anfang der 1990er Jahre dafür sorgte, dass die damalige Tschechoslowakei einer der östlichen Vorreiter im Umbruch der Medienlandschaft wurde – fiel es der Slowakei trotz allem schwer, Meinungs- und Pressefreiheit zu etablieren und ein diverses System an unabhängigen Medien zu schaffen. Noch vor einigen Jahren gab es Proteste von Journalisten und Zeitungskampagnen, um auf den schlechten Zustand der Meinungsfreiheit in der Slowakei aufmerksam zu machen.
Gerade von 1992 bis 1998 war die Entwicklung einer freien Medienlandschaft durch die Regierung Vladimír Me?iars stark gehemmt worden – regierungsnahe Unternehmen wurden unterstützt, kritische Stimmen unterdrückt.

Die älteste immer noch herausgegebene slowakische Zeitung ist die Pravda (Wahrheit), die im September 1920 erstmals erschien und seit der sowjetischen Machtübernahme vor allem als Sprachrohr der kommunistischen Partei genutzt wurde. Eine wahre Flut an neu erscheinenden Zeitungen setzte Ende der 1990er Jahre ein, als der Markt sich endlich öffnete und vor allem auch ausländische Investoren im großen Stil investierten.

2011 fusionierten das slowakische Radio und Fernsehen zu einer öffentlich-rechtlichen Anstalt der Rozhlas a televízia Slovenska (RTVS). In den 1990ern stand der staatliche Rundfunk immer wieder Korruptionsvorwürfen gegenüber und war gerade in ihren Nachrichtensendungen stark an die Regierungspartei gebunden. Seit 1998 und dem Wechsel des Direktors lässt sich dahingehend eine immer größere Unabhängigkeit erkennen. Der für einige Jahre ausgesetzte Rundfunkbeitrag wurde 2013 nach anhaltendenden finanziellen Problemen der Anstalt wieder eingeführt.

Trotz der nach wie vor bestehenden Herausforderungen hat sich die Situation der slowakischen Presselandschaft in den vergangenen Jahren extrem verbessert. Alleine im Vergleich zu 2022 machte die Slowakei 2023 auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen zehn Plätze gut und kletterte von Rang 27 auf Rang 17 von 180. Damit liegt der mitteleuropäische Binnenstaat mittlerweile vor Deutschland, welches 2023 den 21. Platz belegte. Insgesamt hat sich die Medienlandschaft stark gewandelt und an Vielfalt gewonnen, was sich daran erkennen lässt, dass nicht mehr nur wenige einzelne Konzerne auf dem Medienmarkt eine bedeutende Stellung einnehmen können.

Die größten Medienunternehmen und -konzerne

JOJ Group (J&T Media Enterprises)

J&T ist eine mitteleuropäische Investmentgruppe mit Sitz in Bratislava (Slowakei), Prag (Tschechien) und Nikosia (Zypern), die 1993 in der Slowakei gegründet wurde. Das Unternehmen ist im Private-Equity- und Bankensektor tätig, wobei der größte Teil des Wertes seiner Investitionen in der Tschechischen Republik und der Slowakei liegt. J&T investiert hauptsächlich in die Finanzdienstleistungen, den Energiesektor, Immobilien, das Gesundheitswesen, Sport und Medien.

Die zum Konzern gehörende JOJ Group (J&T Media Enterprises) ist das größte Medienunternehmen des Landes. Es betreibt über diverse Medienplattformen Radio-, TV-, und Online-Formate. Der bekannteste Teil der JOJ Group ist der Fernsehsender "TV JOJ." Dieser private Fernsehsender ist einer der beliebtesten TV-Sender in der Slowakei und bietet ein breites Spektrum an Unterhaltungsprogrammen, Nachrichten, Serien, Shows und Filmen an. Zu den bekannten Radiosendern des Unternehmens gehören "Rádio Jemné“, das sich auf sanfte Musik spezialisiert, und "Rádio Expres“, das hauptsächlich populäre Musik spielt. Neben ihren Rundfunkaktivitäten ist die JOJ Group auch in der Online-Medienbranche tätig. Sie betreibt verschiedene Webseiten und Online-Plattformen, die aktuelle Nachrichten, Informationen und Unterhaltungsinhalte bieten. Zu den bekanntesten Seiten zählen die beiden Nachrichtenportale Aktuality.sk und Topky.sk.

Ringier Axel Springer

Der zur deutschen Axel Springer SE gehörende Konzern mit Sitz in Zürich ist seit 2010 auch in Polen, Serbien, Ungarn und der Slowakei aktiv. Der Medienkonzern ist eine bedeutende Kraft im Bereich der Printmedien und betreibt mehrere Zeitungen und Zeitschriften in der Slowakei, darunter "Život", "Blikk", "Reflex" und "ABC".

Seit 2010 hält Ringier Axel Springer 70 % Anteile an dem Internet-Unternehmen AZET, welches im Juni 2016 in den Konzern integriert wurde. AZET ist ein bedeutendes Online-Medienunternehmen in der Slowakei, das verschiedene Webportale betreibt, darunter azet.sk, eine der populärsten Nachrichtenwebseiten des Landes.

Petit Press

Petit Press ist ein im Jahr 2000 gegründeter, bedeutender slowakischer Verlag für Multimediaprodukte und -dienstleistungen (Medienhaus) mit Sitz in Brartislava. Der Medienkonzern ist vor allem für die Veröffentlichung mehrerer bekannter slowakischer Zeitungen bekannt, darunter "SME" (eine der führenden Tageszeitungen des Landes), "Korzár", "My", "Ôsmi dva" und andere regionale Zeitungen. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 600 Mitarbeiter und betreibt neben der Verlagstätigkeit auch ein Vertriebsnetz und zwei Druckereien in Bratislava und Košice.

Central European Media Enterprises (CME)

Die Central European Media Enterprises Ltd. (CME) ist eine börsenorientierte Mediaholding, welche 1994 vom US-Unternehmer Ronald Lauder gegründet wurde. Obwohl die CME ihren Hauptsitz in Bermuda hat, besitzt das Unternehmen TV- und Radio-Stationen in mehreren zentraleuropäischen Ländern. In der Slowakei betreibt CME die Fernsehsender „TV Doma“, „TV Markiza“, „Nova Sport“ und „Dajto“.

RTVS (Rádio a televízia Slovenska)

"Rádio a televízia Slovenska" (RTVS) ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Slowakei. RTVS ist für die Bereitstellung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen im Land verantwortlich. Gegründet wurde RTVS im Jahr 2011 durch die Fusion von zwei früheren öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten: Slovenská televízia (Slovak Television) und Slovenský rozhlas (Slovak Radio). Die Fusion war Teil von Bemühungen, die Effizienz zu steigern und die öffentlich-rechtlichen Rundfunkdienste des Landes zu stärken. Als öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist RTVS dazu verpflichtet, eine Vielzahl von Programmen und Inhalten bereitzustellen, die die Bedürfnisse und Interessen der slowakischen Bürger widerspiegeln. Dazu gehören etwa Informations- und Nachrichtensendungen, Bildungsprogramme, kulturelle Inhalte, Unterhaltungssendungen sowie Sportübertragungen.

RTVS betreibt mehrere Fernsehsender, darunter "Jednotka" (Erstes Programm), "Dvojka" (Zweites Programm) und "Doma" (eine regionale Station). Ebenso betreibt die Anstalt die Radiosender „Rádio Slovensko“, „Rádio Regina“, „Rádio Devín“ sowie „Rádio_FM“, die eine Vielzahl von Musikgenres und Programminhalten abdecken, darunter aktuelle Nachrichten, Musik und Diskussionsformate. RTVS verfügt über eine umfangreiche Online-Präsenz mit einer offiziellen Website, auf der die Zuschauer und Zuhörer Zugang zu Livestreams, On-Demand-Inhalten und weiteren Informationen über die Programme des Senders haben.

Presse

Die slowakische Presselandschaft hat seit Ende der 2000er-Jahre einen starken Rückgang der Leserzahlen zu verzeichnen. So kam die erfolgreichste Tageszeitung Nový Cas (Neue Zeit) im Gegensatz zu 2006 mit 189.000 Exemplaren 2021 nur mehr auf eine Zirkulation von 49.000. Dieser Einbruch liegt vor allem an den Internetportalen, die auch von allen großen Zeitungen mittlerweile angeboten werden. Die Online-Version der ältesten Tageszeitung, der Pravda (Wahrheit), hat die Printausgabe längst überholt und hatte im Juni 2023 über 1,5 Mio. Besucher.

Nový Cas stammt heute aus dem Medienhaus FPD Media, wurde bis zum 31. Juli 2018 jedoch Ringier Axel Springer Media vertrieben. Die Pravda war vor der Samtenen Revolution 1989 das Zentralorgan der Kommunistischen Partei der Slowakei. Heute gehört die Zeitung und ihre Verlagsgesellschaft Perex dem tschechischen Unternehmen Florena. Bekanntere regionale Zeitungen sind die "Korzár" und "My" sowie "Nový ?as - Žilinská" und "Nový ?as - Prešovská" – jeweils regionale Ausgaben der nationalen Tageszeitung "Nový ?as".

Zu den prominenten Tageszeitungen gehört neben "Pravda" und "Nový ?as" auch die „SME“. Die "SME" wird für ihre unabhängige Berichterstattung und investigative Journalismus geschätzt, während "Pravda" und "Nový ?as" eher für populäre Berichterstattung und Unterhaltungsinhalte bekannt sind. Die Zeitung SME engagiert sich immer wieder für  journalistische Freiheit. 1993 wurde sie von einigen ehemaligen Mitarbeitern der Tageszeitung Smena gegründet, die ihre Arbeit verlassen hatten, da sie den damaligen Premierminister Vladimír Meciar bezichtigten, Smena politisch zu beeinflussen. Da ein Großteil der Leser ebenfalls den Wechsel vollzog und SME bevorzugte, verschmolzen die beiden Zeitungen 1995. Anfang der 2000er wurde dann außerdem der direkte Konkurrent Práca (Arbeit) übernommen. Bereits bei ihrer Gründung setzte SME aufs Internet und etablierte in den letzten Jahren einen Experten-Blog – heute ist es das beliebteste Zeitungsportal des Landes mit mehr als 2 Mio. Besuchern.

Die Zahl der Zeitschriften und Magazine ist seit 1989 rasant um mehr als 150% gestiegen. Besonders Frauenzeitschriften, wie die Emma oder Slovenka konnten sich seitdem neu etablieren. Auch die Zahl der religiösen (der slowakischen Verteilung gemäß vor allem katholischen) Zeitschriften hat sich fast verdreifacht – die größte von ihnen Katolícke noviny verkauft etwa 60.000 Stück.

Slovak Spectator ist die einzige englischsprachige Zeitung. Sie wird seit 1995 vom The Rock s.r.o Konzern herausgegeben und erscheint einmal wöchentlich. Mit seinen lokalen Nachrichten, Kultur- und Wirtschaftsinfos richtet sich der Slovak Spectator vor allem an Ausländer, die in der Slowakei leben oder Slowaken mit guten Englischkenntnissen. Die Auflage ist mit etwa 5.000 Exemplaren recht gering.

Fernsehen

Fernsehen ist in der Slowakei noch immer das meistgenutzte Medium – über 98% der Einwohner besitzen mindestens ein Fernsehgerät. Neben den öffentlich-rechtlichen Programmen, gibt es auch mehrere Privatsender, außerdem noch einige Spezial- und Regionalsender. Die staatliche Rundfunkanstalt Rozhlas a televízia Slovenska (RTVS), die 2011 aus der Vereinigung des slowakischen Radios und Fernsehens hervorging, strahlt momentan die Programme Jednotka und Dvojka und Doma aus. Von 2008 bis 2011 gab es darüber hinaus den Sportsender Trojka, der wegen finanzieller Probleme zum 1. Dezember 2022 eingestellt werden musste. RTVS wird durch eine eher geringe monatliche Rundfunkgebühr (4,64€), Werbung und staatliche Zuwendungen finanziert und befindet sich in einer anhaltenden wirtschaftlichen Krise.

Die beiden großen öffentlich-rechtlichen Programme befinden sich nach Marktanteilen nur auf Platz drei (Jednotka 5,9%) und acht (Dvojka 1,4%). In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Marktanteile der Sender überdies mehr als halbiert. Während Jednotka von den Nachrichten abgesehen mittlerweile inhaltlich mit slowakischen Privatsendern verglichen werden kann, hat sich Dvojka auf Erziehung, Religion, Minderheiten und Politik als Themen fokussiert. Aus Budgetgründen sendet Dvojka viele Wiederholungen aus dem Archiv oder greift auf bereits eingekaufte ausländische Produktionen zurück. Sowohl Jednotka als auch Dvojka  liegen weit hinter dem Marktführer TV Markíza (18,1%, siehe Abb. I) zurück. Dieser ging 1996 auf Sendung und hat schnell die Spitze der Zuschauerstatistik übernommen. TV Markíza strahlt vor allem Entertainment aus – amerikanische Serien und Filme, Spielshows oder beispielsweise die erste slowakische Soap-Opera. Der Sender gehört wie einige andere osteuropäische Programme zur Central European Media Enterprises (CME), die wiederum zu fast 50% der PPF Group untersteht. Mit Doma und Dajto hat Markíza TV noch zwei Schwestersender, die sich auf ein jüngeres weibliches beziehungsweise männliches Publikum spezialisiert haben.

Der zweitgrößte slowakische Sender ist TV JOJ mit einem Marktanteil von 12%. Der Sender wurde 2002 von Vladimír Železný (ehemaliger Chef des tschechischen Fernsehsenders TV Nova) gegründet und strahlt überwiegend amerikanische Serien aus, allerdings setzt er mehr als sein Konkurrent Markíza TV auch auf einheimische und tschechische Produktionen, die ohne Synchronisierung gesendet werden können. JOJ Plus startete 2008 als Ableger, der vor allem ältere Sendungen von TV JOJ ausstrahlt. Beide Sender gehören, sowie weitere Nischenkanäle wie JOJ Wau, JOJ Cinema, JOJ Sport und JOJ 24, zu der slowakischen JOJ Group (J&T Media Enterprises).

Einen Sonderfall in der slowakischen Fernsehlandschaft stellen die etwa 12% Marktanteil dar, die auf das tschechische Fernsehen entfallen (siehe Abb. II). Der Empfang ist in großen Teilen der Slowakei möglich und die sprachliche und geschichtliche Nähe zu Tschechien machen es zu einem ansprechenden Alternativprogramm.

Die größte Minderheit stellen mit 8,5% Ungarn dar, sodass ungarisches Fernsehen in der Slowakei etwa 3-4% Marktanteil hat.

Vor 1998 war es Privatsendern in der Slowakei offiziell nicht erlaubt politische Nachrichten zu verbreiten, während das Staatsfernsehen seinen Titel wörtlich nahm und laut einer Studie 47% seiner Nachrichten-Sendezeit auf die regierende Partei verwendete.

Abb. I: Die meistgesehenen Fernsehsender in der Slowakei 2022 (nach Marktanteilen am Gesamtpublikum über 12 Jahre)

Quelle: medialné.trend.sk

Abb. II: Marktanteile der größten TV-Gruppen in der Slowakei 2022 (Gesamtpublikum über 12 Jahre)

Quelle: medialné.trend.sk

Radio

Öffentlich-rechtliches Radio

Das staatliche Radio sendet seit 1926 und überträgt heute auf neun Sendern, von denen drei (SRo7 bis SRo9) allerdings nur digital zu empfangen sind. Die restlichen fünf (SRo1 bis SRo6) stellen die Hauptprogramme dar, die sich zielgruppenorientiert thematisch trennen lassen. Rádio Slovensko (SRo1) ist der erfolgreichste von ihnen und hat mit seinem Programm aus Nachrichten und Popmusik den zweitgrößten Marktanteil von 18% (hinter dem privaten Rádio Expres mit 20%). Rádio Regina (SRo2) steht mit 7% weit dahinter zurück, es strahlt vor allem Regional- und Minderheitenprogramm gemischt mit Oldies und Volksmusik aus. Rádio Devin (SRo3) ist das einzige der fünf Hauptprogramme, das keinen Platz unter den Top 10 hat. Es lässt sich als Kulturprogramm verstehen, das Klassik, Jazz, Hörspiele, Literatur und Kunst ausstrahlt.

Rádio_FM (SRo4) hat sich der alternativen Musik verschrieben und versucht vor allem Künstlern eine Plattform zu geben, die auf den kommerziellen Sendern keine Air-Time bekommen. Das vierte Hauptprogramm setzt auf Festival-Ãœbertragungen und moderne Podcasting- und Social-Media-Technik, außerdem verleiht der Sender jedes Jahr die beliebten Radio Head Awards für die besten slowakischen Musiker. Damit erreicht er einen Marktanteil von immerhin 3%.

Rádio Patria (SRo5) zielt auf die größte Minderheit des Landes ab und sendet auf Ungarisch, womit es in direkter Konkurrenz zu Rádio Regina (SRo2) steht, welches bereits 40 Stunden pro Woche speziell für die ungarische Bevölkerungsgruppe ausstrahlt.

Ãœber die Ländergrenzen hinaus hat Radio Slovakia International (SRo6) Bekanntheit erlangt. Der Auslandsdienst von RTVS wurde unmittelbar nach der Auflösung der Tschechoslowakei am 01. Januar 1993 in Bratislava gegründet. Er sendet einerseits für im Ausland lebende Slowaken, andererseits auch auf Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch und seit 2003 auf Spanisch Informationen über die Slowakei. Das Programm besteht vor allem aus Nachrichten, Features, Interviews, Kultursendungen und slowakischer Musik.

2006 wurde der Kurzwellenbetrieb aus Haushaltsgründen eingestellt. Nach starken internationalen Protesten wurde die Kurzwellenübertragung vier Monate später wieder aufgenommen. Seit 2011 wird die Ausstrahlung nun aber endgültig nur noch über Satellit und Internet bereitgestellt.

Die letzten drei öffentlich-rechtlichen Programme (Rádio KlasikaLiterata und Junior) senden jeweils Klassikmusik, Literatursendungen oder Kinderprogramm.

Privates Radio

Der erste private Radiosender (Fun Rádio) ging bereits 1990 auf Sendung – heute gibt es acht überregionale Programme. Rádio Expres ist dabei Quotenführer mit mehr als einem Fünftel Marktanteil und es erreicht etwa 900.000 Hörer täglich. Seit seinem Start im Jahr 2000 zeichnet sich sein Programm durch einen massenkompatiblen Mix aus Nachrichten und Popmusik aus. Rádio Expres gehört zum US-amerikanischen Konzern Emmis Communications, der sonst nur amerikanische Sender und Magazine besitzt.

Neben Rádio Expres und Rádio Slovensko (SRo1) ist Fun Rádio der letzte slowakische Sender mit zweistelligen Marktanteilen. Der Privatsender strahlt mehr aktuelle Musik aus und zielt damit eher auf junge Hörer ab.

Internet

Heute ist die Verbreitung des Internets in der Slowakei sehr weit vorangeschritten. Nach dem Digital Report 2022 von DataReportal nutzten etwa 90 Prozent der Slowaken 2022 das Internet. Wie in den meisten kleineren Ländern war nach dem erwachenden Interesse am Internet zunächst der Fokus auf ausländische Quellen gelegt worden, doch nach und nach produzierten auch slowakische Unternehmen Inhalte fürs Internet. Wegen der starken Rückgänge in den Auflagen, versuchen heute fast alle Zeitungen ihre Inhalte über andere Vertriebskanäle allem voran dem Internet zu vermarkten. Das geschieht einerseits durch Werbung, andererseits sind vollständige Artikel und Archivmaterial häufig kostenpflichtig. Hierbei hatte die Slowakei als erstes Land mit einem neuen System auf sich aufmerksam gemacht: Die Firma Piano Media hat mehrere große Zeitungen (SMESlovak SpectatorPlus 7 dníDenník Sport) und einige Videoportale unter einem System zusammengefasst, dass die Konsumenten motiviert 1,99€/Woche oder 4,89€/Monat zu zahlen und dafür Zugriff auf alle exklusiven Inhalte der involvierten Seiten zu erhalten. Das Prinzip hatte Schule gemacht und wurde entsprechend auch in anderen europäischen Ländern, wie Polen und Slowenien, realisiert.

Online-Medien sind in der Slowakei sehr erfolgreich. Fast die Hälfte der Top 20 der meistaufgerufenen Internetseiten in der Slowakei sind Nachrichtenportale – an der Zahl neun. Die erfolgreichsten Nachrichtenportale sind Aktuality von Ringier Axel Springer (Rang 4), SME von Petit Press (Rang 5) sowie Pravda von Our Media SR (Rang 6) und Topky von der JOJ Group (Rang 7).

Facebook von Meta Platforms, Inc. ist auch in der Slowakei das beliebteste soziale Netzwerk (Rang 3), weit vor dem ebenfalls zu Meta gehörendem Instagram (Rang 14). Die Liste der meistbesuchten Seiten unterscheidet sich in der Slowakei von vielen anderen europäischen Ländern. Zwar teilen sich die ersten drei Plätze die US-Konzerne Alphabet Inc. und Meta Platforms, Inc., doch ist die überwiegende Mehrheit der übrigen Platzierungen von slowakischen Anbietern dominiert.

Tab. I: Die meistbesuchten Internetseiten in der Slowakei, Juni 2023

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern

1.

Google.com

Suchmaschine

Alphabet Inc.

2.

YouTube.com

Videoportal

Alphabet Inc.

3.

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

4.

Aktuality.sk

Nachrichten

Ringier Axel Springer

5.

SME.sk

Nachrichten

Petit Press

6.

Pravda.sk

Nachrichten

Our Media SR

7.

Topky.sk

Nachrichten

JOJ Group

8.

Google.sk

Suchmaschine

Alphabet Inc.

9.

Zoznam.sk

Webportal

Slovak Telekom

10.

Bazos.sk

E-Commerce

Bazoš

11.

Dennikn.sk

Nachrichten

N Press

12.

Shmu.sk

Wetterdienst

Slovak hydrometeorological institute

13.

Cas.sk

Nachrichten

FPD Media

14.

Instagram.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

15.

Azet.sk

Nachrichten

Ringier Axel Springer

16.

Edupage.org

Bildung

aSc Applied Software Consultants, s.r.o.

17.

Pluska.sk

Nachrichten

News and Media Holding

18.

Wikipedia.org

Enzyklopädie

Wikimedia Foundation, Inc.

19.

Profesia.sk

Job-Suchmaschine

Profesia, spol. s r.o.

20.

Hnonline.sk

Nachrichten

Mafra Slovakia a.s.

 Quelle: Similarweb.com

Regulierung

Zwischen 1990 und 1992 wurden in der Tschechoslowakei mehr als 15 grundlegende neue Gesetze oder Änderungen im Medienbereich durchgesetzt, die vor allem auf Meinungsfreiheit und die Schaffung freier Medienunternehmen abzielte.

Die Slowakei hat dann seit ihrer Gründung 1993 einen mehr oder weniger steinigen Weg (inklusive einiger Umwege) zur Pressefreiheit eingeschlagen. Gerade die ersten Jahre unter der Regierung von Vladimír Meciar bis 1998 waren von einer sehr verhaltenen Öffnung gegenüber westlichen Investoren und starker Beeinflussung der staatlichen und auch der privaten Medien gekennzeichnet. Bei der Vergabe von Lizenzen und der Privatisierung von Unternehmen wurden einheimische und vor allem der Regierung nahe stehende Konzerne bevorzugt, sodass die Öffnung gegenüber dem Westen in der Slowakei später eintrat als in den meisten anderen ehemaligen Ostblockstaaten.

Aktionen gegen regierungsfeindliche Berichterstattung umfasste in Vladimír Meciars Amtsperiode die Einschüchterung von Journalisten, Verweigerung von Zugang zu Informationen, Übervorteilung regierungsnaher Medien und teilweise sogar die Unterbrechung der Stromversorgung von Fernsehsendern. 1997 versuchte das slowakische Parlament die Steuern für Zeitungen um fast 400% zu erhöhen, was das Aus für viele unabhängige Zeitungen bedeutet hätte. Nach internationalen Protesten wurde der Vorschlag jedoch zurückgezogen.

Auch unter Premierminister Robert Fico kam und kommt es teilweise noch immer zu Unstimmigkeiten mit den Medien, so erklärte er 2007 angeblich den Medien den Krieg und wies die Justiz an, sich mit dem ‚unethischen‘ Verhalten von Journalisten zu beschäftigen.

Ein Jahr später wurde trotz großer nationaler Proteste eine neue Fassung des Pressegesetzes eingeführt, darin wurde das Gegendarstellungsrecht gestärkt. So kann bei jeder ‚Ehrverletzung‘ auf eine angemessene Gegendarstellung bestanden werden. Herausgeber kritisierten, dass die ‚Ehrverletzung‘ nicht hinreichend geklärt wäre und auch Wahrheiten überdeckt würden.

Der slowakische Rundfunkrat wurde bereits 1992 etabliert. Er überwacht die Umsetzung der Mediengesetzte, die Meinungsfreiheit, die Kartellbildung und er verfasst jedes Jahr einen umfangreichen Report für das slowakische Parlament. Unterabteilungen sind der slowakische Radiorat und der Fernsehrat, die langfristige Budgetpläne für die öffentlich-rechtlichen Sender festlegen, ihre Direktoren wählen und die eigenen Statuten überprüfen.

2001 wurde das erste Informationsfreiheit-Gesetz in der Slowakei eingeführt, dieses garantiert allen Bürgern Zugang zu allen nicht als geheim eingestuften Informationen des Parlaments und der regionalen Regierungen.

Seit 2002 organisiert sich ein unabhängiger Presse- und Medienrat, der vom Verband und der Gemeinschaft der slowakischen Journalisten und Herausgeber gegründet wurde. Der Rat besteht aus neun Mitgliedern der beteiligten Verbände und kümmert sich um Beschwerden hinsichtlich der Mediennormen, außerdem berät er das Kulturministerium.

Der Lizenzrat ist ein zusätzlich gewähltes Organ, das Lizenzen zuteilt und den Markt dahingehend kontrolliert.

Das slowakische Gesetz zu Öffentlichen Informationsmedien reguliert die Rechte und Pflichten der Medien gegenüber Privatpersonen, Institutionen und anderen Unternehmen. Um Monopolbildungen zu verhindern, verbietet das Gesetz Eigentümern von Zeitungen, Radio- oder Fernsehstationen mehr als 20% Anteil an einem weiteren slowakischen Medienunternehmen zu halten.

Quellen/Literatur

  • DataReportal: Digital 2022 in Slovakia (2023).
  • Dobrotková, Miroslava., Bekmatov, Artur., Chlebcová He?ková, Andrea., Kuciak, Ján. Slovak Mass Media in the 21st Century: Current Challenges. Ã–sterreich: Peter Lang (2019).
  • Huber, Silvia (Hrsg.): Medien in den neuen EU-Staaten Mittel- und Osteuropas, Krems (2003).
  • Post-Communism and the Media in Eastern Europe. Vereinigtes Königreich: Taylor & Francis (2014).
  • Psychogiopoulou, Evangelia (Hrsg.): Understanding Media Policies – A European Perspective, London (2012).
  • Similarweb: Most visited websites in Slovakia (2023).
  • Å kolkay, Andrej: Media Law in Slovakia, Bedfordshire (2013).
  • Å kolkay, Andrej. Media Law in Slovakia. Niederlande: Kluwer Law International (2016).
  • Süddeutsche Zeitung: Neue Flatrate-Hoffnung aus der Slowakei, 12.01.2012.