Länderporträt Portugal

Einwohner: 10,36 Millionen (2021)      
Haushalte: 3,84 Millionen (2021)      
Durchschn. Haushaltsgröße: 2,5 Personen (2021)    
Religionen: Römisch-Katholisch (79,5%)      
Größte Städte: Lissabon (2,04 Millionen Einwohner im Großraum), Porto (237.000) 
Regierungsform: Parlamentarische Republik      
Staatspräsident: Marcelo Nuno Duarte Rebelo de Sousa (seit 2016)
Regierungschef: Ministerpräsident (Primeiro-Ministro) António Costa (seit 2015)
EU-Beitritt: 1986
Arbeitslosenrate: 5,8% (2022); 15,4% (2013)      
Staatsverschuldung 2013: 117,7% des BIP (2019)    
Haushaltssaldo in Relation zum BIP: -2,4% (2021); -5,9% (2013)     


Digitale Werbeausgaben: 632,5 Mio. Euro (2022)     
Fernseh-Dauer pro Einwohner: 260 Min. pro Tag (2021)    
Größte Medien- und Telekommunikationskonzerne: Cofina, Global Media Group, Impresa, Media Capital, NOS, Sonaecom, MEO (Altice Portugal)

 

Einführung

Im April 2011 beantragte Portugal, als drittes Land nach Griechenland und Irland, Finanzhilfen der Europäischen Union – das hochverschuldete, traditionell ärmste Land Westeuropas stand vor dem Bankrott und flüchtete sich unter den milliardenschweren Rettungsschirm von EU und IWF. Die Folgen der Finanzkrise: harte soziale Einschnitte, die die Bevölkerung hinnehmen musste; ein drastischer Werbeeinbruch, der alle Medien traf; Strukturreformen (Liberalisierung im Arbeitsrecht, Stärkung der Finanzverwaltung, Steuerreform, Personalabbau im Öffentlichen Dienst), die dann allerdings erfolgreich umgesetzt wurden (Quelle: Bundesfinanzministerium). Auch wenn Portugal sich mittlerweile stabilisiert hat, ist die Jugendarbeitslosigkeit mit knapp 18,5 Prozent (Stand 2023) nach wie vor ein großes Problem. Hinzu kommen die im Verhältnis zum Einkommen hohen Lebensunterhaltungskosten, von denen vor allem junge Menschen betroffen sind. Entsprechend wenig verwunderlich ist auch die im europäischen Vergleich hohe durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,5 Personen (Stand 2021). Viele junge Menschen können es sich nicht leisten in eine eigene Wohnung zu ziehen, wodurch es keine Seltenheit ist, dass junge Erwachsene über 20 Jahren noch bei ihren Eltern wohnen.

Die gesamte wirtschaftliche Situation bleibt auch zu Beginn der 2020er-Jahre angespannt. Portugal braucht Kapital und Investitionen aus dem Ausland. Zum Beispiel aus Angola. Und das ist hierzulande wenig bekannt: Das sehr besondere Verhältnis, die enge Verbundenheit von Portugal und seiner ehemaligen, vielhundertjährigen Kolonie in Südwest-Afrika. Man wird heute kaum einen Portugiesen finden, heißt es, der nicht einen Freund oder Verwandten in Angola hat. Schätzungsweise 100.000 Portugiesen leben in Angola, dem größten Erdölproduzenten des Kontinents (dazu mit bedeutenden Diamantenvorkommen), der selbsternannten „neuen afrikanischen Großmacht“. Viele, v.a. jüngere Portugiesen suchen Arbeit im Land des Wirtschaftsbooms, die meisten in der Hauptstadt Luanda, der teuersten Stadt der Welt für expatriate workers (vor Moskau, Tokio, Hong Kong). Portugiesisch ist hier die alleinige Amtssprache.

Und jetzt kommen die zu enormem Reichtum gekommenen Angolaner und tun, was sich ihre krisengeplagte frühere Kolonialmacht nur wünschen kann: sie investieren. Und zwar in großem Umfang, in Banken, Telekommunikation, Öl- und Erdgasbetreiber. Und in portugiesische Medien. Sie kaufen Anteile an Zeitungen, Kabelsendern und ganzen Medienkonzernen. Man nennt es auch reverse colonization, oder a curious reversal of fortunes. Das Problem: In Sachen Pressefreiheit hat der große Investor aus Afrika immer schlecht abgeschnitten, 2015 etwa belegte Angola Platz 123 (von 180) in der Rangliste der Pressefreiheit von „Journalisten ohne Grenzen“, ein Platz hinter Afghanistan. In den Jahren darauf kam es erstmals zu nennenswerten Verbesserungen. So belegte das Land 2022 Platz 99. Dennoch sorgen die „shady investments“ dafür, dass sich Zeitungen und Radios mit allzu kritischer Berichterstattung über Angola zurückhalten, um die Geldgeber nicht zu verstimmen. Beobachter sprechen von Selbstzensur.

Historische Grundlagen

Zunächst soll an die erste portugiesische Zeitung erinnert werden, und sei es nur um ihres bemerkenswerten und sehr ungewöhnlich langen Titels willen: 1641 erscheint die „Gazeta, em que se relatam as novas todas, que ouve nesta corte, e que vieram de várias partes no mês November 1641“ („Zeitung, die alle Neuigkeiten berichtet, die an diesem Hof zu hören waren zu verschiedenen Zeitpunkten im Monat November 1641“).

Die Nelkenrevolution im April 1974 – also die gewaltfreie Abschaffung des Estado Novo, der autoritären Salazar-Diktatur – aber war sicherlich für Portugal, wie auch für die portugiesischen Medien, das einschneidende geschichtliche Ereignis des 20. Jahrhunderts. Bis 1974 unterlagen sämtliche Medien der Zensur; die Pressefreiheit wurde dann im Artikel 38 der Verfassung von 1976 (zwei Jahre nach der Revolution) erstmals garantiert – zumindest theoretisch. Tatsächlich waren die ersten Jahre nach dem Aufstand 1974 geprägt von Revoutionswirren und politischer Instabilität. Keine der gewählten, doch nur provisorischen Regierungen war in der Lage eine vollständige Pressefreiheit zu gewährleisten. An Überparteilichkeit im staatlichen Fernsehen z.B. war in diesen frühen Jahren der Demokratie nicht zu denken.

Alle Medien wurden den Zielen der jeweiligen Regierung untergeordnet, etwa während des Gonçalvismo im November 1975 (unter dem kommunistischen Premier Vasco Gonçalves), und noch mehr unter dem darauffolgenden gemäßigten VI provisional government: Beim Fernsehen galt fortan (bis in die frühen 1990er) das Staatsmonopol des öffentlichen RTP-Radiotelevisão Portuguesa, beim Radio ein aus der staatlichen Sendergruppe Radiodifusão Portuguesa (RDP) und dem katholischen Radio Renascença (RR) bis Mitte der 1980er Jahre bestehendes Duopol.

Weiterreichende Veränderungen begannen erst, nachdem eine stabile konservative Mehrheitsregierung unter dem konservativen Ministerpräsidenten Cavaco Silva (dem heutigen portugiesischen Staatspräsidenten) 1987 an die Macht gekommen war (ein Jahr nach dem EG-Beitritt 1986). Es gab einen Wirtschaftsboom, erhöhte Werbeausgaben, vergleichsweise unabhängige Zeitungen wie O Independente und Público wurden gegründet. In der öffentlichen Meinung regte sich zunehmend Widerstand gegen die staatliche Machtkonzentration in den Medien – große Teile des Banken-, Versicherungs- und Mediensektors waren nach der Revolution 1974 nationalisiert worden. Presse, Radio, Fernsehen: Alles stand noch immer unter staatlicher Kontrolle.

Nach den politischen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen in den 1980ern aber wurde deutlich: Eine gewisse Öffnung der Medienmärkte stand bevor. Zunächst im Radiosektor, auch durch eine normative Kraft des Faktischen. Schon Mitte des Jahrzehnts war explosionsartig eine sehr große Zahl von illegalen (regionalen) Sendern entstanden. 1989 dann, endlich, bekamen 310 von ihnen eine Frequenz zugesprochen. 1991 wurden die zwei wichtigsten staatseigenen Tageszeitungen privatisiert: Jornal de Notícias und Diário de Notícias.Umstrittener Käufer war allerdings der bedeutende Medienkonzern Lusomundo, dem enge Verbindungen mit der Regierung nachgesagt wurden.

Dann die wesentliche Neuerung von Cavaco Silvas Medienreform: Im Juni 1989 beschloss die Nationalversammlung eine Verfassungsänderung und machte so den Weg frei für das Privatfernsehen; zwei landesweite TV-Sendefrequenzen sollten vergeben werden. Die katholische Kirche meldete sich damals als erste, mit einem sozusagen naturgegebenen Anspruch auf einen eigenen Kanal, und zwar ohne Teilnahme am Bieterverfahren. Sie berief sich dabei auf den früheren Premier Sá Carneiro, der sich Ende der 1970er dahingehend geäußert haben solle. Das neue Fernsehgesetz vom 13.7.1990 ging darauf allerdings nicht ein, die Kirche fühlte sich benachteiligt, es kam zu ernsthaften Tumulten im Parlament, angefeuert von scharfen Kommentaren im kirchlichen Radio Renascença.

All das half nichts, die Kirche (bzw. das ihr nahestehende Televisão Independente (TVI)) musste sich ganz normal für eine der beiden Frequenzen bewerben. Zwei weitere Kandidaten traten nach Festlegung der Regeln für das Bieterverfahren am 2.4.1991 an: Die Sociedade Independente de Comunicação (SIC) des Unternehmers und konservativen Ex-Premierministers Pinto Balsemão und TV1 Rede Independente. Zehn Monate später, am 6.2.1992, das Ergebnis: SIC bekam den dritten, das kirchliche TVI den vierten landesweiten Kanal. Im Rückblick lässt sich feststellen, dass die Politiker an der Macht, nach Jahrzehnten von Diktatur, Zensur und vollständiger Kontrolle über die staatlichen Sender sehr unsicher im Umgang mit freien Medien, sich nur mit einem mangelhaften Fernsehgesetz zu helfen wussten. Es ging ja auch in der Öffentlichkeit nur darum, wem man die zwei neuen Kanäle zusprechen würde; zentrale Fragen wie die Finanzierung, die Ausgewogenheit des Programms und die nationale Fernsehproduktion wurden ausgeblendet. Die Folge: Nichts verbat den Privatsendern dann den einfachen Weg mit billiger Importware.

Außerdem wurde mit der Lei da Televisão die Rundfunkgebühr abgeschafft – ohne vorher untersucht zu haben, ob das Werbevolumen des portugiesischen TV-Markts überhaupt vier landesweite Fernsehkanäle tragen kann. Besonders RTP geriet zwangsläufig in wirtschaftliche Schwierigkeiten, musste sich um Quote und Werbeetats bemühen und wurde de facto ein weiterer Privatsender. Profitabel war RTP dann aber nie, genauso wie es die klassischen Aufgaben von öffentlich-rechtlichem Rundfunk kaum mehr erfüllen konnte, und wohl auch nicht musste.

Der katholischen Kirche, die schon immer eine bedeutende Rolle in den portugiesischen Medien gespielt hatte (mit hunderten von Regionalzeitungen, dutzenden Lokalradios und besonders den landesweit empfangbaren, erfolgreichen RFM und Rádio Renascença) war also mit TVI die vierte Frequenz zugesprochen worden. Die wichtigsten Shareholder des „christlich inspirierten“ Privatkanals waren Rádio Renascença, die União das MisericórdiasEditorial Verbo und Companhia de Jesus (alle direkt/indirekt mit der Kirche verbunden). Dazu kamen mit der CLT (Luxemburg) und Antena 3 (Spanien) noch internationale Investoren. Fünf Jahre lief das Ganze, dann erkannten die Kirchenoberen, dass der Betrieb eines Fernsehsenders ihre Managementkapazitäten und Finanzmittel doch übersteigen würde. 1997 wurde TVI an den heutigen Besitzer, die Media Capital-Gruppe, verkauft.

Ein erstes portugiesisches Kabel TV-Projekt war 1992 auf der Insel Madeira entstanden, zwei Jahre später im kontinentalen Portugal unter dem Namen TV Cabo. Satellitenfernsehen wurde erstmals 1998 angeboten, IPTV (SmarTV von Optimus Clix) 2006, die Inbetriebnahme von digital terrestrischem DVB-T erst 2009, mit nur den vier großen analogen Sendern. Man kann festhalten: Die Einführung neuer Sendestandards fand in Portugal stets mit etwas Verspätung statt (das Farbfernsehen wurde am 10.3.1980 eingeführt).

Noch zu erwähnen wären die neuen Player, die um 2005 auf den Plan traten. Zum einen die schon erwähnten neureich-finanzstarken Geldgeber aus Angola (was nicht immer auf positive Resonanz stieß, vor allem bei Beobachtern der Pressefreiheit) oder die Ongoing Strategy Investments-Gruppe, die seit der Neugründung 2004 den strategic focus verstärkt auf Telekommunikation, Medien und Technologie legte (Ongoing hält heute z. B. 23% am Medienkonzern Impresa).

Medienunternehmen und -konzerne

Neben dem Staat und der katholischen Kirche sind es sechs (im europäischen Vergleich eher kleinere) Mediengruppen, die praktisch das gesamte Print- und TV-Geschäft kontrollieren.

Tab. I: Basisdaten der wichtigsten Medienkonzerne Portugals 2022

Medienkonzern

Gründungsjahr

Mitarbeiter

Umsatz

Gewinn

Cofina SA

1995

391

76,04 Mio. €

3,59 Mio. €

Global Media Group (zuvor Controlinveste)*

2005

n/a

35 Mio. €

n/a

Impresa

1991

1.170

185,06 Mio. €

1,65 Mio. €

Media Capital

1992

1.416

149 Mio. €

15 Mio. €

MEO (Altice Portugal)

1994 (als Portugal Telecom)

7.673

2.630 Mio. €

n/a

NOS

1994 (als PT Multimédia)

1.900

1.600 Mio. €

218,38 Mio. €

Sonaecom

1994

332

17,86 Mio. €

78,39 Mio. €

 

COFINA ist die führende portugiesische Mediengruppe im Printbereich. Das Konzern-Portfolio umfasst unter anderem die auflagenstarke Boulevard-Tageszeitung Correio da Manhã (tägliche Auflage ca. 80.000), die Gratiszeitungen Metro und Destak, die landesweit führende Sport-Tageszeitung Record und das Wirtschaftsblatt Jornal de Negócios. Außerdem verlegt Cofina das Wochenmagazin Sábado, die Programmzeitschrift TV Guia, das Flash!-Society Magazin, die Frauenzeitschrift Máxima und die portugiesischen Ausgaben der Modezeitschrift Vogue und der Männerzeitschrift GQ. Dazu betreibt Cofina den Kabelsender Correio da Manhã TV („cmTV“) und eine Reihe erfolgreicher Internetportale. Die Verbindung mit Angola ist eher unbedeutend. 2022 lag der Umsatz des Konzerns bei 76,04 Mio. Euro.

GLOBAL MEDIA GROUP (bis Januar 2015 Controlinveste) ist in den Sparten Presse, Radio und Internet aktiv, z. B. mit den angesehenen Tageszeitungen Diário de Notícias und Jornal de Notícias, der Sportzeitung O Jogo, mit dem in erster Linie als Nachrichten- und Informationskanal bekannten Radiosender TSF. Die damalige Controlinveste war 2005 von dem portugiesischen Medienunternehmer Joaquim Oliveira gegründet worden, der nach der Umstrukturierung und Umbenennung des Konzerns 27,5% der Anteile hält. Weiterer Anteilseigner (27,5%) ist heute eine angolanische Investorengruppe unter Führung von Antonio Mosquito. 2022 erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von 35 Mio. Euro.

Im Zentrum von IMPRESA steht der eminente portugiesische Journalist und Politiker Francisco Pinto Balsemão, Premierminister von 1981 bis 1983, Ururenkel des brasilianischen Kaisers Peter I., Jahrgang 1937. Noch während der Salazar-Diktatur gründete er 1972 die Wochenzeitung Expresso, heute nichts weniger als das portugiesische Leitmedium. Zum Print-Portfolio gehörte bis 2018 das Nachrichtenmagazin Visão, welches dann schließlich an Trust in News verkauft wurde, ein von Luís Delgado geführtes Unternehmen. Ferner zählt zum IMPRESA-Konzern der Fernsehsender SIC, der 1992 gegründete erste Privatsender Portugals. Der Umsatz des Konzerns lag im Jahr 2022 bei 185,06 Mio. Euro.

MEDIA CAPITAL, “one of the leading media groups in the Iberian market“, betreibt seit 1993 mit TVI (TVI Ficção, TVI International, TVI África) den zweiten privaten Fernsehsender in Portugal, diverse Radiosender und mit Plural Entertainment den führenden Telenovela- und Entertainment-Produzenten (vor allem für den portugiesischen und den spanischen Markt) mit Standorten nahe Lissabon, in Miami, Buenos Aires und São Paulo. Mehrheitseigner an Media Capital zu fast 95% ist die milliardenschwere Grupo Prisa (Madrid), das größte Medienunternehmen auf dem iberoamerikanischen Markt. Der Umsatz von Media Capital lag 2022 bei 149 Mio. Euro.

Die 1991 als TMN (Telecomunicações Móveis Nacionais) gegründete MEO ist heute der größte Mobilfunkanbieter des Landes und bietet auch Festnetztelefonie, Breitband-Internet und Fernsehen an. MEO Portugal gehört zur Altice-Gruppe, einem multinationalen Telekommunikationsunternehmen mit Hauptsitz in den Niederlanden. MEO ist ein IPTV-, Festnetz-, Mobiltelefon- und Internetdienst, der von der Firma MEO (früher bekannt als PT Comunicações), einer Tochtergesellschaft von Altice Portugal (früher bekannt als Portugal Telecom), bereitgestellt wird. Über MEO erwirtschaftete Altice in Portugal 2022 einen Umsatz von 2.630 Mio. Euro.

NOS ist ein führender portugiesischer Konzern im Bereich Telekommunikation, Medien und Unterhaltung. Das Unternehmen wurde im Jahr 2013 gegründet und entstand aus der Fusion zweier großer portugiesischer Unternehmen, der ZON Multimédia und der Optimus. NOS bietet eine breite Palette von Dienstleistungen an, darunter Festnetztelefonie, Breitband-Internet, Fernsehen und Mobilfunk. Das Unternehmen betreibt ein Glasfasernetzwerk, das es ermöglicht, schnelles Internet mit hoher Bandbreite anzubieten. Es ist in ganz Portugal präsent und versorgt sowohl Privatkunden als auch Unternehmen mit seinen Dienstleistungen.  Neben den Telekommunikationsdiensten ist NOS auch in der Medienbranche aktiv. Das Unternehmen besitzt und betreibt auch mehrere Radiosender, darunter RFM, ein populärer kommerzieller Radiosender mit einem breiten Musikangebot, und die Grupo Renascença Multimédia, zu der unter anderem die Sender Renascença, RFM und Mega Hits gehören. Ebenso ist NOS an verschiedenen Printmedien beteiligt. Dazu gehören Zeitungen wie "Público", eine landesweit bekannte Tageszeitung, und "Jornal de Notícias", eine der ältesten Zeitungen Portugals. Darüber hinaus ist NOS im Bereich der Filmproduktion engagiert (NOS Audiovisuais). Mit einem Gesamtumsatz von 1,6 Mrd. Euro im Jahr 2022 ist NOS der größte aus Portugal stammende Medienkonzern.


SONAECOM, gegründet 1994, ist in den Bereichen Telekommunikation, Medien und Informationstechnologie tätig ist. Es ist eine Tochtergesellschaft der SONAE-Gruppe, einem der größten portugiesischen Konzerne. Im Medienbereich besitzt Sonaecom eine bedeutende Beteiligung an der Controlinveste Media Company, einem der größten Medienunternehmen Portugals. Darüber hinaus gehört auch "TSF" zum Medienportfolio von Sonaecom, ein bekannter Radiosender mit Schwerpunkt auf Nachrichten und aktueller Berichterstattung. Sonaecom ist auch im Bereich Telekommunikation aktiv und betreibt den Mobilfunkanbieter "NOS". NOS bietet Mobilfunkdienste, Festnetztelefonie, Breitband-Internet und Fernsehen an. Das Unternehmen hat sich durch innovative Dienstleistungen und den Ausbau eines Glasfasernetzwerks in Portugal etabliert. Darüber hinaus engagiert sich Sonaecom auch in der Informationstechnologie. Es bietet IT-Lösungen und -Dienstleistungen für Unternehmen an und ist an der Gründung und Entwicklung von Start-ups beteiligt. Sonaecom hat sich als bedeutender Akteur in den Bereichen Medien, Telekommunikation und IT in Portugal positioniert.

Presse

Der Pressemarkt in Portugal ist geprägt von Vielfalt, einem starken Schwerpunkt auf digitale Medien und vereinzelten politischen Einflussnahmen. Das Land bietet eine breite Palette an Zeitungen und Online-Medien, die es den Menschen ermöglichen, Zugang zu aktuellen Informationen und verschiedenen politischen Perspektiven zu erhalten.

Portugal hat eine reiche Tradition im Zeitungswesen, und mehrere Tageszeitungen spielen eine wichtige Rolle in der portugiesischen Presselandschaft. Zu den prominenten Namen gehören "Público", "Diário de Notícias", "Jornal de Notícias" und "Correio da Manhã". Diese Zeitungen bieten umfassende Berichterstattung über nationale und internationale Themen, einschließlich Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport. Jede Zeitung hat ihre eigene politische Ausrichtung und Zielgruppe, wodurch ein breites Spektrum an Meinungen und Standpunkten abgedeckt wird.

Mit dem Aufstieg des Internets und der zunehmenden Digitalisierung hat sich der portugiesische Pressemarkt stark verändert. Online-Medien sind heute ein integraler Bestandteil der Medienlandschaft. Portale wie "Observador", "Sapo" und "Jornal Económico" haben an Popularität gewonnen und bieten aktuelle Nachrichten, Analysen und Meinungsbeiträge in digitaler Form an. Diese Plattformen erreichen ein breites Publikum und ermöglichen es den Lesern, schnell und einfach auf Informationen zuzugreifen.

Eine der Herausforderungen für den Pressemarkt in Portugal besteht in der Anpassung an die Digitalisierung. Zeitungen haben mit schrumpfenden Auflagenzahlen zu kämpfen, da viele Menschen ihre Nachrichten online lesen. Dies hat zu einer Diversifizierung der Einnahmequellen geführt, da Zeitungen verstärkt digitale Abonnements und Werbeeinnahmen verfolgen.

Ein weiteres Thema, das die portugiesische Presselandschaft beeinflusst, sind politische Einflussnahmen. Wie in vielen anderen Ländern besteht die Gefahr, dass politische Akteure versuchen, die Medienlandschaft zu beeinflussen oder ihre eigene Agenda voranzutreiben. Medienkonzentration ist ein Problem, da einige Unternehmen mehrere Medienorganisationen besitzen und dadurch möglicherweise eine bestimmte politische Ausrichtung fördern können.

Die Regierung in Portugal hat sich jedoch bemüht, die Pressefreiheit und die Meinungsvielfalt zu schützen. Es gibt Gesetze und Mechanismen, die die Unabhängigkeit der Medien gewährleisten sollen. Portugal hat auch einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der Journalisten schützt und ihnen ermöglicht, ihre Arbeit ohne Einschränkungen auszuüben.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Pressemarkt in Portugal vital und dynamisch. Die Menschen haben Zugang zu einer breiten Palette von Nachrichtenquellen und politischen Standpunkten, sowohl in gedruckter Form als auch im digitalen Format.

Fernsehen

Öffentlich-rechtliches Fernsehen
Die Rundfunkanstalt Rádio e Televisão de Portugal (RTP) betreibt die beiden landesweit digital-terrestrisch ausgestrahlten RTP1 und RTP2. Dazu veranstaltet RTP den Nachrichtensender RTP Informação (Kabel/Satellit) und lusophone Regionalsender (RTP Açores, RTP Madeira). RTP1 (regulärer Sendestart 1957) ist das erste portugiesische Fernsehen, Flaggschiff-Kanal der öffentlich-rechtlichen RTP-Gruppe mit dem typischen Vollprogramm aus Nachrichten, Talk, Sport und portugiesischer/internationaler Fiction (Zuschaueranteil 2022: 10,8%). RTP2 (Sendestart 1968) sendet ein werbefreies Kulturprogramm jenseits des Mainstreams: Dokumentarfilme, Theater, klassische Musik. Qualitätsfernsehen nach dem Modell von Arte und BBC Two (Zuschaueranteil 2022: 0,8%).

Im Zuge der mit der EU/ dem IWF vereinbarten Umstrukturierungs- und Sparmaßnahmen hatte die portugiesische Regierung im Sommer 2012 Pläne für eine RTP-(Teil-)Privatisierung bekanntgegeben; der öffentlich-rechtliche Rundfunk drohte ein weiteres Opfer der Finanzkrise zu werden. Aus Protest trat die gesamte Unternehmensführung Anfang September 2012 zurück. Im Januar 2013 wurden die europaweit umstrittenen Pläne zurückgestellt, um dem ohnehin geschwächten privaten Sektor (der Werbemarkt war in den Vorjahren um 46% geschrumpft) nicht weiter zu schaden.

Privatfernsehen
Zusammen mit RTP1 sind es die zwei privaten terrestrischen Vollprogramme, die den Markt dominieren. SIC (Sociedade Independente de Comunicação) war im Oktober 1992 der erste Privatsender, der auf Sendung ging, und ist Teil des IMPRESA-Medienkonzerns von Ex-Premier Francisco Balsemão. Das SIC-Programm basiert auf Telenovelas (portugiesisch, brasilianisch), dazu Nachrichten und gängige US-Serien mit Untertiteln (Zuschauerquote 2022: 16,7%). Das Programmprofil von TVI (Televisão Independente), gegründet einige Monate nach SIC im Februar 1993, unterscheidet sich nicht wesentlich: Ein üblicher Soap/Reality-Mix, News, einige US-Serien und –Movies, sehr viel Talk-Shows (Marktanteil 2022 von 15,7%).

Pay TV
Aus dem Umstand der wenigen über Antenne empfangbaren Kanäle erklärt sich der für Europa überdurchschnittliche Zuspruch, den Pay TV-Angebote erfahren: 2022 haben knapp 4,5 Millionen Portugiesen eine Form des Pay TVs abonniert.

Tab. II: Marktanteile der größten TV-Sender in Portugal 2022

 

Sender

Veranstalter

Marktanteil in Prozent

1.

SIC

Impresa

16,7

2.

TVI

Media Capital

15,7

3.

RTP1

RTP

10,8

4.

CMTV

Cofina

4,8

5.

CNN Portugal

Media Capital (unter Lizenz von Warner Bros. Discovery und CNN Global)

3,1

6.

SIC Noticias

Impresa

2,3

7.

Fox

Fox Networks Group Portugal (Walt Disney Direct-to-Consumer & International)

1,9

8.

Canal Hollywood

AMC Networks International; Iberia (Spanien); NOS (Portugal)

1,7

9.

Globo

Fox Networks Group Portugal (Walt Disney Direct-to-Consumer & International)

1,7

10.

Fox Movies Portugal

Fox

1,3

Quelle: Dinheiro Vivo/ Universal McCann

Radio

Auch wenn der Prozentsatz zurückgeht, noch immer ist jeder achte Portugiese katholisch, gerade im Radio spielt die katholische Kirche eine große Rolle in Portugal. Rádio Renascença („RR“, Radio Wiedergeburt, zuerst ausgestrahlt 1936) blickt zudem auf eine große Tradition zurück. Hier wurde um Mitternacht am 25.4.1974 das verbotene Lied „Grandola, Vita Morena“ gespielt, was heute als Signal für den Start der Nelkenrevolution gilt. Zur quotenstarken kirchlichen Sendergruppe Grupo Renascença gehören weiterhin das sehr erfolgreiche RFM (für die Jüngeren), Rádio Renascença und Mega Hits (Charts).

Die Privatsender vom Media Capital-Konzern bilden die zweite Kraft im Radiomarkt, hier in erster Linie Radio Comerçial (mit 26,3% reichweitenstärkster portugiesischer Sender im April 2023) mit typischem Mainstream-Programm. Dazu Cidade FM (Hits für 15-24-Jährige), M80 (Musik aus den 70ern, 80ern, 90ern) und der Nachrichtensender TSF.

Die öffentlich-rechtlichen RTP-Radios heißen Antena 1 (der ehemalige 1935 gegründete „Nationalsender“, Vollprogramm mit Aktuellem und hauptsächlich portugiesischer Musik), Antena 2 (Kultur, klassische Musik, seit 1948) und Antenta 3 (Jugendsender, abseits des Mainstream, gegründet 1994). Ein Blick in aktuelle Quoten-Rankings zeigt: Mit dem Hörerzuspruch der Kommerziellen kann das öffentliche Programm nicht mithalten, da rangiert man deutlich abgeschlagen.

Tab. III: Größte Radiosendergruppen, Marktanteile April 2023

 

Sender

Veranstalter

Marktanteil in Prozent

1.

Rádio Comercial

Media Capital

26,3

2.

RFM

Grupo Renascença

25,9

3.

M80 Radio

Media Capital

9,8

4.

Rádio Renascença

Grupo Renascença

6,9

5.

Antena 1

RTP

5,0

6.

Cidade FM

Media Capital

4,0

7.

TSF

Global Media

3,2

8.

Mega Hits

Grupo Renascença

2,3

9.

Antena 3

RTP

1,9

10.

Radio Observador

Observador On Time, S.A.

1,1

Quelle: Marktest

Internet

Mit 82,3 Prozent Internetnutzern liegt Portugal zwar deutlich hinter dem Nachbarland Spanien (93,9 Prozent im Jahr 2021), dennoch zeigt der relativ hohe Wert die gestiegene Relevanz in den vergangenen Jahren. So lag der Anteil der Internetnutzer 2012 noch bei lediglich 59 Prozent.

Zu den beliebtesten Internetseiten der Portugiesen zählen die Suchmaschine Google (Rang 1) und das Videoportal YouTube (Rang 2) vom US-Mediengiganten Alphabet Inc. Auch der US-Konzern Meta Platforms, Inc. ist mit Facebook (Rang 3) und Instagram (Rang 5) stark vertreten. Ebenfalls stark vertreten ist aber etwa auch das Nachrichtenportal „Sapo“ (Rang 4), welches von Altice Portugal (MEO) vertrieben wird.

Tab. IV: Die zehn meistbesuchten Internetseiten in Portugal, Juni 2023

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern

1.

Google.com

Suchmaschine

Alphabet Inc.

2.

YouTube.com

Videoportal

Alphabet Inc.

3.

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

4.

Sapo.pt

Nachrichten

Altice Portugal

5.

Instagram.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

6.

Google.pt

Suchmaschine

Alphabet Inc.

7.

Iol.pt

Nachrichten

Media Capital

8.

Record.pt

Sport-Nachrichten

Edisport, S.A.

9.

Twitter.com

Soziales Netzwerk

Twitter Inc.

10.

Live.com

E-Mail, Webportal

Microsoft Corporation

Quelle: similarweb.com

Regulierung

Die „Entidade Reguladora para a Comunicação Social“ (ERC) ist die Hauptregulierungsbehörde für die Medien in Portugal. Sie ist für die Aufrechterhaltung und Förderung der Pressefreiheit, der Meinungsvielfalt und der Qualität der Medien verantwortlich. Die ERC überwacht die Einhaltung von Regeln und Vorschriften für Fernsehen, Radio, Zeitungen, Zeitschriften und Online-Medien. Hingegen ist die „Autoridade Nacional de Comunicações“ (ANACOM) die nationale Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Postdienste in Portugal. Sie ist unter anderem für die Regulierung von Rundfunkübertragungen, Telekommunikationsnetzen und Frequenzspektren zuständig.

Weitere Regulierungsbehörden sind die „Comissão Nacional de Proteção de Dados“ (CNPD, nationale Datenschutzbehörde in Portugal) sowie die „Direção-Geral do Livro, dos Arquivos e das Bibliotecas“ (DGLAB). Die DGLAB ist die Generaldirektion für Bücher, Archive und Bibliotheken in Portugal. Sie ist für die Förderung des Zugangs zu Informationen und zur Erhaltung des kulturellen Erbes im Bereich der Medien zuständig.

In Portugal gibt es keine Rundfunkgebühren im herkömmlichen Sinne mehr. Im Jahr 2020 wurde das System der Rundfunkgebühren in Portugal reformiert und durch ein neues Finanzierungsmodell ersetzt. Seitdem wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk RTP (Radiotelevisão Portuguesa) aus dem allgemeinen Staatshaushalt finanziert. Zudem wird eine Medienabgabe von knapp 3 Euro erhoben, welche in der monatlichen Stromrechnung enthalten ist und sich an die Finanzierung der gesamten Medienlandschaft in Portugal richtet.

Quellen/Literatur

Diskussion

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