Länderporträt Island

Einwohner: 376.000 (2021)
Haushalte: 163.000 (2021)
Durchschn. Haushaltsgröße: 2,3 Personen (2021)
Religionen: evangelisch-lutherisch (73,8%), römisch-katholisch (3%), andere christliche Konfessionen (5%), Stand 2019
Größte Stadt: Reykjavík (135.688, Januar 2022)
Regierungsform: parlamentarische Republik
Staatschef: Guðni Th. Jóhannesson (seit 2016)
Regierungschef: Katrín Jakobsdóttir (Links-Grüne Bewegung, seit 2017)
Arbeitslosenrate: 3,5% (Mai 2022)
Staatsverschuldung: 75,02% des BIP (2021)
Bruttoinlandsprodukt: 25,46 Mrd. US-Dollar (2021)

Digitale Werbeausgaben: 76,60 Mio. Euro (2022)
Fernseh-Dauer pro Einwohner: 101 Minuten (2020)
Größte Medien- und Telekommunikationskonzerne: Sýn hf., Torg ehf., Ríkisútvarpið (RÚV), Árvakur hf., Sjónvarp Símans, Birtíngur útgáfufélag ehf.
Rundfunkgebühren: Juristische Personen sowie natürliche Personen zwischen 16 und 70 Jahren zahlen 2022 abhängig von einer Einkommensgrenze und weiteren individuellen Merkmalen eine Rundfunksteuer (Útvarpsgjald) von 18.800 ISK (135,47 Euro).

Einführung

Island ist nach dem Vereinigten Königreich der flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat Europas. Die Hauptinsel ist die größte Vulkaninsel der Erde und befindet sich im äußersten Nordwesten Europas. Mit lediglich 376.000 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von nur 3,5 Einwohner pro km² ist das Land zudem der am dünnsten besiedelte Staat Europas. Zugleich ist Island hinsichtlich Lebensstandard und Pro-Kopf-Einkommen (BIP) einer der führenden Staaten weltweit. Nach dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) belegt das Land hinter der Schweiz und Norwegen den dritten Platz und ist somit eines der am höchsten entwickelten Länder der Welt (Stand 2021).

Über viele Jahrhunderte war Island ein stark landwirtschaftlich geprägtes Land. Die Fischerei – ab dem 19. Jahrhundert vor allem die Hochseefischerei – ist für die isländische Wirtschaft von besonderer Bedeutung gewesen. Hingegen sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts etwa 73 Prozent der Isländer im Dienstleistungssektor tätig gewesen, weitere 22 Prozent verteilten sich auf die Industrie. Demgegenüber waren nur noch etwa 5 Prozent der isländischen Bevölkerung Teil des primären Sektors. Dennoch sind die Verflechtungen mit den Fischereikonzernen noch immer groß. So sind Teile der privaten Medien mitunter im Besitz von Fischereiunternehmern, weshalb diesen immer wieder eine direkte Einflussnahme auf die Medienberichterstattung und somit ein – zumindest indirekter – Einfluss auf politische Entscheidungen in diesem Feld vorgeworfen wird.

In dem extrem dünn besiedelten Inselstaat scheinen Medien eine zentrale Rolle einzunehmen. Insbesondere über die Print-Medien – und später auch über Radio und Fernsehen – konnte sich eine landesweite Kommunikation aufbauen, wohingegen lokale Medien angesichts der geringen Bevölkerungsdichte wenig Erfolg hatten. Schließlich eröffnete die Digitalisierung zu Beginn des 21. Jahrhunderts neue Möglichkeiten. Mit dem Einzug des Internets wurde es den Isländern ermöglicht, über die sozialen Medien in Interaktion zu treten. Nicht zuletzt aufgrund der räumlichen Distanz, welche zwangsläufig aus der geringen Bevölkerungsdichte resultiert, ist der Breitband-Ausbau – später vor allem auf Vollglasfaser – in Island schnell vorangetrieben worden. Angesichts dieser Gegebenheiten ist es wenig verwunderlich, dass Island in Bezug auf die Bereitstellung und die Nutzung des Internets heute zu den Top-Nationen der ganzen Welt gehört. Überdies erhielten diverse, nach journalistischen Standards arbeitende Online-Nachrichtenportale Einzug in das isländische Mediensystem und konnten so zu einer Erhöhung von Quantität und Qualität beitragen – sei doch ebendiese zuvor immer wieder durch die Einflussnahme privatwirtschaftlicher und politischer Entscheidungsträger, so der Vorwurf, beeinträchtigt gewesen.

Zeitung

Bereits ab 1848 fanden Print-Medien in Island eine beachtliche Verbreitung. Über die Zeitung Thjooolfur erhielten die Leser aus Reykjavik wöchentlich in- und ausländische Nachrichten. Für die Bewohner aus den abgelegeneren Gebieten des Inselstaates war der Konsum von Print-Medien bis zur flächendeckenden Durchsetzung effizienter Fortbewegungsmittel stark begrenzt, da diese nur schwer erreicht werden konnten. Als es im 20. Jahrhundert schließlich logistisch möglich wurde, weite Teile Islands mit Zeitungen zu versorgen, entwickelte sich das Land zu einer der Nationen mit besonders hoher Resonanz für die Print-Medien und fand sich in Bezug auf die Dichte von Zeitungslesern regelmäßig unter den weltweit führenden Nationen wieder. Ihren Höhepunkt erreichten die Print-Medien in den 2000er-Jahren, als jährlich Werte zwischen 70 und 80 Prozent täglicher Zeitungsleser erreicht werden konnten.

Seit jeher ist der Trend der Zeitungsleser jedoch rückläufig. In den 2010er-Jahren haben sich auch in Island die Online-Medien zunehmend durchgesetzt und den Einfluss der Print-Medien immer weiter zurückgedrängt. 2020 las nur noch etwa jeder vierte Norweger eine Zeitung in Print-Form, während Online-Nachrichten von nahezu jedem Isländer täglich konsumiert worden sind. Bereits 2013 gaben 86 Prozent der Befragten Isländer an, täglich Online-Nachrichteninhalte zu konsumieren. Ein Jahr später waren es gar 95 Prozent. Bis heute stagniert der Anteil der Konsumenten von Online-Nachrichteninhalten in Island auf diesem Wert.

Obgleich der stark gesunkenen Resonanz von Print-Medien, erreicht die kostenlose und zudem auflagenstärkste Zeitung Islands, Fréttablaðið, mit 75.000 gedruckten Exemplaren pro Ausgabe einen verhältnismäßig hohen Wert, wobei auch ihre Auflage in den letzten Jahren rückläufig gewesen ist. Die 2001 gegründete Zeitung, welche im politischen Spektrum mitte-links verortet werden kann, wird vom Medienkonzern Torg ehf. herausgegeben, dem zweitgrößten Medienkonzern des Landes. Ein weiterer wichtiger Name auf dem isländischen Print-Markt ist die Zeitung Morgunblaðið. Die bereits 1913 gegründete und somit älteste Tageszeitung Islands ist historisch mit der konservativen Unabhängigkeitspartei verbunden und politisch eher mitte-rechts ausgerichtet. Über weite Teile des 20. Jahrhunderts beherrschte das Blatt den isländischen Zeitungsmarkt. Mit 50.000 täglich gedruckten Exemplaren, belegt die vom privaten Medienkonzern Árvakur hf. herausgegebene Zeitung auch heute noch einen soliden zweiten Platz. Die Print-Ausgaben der beiden Zeitungen Fréttablaðið und Morgunblaðið erfahren insbesondere in den mittleren und älteren Altersgruppen eine hohe Beliebtheit.

Darüber hinaus umfasst der isländische Nachrichtenmedienmarkt eine wöchentlich erscheinende, kostenlose Wirtschaftszeitung, Viðskiptablaðið, mit Schwerpunkt auf Nachrichten und Kultur. Zudem gehört das Nachrichtenportal Mannlíf zu den meistgelesenen Online-Nachrichtenmedien des Landes. Ebenso erwähnenswert sind die Zeitungen Stundin und Kjarninn, welche zwar nicht zu den meistgelesenen Nachrichtenseiten des Landes gehören, aber recht einflussreich sind und von den Leitmedien häufig zitiert werden. Stundin ist eine abonnementbasierte Zeitung, die zweimal im Monat sowohl online als auch in gedruckter Form erscheint. Das Online-Medium Kjarninn gibt zusätzlich zu seiner Nachrichtenseite das Wochenmagazin Vísbending heraus, welches auf wirtschaftliche Themen ausgerichtet ist. Bis zur aus der Finanzkrise resultierenden Einstellung im Jahr 2008, erhielten die Isländer im Großraum Reykjavík zudem die Tageszeitung 24 stundir (bis Oktober 2007 Blaðið). Überdies war die Zeitung in Tankstellen und Geschäften im ganzen Land zur freien Entnahme erhältlich. Der Herausgeber der Zeitung war das Unternehmen Ár og dagur, welches sich bereits seit Dezember 2005 zur Hälfte im Besitz von Árvakur hf. befand.

Eine Besonderheit des isländischen Zeitungsmarktes ist, dass diesem als kleinen Markt nur wenig Raum für eine Aufteilung der Leserschaft nach Kaufkraft und anderen sozioökonomischen Gesichtspunkten zuteilwird. Aufgrund dessen richten sich die isländischen Zeitungen größtenteils an die Gesamtbevölkerung und somit nicht an spezifische Lesergruppen. Die starke Stellung der kostenlosen Zeitungen auf dem isländischen Medienmarkt ist ebenfalls etwas Besonderes. Im Jahr 2010 waren Island und Luxemburg die einzigen europäischen Länder, in denen die Verbreitung von Gratiszeitungen höher gewesen ist als die ihrer kostenpflichtigen Pendants. Bei den kostenlosen Zeitungen handelte es sich zudem um Mehrzweckzeitungen mit gediegener Berichterstattung über nationale und internationale Ereignisse, nicht um Boulevardzeitungen.

Rundfunk

Bereits vor der Ausstrahlung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in ganz Island gab es mehrere private Radiosender in Reykjavík und Akureyri. Der erste Radiosender, Hf Útvarp, sendete ab 1926, wurde 1928 mangels wirtschaftlichen Erfolges jedoch wieder eingestellt. Auch wenn sich Hf Útvarp nicht rentierte, hat es der Sender geschafft, die Isländer mit den Möglichkeiten der Hörfunktechnologie vertraut zu machen und somit maßgeblich zur Gründung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beigetragen.

Als Folge dessen ging im Jahr 1930 schließlich der Hörfunk in ganz Island mit der Gründung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Ríkisútvarpið (RÚV) an den Start. RÚV begann über den Sender Rás 1 fortan ganztägige Radiosendungen auszustrahlen. Der Sender befasste sich insbesondere mit innenpolitischen, wirtschaftlichen sowie religiösen Themenfeldern, sendete aber auch Musik, Kinderprogramme sowie weitere Nachrichten. So thematisierte die erste Nachrichtensendung am 20. Dezember 1930 die damalige Weltwirtschaftskrise.

Heute fokussiert sich Rás 1 hauptsächlich auf die Nachrichtenberichterstattung über aktuelle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ereignisse im In- und Ausland und sendet kulturelle Programme, die sich mit Kunst, Geschichte, Literatur, der isländischen Sprache sowie sozialen und ökologischen Themen befassen. Beispielsweise überträgt Rás 1 regelmäßig Konzerte des isländischen Symphonieorchesters. Mit Rás 2 ging am 1. Dezember 1983 schließlich ein zweiter öffentlich-rechtlicher Radiosender an den Start, welcher sich insbesondere in seinen Anfängen eher an jüngere Hörer richtete, etwa durch die Ausstrahlung von Popshows oder das überwiegende Spielen von Musik aus den aktuellen Single-Charts. Im Laufe der Zeit ist das Programm von Rás 2 vielfältiger geworden und richtet sich mittlerweile auch an ältere Teile der Bevölkerung – zwar wird etwa das seit 1947 gesendete Radiotheater überwiegend auf Rás 1 ausgestrahlt, so sind mittlerweile jedoch auch auf Rás 2 gelegentlich Theateraufführungen zu hören.

Im Sommer 2004 startete RÚV experimentell Sendungen des Radiosenders Rondó, der über ein automatisiertes Programm klassische Musik und Jazz spielt. Ferner startete im Mai 2018 der über das Internet ausgestrahlte Jugendsender Rúv Núll. Besonders tagsüber hat der Sender meist kein festes Programm und spielt überwiegend Musik, in den Abendstunden werden in der Regel TV-Shows ausgestrahlt. Somit kann RÚV Núll als Webcast – eine Kombination aus Fernseh- und Radiosender über das Internet – angesehen werden.

Erst am 30. September 1966 – im Vergleich zu anderen europäischen Ländern also relativ spät – begann in Island über den Sender Sjónvarpið („Das Fernsehen“) die Fernsehausstrahlung. Sjónvarpið ist noch heute der einzige öffentlich-rechtliche und war für eine lange Zeit auch generell der einzige Fernsehsender des Landes, womit RÚV bis 1986 ein Rundfunkmonopol innehatte. Mit dem zu diesem Zeitpunkt verabschiedeten Rundfunkgesetz wurden schließlich auch kommerzielle Anbieter zugelassen. Fortan startete Stöð 2 vom damaligen Medienkonzern 365 miðlar als erster privater Fernsehsender die Ausstrahlung. Der mittlerweile durch Sýn hf. betriebene Fernsehsender ist noch immer der größte private Fernsehsender des Landes. Neben Stöð 2 gibt es noch vier weitere private Fernsehsender – Sjónvarp Símans, Hringbraut und N4. Allgemein dominieren RÚV und Sýn hf. das isländische Fernsehen mit einem Marktanteil von 55 bzw. 36 Prozent bei den 12- bis 80-Jährigen.

Abb. I: TV-Marktanteile der Medienkonzerne in Island unter den 12- bis 80-jährigen

Das Fernsehen in Island blickt insgesamt auf eine außergewöhnliche Geschichte zurück. Abgesehen vom vergleichsweise späten Start im Jahr 1966, wurde das Fernsehprogramm noch bis in die 1970er-Jahre nur mittwochs und freitags ausgestrahlt. Auch nach der Aufnahme täglicher Fernsehsendungen, blieb der Donnerstag noch bis 1986 fernsehfrei. Überdies wurde das Fernsehprogramm bis 1983 im gesamten Juli eingestellt. 

Internet

Nach diversen Internetnutzer-Erhebungen zählt das Land mit der geringen Bevölkerungsdichte sowohl in Bezug auf die Bereitstellung als auch die Nutzung zu den Top-Ländern auf der ganzen Welt. Zudem ist Island seit jeher eine führende Nation bei der Einführung neuer Internetzugangstechnologien, beginnend mit den DFÜ-Verbindungen in den 1990er-Jahren. Heute ist Island bei der Bereitstellung von Glasfaser-Internet weltweit führend. 90 Prozent der Haushalte in Island haben Zugang zu FTTH-Internetdiensten (Vollglasfaser) mit angebotenen Geschwindigkeiten von 1-Gbit/s für Privatkunden. Überdies verfügt Island über eine unterseeische Bandbreitenkapazität über drei Kabel.

Der Breitband-Internetzugang gewann in Island aufgrund der frühen Nutzung von IPTV-Technologien in den frühen 2000er Jahren schnell an Bedeutung. Kabel- und Satelliten-TV-Dienste sind so gut wie nicht vorhanden und daher war die Bereitstellung von Fernsehen über DSL oder Glasfaser schon damals sehr gefragt. Die Mehrzahl der Internetverbindungen in Island erfolgt daher über Glasfaser oder VDSL, wobei die isländischen Telekommunikationsunternehmen Síminn hf., NOVA sowie Vodafone Island (Sýn hf.) die Hauptanbieter sind. Wichtigste Glasfasernetz-Betreiber in Island sind der Konzern Síminn hf., der ein GPON-Glasfasernetz betreibt, sowie Ljósleiðarinn, Betreiber eines Bitsteam-Access-PTP-Glasfasernetzes. Neben den beiden dominierenden Betreibern gibt es noch kleinere, lokal agierende Unternehmen.

In Bezug auf die Formen der Internetanschlüsse sind Glasfaser (PTP und GPON), VDSL/2 sowie ADSL die gängigsten Typen. Während die DSL-Nutzung 2008 noch mit 98 Prozent ihren Höhepunkt erreichte, ist sie durch den rasant gestiegenen Glasfaser-Ausbau in den 2010er-Jahren stark rückläufig. Dass schon heute 90 Prozent der isländischen Haushalte Glasfaser nutzen, der Anteil der Glasfaser-Anschlüsse jedoch nur auf circa zwei Drittel beziffert wird, resultiert daraus, dass der dominierende Telekommunikationsanbieter Síminn nach einem langen Streit über den Glasfaserzugang erst seit 2021 Dienste über das Großkunden-Glasfasernetz von Ljósleiðarinn anbietet.

Abb. II: Internetanschlüsse in Island 2020

Die meistbesuchte Internetseite der Isländer im Jahr 2017 war das soziale Netzwerk Reddit vom US-amerikanischen Medienkonzerns Advance Publications, gefolgt von der Suchmaschine Google von Alphabet Inc. Die erkennbare Dominanz internationaler Medienkonzerne in dem Ranking unterstreicht die durch die geringe Bevölkerungszahl zwangsläufig resultierend geringere Vielfalt inländischer Medienangebote. Unter den zehn meistbesuchten Websites finden sich lediglich drei isländische Mutterkonzerne. Mit der Online-Zeitung Vísir von Syn hf. rangiert die meistbesuchte Seite von einem isländischen Medienkonzern auf dem fünften Platz, dicht gefolgt vom Online-Nachrichtenportal MBL von Árvakur hf. (Platz 6). Ebenso vertreten ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk RÚV (Platz 9), welcher mit Online-Nachrichten, Fernsehen und Radio über das Internet ein breites Angebot zur Verfügung stellt.

Tab. I: Die meistbesuchten Internetseiten in Island 2017

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern

1.

Reddit.com

Soziales Netzwerk

Advance Publications

2.

Google.is

Suchmaschine

Alphabet Inc.

3.

Google.com

Suchmaschine

Alphabet Inc.

4.

YouTube.com

Videoportal

Alphabet Inc.

5.

Visir.is

Nachrichten

Sýn hf.

6.

MBL.is

Nachrichten

Árvakur hf.

7.

IMDB.com

Streaming-Plattform

IMDb.com, Inc.

8.

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

9.

Ruv.is

Rundfunk

RÚV

10.

Wikipedia.org

Enzyklopädie

Wikimedia Foundation

Quelle: Clement (2021)

Regulierung

Noch bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war die isländische Medienlandschaft wesentlich stärker mit den politischen Institutionen des Landes verwoben als heute. Erst ab den 1970er Jahren begann der Einfluss der politischen Parteien auf die Gesellschaft im Allgemeinen – und die Medien im Besonderen – zunehmend zu schwinden. Dem „politischen Parallelismus“ in den Medien folgte eine zunehmend marktorientierte Medienlandschaft, gegen die sich auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk RÚV behaupten musste. So kam es, dass in den letzten Dekaden des 20. Jahrhunderts auch die institutionellen Verflechtungen der Politik mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk weitgehend abgebaut wurden.

In den vergangenen Jahren wurde insbesondere den Eigentümern privater Medien des Öfteren vorgeworfen, Einfluss auf die Berichterstattung nehmen zu wollen. Die zweitgrößte Tageszeitung des Landes, Morgunblaðið, ist hauptsächlich im Besitz mehrerer Fischereiunternehmern und gilt seit langem als Sprachrohr der Unabhängigkeitspartei. In der Vergangenheit positionierte sich die Zeitung gegen fischereipolitische Reformen sowie gegen eine mögliche EU-Mitgliedschaft Islands. Chefredakteur der Zeitung ist seit 2009 Davíð Oddsson, ehemaliger isländischer Premierminister (1991 bis 2004) sowie ehemaliger Vorsitzender der Unabhängigkeitspartei.

Dennoch ist die heutige isländische Medienlandschaft, welche sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts herausgebildet hat, durch eine größere Quantität und Diversität gekennzeichnet, als dies in einem Land mit rund 380.000 Einwohnern zu erwarten wäre. Nach dem von der Bertelsmann Stiftung herausgegebenen SGI-Report 2022, gab es in Island 2020 zwei überregionale Tageszeitungen, zwei Wochenzeitungen, eine 14-tägig erscheinende Zeitung sowie mehrere, von den traditionellen Medien unabhängige Online-Nachrichtenportale, die eine immer bedeutendere Rolle für den täglichen Nachrichtenkonsum der Isländer einnehmen. Neben diesen landesweiten Medien gibt es auch mehrere kleine regionale und lokale Zeitungen. Angesichts der geringen Bevölkerungsdichte sind lokale Medien in Island jedoch traditionell eher schwach.

Trotz dieses zunehmenden Wettbewerbs – nicht zuletzt durch das Aufkommen der Online-Medien – konnte der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf dem isländischen Medienmarkt eine stabile Position bewahren. Neben RÚV werden die isländischen Medien, gemessen an Einnahmen, Reichweite und Beschäftigten, von drei weiteren, privaten Medienkonzernen dominiert – Sýn, Torg und Árvakur. Nachdem der Medienmarkt in den vergangenen Jahren von zahlreichen Fusionen und Übernahmen geprägt gewesen ist, ist Sýn hf. heute der wohl bedeutendste Medienkonzern des Landes. Noch 2017 war 365 miðlar, Betreiber mehrerer Fernseh- und Radiosender, Zeitungen und Online-Seiten sowie Zeitschriften und Telekommunikationsdienste, das mit Abstand größte Medienunternehmen des Landes. Durch den Verkauf des Rundfunkbereichs von 365 miðlar an Sýn hf. (Vodafone Island), ist der Konzern nun Besitzer des Nachrichtensenders Stöð 2 sowie von Radio Bylgjan. Ferner hat Sýn im Jahr 2017 auch Vísir 1, die damals meistgelesene Online-Nachrichtenseite des Landes, übernommen. Die meistgelesene Zeitung in Island, Fréttablaðið, und ihre gleichnamige Online-Nachrichtenseite waren ebenfalls Teil von 365 miðlar und gehören nun zum Medienunternehmen Torg ehf. Torg gibt auch die Boulevardzeitung DV sowie ihr Online-Pendant heraus und ist Eigentümer des Talkshow-Fernsehsenders Hringbraut und des dazugehörigen Online-Formates.

Größere medienpolitische Reformen der vergangenen Jahre waren die Einführung des Informationsgesetz (Upplýsingalög) im Jahr 1997 sowie die Überarbeitung des Gesetzes im Jahr 2011. Das Gesetz gewährleistet das Recht auf Zugang zu amtlichen Informationen. Ursprünglich waren Protokolle, Arbeitsdokumente und sonstige Unterlagen im Zusammenhang mit dem Staatsrat (Ríkisráð), dem Kabinett und den Ministersitzungen von dieser Regelung ausgenommen. Durch die Novelle im Jahr 2011 (Lög um Stjórnarráð Íslands) wurde schließlich festgelegt, dass die isländische Regierung den Medien die Tagesordnung der Kabinettssitzungen vorlegen und diese nach jeder Sitzung auf ihrer Internetseite veröffentlichen muss.

Auch wenn dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gelegentlich noch immer eine politische Beeinflussung nachgesagt wird, ist die Akzeptanz in der isländischen Bevölkerung hoch. Einer der Hauptkritikpunkte der vergangenen Jahre war der Vorwurf einiger Regierungsmitglieder, die Rundfunkanstalt würde sich in der Berichterstattung parteiisch gegenüber der Regierung positionieren. Zum Teil hatte RÚV eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung politischer Skandale gespielt. Ein zentraler Punkt, weshalb die öffentlich-rechtlichen Medien in Island trotz der Vorwürfe weitgehend akzeptiert werden, ist mit Sicherheit, dass in einem Land mit solch geringer Einwohnerzahl und Bevölkerungsdichte ein Leitmedium wie RÚV von besonderer Bedeutung ist. Finanziert wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk, wie auch in den anderen nordischen Ländern, durch eine Rundfunksteuer (Útvarpsgjald). Im Jahr 2022 beläuft sich diese, je nach Einkommensgrenze sowie weiteren individuellen Merkmalen, auf bis zu 18.800 ISK (135,47 Euro). Darüber hinaus ist es RÚV gestattet, ein Drittel der Einnahmen durch Werbung zu generieren.

Literatur

Clement, Jessica: Alexa's ranking of leading websites in Iceland in 2017, by number of page views per day, 2021..

EyÞórsso, Gretar Þór, Gylfason, Thorvaldur & Jahn, Detlef: Iceland Report: Sustainable Governance Indicators 2022, 2022.

Friðriksson, Guðjón: Ny?justu fréttir: Saga fjölmiðlunar á Íslandi frá upphafi til vorra daga. Reykjavík: Iðunn, 2000.

Internet World Stas: Internet in Europe stats, 2019.

Landsvirkun: Data connectivity in Iceland – A White Paper, 2016.

Nordicom: The largest Icelandic media companies in 2014, 2016. 

Ólafsson, Jón Gunnar & Jóhannsdóttir, Valgerður: Media and politics in Iceland. In: Power, communication, and politics in the Nordic countries / [ed] Skogerbø, E., Ihlen, Ø., Kristensen, N. N., & Nord, L., Gothenburg: Nordicom, University of Gothenburg, 2021, p. 51-68.

Póst of Fjarskiptastofnun: Tölfræðiskýrsla PFS um íslenska fjarskiptamarkaðinn 2020, 2021..

SGI: Sustainable Governance Indicators-Report 2022, 2022.

Stoll, Julia: Ranking of TV companies in Iceland 2018, based on audience share, 2020.

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