Zynga in der Krise

11.09.2012

Sinkende Einnahmen, ein Exodus an Führungskräften und Korruptionsvorwürfe - Zynga, der größte Anbieter für Social Games auf Facebook, befindet sich seit geraumer Zeit in einer Abwärtsspirale. Der Aktienkurs des seit Ende 2011 börsennotierten Unternehmen ist innerhalb von kürzester Zeit um 40 Prozent gefallen. Der Preis für eine Zynga-Aktie liegt derzeit bei weniger als drei US-Dollar. Die Probleme von Zynga sind dabei eng mit denen Facebook verknüpft. Experten gehen davon aus, dass der gesamte Markt für Social Games vor gravierenden Umwälzungen steht. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Entwicklungen zusammengefasst:

1. Welche Krisensymptome sind bei Zynga erkennbar?
Gerade verließ mit Marketing-Chef Jeff Karp der dritte Top-Manager das Unternehmen. Zuvor hatten bereits John Schappert, der für das operative Geschäft von Zynga verantwortlich war, sowie Mike Verdu, der ein eigenes Unternehmen für Social Games gründete, das Unternehmen verlassen. Es entsteht der Eindruck, dass die ehemaligen Zynga-Verantwortlichen ein aus ihrer Sicht sinkendes Boot verlassen wollten. Gaming-Analyst Mike Hickey kommentierte, einen solche Abwanderung von Führungskräften hätte er niemals zuvor beobachtet und könnte nur als Zeichen von Hoffnungslosigkeit im Unternehmen gewertet werden. Aktienverkäufe des Zynga-Managements sind dabei eher kontraproduktiv, wenn es darum geht, Optimismus unter den anderen Aktionären und der Belegschaft zu verbreiten. Im April verkauften CEO Mark Pincus (Foto) und weitere Manager Anteile im Wert von mehr als 500 Millionen Dollar verdächtigerweise just bevor die Aktien ihren Sinkflug antrat. Vor einem Gericht in San Francisco wurde das Unternehmen deshalb wegen Insiderhandel angeklagt.

Im zweiten Quartal 2012 musste Zynga einen Verlust von knapp 23 Millionen US-Dollar hinnehmen, im selben Zeitraum 2011 erwirtschaftete der Konzern noch einen Gewinn von 1,4 Millionen. Grund dafür ist sind eine schrumpfende Anzahl von Spielern, die auf Facebook zudem immer weniger Zeit mit Zynga-Games verbringen. Der Umsatz der pro Spieler generiert wurde sank um 10 Prozent auf 4,6 Cent. Für das gesamte Geschäftsjahr 2012 korrigierte Zynga seine Wachstumsprognose nach unten. Das Unternehmen geht nun von einem Umsatz von 1,1 bis 1,25 Milliarden US-Dollar aus, in etwa der gleiche Umsatzzahl wie 2011.

2. Welche Probleme plagen das Unternehmen?
Immer mehr Spieler verlagern ihre Social Gaming-Aktivitäten weg von Facebook hinzu Tablet-Computern wie Apples iPad oder Amazons Kindle sowie auf Android- oder Windows Mobile-basierte Smartphones. Die dominante Stellung von Zynga-Games auf Facebook (2011 trug Zynga zu zwölf Prozent von Facebooks Umsatz bei) ist dabei paradoxerweise das größte Problem: Andere Spieleentwickler wandern in Scharen ab zu anderen Plattformen, weil sie mit Zyngas Quasi-Monopolstellung auf Facebook und Marketingbudget nicht mithalten können, und die Spieler folgen ihnen. Als Facebook daraufhin seine Suchalgorithmus für Spiele änderte, wurde es widerum schwieriger für neue Zynga-Titel, ein Publikum zu finden. Auf Smartphones hat Zynga ähnlich wie Facebook noch keine effektiven Weg gefunden, seine "Free-to-Play"-Spiele zu monetarisieren. Die Diversifizierung des Angebots für andere Plattformen wurde zu spät vorgenommen, die von Facebook unabhängige Webseite Zynga.com kann die Abgänge von Facebook-Gamern noch nicht kompensieren. Insider und Buchautor P.J McNeal geht bereits davon aus, dass Facebooks "Gaming-Ökosystem" auf lange Sicht kollabieren wird.

Mehr dazu:
Mashable: More Zynga Execx Head for the Exit Doors (10.09.2012)