Vivendi: 16 Milliarden Euro für Zukäufe

13.04.2015

In den vergangenen zwei Jahren hat sich der französische Medienkonzern Vivendi von seinen Telekommunikations-, Kabel- und Videospielsparten getrennt, um sich voll auf das klassische Mediengeschäft zurückzubesinnen (zur Erinnerung: noch vor fünf Jahren hielt das Unternehmen rund zwanzig Prozent am US-Contentriesen NBC Universal, heute Teil von Comcast). Durch die Verkäufe ist Vivendis Kriegskasse mittlerweile mit 16 Milliarden Euro gut gefüllt. Bereits seit vergangenem Jahr wird unter Insidern spekuliert, was der Konzern mit den Cashreserven vorhat. Fest steht, dass Zukäufe geplant sind, die das Kerngeschäft von Vivendi, das im wesentlichen aus dem Pay-TV-Sender CanalPlus und dem Musikkonzern Universal Music besteht, sinnvoll ergänzen.

Offiziell bestätigt wurde bisher nur ein rund 250 Millionen Euro teures Übernahmeangebot für das französische Videoportal Dailymotion. Dieses wäre hervorragend dafür geeignet, etwa die CanalPlus-Inhalte an User zu bringen, die keinen Pay-TV-Vertrag abgeschlossen haben. Dailymotion hat schon vor dem Interesse von Vivendi (zunächst verhalten) damit begonnen, Originalserien auszustrahlen. Französische Regulierungsbehörden würden Vivendi wohl keine Steine in den Weg legen und die Übernahme genehmigen (anders als vor zwei Jahren im Fall von Yahoo, das ebenfalls Interesse gezeigt hatte; hier intervenierte die französische Regierung, weil sienicht wollte, dass eine der meistbesuchten heimischen Websites in ausländische Hände gelangt).

Potenzielle Mega-Deals über die jüngst spekuliert wurde, wie der Kauf von Rupert Murdochs paneuropäischen Sky-Konglomerat oder die Übernahme des zweitgrößten Unternehmens nach Vivendi, Lagardere, wurden bereits eilig wieder von der Konzernspitze dementiert. Doch sie geben eventuell Hinweise darauf, in welche Richtung es zukünftig gehen soll und welche Dimensionen die Zukäufe haben könnten. Um im TV- und Filmsegment eine größere Rolle zu spielen und CanalPlus zu Wachstum zu verhelfen, sind exklusive Inhalte von großer Bedeutung. Deshalb wird vermutet, Vivendi könnte Interesse haben, ein Filmstudio wie Lionsgate oder US-Kabelsender wie AMC, Starz oder die Scripps-Senderfamilie zu kontrollieren. Weitere Unternehmen, die im Visier von Vivendi sein könnten: Digiturk (Türkei) oder die arabische Pay-TV-Gruppe OSN. Auch im Onlinesektor sucht Vivendi offenbar nach sinnvollen Zukäufen; denkbar wäre etwa YouTube-Kanal-Netzwerke oder Online-Musikplattformen.

Wichtigster Kopf der neuen Vivendi-Strategie ist activist investor Vincent Bolloré, der beste Kontakte in die französische Werbeindustrie hat und als Aufsichtsratsvorsitzender fünf Prozent der Vivendi-Anteile hält.