Rechtstreit um E-Book-Kartell geht in die nächste Runde

24.07.2012

Im April dieses Jahres verklagte das US-Justizministerium Apple sowie fünf internationale Buchverlage wegen illegaler Preisabsprachen. Während die Verlagshäuser Simon & Schuster (CBS), Hachette (Lagardère) und HarperCollins (News Corp.) sich umgehend außergerichtlich einigten (etwa durch die Zahlung von Geldstrafen), um einem Prozess auszuweichen, zeigen sich Apple sowie Penguin (Pearson) und Macmillan (Georg von Holtzbrinck GmbH) weiterhin angriffslustig und sind bereit, sich vor Gericht zu verteidigen. Ihre Strategie besteht darin, eine vermeintliche Monopolstellung von Onlinehändler Amazon als Verteidigungsgrund anzuführen. In einer ersten Stellungnahme hat das Justizministerium solche und andere Argumente jedoch bereits zurückgewiesen. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Entwicklungen zusammengefasst:

1. Was wird Apple und Co. genau vorgeworfen?
Ähnlich wie in einem seit Dezember 2011 von der EU-Kommission untersuchten Fall sollen sich Apple und eine Reihe internationaler Großverlage zusammengetan haben, um die Preise für E-Books künstlich in die Höhe zu treiben. Nach Einführung von Apples iPad im Januar 2010 soll das Unternehmen konspirative Abkommen mit den Verlagen geführt haben, um Amazons Einheitspreis für E-Books von 9,99 US-Dollar zu bekämpfen. Einzelne Verlage wie Macmillan verweigerten daraufhin Amazon nach der Absprache mit Apple, ihre Werke weiterhin zum Einheitspreis zu verkaufen, woraufhin Amazon nachgab. Die Folge war eine branchenübergreifende Erhöhung des Preises von E-Books um durchschnittlich bis zu fünf US-Dollar. Der damalige Apple-Chef überzeugte die Verlage angeblich mit den Worten "der Kunde wird mehr zahlen, aber das ist doch genau das, was ihr wollt." Von den erhöhten Preisen profitierte aber vor allem Apple, da Amazon zuvor für jedes E-Book 15 Dollar an die Verlage bezahlte und so einen Verlust in Kauf nahm (was der Popularisierung von Amazons eigenem Reader Kindle diente).

2. Wie hat Apple auf die Vorwürfe reagiert?
Apple, Pinguin und Macmillan haben das außergerichtliche Abkommen zwischen dem Justizministerium und den übrigen Verlagen an insgesamt 868 Stellen kommentiert und fordert signifikante Änderungen. Apple und Co. sind überzeugt, das Justizministerium würde die E-Book-Branche zwingen, ein Amazon-zentriertes Geschäftsmodell zu akzeptieren. Die Aufforderung des Justizministeriums, die als "Apple Agency Agreements" bezeichneten Absprachen mit den Verlagen zu terminieren, lehnt Apple weiterhin ab, da der Konzern der Meinung ist, dies stelle die einzige Möglichkeit dar, die marktbeherschende Stellung von Amazon bekämpfen zu können. Das Justizministerium hat jedoch eine völlig andere Einschätzung der Lage: es weist auf E-Book-Initiativen von Microsoft (die eine Partnerschaft mit der Buchladen-Kette und dem Hersteller des E-Readers Nook, Barnes & Nobles, eingegangen sind) und Google hin (bietet mit Google Play Store E-Book-Downloads für das Nexus 7-Tablet an), die legitime Alternativen zu Amazon darstellen. Außerdem, so das Justizministerium, hätten es unabhängige Autoren auf Online-Plattformen wie Amazon wesentlich leichter eigene Werke zu fairen Konditionen zu publizieren. Die Klage gegen Apple wird in den nächsten Monaten fortgeführt werden.

Mehr dazu:

paidcontent: Justice Department slams Apple, refuses to modify e-book settlement (23.07.2012)