Random House und Penguin fusionieren (Hintergründe)

29.10.2012

Der internationale Buchmarkt steht vor einer weiteren Konsolidierung. Statt sechs Großverlagen, die bisher die Buchindustrie dominieren, wird es bald nur noch fünf geben. Der britische Penguin-Verlag (Pearson) wird mit Random House (Bertelsmann) fusionieren. Die Gründe für die Konzentrationstendenzen liegen in der wachsenden digitalen Konkurrenz die den Print-Verlagen durch Angebote von Amazon und Apple erwachsen ist. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Berichterstattung über die Fusionspläne zusammengefasst und mit Hinblick auf mögliche Folgen analysiert:

1. Was verspricht sich Random House von einer Fusion mit Penguin?
Für Bertelsmann ist das Buchgeschäft inzwischen neben der RTL-Gruppe zu einem der lukrativsten Unternehmensteile geworden. Die eine Milliarde US-Dollar, die der Konzern im Jahr 1998 für RandomHouse ausgab, haben sich langfristig ausgezahlt. 2011 bescherten die rund 10000 verlegten Bücher (von denen 500 Millionen Exemplare verkauft wurden) Bertelsmann einen Umsatz von 1,74 Milliarden Euro. Eine einzige Buch-Serie, die "Shades of Grey"-Trilogie, von der weltweit 30 Millionen Exemplare abgesetzt wurden, war im ersten Halbjahr 2012 für einen signifikanten Anteil am Konzerngewinn verantwortlich. Mit einer Fusion, bzw. Übernahme von 53 Prozent der Peguin-Anteile (das neue Unternehmen heißt nun Penguin Random House; die deutsche Random House-Sparte ist nicht Teil davon) würde Bertelsmann die Sparte weiter ausbauen. Der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe hat seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr immer wieder betont, den Konzern umzubauen um auf die Herausforderungen der Digitalisierung besser antworten zu können. Ob Investitionen in den insgesamt stagnierenden Buchsektor dabei hilfreich sind, wird jedoch von Experten angezweifelt.

Bertelsmann verspricht sich vom Wachstum seines Buchverlages eine bessere Ausgangsposition im sich radikal änderden internationalen Buchmarkt. In den USA beispielsweise gibt es nur noch eine Buchhandelskette, Barnes & Nobles, sowie de facto nur einen Online-Buchhändler, Amazon. Marketing- und Distributionskosten würden sich verringern, ebenso würde sich die Verhandlungsposition in Bezug auf Preisvereinbarungen mit Ebook-Händlern wie dem iTunes Store oder Amazon verbessern.

Für Pearson hat das Buchgeschäft offensichtlich keine Priorität mehr. Der britische Konzern ist bereits auf dem besten Weg von einem diversifizierten Medienunternehmen zu einem reinen Bildungs-Anbieter. Am Ende des Jahres wird die langjährige Chefin Marjorie Scardino abtreten, die als letzte Befürworterin des Buch- und Zeitungsgeschäft von Pearson gilt.

2. Welche Folgen könnte eine Übernahme von Penguin haben?
Sollte Random House die zähe Prüfung durch die internationalen Regulierungsbehörden bestehen, würde der Verlag weltweit ein Viertel aller englischsprachigen Bücher publizieren. Autoren und deren Agenten zeigen sich bereits besorgt angesichts dieser Konzentrationstendenzen. Sie befürchten eine weitere Einschränkung der publizistischen Vielfalt. Ähnlich wie im Hollywood-Studiosystem oder in der Musikindustrie, in der es nur noch drei große Labels gibt, könnten sich die verbliebenen Verlage fast ausschließlich auf große Autoren und Buchserien konzentrieren und die Publikationen von unbekannteren Autoren und Newcomern erschweren.

Mehr dazu:

Guardian: Penguin and Random House to merge (28.10.2012)