News Corp.: James Murdoch auf dem Weg zum Konzernchef?

21.09.2012

Rupert Murdochs Sohn James soll in Kürze die Leitung der US-amerikanischen Fox-Sendergruppe übernehmen. Dies berichtete gestern die Financial Times. Auschlag für die Entscheidung gab nun offenbar ein Untersuchungsbericht der britischen Regulierungsbehörde Ofcom, die dem britischen Satellitenbetreiber BskyB die Rundfunklizenz erneuerte. Murdoch, der vor und während des Abhörskandals das britische Printgeschäft leitete, wurde darin zwar heftig für seine Versäumnisse in Bezug auf den Skandal kritisiert, letzlich jedoch von der Verantwortung freigesprochen. Damit könnte auf mittel- und langfristige Sicht der Weg für James Murdoch frei geworden sein, den gesamten News Corp-Konzern zu führen. Die Redaktion von mediadb.eu hat die jüngsten Ergebnisse zusammengefasst:

1. Zu welchem Urteil kommt der Ofcom-Bericht?
Laut Ofcom hatte BskyB, bei der James Murdoch bis 2011 als Vorsitzender fungierte,  nie etwas persönlich mit illegalen Abhörmethoden zu tun, wie sie bei den Zeitungen der News International-Sparte, insbesondere bei der inzwischen eingestellten "News of the World", an der Tagesordnung waren. Allerdings kritisierte die Behörde Murdoch, der weiterhin in nicht-leitender Funktion im Vorstand von BskyB sitzt, für seine Rolle im Abhörskandal scharf. Als Chef der Zeitungssparte NGN (News Group Newspapers) hätte "Murdoch nicht das Verhalten an den Tag gelegt, dass man von einem Vorsitzenden und CEO erwarten müsse". Insgesamt sei sein Management des Skandals "schwer nachvollziehbar und unklug" gewesen. Wie im vergangenen Jahr bekannt wurde, war Murdoch ab 2008 von einzelnen Abhör-Vorfällen in Kenntnis gesetzt worden, ohne jedoch zu handeln. Selbst als vereinzelte Presseartikel im Jahr 2010 veröffentlicht wurden, die über illegale Abhörmethoden als flächendeckende Praxis berichteten, blieb Murdoch untätig. Noch ist nicht abzusehen, welche weiteren Wellen die Affäre schlagen wird (im Jahr 2013 könten insgesamt 174 Betroffene gegen das Unternehmen prozessieren).

2. Welche Bedeutung hat Fox für den gesamten Konzern?
Die Fox-Sendergruppe gehört neben dem eigenständigen Nachrichtensender Fox News und dem Filmstudio 20th Century Fox zu den profitabelsten Geschäftsfeldern von News Corp. Vor allem deshalb entschied sich die Konzernspitze jüngst dazu, die skandalbeinträchtigte und unprofitable Zeitungssegment in ein eigenständiges Unternehmen auszugliedern. Wenn James Murdoch sich bei Fox bewährt, könnte er auf lange Sicht seinen Vater oder die Nummer Zwei im Unternehmen, COO Chase Carey, beerben. Carey der seit dem Abhörkskandal schleichend zum neuen Gesicht von News Corp. geworden ist, weil er nichts mit den kriminellen Aktivitäten in Großbritannien zu tun hatte, gilt als naheliegenster Aspirant auf die Nachfolge des über 80-Jährigen Rupert Murdoch.

Ebenfalls über großen Einfluss im Unternehmen verfügt Roger Aisles. Der Chef von Fox News ist einer der engsten Vertrauten von Rupert Murdoch und hat sich eine Machtposition erarbeitet, da Fox News inzwischen fast 40 Prozent der gesamten Gewinne von News Corp generiert. Als Murdoch 2008 via "New York Post" zur Wahl von Obama aufrufen wollte drohte Aisles mit Rücktritt. Die New Yorker Zeitung rief daraufhin seine Leser auf, für John McCain zu stimmen. Aisles befindet sich gerade in Verhandlungen, seinen Vertrag bis 2016 zu verlängern und verlangt angeblich mit 30 Millionen US-Dollar pro Jahr genauso viel zu verdienen wie Carey.

Mehr dazu:

Guardian: Sky ruled fit for broadcast licence, but James Murdoch comes in for criticism (20.09.12)