Netzneutralität vs. "Managed Services" - Wird Breitband zu schmal für Streamingportale?

20.03.2015

Immer Fernsehzuschauer in den USA kündigen ihre Kabel- und Satellitenverträge und nutzen stattdessen die Streamingportale von Netflix, Hulu und den Sendern selbst. Um dieser Entwicklung des cord cuttings Rechnung zu tragen, wurden in den letzten Monaten zahlreiche solcher Angebote gestartet, weitere folgen in diesen Jahr. Fast jeder der großen TV-Networks, Sender und Kabelanbieter verfügt mittlerweile über ein entsprechendes Streamingportal, unter anderem Dish Network (Sling TV), HBO (HBO Now), CBS (All Access), Sony (Playstation Vue) und Nickelodeon (Noggin).

Doch die Kapazitäten des US-Breitbandnetzes sind zunehmend ausgelastet. Alleine die allabendliche Netflix-Nutzung ist für 35% des gesamten Internet-Traffics in den USA verantwortlich. Internet Service Provider in den USA (ebenso wie in Deutschland) drosseln die Internetgeschwindigkeit oder berechnen zusätzliche Kosten wenn ein tägliches, bzw. monatlicher Datenverbrauch überschritten wird. Breitet sich die Nutzung von Streaming-Diensten in den kommenden Jahren weiter aus und erfährt das im internationalen Vergleich rückständige US-Netz keinen dringend benötigten Glasfaser-Ausbau, müssen Internetnutzer in Zukunft mit längeren Ladezeiten und stockender Übertragung rechnen.

Das ist zumindest die Sorge einiger Medienkonzerne, die bereits Verhandlungen mit den ISPs für eine priviligierte Übertragung begonnen haben. Laut Informationen des Wall Street Journals wollen u.a. HBO, Showtime und Sony, dass ihre Dienste als sogenannte "managed services" behandelt werden - d.h. die Übertragung in einen Teil des Breitband-Netzwerks überführt wird, der für Spezialdienste wie Video-on-Demand oder Telefonie reserviert ist und der den jüngst verabschiedeten Regeln der Netzneutralität nicht untersteht. Bereits seit vergangenen Jahr als es entsprechende Gespräche zwischen Apple und Comcast in Bezug zum anstehenden Launch des neuen "Apple TV"-Dienstes gab, gelten "Managed Service"-Deals als potenzielle Schlupflöcher, um Netzneutralität zu entgehen.

Netflix, der Medienkonzern, der sich am wohl vehementesten für das Prinzip der Netzneutralität eingesetzt hatte, machte bereits vor zwei Jahren öffentlich, dass er sich gezwungen sah, ein entsprechendes Abkommen mit Comcast abzuschließen, um die störungsfreie Übertragung seines Angebots zu gewährleisten. Die neuen FFC-Regularien verbieten zwar direkte Zahlungen von Inhalteanbietern an ISPs, aber letztere könnten auch anderweitig von solchen Abkommen profitieren - etwa indem sie teurere Internetverträge anbieten könnten.

Allerdings bestehen auch noch Vorbehalte, Streaming-Angebote zu "Managed Services" zu machen. Für die ISPs sind solche Deals immer mit hohen Kosten verbunden, um eine zweigleisige Infrastruktur ihrer Netze einzurichten. Zudem befürchten sie politische Risiken, da solche Abkommen als "Verhöhnung des Netzneutralitätsprinzipien" wahrgenommen werden könnten, die als einer der Meilensteine der Obama-Ära gefeiert werden.