Netflix: weniger Nutzer, mehr Stars, höhere Preise

19.10.2015

Netflix-CEO Reed Hastings. CC by James Duncan Davidson/O'Reilly Media, Inc.

Als Netflix vergangene Woche seine Aktionäre über die Entwicklung der US-Nutzerzahlen informierte, erklärte CEO Reed Hastings die rückläufige Tendenz (das Unternehmen war davon ausgegangen, 1,15 Millionen neue Abonnenten im dritten Quartal zu gewinnen, hinzu kamen jedoch nur 880 Tsd.) noch mit neuen Kreditkarten, die wegen vermehrter Betrugsfälle in den letzten Monaten von US-Banken ausgegeben wurden. Doch die verschärfte Konkurrenzsituation auf dem internationalen Streamingmarkt wird es Netflix auch in Zukunft schwer machen, neue Kundenkreise zu erschließen. Die Film, bzw. Kino-Strategie, die mit dem am Wochenende veröffentlichten Feature "Beasts of No Nations" ihren Anfang genommen hat, könnte in den kommenden Jahren und Monaten darüber entscheiden, welcher Anbieter sich durchsetzen wird.

Fast jeder der Top10-Medienkonzerne betreibt mittlerweile ein Streamingportal und produziert eigene Inhalte, um über Alleinstellungsmerkmale zu verfügen: Comcast/Disney/21st Century Fox betreiben weiterhin Hulu.com, HBO und CBS bieten ihr Programm auch einzeln online zum Verkauf und Apple verkündete vor Kurzem für seinen Streamingdienst Apple TV ebenfalls eigenen Content herzustellen. Mit Sonys Crackle muss sich Netflix zudem mit einem anzeigenfinanzierten Gratisportal herumschlagen, dessen Prestigeprojekt, die Serie "The Art of More" im November startet.

Independentfilme sowie Produktionen mit vergleichsweise geringen Budgets sollen noch mehr Kunden zu Netflix locken. Neben "Beasts of No Nation" wird Netflix in den kommenden Monaten unter anderem vier Adam Sandler-Komödien sowie die Kriegssatire "War Machine" mit Brad Pitt herausbringen. Letzteres Projekt ist von enormer Bedeutung für den Konzern, da mit Pitt erstmals ein Hollywood-Superstar an Bord ist. Der Film wird ein Gesamtbudget von ca 60 Millionen Dollar haben, wobei die eine Hälfte in die Produktion und die andere in die Tasche der Schauspieler fließt (insbesondere Pitt, der sonst prozentual an Einspielergebnissen seiner Filme partizipiert, musste mit einer hohen Gage gelockt werden). Doch auch im Film-Streamingsektor steht Netflix nicht allein da: Amazon wird in Kürze Filme von Woody Allen und Spike Lee in die Kinos und anschließend in sein Streamingportal bringen. Der kostspielige Eintritt in den Filmmarkt wird wohl mittelfristig an die Kunden in Form von Preiserhöhungen weitergegeben. Netflix erhöhte seinen monatlichen Preis in den USA bereits auf 9,99 Dollar. Reed Hastings hat bereits klargemacht, dass die Preise in Zukunft weiter steigen werden: "Je mehr Originalproduktionen wir haben, desto eher werden wir die Zuschauer um mehr Geld fragen."