Gespräche zwischen Disney und Fox: Kapituliert der Murdoch-Clan?

07.11.2017

Lachlan Murdoch (Eva Rinaldi, CC BY-SA 2.0)

Gestern wurde bekannt, dass es kürzlich Übernahme-Gespräche zwischen Vertretern von Walt Disney und 21st Century Fox gegeben hat. Der von der Murdoch-Familie kontrollierte Medienkonzern signalisierte in den Gesprächen offenbar, große Teile seines Portfolios an Disney verkaufen zu wollen. Dabei handelt es sich um das gleichnamige Hollywoodstudio, den Kabelsender FX, sowie Anteile an der Streamingplattform Hulu und der Pay-TV-Sendergruppe Sky. Nach der 2011 erfolgten Abspaltung des Zeitungsgeschäfts (News Corp.) würde 21st Century Fox ein reines TV-Unternehmen sein, dessen Herzstück der nach wie vor enorm profitable Nachrichtensender Fox News wäre.

Die Gespräche liegen inzwischen zwar wieder auf Eis, aber die Bereitschaft, derart wichtige Teile ihres Unternehmens abzustoßen, legt nahe, dass die Murdochs vor einem immer stärker konsolidierten Medienmarkt kapitulieren. Im Zuge diverser großer Mergers (zwischen Comcast und NBC, Time Warner Cable und Charter Communications, Discovery und Scripps, Sinclair und Tribune, sowie möglicherweise Time Warner und AT&T) und dem Einstieg von Onlinekonzernen in die Inhalteproduktion (Netflix, Apple, Amazon) wird 21st Century Fox in Punkto Größe und Einfluss nicht mehr länger mit den Mega-Medienkonzernen neuer Prägung mithalten können. Hinzu kommt, dass alles darauf hindeute, dass britische Regulierungsbehörden 21st Century Fox wohl untersagen werden, die restlichen 61 Prozent an der Sky-Gruppe zu übernehmen. Hinter diesem Plan stand insbesondere Ruperts Sohn James Murdoch. Laut Insider und Murdoch-Biograph Michael Wolff bedeutet ein Scheitern des Sky-Deals auch eine Niederlage für James im internen Bruderduell mit Lachlan Murdoch. Dieser steht, unterstützt durch seinen Vater, offenbar hinter dem Disney-Plan und würde die Anteile auch an andere Bieter verkaufen. Der inzwischen 86-jährige Rupert Murdoch würde in diesem Fall in Rente gehen, und seine Söhne könnten sich mit den Erlösen aus dem Verkauf neuen Aufgaben widmen.

Disney würde derweil seine exzellente Position auf dem globalen Medienmarkt weiter ausbauen. Durch den Deal würde der Konzern Mehrheitseigner von Hulu werden und könnte mit den wertvollen 21st Fox-Lizenzen einen ernsthaften Konkurrenten für Netflix etablieren. Mit dem TV-Sender FX könnte das Unternehmen zudem seinen ins Strauchel geratenen ABC-Network auffrischen. Und Disneys neben "Star Wars" momentan wichtigstes Produkt, das Marvel-Superheldenuniversum würde um die wichtigen "X-Men" und "Fantastic Four"-Rechte erweitert.