Filmstudios: Weniger Kinozuschauer, höhere Preise

03.09.2012

Im Kinosommer 2012 haben die großen US-Filmstudios Umsatz- und Zuschauerrückgänge verzeichnet. Zu dieser Einschätzung kommt eine Erhebung der "New York Times", die aktuelle Besucherzahlen und Umsätze mit den Ergebnissen des Vorjahres vergleicht. Im Zeitraum zwischen Anfang Mai und Ende August, in der die Filmindustrie traditionell fast die Hälfte ihres gesamten Umsatz erzielt, sanken die Einnahmen aus Kartenverkäufen um drei Prozent auf 4,28 Milliarden US-Dollar. Das Ziel, durch steigende Ticketpreise Zuschauerrückgänge zu kompensieren, wurde knapp verfehlt. Mit 533 Millionen Besuchern gingen so wenig Leute ins Kino wie seit 19 Jahren nicht mehr. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Ergebnisse zusammengefasst:

1. Warum bleiben immer mehr Kinositze unbesetzt?
Ein Grund könnte laut Analysten in der zunehmenden Hochpreispolitik der Studios und Kinobetreiber liegen. Überlänge, 3-D-Konvertierung und IMAX-Vorführungen führen dazu, dass ein einziger Kinobesuch in manchen Fällen bis zu 20 US-Dollar kostet, was sich insbesondere mehrköpfige Familien in Zeiten der Rezession nicht leisten können (der Durchschnittspreis von Kinotickets lag 2011 bei 7,93 US-Dollar; 1999 lag der Preis noch bei rund fünf Dollar). 3-D-Filme werden aufgrund der höheren Preise (drei bis fünf Dollar mehr pro Ticket) zunehmend kritisch von Kinogängern gesehen. Den letzten Teil der "Fluch der Karibik"-Reihe wollte beispielsweise die Mehrheit der Zuschauer in 2-D sehen. Unter hohen Eintrittspreisen leidet auch der Popcorn- und Getränkeverkauf, dem zweitwichtigsten Standbein der Kinobranche.

2. Welche Rolle spielen ausländische Märkte?
Ein Grund, warum trotz Zuschauerrückgängen in den USA die Umsätze der Branche relativ stabil geblieben sind, ist das Wachstum im Ausland. "Ice Age: Continental Drift" beispielsweise spielte 80 Prozent seines Gewinns im Ausland ein. Insbesondere der asiatische Markt wird für Hollywood immer lukrativer. In China etwa stiegen Zuschauerzahlen und Ticketumsätze in diesem Jahr um 18 bzw. 15 Prozent. "Titanic 3-D" verzeichnete Anfang des Jahres den erfolgreichsten Kinostart in China aller Zeiten und erwirtschaftete in einer Woche mehr als die 2-D-Version in den 1990er Jahren in mehreren Monaten. Jüngst erhöhte die chinesische Regierung die Anzahl der ausländischen Filme, die in Kinos gezeigt werden dürfen von 20 auf 34. News Corp. erwarb jüngst einen 20-prozentigen Anteil an der chinesischen Bona Film Group, um am chinesischen Kino-Boom zu partizipieren. Der chinesische Unternehmer Wang Jianlin wiederum plant für 2,6 Milliarden US-Dollar bei der US-Kinokette AMC einzusteigen.

3. Welche Filme waren am erfolgreichsten?
Branchenprimus im Kinosommer 2012 war Walt Disney, das allein mit "The Avengers" weltweite Einnahmen von 1,5 Milliarden US-Dolalr generierte, gefolgt von "The Dark Knight Rises" von Warner Bros. (Time Warner), der rund eine Milliarde Dollar einspielte. Auf Platz drei landete "The Amazing Spider-Man" von Columbia Pictures (Sony), der ein Ergebnis von 735 Millionen Dollar erzielte. Die beiden größten Flops waren "Battleship" von Universal (Comcast) und "The Oogieloves".

Mehr dazu:

New York Times: Ticket Sales Fail to Make Hollywood’s Summer (02.09.2012)