Filmstudios experimentieren mit neuen VOD-Strategien

02.11.2015

AMC-Kino in New York. CC by Andreas Praefcke

Streamingportale, Tauschbörsen und BluRays: Der wachsende Home Entertainment-Sektor macht Kinos zunehmend das Leben schwer. Insbesondere kleinere Produktionen, die entäuschende Einspielergebnisse erzielen, sind drei Monate nach Kinostart - wenn die übliche 90-Tage-Sperre abgelaufen ist - meist in der Versenkung verschwunden. Als Home Entertainment Produkte können sie dann in der Regel nicht mehr von der medialen Aufmerksamkeit profitieren und über BluRay-Verkäufe oder VOD-Titel den schwachen Kinostart ausgleichen.

Um auf diese Entwicklung zu reagieren, haben US-Filmstudios in diesem Jahr damit begonnen, innovative Veröffentlichungstrategien auszuprobieren. Aufgrund des Siegeszug den gestreamte TV-Serien in heimischen Wohnzimmern angetreten haben, sind die Filmstudios immer stärker interessiert auch Kinofilme möglichst zeitnah zum streamen anzubieten. Die schnelle Platzierung insbesondere von Filmen mit kleineren Budgets in die VOD-Portale hat einen entscheidenden Vorteil: Studios können sich so effektiv gegen Flops absichern, da der Film zum Abruf bereit steht, während er noch im kollektiven medialen Bewusstsein ist, den ein Kinostart mit sich bringt. Eine zweite kostenspielige Marketingkampagne drei Monate später können sich die Studios dann sparen. Vorbild für diesen Ansatz ist der MGM-Film "Hot Tub Time Machine 2", der im Februar diesen Jahres in die Kinos kam. Dort spielte er in den ersten zwei Wochen nur knapp über 12 Mio. Dollar ein und galt zunächst als Flop. Doch MGM brachte den Film zügig auf die VOD-Platformen, wo er innerhalb kürzester Zeit das Dreifache seine Kino-Ergenisses erzielte.

Viacom-Tochter Paramount Pictures hat sich nun mit den Kinoketten AMC Entertainment und Cineplex zusammengetan und das Zeitfenster zwischen Kino- und VOD-Start auf 17 Tage verringert. AMC wird im Gegenzug für den verfrühten VOD-Start prozentual an digitalen Verkäufen beteiligt. Die gerade gestarteten Filme "Paranormal Activity" und "Scouts Guide to the Zombie Apocalypse" sind Testballons die zeigen sollen, ob diese Strategie langfristig erfolgreich sein kann. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Titel, die bisher enttäuschende 2,8, bzw. 13,6 Mio. Dollar eingespielt haben, ihr Gesamtergebnis auf dem Home Entertainment Markt entscheidend verbessern können.

Doch eine solche Strategie, die ähnlich auch Netflix mit seinen selbstproduzierten Filmen verfolgt (der erste Original-Netflix Film "Beasts of No Nation" startete zeitgleich bei Netflix und in 31 US-Kinos) hat auch Nachteile und kann die Studios im Extremfall mehrere Millionen kosten. Zum einen bringen die Studios die Kinobetreiber gegen sich auf, die an der 90-Tage-Regel festhalten wollen, um die Exklusivität der Kinofilme zu sichern (die Konkurrenten von AMC und Cineplex, Regal Entertainment und Cinemark Holdings haben sich entschieden die Paramount-Filme zu boykottieren). Zudem ziehen extrem schlechte Einspielergebnisse auch immer negative Presse mit sich, die das Image eines Films auch im Home Entertainment-Bereich langfristig beschädigen können.