Facebooks neuer News Feed: Gut für Facebook, schlecht für Verleger

30.06.2016

Facebook-Nutzer sollen in Zukunft „mehr Posts von ihren Freunden und ihrer Familie sehen.“ Das gab das Unternehmen in der gewohnt vagen Marketing-Sprache in zwei Blogeinträgen bekannt (hier und hier).  Die Erlöse je Nutzer waren im ersten Quartal 2016 weltweit leicht zurückgegangen(PDF; s. S. 10). Eine Entwicklung der Facebook wohl mit dieser jüngsten Veränderung im Beitrags-Feed entgegentreten möchte

Wie deutlich die Umgewichtung des Contents ausfällt, muss letztlich jeder Facebook-Nutzer selbst erfahren. Eine transparente Anordnung der Beiträge nach exaktem Veröffentlichungszeitpunkt bietet Facebook ohnehin nicht an. Die andauernde Bindung der Nutzer an ihren individuellen Feed ist das oberste Ziel des Konzerns. Facebook definiert das so: „When people see content they are interested in, they are more likely to spend time on News Feed.“ Übersichtlichkeit und eine verständliche Reihenfolge der Beiträge im Feed läuft diesem Geschäftsmodell zu wider. Die Bewertungen der Online-Redaktionen auf die Veränderungen am Beitrags-Feed, für die Facebook die wichtigste Einnahmequelle überhaupt ist, ließen nicht lange auf sich warten. Die New York Times kommentierte unter der Überschrift: “Facebook, a News Giant That Would Rather Show Us Baby Pictures”. Die hämische Überschrift unterschlägt eine wichtige Erkenntnis des Autors,  dass nämlich Facebook sich nicht als „News Giant“ im journalistischen Sinn versteht.

Beim Guardian entschied man sich für die klarere Überschrift: „Facebook’s newest news feed: good for friends, bad for publishers“. Der Gewinner dieser Veränderung ist allerdings, anders behauptet, das Unternehmen selbst. Ein weiterer Erfolg der Kommunikationsstrategie des Unternehmens. Die New York Times und der Guardian sind beide weitreichende Kooperationen mit Facebook eingegangen.

Im deutschen Sprachraum wird, abgesehen von zeit.de und anderen Ausnahmen abgesehen, eher auf Meldungsebene berichtet. Sueddeutsche.de veröffentlichte eine korrekte dpa-Meldung, wohingegen Rheinische Post und faz.net eine fehlerhafte AFP-Meldung auf der Homepage haben (Stand 30. Juni 2016) Sie unterscheidet nicht zwischen dem aktuell betroffenen persönlichen Beitrags-Feed, den jeder Facebook-Nutzer sieht und den Trending News nur in englischer Sprache und in ausgewählten Ländern. Bei den Trending News waren im Mai glaubhaft Manipulations- und Zensurvorwürfe erhoben worden.