Eigene Marketing-Agenturen: Medienkonzerne und 'branded content'

06.06.2017

CEO Michael Bloomberg CC0 1.0 (Bloomberg Philanthropies)

Heute verkündete Bloomberg Media die Einstellung von Andrew Benett, dem ehemaligen Chef von Havas Creative, einer der größten Werbeagenturen der Welt. Benett wird bei Bloomberg die neu geschaffene Stelle des global chief commercial officers bekleiden und dort für Werbeverkauf und Marketingdienste verantwortlich sein. Ziel ist es, eine neue interne Werbeagentur ins Leben zu rufen, die mit den diversen externen PR-Agenturen konkurrieren kann. In Zeiten von Google und Facebook, in denen sie es schwerer haben Werbung in Zusammenarbeit mit herkömmlichen Mediaagenturen zu verkaufen, haben immer mehr Medienunternehmen in den vergangenen Jahren in house-Marketing Abteilungen gegründet. Sie kreieren so zunehmend Content, der darauf zugeschnitten ist, direkt werbetreibende Firmen anzusprechen oder von diesen in Auftrag gegeben wird.

Condé Nast gründete bereits vor zwei Jahren mit 23 Stories eine eigene Agentur, die branded content herstellt. Die New York Times und Huffington Post sowie tronc haben mittlerweile allesamt eigene Agenturen gegründet, bzw. Beteiligungen an Werbehäuser erworben. Die Logik hinter der Zusammenführung von Aol und Yahoo unter dem Dach von Telekommunikationskonzern Verizon besteht darin deren native advertising-Häuser Gravity und Gemini zu kombinieren. Auf der anderen Seite haben einzelne Firmen eigene Medienoutlets ins Leben gerufen wie etwa Adobes CMO.com oder General Electrics GE Stories.

Im Fall von Bloomberg, das vornehmlich als Verkäufer von Finanzinformationen auftritt, richten sich die Bemühungen an werbetreibende Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen ein Business-Klientel ansprechen sollen. Unter anderem arbeitet die Bloomberg-Werbeagentur u.a. mit einem Telekommunikationsunternehmen und einem nicht genannten Land zusammen, um Investoren zu erreichen. Die Grenze zwischen Journalismus und Werbung verwischt dabei immer mehr. Rund die Hälfte aller US-Internet User fühlte sich 2015 von gesponsorten Inhalten getäuscht.