Craigslist-Übernahme: Naspers will weiter expandieren

20.09.2016

Wie das Wall Street Journal berichtet, ist der südafrikanische Medienkonzern Naspers offenbar daran interessiert, mit Craigslist das führende US-Portal für Kleinanzeigen zu übernehmen. Details über den Verkaufspreis oder die Höhe möglicher Anteile sind bisher nicht bekannt, aber der Vorstoß ist der letzte in einer Reihe von Akquisitionen und Beteiligungen, die Naspers zu einem der dynamischsten und internationalsten Medien- und Onlinekonzernen der Welt gemacht haben.

Das Unternehmen hat in den letzten 15 Jahren gezielt in die aufstrebenden Internetmärkte der BRIC-Staaten investiert. Seit 2001 hält Naspers einen 34prozentigen Anteil am chinesischen Onlinegiganten Tencent, der heute mit etwa 90 Milliarden US-Dollar mehr wert ist, als der Rest von Naspers Geschäft. Das Unternehmen hält zudem rund ein Drittel der Anteile am größten russischen Social Media-Unternehmen Mail.ru und übernahm im Frühjahr dort den Online-Marktplatz avito.ru. Und mit OLX kontrolliert Napster seit 2014 die führenden Kleinanzeigenportale in Indien und Brasilien.

Sollte nun noch Craigslist dazukommen, würde es Naspers in Sachen internationaler Präsenz auf dem C2C-Sektor langsam mit Marktführer eBay aufnehmen (Naspers CEO Bob van Dijk leitete zuvor das Deutschland-Geschäft von eBay). Laut Aussage von van Dijk hat das seit Jahren etablierte Craigslist weiteres Wachstumspotenzial. So würde Naspers das optisch extrem simple Kleinanzeigenportal modernisieren und insbesondere für den Mobil-Sektor relaunchen.

Der Erfolg von Naspers ist jedoch streng gekoppelt an die Entwicklung von Tencent. In den letzten fünf Jahren korrelierte die Entwicklung der Naspers Aktie fast direkt mit der des chinesischen Onlinekonzerns. Die erfolgreiche Entwicklung von Tencent gleicht momentan die Investments in Lateinamerika, Indien, und Südostasien aus, bei denen längst noch nicht gewiss ist, ob sie sich langfristig wirklich auszahlen. Solange der Unternehmenswert von Tencent weiter steigt, hat Naspers die Finanzkraft, um weiter zu expandieren. Wenn der chinesische Internet-Boom jedoch ein jähes Ende finden sollte, dann würde das für Naspers negative Konsequenzen haben.