Condé Nast: Selbstzensur in Russland?

09.09.2009

Das Verlagshaus Condé Nast hat die Veröffentlichung eines Artikels im russischen Ableger seines Magazins GQ verhindert, der sich kritisch mit Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin auseinandersetzt. Die Anwälte des zum Medienkonzern Advance Publications gehörenden Verlages hätten, so berichten mehrere Medien übereinstimmend, Druck auf die verantwortlichen Redakteure des Magazins ausgeübt, damit der Artikel nicht in Russland erscheint. Veröffentlicht wurde der Text im September 2009 in der amerikanischen Printausgabe von GQ.

Eine Online-Version des Berichts gibt es auf den GQ-Seiten nicht. Der Artikel solle auch nicht in andere Sprachen übersetzt werden und in keinem europäischen Condé Nast-Magazin abgedruckt werden, heißt es in den Medienberichten. Bei der einzigen Version des Artikels, die im Internet aufgetaucht ist, handelt es sich um diesen Scan der Printausgabe.

In dem Artikel "Vladimir Putin's Dark Rise To Power" bezweifelt der investigative Journalist Scott Anderson die offizielle Version zur Erklärung einer Serie von Bombenanschlägen auf Moskauer Wohnungen im Jahr 1999. Der Artikel gibt der These neue Nahrung, dass nicht tschetschenische Terroristen hinter den Anschlägen steckten, sondern der russische Geheimdienst KGB, dessen Chef Putin früher war. Diese Version der Ereignisse vertrat auch der 2006 in London mit Polonium vergiftete Dissident Alexander Litvinenko. Unmittelbar nach den Anschlägen 1999 wurde der zweite Tschetschenien-Krieg begonnen und Putin zum Präsidenten von Russland gewählt.

Mehr dazu:

- "The Guardian": Condé Nast accused of journalistic cowardice over anti-Putin article

- National Public Radio: Why 'GQ' Doesn't Want Russians To Read It's Story