BBC: Umstrukturierung, Debatte über Gehälter, Bugdgetkürzungen

29.08.2011

Die BBC - die größte öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt der Welt - steht gegenwärtig vor einer bedeutenden Neuorganisation. Im Zuge der in den vergangenen Jahren intensiv geführten Debatten über die Rolle der Anstalt im britischen Mediensystem hat das Management umfangreiche Reformmaßnahmen angekündigt, um auf Kritik von Politikern, Vertretern der privaten Medienwirtschaft und Gebührenzahlern zu reagieren. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Pläne zusammengefasst und analysiert:

1. Welche Pläne verfolgt die BBC mit ihrer In-House-Produktionsfirma BBC Visions Productions?
Laut Informationen des "Telegraph" handelt es sich bei den Plänen um die "radikalste Umstrukturierung in der Geschichte der BBC": die eigene, bisher der öffentlich-rechtlichen Anstalt unterstehende Produktionsfirma soll als separates Unternehmen ausgegliedert werden oder Teil des kommerziellen Arms der BBC (BBC Worldwide) werden. Die Anstalt würde weiterhin im Besitz der Produktionsfirma bleiben, könnte jedoch unter kommerziellen Gesichtspunkten operieren und gegebenenfalls auch Inhalte für private Anbieter produzieren. Hauptgrund für die Ausgliederung sind zunehmende Schwierigkeiten des BBC-Managements talentierte Produzenten im Unternehmen zu halten, da diese bisher nur exklusiv für die BBC Content entwickeln können und dort im Vergleich zur Privatwirtschaft signifikant weniger verdienen.

2. Welchen Einfluss hat die Gehälter-Debatte auf die Neuorganisation der BBC?
Der politische Druck, die Gehälter des Top-Managements der BCC zu kürzen ist in Großbritannien immens. BBC-Mitarbeiter haben in der Vergangenheit deutlich mehr verdient als Angestellte, die anderweitig im öffentlichen Sektor arbeiten. Um die erhitzte Stimmung zu beruhigen, versprachen sämtliche Vorstandsmitglieder im vergangenen Jahr, in diesem und nächsten Jahr auf jeweils ein Monatsgehalt zu verzichten. Insgesamt wurde die Gehaltszahlungen im mittleren und oberen Management um 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesenkt. So verdiente der General Direktor Mark Thompson im vergangenen Jahr rund 838 000 Pfund; 2011 werden es insgesamt nur noch 671 000 Pfund sein. Ähnlich wie die ARD, die regelmäßig in Bezug auf hohe Gehälter für Moderatoren und Intendanten in der Kritik steht, verweist die BBC auf Gesetzmäßigkeiten des Marktes: Sollten die Gehälter weiter sinken, werden die talentiertesten Führungskräfte zur privaten Konkurrenz abwandern. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die geplante Ausgliederung von BBC Visions zu verstehen.

3. Was verbirgt sich hinter dem "DQF"-Plan der Anstalt?
"DQF" steht für "Delivering Quality First" und beschreibt euphemistisch  eine signifikante Budget-Kürzung. Gemäß dem Plan will die Anstalt in den kommenden Jahren 16 Prozent der operativen Kosten einsparen. Generaldirektor Thompson will die Hälfte dieses Betrages - rund 400 Millionen Pfund - aus dem Produktionsbudget kürzen, der Rest soll durch Einschnitte in der Verwaltung eingespart werden.

Mehr dazu:

- The Telegraph: BBC may spin off production unit (28.08.11)