BBC: neuer Generaldirektor muss sparen

17.09.2012

Heute beginnt George Entwistle seinen neuen Job als Generaldirektor der BBC. Er löst damit Mark Thompson ab, der ab November neuer CEO der New York Times Company wird. Entwistle, der bisher die Planung und Produktion sämtlicher BBC-Inhalte und Formate verantwortete, steht vor einer schweren Aufgabe: Er soll mit einem geringeren Budget ein qualitativ höherwertiges Programm machen. Die Redaktion von mediadb.eu hat die momentane Situation bei der öffentlich-rechtlichen Anstalt anhand drei Fragen zusammengefasst:

1. Wer ist George Entwistle?
Entwistle begann seine Karriere als Musikjournalist ehe er 1989 zur BBC stieß. Hier arbeitete er für diverse Nachrichtenformate bevor er 2001 die Leitung der prestigeträchtigen Informationssendung "Newsnight" übernahm. Dort untermauerte er seinen Fokus auf investigativen Journalismus indem er seine Redakteure mit dem inzwischen legendären Spruch "how can we fuck the government today?" motivierte. Entwistle verfügt über gute Kontakte zu Medienjournalisten der privaten Konkurrenz, die traditionell kritisch über die Anstalt berichten und regelmäßig für eine Abschaffung der License Fee plädieren. In die Kritik geriet er zuletzt, als er die Beobachtern zufolge katastrophale Berichterstattung zum 60-jährigen Thronjubiläum von Königin Elizabeth verantwortete.

2. Welche Sparmaßnahmen muss Entwistle durchsetzen?
In den nächsten fünf Jahren muss die BBC insgesamt 670 Millionen Pfund einsparen.  Insgesamt werden 2000 Angestellte ihren Job verlieren, rund die Hälfte davon Journalisten. Die von Vorgänger Mark Thompson initierte "Delivering Quality First"-Strategie sieht vor, dass die BBC kleiner wird und fokussierter wird. Die 2010 auf 145,50 Pfund festgesetzte jährliche Gebühr wird auf absehbare Zeit nicht mehr erhöht werden. Die Einsparungen beginnen bei Entwistle selbst: Im Gegensatz zu Thompson (671 000 Pfund) verdient Entwistle nur noch 450 000 Pfund pro Jahr (der Auswahlprozess von Entwistle durch eine Headhunter-Firma veranschlagte jedoch 157 000 Pfund). Privilegien wie Chauffeur und Dienstwagen wurden gestrichen, Entwistle fährt mit der U-Bahn zum Broadcasting House, der jüngst für eine Milliarde Pfund renovierten BBC-Zentrale.

3. Wie steht es um die Akzeptanz der BBC in der britischen Gesellschaft?
Die allseits gelobte Olympia-Berichterstattung hat der Anstalt einen neuen Popularitätsschub gegeben. Entwistle kann darauf aufbauen, indem er die Notwendigkeit der BBC für das britische Selbstbewusstsein unterstreicht. Außerdem muss er die erfolgreiche Digitalstrategie fortführen, die Vorgänger Mark Thompson insbesondere durch den Launch die BBC-Mediathek "iPlayer" ins Rollen brachte. Eine immer stärkere schottische Unabhängigkeitsbewegung könnte zur Folge haben, dass Schottland aus dem BBC-Verbund austritt, was Entwistle mit aller Macht verhindern muss. Es bleibt abzusehen, wie der neue Generaldirektor im Zuge von Einsparungen das hohe Qualitätsniveau halten bzw. noch erhöhen kann.

Mehr dazu:

The Guardian: BBC boss faces colder winds after golden Olympics summer (16.09.2012)