BBC: Hardings Reformpläne

10.12.2013

Vergangene Woche hielt der neue Nachrichtenchef der BBC, James Harding, seine strategische Antrittsrede vor der versammelten BBC-Belegschaft. Darin kündigte er umfassende Umstrukturierungen an, die die nach wie vor beliebte, durch die jüngsten Skandale jedoch in ihrer Glaubwürdigkeit erschütterten Anstalt wieder zu einer Institution im globalen Nachrichtengeschäft machen soll. Harding, der zuvor Chefredakteur der Londoner "Times" war, tritt ein schweres Erbe an: in Großbritannien ist es mittlerweile gesellschaftlicher Konsens, dass die BBC zukünftig mit weniger Geld auskommen und dabei jedoch wesentlich mehr leisten muss. Hinzu kommt, dass die BBC sich einer neue Konkurrenzsituation stellen muss, die durch Onlineportale wie Buzzfeed oder ProPublica sowie andere internationale operierende Nachrichtenorganisationen wie beispielsweise Al Jazeera geprägt ist. Damit die BBC auch zukünftig als weltweite journalistische Autorität auftritt, bedarf es laut Harding einer neuen globalen Nachrichtenstrategie. Die Redaktion von mediadb.eu hat die konzeptionellen und personellen Eckpfeiler von Hardings Plänen zusammengefasst:

Qualitätsjournalismus
Für Harding ist die BBC noch immer "die beste Nachrichtenorganisation der Welt". Den lange Zeit werbefinanzierten internationalen Nachrichtensender BBC World, der aufgrund einer Gesetzesänderung künftig ebenfalls gebührenfinanziert operieren muss, bezeichnete er gar als "Großbritanniens größtes Geschenk an die Welt". Damit dies so bleibt hat sich Harding zum Ziel gesetzt, bis 2022 eine globale Zuschauerschaft von mehr als 500 Millionen Menschen zu generieren (Kritiker haben diese Pläne bereits als zu bescheiden kritisiert; obwohl dies der vierfachen Größe von Buzzfeed sowie der Hälfte von Facebook entsprechen würde, müsse die BBC ihre Zielgruppe noch weiter vergrößern). Kernbestandteil der Qualitätsoffensive soll investigativer Journalismus sein. Vor allem die lokalen Radiojournalisten sollen in ihren Gemeinden die Autoritäten zu Rede stellen, da die BBC in diesen lokalen Märkten oftmals die einzige verbleibende Nachrichtenquelle darstellt ("accountability journalism").

Digitalstrategie
Die BBC-Stories sollen künftiger noch stärker online aufbereitet werden. Harding nannte den acht Millionen Follower starken Twitteraccount @BBCbreaking als Vorbild, wie künftige BBC-Recherchen im Web popularisiert werden sollen. Zusätzlich sollen neue Apps für Smartphones und -TVs entwickelt werden. Die BBC-Mitarbeiter müssen sich laut Harding weiterbilden denn sie seien "nun alle Digitaljournalisten" mit einem besonderen Fokus auf Datenrecherche. Um den Nachrichtenmeldungen noch stärker zu visualieren und aufzubereiten, plant Harding die Einrichtung eines sog. "News Lab" in dem alle datenjournalistischen Aktivitäten gebündelt werden.

Personelle Umstrukturierungen
Die BBC muss aufgrund stagnierender Gebühreneinnahmen ab Frühjahr 2014 weitere 20 Millionen Pfund einsparen. Die Weiterentwicklung der Online-Mediathek iPlayer wird zusätzliche 100 Millionen Pfund an Kosten verursachen. Deshalb wird es wohl auch im kommenden Jahr wieder Entlassungen geben. Parallel dazu verkündete Harding die Abläufe durch gezielte Einstellungen und das Schaffen neuer Posten effizienter zu gestalten. So wird es zukünftig einen sog. "News Editor" geben, der für die tägliche Nachrichtenagenda zuständig ist und direkt an Harding berichtet.  Außerdem engagierte er den ehemaligen CEO von Sony, Howard Stringer, damit, die globale Zuschauerschaft von BBC Worldwide signifikant auszubauen.

Mehr dazu:

BBC: James Harding speech to staff in BBC News and Current Affairs