Arbeitskämpfe in der Medienindustrie

10.10.2011

Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass das US-TV-Unternehmen Fox die Produktion der Serie "The Simpsons" um mindestens zwei weitere Jahre verlängert hat. Zuvor hatten die Synchronsprecher der Serie mit Streik gedroht und gefordert, künftig auch an den Gewinnen aus der internationalen Verwertung zu partizipieren. Letzendlich setzte sich jedoch Fox in dem Disput durch. Die Sprecher verdienen künftig 30 Prozent weniger und erhalten nach wie vor keinen proportionalen Anteil aus Zweitverwertung und Lizenzierungseinahmen. Zwar erhält ein Synchronsprecher auch trotz gescheiterter Boykott-Strategie weiterhin noch 300.000 US-Dollar pro Episode, doch die Löhne stehen in keinem Verhältnis zu dem Gewinn vom Mutterkonzern News Corp. (im Geschäftsjahr 2010 betrug dieser mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar).

Die Medienindustrie ist in den USA einer der wenigen Sektoren, dessen Angestellte teilweise gewerkschaftlich organisiert sind. 2007/2008 war es im Rahmen des "Writers Guild of Amerika strike" zu einem Streik der Drehbuchautoren gekommen. Diverse Gewerkschaften protestierten damals gegen sinkende Löhne, in Zeiten in denen Medienkonzerne Rekordeinnahmen verzeichneten. In Folge des Streiks verloren Medienunternehmen Einnahmen in der Höhe zwischen 300 Millionen und zwei Milliarden US-Dollar. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Arbeitskämpfe anhand von ausgewählten internationalen Medienkonzernen zusammengefasst und analysiert:

Comcast
Comcast gilt als eines der arbeitnehmerfeindlichsten Unternehmen der USA. Der Konzern kämpft seit Jahren vehement gegen eine gewerkschaftliche Organisation seiner Mitarbeiter. Dabei werden Mitarbeiter finanziell bevorteilt, die davon absehen, einer Gewerkschaft beizutreten. Die Comcast-Chefs Brian Robert und Stephen Burke verdienten 2009 mit 25, bzw. 31 Millionen US-Dollar etwa eintausend mal so viel wie ein durchschnittlicher Comcast-Angestellter. Die Gewerkschaft Communications Workers of America (CWA), die auch Comcast-Mitarbeiter vertritt, schloss sich jüngst offiziell den "Occupy Wall Street"-Protesten an (Foto).

Cablevision
Der als Tochterunternehmen von Cablevision ausgegliederte Kabelsender AMC musste die fünfte Staffel der Erfolgsserie "Mad Men" auf das Frühjahr 2012 verschieben, nachdem sich deren Chefautor Matthew Weiner weigerte, zwei Darsteller zu feuern und die Episoden zu kürzen, um mehr Platz für Werbung zu schaffen. Desweiteren befindet sich Cablevision über eine Tochterfirma im Besitz des Basketball Teams New York Knicks, deren Spieler sich wie der Rest der Liga NBA gegenwärtig in einem langwierigen Arbeitskampf mit den Besitzern der Teams befinden.

Sanoma
Seit 2008 weigert sich das größte europäische Magazin-Verlagshaus, an Gesprächen zur Gründung eines europäischen Betriebsrates für die in 20 Ländern verstreute Sanoma-Belegschaft teilzunehmen. Das Sanoma-Management verweigert allen Autoren, Übersetzern und Grafikern das Copyright für ihre eigenen Werke. Im Januar 2010 erlitten die freien Sanoma-Journalisten vor Gericht eine Niederlage, nachdem sie gegen die Arbeitsbedingungen geklagt hatten. Ein Gericht in Helsinki urteilte, die entsprechenden Arbeitsverträge seien generell zulässig.

Axel Springer
Der Deutsche Journalisten-Verband hat in der Vergangenheit wiederholt die untertarifliche Bezahlung für auszubildende Journalisten vor dem Hintergrund von Rekord-Gewinnen kritisiert. Nachdem 2007 ein Mindestlohn-Gesetz im Postsektor abgeschlossen wurde, verkaufte die Axel Springer AG unmittelbar ihre Beteiligung an der privaten Briefzustellungsfirma PIN.