Amazon vs. Autoren: Ein Fall für das US-Justizministerium?

14.07.2015

Jeff Bezos CC by Steve Jurvetson

Der Kampf zwischen Autoren, Verlagen und Amazon geht in eine neue Runde. Der E-Commerce-Riese generiert zwar mittlerweile nur noch einen Bruchteil seines Umsatzes mit dem Verkauf von Büchern und E-Books, doch er will seine Quasi-Monopolstellung auf dem Büchermarkt auf keinen Fall aufgeben. Sämtliche wichtigen Autorenvereinigungen (Authors Guild, American Booksellers Association, Association of Author's Representatives und Authors United) hingegen warnen vor der Marktmacht des Konzerns und den dramatischen Folgen für die Buchindustrie und die freie Meinungsäußerung. Sie haben sich nun mit einem offenen Brief erstmals an das US-Justizministerium gewandt und vor der Dominanz von Amazon gewarnt. Damit könnte es mittel- und langfristig auch zu einer kartellrechtlichen Untersuchung der Stellung des Unternehmens auf dem Büchermarkt kommen (auch auf EU-Ebene gibt es ähnliche Bemühungen die Macht von Amazon einzuschränken).

Lange Zeit sah es so aus, als ob sich Amazon keine Sorgen um seine Stellung machen müsste. Der von Jeff Bezos geführte Konzern ging als Sieger aus dem letzten Konflikt mit sämtlichen großen Bücherverlagen hervor. Vor fünf Jahren - so der Vorwurf von Amazon - hatten diese sich im Rahmen geheimer Gespräche mit Apple zusammengetan, um ein Kartell gegen die Niedrigpreispolitik des Onlinehändlers zu gründen. Amazon klagte dagegen und bekam in mehreren Instanzen Recht zugesprochen, bzw. die Verlage einigten sich mit Ausnahme von Apple aussergerichtlich. Für Leser und Buchfreunde - so die Argumentation von Amazon - sei die Strategie des Unternehmens von Vorteil: sie müssten weniger für Bücher bezahlen und die niedrigen Preise würden gleichzeitig für eine Popularisierung des E-Book-Mediums sorgen, was wiederum mehr Menschen zum Lesen bringen würde. Amazons eigenen Selbstverlagsplattform würde zudem vielen unbekannten Autoren auch ohne Betreuung durch Großverlage eine potenziell große Leserschaft ermöglichen.

Für die Unterzeichner des Briefs an das Justizministerium hingegen geht es Amazon nur um Profit und die Schwächung sämtlicher Konkurrenten. So argumentiert die Gruppe Authors United in ihrem jüngst veröffentlichten Positionspapier anhand von Beispielen aus der Vergangenheit wie der Konzern das Prinzip der Meinungsfreiheit von Autoren wiederholt verletzt hat und diese massiv unter Druck setze. So wurde das Buch des ehemaligen republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten Paul Ryan 2014 aufgrund eines Konfliktes zwischen seinem Verlag Hachette und Amazon aus dem Angebot des Onlinehändlers genommen. Als sich Ryan darüber öffentlich beschwerte, wurde es umgehend wieder in das Angebot aufgenommen, während andere Hachette-Titel weiterhin nicht verkauft wurden. Als sich eine Reihe prominenter Autoren in einem offenen Brief in der New York Times gegen Amazon wandten, trauten sich einige von ihnen nicht zu unterschreiben, weil sie Reaktionen von Amazon fürchteten. Das Positionspapier erwähnt auch das angebliche "Gazelle Project", über das Autor Brad Stone in seinem Buch über Amazon berichtete. Angeblich sollen von Universitätsverlagen Gebühren verlangt worden sein, um zu garantieren, dass Amazon nicht mittels Algorithmen die Auffindbarkeit einzelner Titel erschwerte. CEO Bezos soll indirekt für den Namen des Projekts verantwortlich sein. In einem Meeting soll er gesagt haben, dass Amazon mit Verlagen umgehen müsse "wie ein Leopard mit einer schwächlichen Gazelle".