2. Google Inc.

Umsatz 2014: $ 66,001 Mrd. (€ 49,681 Mrd.)

Überblick

Die Studenten Sergey Brin und Larry Page entwickelten die weltweit schnellste Suchmaschine. Dank kontextbezogener Internet-Werbung konnte Google (2015 umbenannt in Alphabet Inc.) zum mit Abstand umsatzstärksten Konzern der Branchen Medien und Online-Technologie aufsteigen. Auch die Videoplattform YouTube gehört seit 2006 zu Alphabet. Mit seinem riesigen Pool an User-Informationen wandelt der Konzern nach wie vor auf einem schmalen Grat zwischen Benutzerfreundlichkeit und Ausspähung privater Daten. Am 31. März 2022 war Alphabet (laut der „Global Top 100“-Liste von PwC) noch immer das viertwertvollste Unternehmen der Welt, mit einer Marktkapitalisierung von 1,842 Billionen US-Dollar, Teil der Big Five der großen Technologiekonzerne (Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta Platforms).

Basisdaten

Hauptsitz:
1600 Amphitheatre Parkway
Mountain View, CA 94043
USA
Telephone: 001 650 253 0000
Website: abc.xyz

Branchen: Suchmaschine, Internet-Dienstleistungen, Softwareentwickung, Cloud Computing
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01. – 31.12.
Gründungsjahr: 1998

Ökonomische Basisdaten (in Mrd. US-$)
20222021202020192018
Umsatz 282,836257,637182,527161,857136,819
Nettogewinn 59,97276,03340,26934,34330,736
Aktienkurs (in $, Jahresende)88,45144,8587,6366,9752,25
Beschäftigte190.234156.500135.301118.89998.771
Umsatz nach Sparten (in Mrd. US-$)
20222021202020192018
Google advertising224,473209,497146,924134,811116,461
Google Cloud26,28019,20613,0598,9185,838
Google other29,05528,03221,71117,01414,063

Geschäftsführung

Management:

  • Sundar Pichai, Chief Executive Officer
  • Ruth M. Porad, Senior Vice President and Chief Financial Officer
  • Amie Thuener O'Toole, Vice President and Chief Accounting Officer
  • Prabhakar Raghavan, Senior Vice President, Google
  • Philipp Schindler, Senior Vice President and Chief Business Officer, Google
  • Kent Walker, Senior Vice President, Global Affairs and Chief Legal Officer, Google, and Corporate Secretary, Alphabet

Aufsichtsrat/Board of Directors:

  • Larry Page, Co-Founder
  • Sergey Brin, Co-Founder
  • Sundar Pichai, Chief Executive Officer, Alphabet and Google
  • John L. Hennessy, Chairman of the Board of Directors, Former President, Stanford University
  • Frances H. Arnold, Linus Pauling Professor of Chemical Engineering, Bioengineering and Biochemistry, California Institute of Technology
  • R. Martin “Marty” Chávez
  • L. John Doerr, General Partner and Chairman, Kleiner Perkins
  • Roger W. Ferguson Jr., President and Chief Executive Officer, TIAA
  • Ann Mather, Former Executive Vice President and Chief Financial Officer, Pixar
  • K. Ram Shriram, Managing Partner, Sherpalo Ventures
  • Robin L. Washington, Former Executive Vice President and Chief Financial Officer, Gilead Sciences

Geschichte

Wie es heißt, waren sich die Konzerngründer Larry Page und Sergey Brin 1995 bei ihrer ersten Begegnung nicht besonders sympathisch – als Studierende der Computerwissenschaften auf dem Campus der Stanford-Universität. Page war ein 24-jähriger Absolvent der Universität von Michigan, der nur über das Wochenende in Stanford war. Brin, ein Jahr jünger, war einer der Studenten, die Page das Universitätsgelände zeigen sollten. Es stellte sich heraus, dass die Zwei zu den Fragen, die in den Seminaren aufkamen, eigentlich keine gemeinsame Meinung hatten. Ihre Sichtweisen ähnelten sich nur hinsichtlich einer der größten Herausforderungen der IT-Welt: die Auslese relevanter Informationen aus einem exponentiell wachsenden Online-Datenschatz.

Anfang 1996 entwickelten Brin und Page die Suchmaschine „BackRub“, die ihren Namen aufgrund der einzigartigen Fähigkeit erhielt, Rückverweise („back links“) einer beliebigen Website zu analysieren. Larry Page, der zuvor einen Drucker aus Lego gebastelt hatte, entwickelte ein Serverumfeld aus veralteten Computern. Die chronische Geldknappheit veranlasste Brin und Page dazu, die Onlineumgebung ihrer Fakultät nach weiteren Rechnern zu durchforsten, die sie an ihr Netzwerk anschließen konnten. Ein Jahr später bescherte ihnen die Technik der Link-Analyse wachsendes Ansehen in der jungen Web-Community. Sie perfektionierten ihre Suchmaschine und fanden einen Weg, der später der Schlüssel für beste Suchergebnisse sein würde: Sie kauften ein Terabyte an Festplatten und legten in Pages Zimmer des Studentenwohnheims ein Computerlager an, das zu Googles erstem Datencenter wurde. Währenddessen eröffnete Brin ein Geschäftsbüro und fragte bei potentiellen Partnern an, ob sie nicht eine Suchmaschine lizenzieren wollten, die überdurchschnittliche Ergebnisse lieferte. Besser als alles, was man bis dahin finden konnte. Trotzdem hatten Brin und Page zunächst wenig Interesse daran, ein Unternehmen zu gründen.

Viele CEOs von Webportalen erkannten das enorme Potential nicht und unterschätzten Google sogar. Brin und Page entschieden sich deshalb, es auf eigene Faust zu probieren und machten sich auf die Suche nach einem Investor. Andy Bechtolsheim, einer der Gründer von Sun Microsystems, war bekannt für langfristiges Denken. Ein Blick auf die Demoversion genügte ihm, um das Potential von Google zu erkennen. Sofort stieg er mit einem 100.000 Dollar-Scheck ein. Mithilfe von Familie, Freunden und Bekannten kam man schließlich auf ein Startkapital von einer Million Dollar und Mitte 1998 startete Google, Inc. das Business in Menlo Park Nord, Kalifornien. Die Tür wurde mit einer Fernbedienung geöffnet, da sie Teil einer Garage war, die ein Freund dem inzwischen dreiköpfigen Konzern untervermietet hatte. Craig Silverstein, Geschäftsführer der technischen Abteilung, hieß der erste Google-Angestellte. Schon zu dem Zeitpunkt bearbeitete Google.com, noch immer in der Beta-Version, bis zu 10.000 Suchanfragen pro Tag. Schnell wurde die internationale Presse auf die Suchmaschine aufmerksam, Artikel über Google erschienen in USA Today und Le Monde. Die Fachzeitschrift PC Magazine nahm Google in das Ranking der „Top 100 Websites and Search Engines“ auf. Und Google eroberte die Welt. Open Source-Riese Red Hat war das erste Unternehmen, das als kommerzieller Kunde die Suchdienste von Google in Anspruch nahm.

Am 7. Juni 1999 gab Google bekannt, dass Sequoia Capital und Kleiner Perkins Caufield & Byers, die führenden Risikokapital-Firmen in Silicon Valley, eine Finanzierung in Höhe von 25 Millionen Dollar zugesichert hätten. Beide Firmen, normalerweise Konkurrenten, investierten zu gleichen Teilen in Google und erhielten die gleiche Anzahl von Sitzen im Aufsichtsrat. Mike Moritz von Sequoia und John Doerr von Kleiner Perkins setzten sich mit Ram Shriram, CEO von Junglee und dritter Investor, an die Tischtennisplatte, die als Google-Konferenztisch fungierte, und planten ihre Kooperation. Danach wurden Schlüsselpositionen mit anderen Hochkarätern besetzt. Omid Kordestani von Netscape z.B. wurde Vizepräsident der Geschäftsführung. Urs Hölzle, Computerwissenschaftler von der University of California, Vizepräsident der technischen Abteilung. Mit dem Umzug in das „Googleplex“ in Mountain View, bis heute die Google-Zentrale, wurde man Raumprobleme endgültig los. Im Googleplex entstand eine besondere Unternehmenskultur. Um die Flexibilität zu erhöhen, wurden Gymnastikbälle zu mobilen Bürostühlen umfunktioniert, die Büros blieben frei von Trennwänden. Während die Mitarbeiter über modernste Rechner verfügten, bestanden die Schreibtische teilweise aus alten Holztüren auf Sägeböcken. Und als Chefkoch für die Kantine engagierte man Charlie Ayers, der eine gesundheitsbewusste Speisekarte mit Gerichten kreierte, die er schon als Tourkoch von „Grateful Dead“ serviert hatte.

Im Juni 2000 wurde Google mit einem Verzeichnis von einer Milliarde Seiten die größte Internet-Suchmaschine. Mit den Einnahmen durch Bannerverkäufe begann der Konzern, schwarze Zahlen zu schreiben. Mitte 2000 gaben Google und der Hauptkonkurrent Yahoo eine strategische Partnerschaft bekannt, die die Reputation von Google stärkte – nicht nur in technologischer, sondern vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Der weltweite Siegeszug wurde fortgesetzt, als der chinesische Portal-Marktführer NetEase sowie der japanische Dienst Bigglobe Google ihren Seiten hinzufügten. Ende 2000 bearbeitete Google um die 100 Millionen Suchanfragen pro Tag, Anfang 2004 waren es dann fünfeinhalb Milliarden Seiten, die zur Recherche bereitstanden. 2004: Auch das Jahr des Börsengangs, der Brin und Page über Nacht zu Milliardären machte. Es wurde weiter expandiert: In Dublin wurde die neue Europazentrale errichtet, Büros in Sao Paolo und Mexiko-City eröffnet. 2005 wurde Google China mit Kai Fu-Lee an der Spitze gegründet, und fünf Jahre später wieder geschlossen. Offiziell, weil man die Zensur der kommunistischen Partei nicht mehr duldete.

Die wohl bedeutendste Expansion Googles, neben der Übernahme von Handy-Hersteller Motorola, war der Kauf der Videoplattform YouTube. Der weltweit populäre Entertainmentdienst, der Zuschauer vom Fernseher ins Internet führte, wurde im November 2006 für 1,65 Milliarden Dollar gekauft. Das eigene Portal Google Video war zuvor mit einem Markanteil von nur sieben Prozent gefloppt. Mit YouTube verfügte Google aber über ein gewaltiges Online-Medienimperium, das heute user generated content mit zunehmend professionellen Online-Formaten vereint. YouTube, das zuerst ausschließlich aus Amateurfilmen bestand, ist zu einem globalen Kanal geworden, der professionell produzierte Inhalte Dritter nach Themen sortiert anbietet. Exklusive Sport-Clips, hochwertige Nachrichtenangebote und komplette Filme sind längst gratis oder gegen Bezahlung erhältlich. Damit bewegt sich Google auf dem Betätigungsfeld traditioneller Medienkonzerne: eine Bereitstellung von Inhalten für Nutzer, die durch den Verkauf von Werbung monetarisiert wird.

2013 konnte Google nach jahrelangem Rechtsstreit vor der Federal Trade Commission einen historischen Sieg erringen. Die Behörde kam in einem Urteil zu dem Entschluss, dass Google seine eigenen Dienste und Produkte bei der Google-Suche nicht gegenüber anderen Anbietern bevorzuge. Was sicherlich auch großen Lobbyanstrengungen geschuldet war (2015 kam heraus, dass die FTC-Kommissare sich gegen die Empfehlungen der zuständigen Sachbearbeiter durchgesetzt hatten, die eindeutig ein wettbewerbsschädigendes Verhalten von Google festgestellt hatten). Passend dazu war Google 2017 die Firma, die in den USA mit rund 14,6 Millionen Euro mehr als alle anderen für Lobbyarbeit gezahlt hat (2016 lag man noch auf dem zweiten Platz, nach Comcast). Es war das erste Amtsjahr von Donald Trump, Steuern und Kartellrecht standen im Mittelpunkt des Lobbyings.

In Europa bekam Google, bekannt als großer „Abgaben-Optimierer“, es in den letzten Jahren mit EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager zu tun, in gleich drei Verfahren. Mit hohen Strafen: 2017 waren es 2,4 Milliarden Euro für Googles Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung bei Google Shopping. 2018 dann 4,3 Milliarden wegen illegaler Praktiken beim Android-Betriebssystem. Und 2019 1,5 Milliarden wegen fauler Taktiken Googles bei der Online-Werbung. Nur Peanuts für Google? Und die klassische Nutzung von Steuerschlupflöchern war davon nicht einmal betroffen. Überraschend daher die Meldung vom 31.12.2019: „Google verabschiedet sich von legalen Steuerschlupflöchern in Europa“. Seit Jahren hatte Google mit der, legalen, „Double Irish, Dutch Sandwich“ genannten Praxis viele Milliarden Euro aus Europa herausgeschleust. Genauer gesagt: über eine niederländische Tochter an eine in Irland registrierte Holding mit Steuersitz auf den Bermudas transferiert, wo es keine Einkommensteuer gibt. „Wir werden unsere Struktur vereinfachen und unser geistiges Eigentum nun über die USA lizenzieren und nicht über Bermuda“, so Alphabet. Weniger überraschend ist die Meldung vom 31.12.2019, wenn man weiß, dass Irland auf Druck der Europäischen Union und der USA 2014 entschieden hatte, die Vereinbarung mit Google zu beenden.

Am 3. Dezember 2019 veröffentlichte Alphabet eine Pressemitteilung mit dem Titel „Wechsel im Alphabet-Management“. Larry Page und Sergey Brin zogen sich aus dem operativen Geschäft zurück bzw. traten von ihren Ämtern als Vorstandschef und Präsident von Alphabet zurück, bleiben allerdings aktiv als „Gründer, Aktionäre und Vorstandsmitglieder von Alphabet“. Eine große Überraschung war das nicht, hatten sich die beiden Gründer doch schon seit geraumer Zeit immer seltener in der Zentrale sehen lassen und an Konferenzen mit Investoren kaum noch beteiligt. In ihrem „Letter from Larry and Sergey“ verabschiedeten sich Larry Page, geb. 1973, der manchmal eigenwillig wirkende ‚Steve Jobs von Google‘, und Sergey Brin, Sohn russisch-jüdischer Emigranten und der Stillere der beiden (auch Jg. 1973) von der Konzernspitze mit: „Wir fühlen uns geehrt, dass sich ein kleines Forschungsprojekt zu einer Quelle des Wissens für Milliarden Menschen entwickelt hat – eine Wette, die wir als Stanford-Studenten eingegangen sind... Damals, als wir 1998 unsere Server aus einem Wohnheim in eine Garage brachten, hatten wir keine Ahnung, was sich daraus ergeben würde.“ Es gab allerdings Beobachter, die das Ganze als Flucht interpretierten. Eine Flucht vor Wettbewerbsuntersuchungen beispielsweise.

Management

Sundar Pichai, geboren 1972 in ärmlichen Verhältnissen in der südindischen Stadt Madurai und seit 2004 bei Google, wurde der neue Mann an der Spitze. Zuvor hatte er eine bemerkenswerte Laufbahn absolviert. Erst mit zwölf Jahren hielt er sein erstes Telefon in der Hand – und wurde als Chef von Googles Android-Sparte zu einem der reichsten Mobile-Manager der Welt. Er setzte sich dafür ein, mit Chrome einen eigenen Webbrowser zu entwickeln; der damalige Google-CEO Eric Schmidt war skeptisch. In der Folge zeichnete Pichai für einige von Googles beliebtesten Applikationen und Produkten verantwortlich, etwa für Chromebooks, Gmail, Docs und Maps. Als Chef von Android sorgte er dafür, dass die lange Zeit geltende strikte Trennung zwischen Android und den übrigen Search-Bereichen aufgehoben wurde. Unter Google-Mitarbeitern gilt Pichai als beliebt und zugänglich; für die Konzerngründer Larry Page und Sergey Brin gab den Ausschlag für seine Beförderung, dass er Fachwissen, diplomatisches Geschick und Geschäftssinn vereint. Dazu kommen visionäre Ideen, mit denen er allerdings auch mal scheiterte. Mit dem „Project Loon“ z.B. wollte Pichai mit riesigen Heliumballons in der Stratosphäre schnelles Internet auch in den entlegensten Regionen der Welt ermöglichen. Im Januar 2021 aber war es mit Loon vorbei. Zwar hatte man technologisch große Fortschritte gemacht, doch es zeichnete sich ab, dass ein „langfristig nachhaltiges Geschäft“ unmöglich war. Nicht zuletzt wegen Elon Musks privatem Satellitennetzwerk Starlink, das weltweiten Internetzugang anbietet.

Geschäftsbereiche

Google (bzw. Alphabet Inc. seit 2015) ist zunächst die globale Standard-Suchmaschine mit täglich drei Milliarden Anfragen (mehr als die Hälfte von mobilen Geräten) und überhaupt: die meistbesuchte Website der Welt. Kerngeschäft ist der Verkauf von Werbung.

Zu den wichtigsten Web- und Mobilanwendungen gehört neben der Suchmaschine mit YouTube die größte Video-Community der Welt (seit 2018 auch mit dem angeschlossenen Musik-Streamingdienst YouTube Music), auf der im Mai 2019 beispielsweise pro Minute 500 Stunden Videomaterial hochgeladen wurde. Dazu der 2008 gestartete Webbrowser Chrome, Karten- und Navigations-Apps (Google Maps, Google Earth, Street View), Instant (Video-) Messengers, der Emaildienst Gmail und der Android-App-Store Google Play. Mithilfe von Anzeigenprogrammen wie Google Ads, AdMob, AdSense u.m. und in Kombination mit Google Analytics, einem statistischen Tool zur Messung der Häufigkeit von Suchanfragen, werden Suchanfragen mit Textanzeigen bzw. Content mit interaktiven Anzeigen verknüpft.

Tochterunternehmen führt Google schließlich in dem Geschäftsbereich „Other Bets“ auf, Umsatz 2022: 1.068 Millionen Dollar. Filialen, unter denen sich durchaus „the next big thing“ verbergen kann, Investitionen in den Bereichen Gesundheit, „life sciences“, Transport.

Aktuelle Entwicklungen

„Für viele unserer Kunden wurde die digitale Transformation in der Cloud 2020 zu einer Priorität. Letztes Jahr hat Google über eine Billion Minuten Videomeetings gehostet und über 2,9 Milliarden Nutzer haben täglich Apps wie Gmail, Calendar, Drive, Docs, Sheets, Slides und Meet genutzt.“ Soweit die Google-Eigenwerbung in der Corona-Epoche, auf der eine Seite. Auf der anderen Seite sind die ausgesprochen niedrigen Steuerquoten der großen US-Tech-Konzerne seit Jahren Anlass für Kritik. Von „staatlich subventionierter Wettbewerbsverzerrung“ ist die Rede, wenn man in Europa sieht, dass Amazon beispielsweise mit einem Vorsteuergewinn 2018 in Höhe von 11,3 Milliarden US-Dollar nicht nur keine Steuer in den USA zahlte, sondern auch noch eine Steuergutschrift der US-Finanzbehörden von 129 Millionen Dollar kassierte. Oder wenn Netflix 2018 15 Millionen Dollar Steuern zahlte bei einem Gewinn von 1,23 Milliarden. Eine Steuerquote von 1,2 Prozent.

Doch langsam dreht sich der Wind. Über ein Jahr hatten Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus sich die Finanzen der vier großen Tech-Konzerne Google, Amazon, Facebook und Apple angesehen, um dann Anfang Oktober 2020 ihren Bericht zu veröffentlichen. Wie knallhart der Wettbewerb auf dem digitalen Markt funktioniert, war bekannt. „Wer, egal wo auf der Welt, zu sehr glänzt und auf dem Radar der großen Konzerne auftaucht, wird ein Angebot bekommen, das er nicht ausschlagen kann.“ (SZ vom 31.7.2020) Von einem „Repertoire quasi legalen Mobbings“ ist die Rede, das sich die Milliarden-schweren Tech-Riesen leisten können: feindliche Übernahmen, geistiger Diebstahl, juristische Attacken (gegen die sich kein Start-up-Unternehmen wehren kann). Man habe es wieder mit Monopolisten wie zur Zeit der Ölbarone und Eisenbahnmagnaten zu tun, mit übermächtigen Plattformen mit einer Gatekeeper-Stellung, denen man in letzter Konsequenz mit Zerschlagung droht.

Wie groß die Marktanteile der mächtigen Plattformen sind, wird in dem im Herbst 2020 erschienenen „Atlas der digitalen Welt“ (Campus-Verlag) deutlich. Auf Basis von Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ergibt sich das laut einem Artikel in der FAZ (vom 24.09.2020) „erschütternde“ Bild: 85,8 Prozent ihrer Online-Zeit verbrachten die Teilnehmer der GfK-Stichprobe auf den Seiten der 500 stärksten Plattformen (von insgesamt 131.993 Websites oder Apps), also bei den oberen 0,38 Prozent. In der Anfangseuphorie des Internet glaubte man, alle, auch die kleinen Unternehmen könnten an der neuen Online-Welt teilhaben. Dieser Traum ist schon lange passé. Ein Beispiel dafür, wie Google/Alphabet sich den Platz an der Spitze sichert, wird Ende Oktober 2023 bekannt. Wie bei Bloomberg gemeldet wurde, hat der Tech-Konzern 2021 nicht weniger als 26 Milliarden US-Dollar gezahlt (der größte einzelne Ausgabeposten von Google), um „die Standard-Suchmaschine auf Smartphones und in Webbrowsern“ zu sein. Weiter ging man davon aus, dass ein Großteil der Summe an Apple ging, „um die Position von Google als Standard-Suchmaschine im Safari-Webbrowser auf iPhones und Mac-Computern abzusichern.“ (manager magazin)

Jetzt dürften die Empfehlungen der Abgeordneten in der weiteren Debatte rund um die Regulierung von Datenmärkten eine wichtige Rolle spielen. Denn die Epoche, die die Big Tech-Konzerne aus den USA „wirtschaftlich und innovationstechnisch“ geprägt haben, mit Börsenstars wie Google, Apple, Microsoft, Amazon und Facebook, könnte sich dem Ende nähern, wie Die Zeit am 11.12.2022 schreibt: „Mit Jahresbeginn 2022 gingen die Aktien von Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta in einen unerwarteten Sinkflug, nachdem diese Unternehmen ihre Anleger ein Jahrzehnt lang mit exorbitanten Kurszuwächsen verzückt haben. Doch das Börsenjahr endet für sie genauso wie für den überwältigenden Rest der Techindustrie in einem veritablen Crash.“ Mit Alphabet ging es seit Januar um 33 Prozent bergab, Apple ist um 21, Microsoft um 27, Amazon um 48, die Facebook-Mutter Meta ist gar um 66 Prozent eingebrochen. Kaum für möglich gehaltene Kursverluste. „Der-Big-Tech-Boom ist vorbei, und die Wall Street weiß das", beschrieb das Branchenmedium Re/code den Absturz.