19. Bloomberg L.P.

Umsatz 2013: $ 9,000 Mrd. (€ 6,777 Mrd.)

Überblick

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Bloomberg L.P. ist ein globaler Finanz- und Medienkonzern, dessen Service hauptsächlich in dem Verkauf von Finanzdaten besteht. Mit seinen sogenannten „Bloomberg Terminals“ bietet das Unternehmen rund 320.000 Nutzern weltweit eine Plattform, über die diverse Finanz- und Marktinformationen abgerufen werden können. Dazu gehören u.a. Informations- und Nachrichtendienste, ein TV-Network, fünf Radiostationen, zwei Magazine (Bloomberg Businessweek, Bloomberg Markets). Bloomberg beschäftigt weltweit rund 20.000 Mitarbeiter. Der gleichnamige Chef ist Gründer und, mit einem Anteil von 88 Prozent, Haupteigner des Unternehmens.

Basisdaten

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Hauptsitz:
Bloomberg Tower
731 Lexington Avenue
New York, NY 10022
USA
Telefon: 001 212 3182000
Website: bloomberg.com

Branchen: Finanzinformationen, Nachrichtenagentur, Internet-Dienste, Free-TV, Radio, Zeitschriften, Buchverlag
Rechtsform: Private Company
Geschäftsjahr: 01.01.-31.12.
Gründungsjahr: 1981

Ökonomische Basisdaten
20222021202020192018

2017

2016
Umsatz(in Mrd. $)*12,2101010109,69,2
Beschäftigte20.00020.00020.00020.00020.00019.00019.000

*Schätzungen, das Unternehmen ist nicht börsennotiert.

Geschäftsführung

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Management:

  • Michael Bloomberg, Co-founder, President, CEO
  • Thomas Secunda, Co-founder, Vice Chairman
  • Elizabeth Mazzeo, Chief Operating Officer
  • John Micklethwait, Editor in Chief, Bloomberg News
  • Richard DeScherer, Chief Legal Officer
  • Josh Eastright, Chief Executive, Bloomberg Industry Group
  • Justin B. Smith, Chief Executive, Bloomberg Media Group

Aufsichtsrat:

  • Thomas Secunda, Bloomberg
  • Matthew Winkler, Bloomberg
  • Richard DeScherer, Bloomberg
  • Peter Grauer, Chairman of the Board, DaVita HealthCare
  • Arthur Levitt Jr., Goldman Sachs
  • Jane Quinn, Main Street Connect
  • Frank Savage, Savage Holdings
  • Martin Geller, Geller & Company

Geschichte

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Michael Bloomberg war früh klar, dass der Wirtschaftsjournalismus durch die Globalisierung eine Blütezeit erleben würde. Er gründete 1981 „Innovative Marketing Systems” und begann daraufhin mit der Vermarktung des Bloomberg Terminals: ein Datenmonitor, der „Echtzeit-Marktdaten, Finanzberechnungen und weitere Analysen“ für Wall Street-Firmen bereitstellte. Die finanziellen Mittel für das Projekt stammten aus der 10 Millionen Dollar-Abfindung, die Bloomberg nach seinem Ende bei der Investmentbank Salomon Brothers erhielt. Seit Mitte der 1970er Jahre war er dort als Leiter des Aktienhandels tätig gewesen, verließ das Unternehmen aber kurz nach dessen Privatisierung.

Der Finanzdienstleister Merrill Lynch & Co., Inc. wurde mit dem Kauf mehrerer Bloomberg Terminals der erste Kunde und sicherte sich 1985 für 39 Millionen Dollar einen 30-prozentigen Anteil am Unternehmen. Mit dem Einstieg von Merill Lynch begann auch die Serienproduktion der Bloomberg Terminals. Die Maschinen stehen heute weltweit in rund 320.000 Büros und Privatwohnungen, im Vatikan wie in der Redaktion der „New York Times“, und machen dank einer Jahresmiete von mindestens 24.000 Dollar etwa 85 Prozent des Umsatzes aus.

Die 1980er Jahre waren die erste Hochphase. Der Finanzdatenhandel wurde zum Kernsegment des Unternehmens, welches 1986 in Bloomberg L.P. umbenannt wurde. Auch den Aktien-Crash 1987 überstand man relativ unbeschadet, in der Folgezeit wurden Auslandsbüros in London und Tokyo eröffnet. Da Bloomberg am Anfang nur ein geringes Werbebudget zur Verfügung stand, gründete er 1990 die Nachrichtenagentur Bloomberg Business News, um so eine höhere Medienpräsenz zu erreichen. Die Redaktion rekrutierte namhafte Journalisten, unter anderem vom Wall Street Journal und Forbes. Die Nachrichten werden seither direkt über die Terminals ausgestrahlt. Zeitungen wurde die kostenlose Benutzung des Terminals angeboten, im Gegenzug mussten sich diese verpflichten, unter dem Anbieternamen Meldungen abzudrucken. Seither, so erklärte Bloomberg einmal seine Strategie, gelte das Unternehmen als zuverlässige Nachrichtenquelle. Das Fachblatt „Columbia Journalism Review" sprach in diesem Zusammenhang davon, dass sich die Journalisten für Bloombergs Werbegeschenk „mit Tinte“ revanchierten. Zeitungen, die sein Informationsangebot zu selten nutzten, drohte Bloomberg regelmäßig mit Entzug.

1992 kaufte Bloomberg eine New Yorker Radiostation und formte diese zu einem reinen Nachrichtensender um, es folgten ein hausinternes Fernsehstudio und ein Satelliten-TV-Sender. 1994 erschien zum ersten Mal die Zeitschrift „Bloomberg Personal Finance Magazin“. Auch im Internet stellte Bloomberg ab 1995 Business-Informationen zur Verfügung. Kurz darauf wurden Informationsangebote, die bis dahin nur über die Terminals abrufbar waren, PC-kompatibel gemacht und auch an Drittanbieter verkauft. Außerdem wurde in diesem Jahr das elektronische Handelssystem des „Bloomberg Tradebook” eingeführt. Ein Jahr später wurde das Unternehmen erneut verlegerisch tätig und brachte mehrere Bücher heraus. Auch das Tagesprogramm des New Yorker TV-Senders WPXN wird seit 1996 von Bloomberg produziert. 1996 kaufte Bloomberg für 200 Millionen Dollar zehn Prozent der Anteile von Merrill Lynch zurück, das zu der Zeit einen geschätzten Marktwert von zwei Milliarden Dollar hatte.

1998 verdrängten die „Bridge Information Systems”, ein Teil von Reuters, Bloomberg von Platz zwei auf Platz drei der am häufigsten installierten Finanzinformationsterminals. Trotzdem vergrößerte sich Bloomberg durch Kooperationen mit Internetfirmen sowie durch die Herausgabe der Magazine „Bloomberg Money“ (1998) und „Bloomberg Wealth Manager“ (1999). Auch Kooperationen mit der australischen Börse und einem spanischen Fernsehsender erweiterten das Tätigkeitsfeld. Im Jahr 2000 wurde das E-Commerce-Portal von Merrill Lynch für Bloomberg-Kunden zugänglich gemacht und 2004 verkündete man, den Sender E! Entertainment für drei Jahre mit Wirtschafts-News zu beliefern.

Die ersten Jahre des neuen Jahrtausends waren für Bloomberg durch den harten Wettbewerb mit den beiden großen, inzwischen fusionierten Konkurrenten Thomson und Reuters geprägt. 2001 wurde Bloomberg auf Schadensersatz wegen Verbreitung einer Falschmeldung verklagt, die zu heftigen Kursverlusten des Unternehmens Emulex geführt hatte. Der Skandal löste Diskussionen darüber aus, ob der harte Wettbewerb zwischen den Informationsanbietern und der daraus resultierende Zeitdruck die Qualität der Berichterstattung zu stark beeinflusse. Vor allem in der Belegschaft der Bloomberg-News-Sparte wurden Stimmen laut, die einen Qualitätsverlust der Berichterstattung aufgrund eines unqualifizierten Managements befürchteten. Aussteiger sprachen von einem „journalistischen Sweat-Shop“. Der Protest gipfelte 2004 in dem Plan, eine Gewerkschaft zu gründen. Der jedoch wurde nie realisiert.

Im Oktober 2007 – Michael Bloomberg, jetzt Bürgermeister von New York, hatte inzwischen seine Firma verlassen – kam Bloomberg L.P. in die Schlagzeilen, weil mehrere Frauen erneut gegen das Unternehmen klagten. Es ging wie schon bei dem Prozess Anfang der 1990er Jahre darum, dass Frauen, nachdem sie dem Unternehmen ihre Schwangerschaft mitgeteilt und Mutterschaftsurlaub genommen hatten, in der Bezahlung herabgestuft und auf schlechtere Posten versetzt wurden. Während ursprünglich nur vier Frauen Oktober 2007 geklagt hatten, stieg die Zahl der Klägerinnen bis Mai 2008 auf insgesamt 61 an. Im Sommer 2011 allerdings wurde die Klage von einem Bundesgericht zurückgewiesen.

Die 2007 einsetzende Wirtschafts- und Finanzkrise war für Bloomberg Chance und Problem zugleich. Chance, weil es für einen Finanzdienst nun viel zu berichten gab. Problem, weil Bloombergs Geschäft auf der Vermietung von Finanzterminals beruhte und Kunden absprangen: Allein durch den Bankrott von Lehmann Brothers verlor Bloomberg 2007-2009 bis zu 4.000 Kunden. Dazu bekam der Vertrieb von Wirtschaftsdaten, Kerngeschäft von Bloomberg, durch die im Mai 2013 bekannt gewordene Ausspähung der Terminal-Aktivitäten durch die hauseigenen Journalisten ein erhebliches Glaubwürdigkeitsproblem. Glaubt man den Vorwürfen, so wurden die Premium-Kunden (Broker, Bänker, Wirtschaftsbosse) systematisch ausspioniert und deren private Daten weitergegeben. Zudem sollen Daten wie private Telefonnummern oder Beziehungsstatus für persönliche Belange der Reporter missbraucht worden seien. 

Management

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Nach seiner Wahl zum New Yorker Bürgermeister 2001 zog sich Michael Bloomberg (Motto: „Ich glaube, dass ich alles besser kann“) aus dem Konzern zurück. Nach drei Amtszeiten (2002 bis 2013) und dem Rückzug aus der Politik wollte sich der Multimilliardär dann eigentlich auf diverse Charity-Aktivitäten konzentrieren. Doch Bloomberg konnte es nicht lassen. Erst mischte er sich wieder in das Tagesgeschäft seines Medien- und Informationskonzerns ein und kehrte im Herbst 2014 zurück an die Spitze (und kümmerte sich etwa um die Integration der diversen News-Outlets bis zur Kennzeichnung der Papierhandtücher auf den Büro-WCs). Der seit 2007 amtierende Präsident und CEO von Bloomberg, Daniel Doctoroff, sah seinen Einflussbereich schrumpfen und verkündete seinen Rückzug zum Jahresende 2014.

Die Präsidentschaftskandidatur 2020, bei der Bloomberg nach schwachen Auftritten in den TV-Debatten sang- und klanglos in den Vorwahlen ausschied, haben sein Image dann massiv beschädigt. Die halbe Milliarde Dollar, die für seine größenwahnsinnige und wirkungslose Kampagne verpulverte, so Kritiker, hätte er lieber für karikative Zwecke spenden sollen (wobei man fairerweise erwähnen sollte, dass er dies über seinen Bloomberg Philanthropy-Arm bereits tut). Schließlich beförderte sein Plan, ins Weiße Haus zu ziehen, auch die seit Jahren kursierenden Gerüchte um die toxische Arbeitsatmosphäre bei Bloomberg und die mutmaßlich frauenfeindlichen Sprüche von Bloomberg selbst unter das öffentliche Brennglas. Konnte er sein Verhalten in den 1990er Jahren noch mit dem Hinweis auf „schlechte Witze“ verteidigen, haben die Vorwürfe in der MeToo-Ära eine neue Bedeutung bekommen.

Laut Forbes war Michael Bloomberg mit einem Vermögen in Höhe von 82 Milliarden US-Dollar 2022 der zwölftreichste Mensch der Welt. Im „Bloomberg Billionaires Index“ von September 2022 allerdings taucht er nicht auf.

Geschäftsfelder

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Informationsdienste
„Bloomberg Professional Services” bzw. der „Bloomberg Terminal“ funktionieren als Plattform, auf der Finanzdaten, Nachrichten, Berichte und Analysen dargestellt werden. Weitere Funktionen wie E-Mail und E-Commerce sind integriert, wobei das Interface-Design häufig als unmodern moniert und mit dem Layout von MS DOS verglichen wird. Die Terminals informieren sekundenschnell über weltweite Börsenbewegungen. Bloomberg bot mit der Zeit neben Börsendaten und Unternehmensnachrichten auch Sportresultate, Wetterberichte und Horoskope über seine Terminals an, ebenso wie Kinoprogramme und Menükarten ausgewählter Restaurants. Man wolle, so Bloomberg, den vielgeplagten Brokern auch Entspannungsmomente bieten, denn im Grunde sollten „Arbeit und Privatleben doch eins sein". Beispiele für weitere Informationsdienste: „Bloomberg Government“ (Meldungen und Analysen rund um den Kongress, die Ministerien und das Weiße Haus), „Bloomberg Law“ (Informations- und Datenbankservice zu Rechtsthemen.

Nachrichtendienste
„Bloomberg Markets“, „Bloomberg Technology“, „Bloomberg Pursuits“, „Bloomberg Politics“, „Bloomberg Opinion“, „Bloomberg Businessweek“. Rund 2.200 Journalisten sind weltweit für Bloomberg News aktiv, sie produzieren täglich 5.000 Artikel. Neben den Bloomberg-Medien verfügen auch 400 weitere Zeitungen und Zeitschriften über Lizenzen und können so auf Bloomberg-Informationen zurückgreifen.

TV, Radio und Streaming
Der Pay-Kanal „Bloomberg Television”, 1994 gegründet, erreicht mittlerweile weltweit über 310 Millionen Zuschauer und hat Ableger in Europa, Afrika und Lateinamerika. „Bloomberg Radio” sendet Wirtschaftsnachrichten mit der Unterstützung von 2.700 Journalisten in über 120 Ländern.  Mit „Quicktake“ hat Bloomberg auch ein Streamingportal für Finanznews und Dokumentationen gegründet.

Print
Das defizitäre, 1929 gegründete Wirtschaftsmagazin „BusinessWeek“ hat Bloomberg 2009 vom Medienkonzern McGraw-Hill übernommen. Dazu das sechsmal pro Jahr erscheinende Magazin „Bloomberg Markets“.

Aktuelle Entwicklungen

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Digitale (aber mit Anzeigen versehene) Abos der Bloomberg-Dienste, die unabhängig vom Besitz eines Terminal-Computers genutzt werden können, gewinnen für das Unternehmen immer mehr an Bedeutung. 2021 nutzten bereits rund 400.000 Broker einen solches Abo – mehr als die 325.000 Terminal-User, die jedoch weiterhin für den Großteil des Umsatzes verantwortlich sind (ein mit mehr Funktionen ausgestattetes Terminal kostet im Jahr rund 20.000 Dollar, ein Digital-Abo nur 415 Dollar).

In der Post-Trump-Ära ist es für Bloomberg dabei ein großer Vorteil, dass es nicht in erster Linie auf Politik-, sondern überwiegend auf Finanznews angewiesen ist. Von den massiven Traffic- und Quoten-Einbrüchen, die CNN, MSNBC und Co. nach dem Ende der Trump-Präsidentschaft erleiden mussten, blieb Bloomberg deshalb verschont. Vom ökonomischen Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie verspricht sich das Unternehmen hingegen ein erheblich gesteigertes Interesse an Wirtschaftsnachrichten – und damit auch weitere zahlende Nutzer. Ebenfalls im Aufwärtstrend sind die sogenannten „verticals“, Nachrichtendienste zu speziellen Themenkomplexen wie Klimawandel („Bloomberg Green“), Krankenversicherung („Prognosis“) und der ethnischen Zusammensetzung des Personals von Unternehmen („Equality“).

Im Mai 2022 kündigte Bloomberg an, dass er im Rahmen einer umfassenden internationalen Strategie ein neues Unternehmen in Großbritannien, Bloomberg UK, gründen werde. Bloomberg UK plant, in der Region Mitarbeiter einzustellen, und hat eine eigenständige Website, eine wöchentliche Videoreihe, einen Podcast und eine neue Veranstaltungsreihe gestartet.

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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