29. Clear Channel Comm.

Umsatz 2010: $ 5,866 Mrd. (€ 4,425 Mrd.)

Überblick

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iHeart Media (ehemals CC Media Holdings) ist mit 858 Stationen und monatlich über 250 Millionen Hörern der größte Radiokonzern der USA und ist zudem im Bereich Außenwerbung aktiv.

 

Ein aktualisiertes Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

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Hauptsitz:
20880 Stone Oak Parkway
San Antonio, Texas 78258
USA
Telefon: 001 210 822 2828
Website: investors.iheartmedia.com

Branchen: Radiostationen, Rechtehandel, Live Entertainment, Außenwerbung,
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr: 1972 als San Antonio Broadcasting Company, ab 1975 Clear Channel Communications, 2012 iHeart Media

Ökonomische Basisdaten (in Mio. US-$)
2023202220212020
Umsatz n/a 3.912 3.558 2.948
Gewinn (Verlust) nach Steuern n/a(265)(159)(1.915)
Aktienkurs (in US-$, Jahresende)2,676,1321,0412,98
Beschäftigten/a11.00010.80010.200



Umsatz nach Geschäftsfeldern (in Mio. US-$)
2023202220212020
Multiplatform Group n/a2.5972.4892.207
Digital Audio Group n/a1.022834474
Audio & Media Services Group n/a304248275

Geschäftsführung

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Management:

  • Bob Pittman, Chairman and CEO
  • Richard J. Bressler, Chief Operating Officer and Financial Officer
  • Jordan Fasbender, Executive Vice President, General Counsel and Secretary
  • Mike McGuinness, Executive Vice President, Deputy Chief Financial Officer & Head of Investor Relations
  • Wendy Goldberg, Chief Communications Officer
  • Joe Robinson, President, Corporate Development & Ventures
  • Michele Laven, Chief Human Resources Officer, Chief Diversity Officer
  • Paul McNicol, Executive Vice President
  • Conal Byrne, CEO, Digital Audio Group
  • Gayle Troberman, President Marketing and Chief Marketing Officer
  • Carter Brokaw, Chief National and Digital Revenue Officer
  • Adrienne Pabst, President, Strategic Partners Group
  • Tony Coles, President, Multi-Cultural Business and Development; President, Black Information Network
  • Ann Marie Licata, EVP Sales Operations
  • John Sykes, President, Entertainment Enterprises
  • Stephen J. Macri, CFO iHeart Media, SVP Corporate Finance
  • Jeanna Craig, President, National Media
  • Justin Nesci, EVP Advanced Audio and Data Revenue Group
  • Hartley Adkins, President, Integrated Revenue Strategy
  • Julie Donohue, President, Multi-Market Partnerships
  • Tom Poleman, Chief Programming Officer & President, National Programming Group
  • Will Pearson, President, iHeartPodcasts
  • Hetal Patel, Executive Vice President, SmartAudio® Intelligence Insights
  • Julie Talbott, President, Premiere Networks
  • Mark Gray, CEO, Katz Media Group


Aufsichtsrat:

  • Bob Pittman, iHeartMedia
  • Richard J. Bressler, iHeartMedia
  • Sam Englebardt, Director
  • Brad Gerstner, Altimeter Capital Management
  • Cheryl Mills, Director
  • Graciela Monteagudo, Director
  • Jay Rasulo, Saban Capital Acquisition Corp.
  • Kamakshi Sivaramakrishnan, Drawbridge

Geschichte

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Clear Channel entstand 1972 durch einen Zufall. Der Investmentbanker L. Lowry Mays hatte für eine Anlegergruppe die Finanzierung zum Ankauf der Radiostation KEEZ-FM arrangiert. Als die Investoren das Interesse verloren, übernahm Mays den Sender gemeinsam mit dem örtlichen Autohändler B. J. „Red“ McCombs selbst und gründete die San Antonio Broadcasting Company. Ab 1975 widmete sich Mays ganz dem Radiogeschäft. Er kaufte seine erste überregionale Station und nannte sein Unternehmen Clear Channel Communications („Clear Channel“ bezeichnet im amerikanischen Radiomarkt eine Station, die USA-weit exklusiv auf einer Frequenz und deshalb hunderte, manchmal tausende Kilometer entfernt zu empfangen ist). Wegen restriktiver gesetzlicher Bestimmungen verlor Mays Anfang der 1990er kurzzeitig das Interesse am Radio. Stattdessen kaufte er bis 1992 sieben TV-Stationen. 1992 und 1996 dann wurden im Telecommunications Act die Konzentrationsbeschränkungen im US-Radiomarkt schrittweise aufgehoben. 1994 kontrollierte Clear Channel 35 Radio- und neun TV-Stationen, 1997 waren es bereits 175 Radio- und 18 TV-Stationen.

Ende der 1990er Jahre stieg Mays endgültig zum Medienmogul auf, als Clear Channel 1999 durch die Übernahme von Jacor Communications zum zweitgrößten Radioanbieter der USA aufstieg (2001 hatte man mehr als 1.200 Radiostationen im Portfolio). Jacor-Chef Randy Michaels kam nach der Übernahme in den Clear Channel-Vorstand, Mays fand einen idealen Partner. Michaels, der seine Radiokarriere in den 1970ern als shock jock („incredibly horny, wet and ready naked in-studio guests“) begonnen hatte, machte aus seiner Geschäftsphilosophie schon zu Jacor-Zeiten keinen Hehl: „We’re big. We’re bad. We’re rich“. Die Verflechtung mit dem Veranstalter Clear Channel Entertainment führte 2001 zu einem Kartellverfahren, in dem Clear Channel beschuldigt wurde, Singles von Künstlern, die mit der Konkurrenz auf Tour gingen, nicht zu spielen. 1999 übernahm Clear Channel auch SFX Entertainment, den größten Konzert- und Sportpromoter der USA.

2005 übergab Mays die Konzernleitung nach einem Schlaganfall an seinen Sohn Mark Mays ab und zog sich in den Aufsichtsrat zurück. Dieser familieninterne Führungswechsel sicherte Lowry Mays, der seine Erfolge einer fast manischen Kostenkontrolle verdankte, weiterhin Einfluss. So führte er unter anderem die „Cyber-Jocking"-Methode ein: Mit digitalen Techniken wurden Radiosendungen ganz oder teilweise vorproduziert und dann an einem ganz anderen Ort und zu ganz anderen Zeitpunkt als Live-Sendungen ausgestrahlt. Die Sprachbeiträge der Moderatoren konnten dabei - automatisch oder manuell - mit aktuellen Nachrichtenmeldungen, Reportagen und Wettervorhersagen kombiniert werden.

Im November 2006 kündigte die Unternehmensleitung an, Clear Channel Communications für 18,7 Milliarden Dollar an eine Investorengruppe um die Beteiligungsfirmen Thomas H. Lee Partners (bekannt durch ihre Beteiligung an der ProSiebenSat1-Übernahme durch Haim Saban) und Bain Capital Partners zu veräußern. Die Mays-Familie sollte das Unternehmen auch unter den neuen Eignern weiterführen. Nach Bekanntgabe der Jahresbilanz 2006 allerdings verweigerten die Großaktionäre Fidelity Management & Research (9%) und Highfields Capital Management (5%) ihre Zustimmung zu der Transaktion. Sie hielten das Unternehmen für unterbewertet und das Übernahmeangebot insofern für zu niedrig. Am 25. September 2007 befürworteten schließlich über 70 Prozent der Aktionäre den Firmenverkauf. Nach der Zustimmung der Federal Communications Commission (FCC) fand die Übernahme von Clear Channel Communications durch die eigens zu diesem Zweck gegründete CC Media Holdings am 30. Juli 2008 statt, für 24 Milliarden US-Dollar.

Die FCC hatte die Genehmigung jedoch nur unter Auflagen erteilt, und mit der Kritik verbunden von zwei der fünf Kommissionsmitgliedern: unter anderem gegen die einseitige, rechtslastige Berichterstattung von Clear Channel Stationen. Diese politische Ausrichtung der Radioprogramme, so die Befürchtung, würde sich durch die Beteiligung von Bain Capital Partners noch verstärken. Schließlich war Mitt Romney einer der Gründer des Investmentunternehmens, der republikanische Präsidentschaftskandidat. Dazu der Vorwurf, Clear Channel habe seine Marktmacht missbraucht, um George W. Bushs Wiederwahl und den Irakkrieg zu unterstützen. Allerdings hatte nicht Clear Channel die Bush-kritische Countryband "Dixie Chicks" über alle Kanäle hinweg boykottiert, was viele glaubten, sondern Konkurrent Cumulus Media. Die Anti-Dixie Chicks-Bewegung wurde aber dennoch von Clear Channel-Sendern und Moderatoren wie Glen Beck unterstützt.

Eng verbunden mit dem iHeart-Kosmos, neben der Bush-Familie, und wohl das bekannteste Gesicht des Radiokonzerns ist der rechtskonservative Radiomoderator und Talkshow-Host Rush Limbaugh (Jg. 1951). „The Rush Limbaugh Show“ auf den zur iHeart-Gruppe gehörenden Premiere Radio Networks ist mit wöchentlich 15,5 Millionen Hörern (Dezember 2019) die meistgehörte Radiosendung der USA.

Mitte der 2010er Jahre drohte iHeartMedia unter der enormen Schuldenlast von 21 Milliarden Dollar (mehr als die gesamte US-Radioindustrie pro Jahr an Werbeumsätzen generiert) zusammenzubrechen. Die Schuldzinsen waren höher als die eigentlich guten Umsätze. Wie bei ähnlichen „Leveraged Buyout"-Geschäften hatten die Private Equity-Gruppen Thomas H. Lee Partners und Bain Partners Clear Channel 2008 nicht "gekauft", sondern die Transaktion größtenteils durch Kredite finanziert. Die dann dem Unternehmen auferlegt wurden. Neben dem AOL-Time Warner-Merger zählte der Bain/THL-Clear Channel-Deal als eine der katastrophalsten Entscheidungen der damaligen Mediengeschichte. Doch es waren nicht nur die Schulden. Auch der Kaufpreis von 27 Milliarden Dollar, auf dem Höhepunkt der Mega-Buyout-Manie 2008, war viel zu hoch. Dazu kam das kriselnde Radiogeschäft. Trotz der enormen Marktmacht und besten Beziehungen zur Musikindustrie hatte iHeartMedia Probleme, das Digitalgeschäft zu monetarisieren.

Am 15. März 2018 beantragte der größte US-Radiokonzern Insolvenzschutz und konnte die Schuldenlast auf 5,75 Milliarden Dollar reduzieren, musste allerdings den 89,1 prozentigen Anteil an der Außenwerbefirma Clear Channel Outdoor abgeben. Mit unverändertem Führungspersonal um Bob Pittman und Rich Bressler konnte man die Bankrott-/Gläubigerschutzphase im Mai 2019 beenden.

Management

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CEO Bob Pittman fing unten an beim Radio. Um sich Flugstunden zu finanzieren, jobbte er mit 15 als DJ bei einer kleinen Radiostation in Mississippi. Mit 19 war er bereits Programmchef eines Senders in Pittsburgh. Time Warner-Chef Steve Ross machte ihn dann zu einem Top-Medienmanager: Als erster MTV-Chef war er für die internationale Expansion des Musiksenders verantwortlich und launchte nebenbei die Kabelsender VH-1 und Nickelodeon. Als AOL-Präsident konnte er Millionen Haushalte ans Netz anschließen. Als Mitglied des Investoren-Konsortiums Pilot Group erwarb er früh Anteile an Start-Ups wie Zynga, Huffington Post oder Facebook. Fünf Millionen investierte er auch in iHeartRadio, wo er im Oktober 2011 als Geschäftsführer einstieg. Das schlechte Image und die hohen Schulden machten es für ihn interessant, denn er sah immer das große Potential des Mediums Radio. Den Konkurs konnte er allerdings nicht verhindern.

Literatur

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James Foust, Big Voices of the Air. The Battle over Clear Channel Radio, 2000

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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