40. The Washington Post Company

Umsatz 2007: $ 4,180 Mrd. (€ 3,034 Mrd.)

Basisdaten

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Hauptsitz:  1150 15th Street NW
Washington, DC 20071
USA
Telefon: 001-202-334-6000 oder 001-800-627-1150
Telefax: 001-202-334-4536
Internet:  www.washingtonpost.com
Branche: Zeitungen, Printmagazine, TV-Sender, Kabelnetze, Online-Angebote sowie Aus-, Fortbildungs- und Karrieredienste
Rechtsform:  Aktiengesellschaft (seit 1971)
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr: 1877

 

Tab. 1: Ökonomische Basisdaten (Beträge in Mio. $)
2008200720062005200420032002
Umsatz Gesamt4.4624.1803.9053.5543.3002.8392.584
Gewinne nach Steuern 65,776288,61324.46314,3332,7241,1204,3
Aktienkurs in $ (Jahresende)388,50791,43754,60765,00983,02791,40738,00
Dividende in $k.A.8,207,807,407,005,805,60
Beschäftigtek.A.19.00017.10016.40014.80013.20011.600

 

 

Tab. 2: Umsatz nach Geschäftsfeldern (in Mio. $)
ZeitungenMagazineTV-StationenKabelfernsehen Andere/Education
2007889,8288,4 340,0626,4 2.038
2008801,3250,9325,1719,12.371

Geschäftsführung

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Vorstand:
Donald E. Graham, Chairman, CEO; Chairman, The Washington Post
Boisfeuillet Jones Jr., Vice Chairman, The Washington Post Company; Chairman, The Washington Post
Veronica Dillon, VP, General Counsel and Corporate Secretary
Patrick Butler, VP Public Policy, New Business Development and Special Corporate Projects
Christopher Ma, Vice President Planning and Development of New Business
Diana M. Daniels, VP, General Counsel, Corporate Secretary
Ann L. McDaniel, VP Human Resources
John B. Morse Jr., VP Finance; Chief Financial Officer
Daniel J. Lynch, Treasurer
Wallace R. Cooney, Controller
Gerald M. Rosberg, VP, Planning and Development
Jocelyn E. Henderson, Assistant Controller
Nicole M. Maddrey, Assistant Secretary and Associate General Counsel
Pinkie Dent Mayfield, Assistant Treasurer; Senior Director - Corporate Solutions
Aloma L. Myers, Assistant Treasurer

Geschäftsführung:
Boisfeuillet Jones, Jr., Herausgeber, The Washington Post
Katharine Weymouth, Verlegerin, The Washington Post
Caroline Little, CEO, Washington Post Media (gemeinsam mit Katharine Weymouth)
Gregory J. Osberg, Herausgeber, Newsweek
Tom Ascheim, CEO, Newsweek
Alan Frank, CEO, Post-Newsweek Stations
Thomas O. Might, CEO, Cable One

Direktoren:
Donald E. Graham, Chairman of the Board and Chief Executive Officer
Lee C. Bollinger, President, Columbia University
Warren E. Buffett, Chairman of the Board, Berkshire Hathaway Inc.
Christopher C.  Davis, Chairman, Davis Selected Advisers, LP
Barry Diller, Chairman and Chief Executive Officer, IAC/InterActiveCorp; Chairman, Expedia, Inc.
John L. Dotson Jr., Former President and Publisher, Akron Beacon-Journal
Melinda French Gates, Co-Founder, Bill & Melinda Gates Foundation
Thomas S. Gayner, Executive Vice President and Chief Investment Officer, Markel Corporation
Anne M. Mulcahy, Chairman of the Board and Chief Executive Officer, Xerox Corporation
Ronald L.  Olson, Attorney, Member of Munger, Tolles & Olson LLP
Richard D. Simmons, Former President and Chief Operating Officer; The Washington Post Company

Besitzverhältnisse (31.12.2007):
Donald E. Graham: 35% (nicht handelbare Aktien der Klasse A), 1% (frei handelbare Aktien der Klasse B)
Warren E. Buffett (Berkshire Hathaway): 21%
Harris Associates L.P.: 5,7%
Southeastern Asset Management: 4,4%

Geschichte und Profil

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Zwar zählten nach Erscheinen der Erstausgabe am 6. Dezember 1877 noch ehrenwerte Männer wie Joseph Pulitzer und der junge Theodore Roosevelt zu den Autoren, doch mit der Übernahme durch den Demokraten John McLean 1905 kamen Sensationsschlagzeilen, Comics und Skandale. Das Blatt sank auf das Niveau des Yellow journalism. 1933 ersteigerte der konservative Investor Eugene Meyer die mittlerweile bankrotte Zeitung, engagierte einen erstklassigen Stab an Journalisten und brachte die „Post“ auf Kurs.

1946 übergab er das mittlerweile profitable Geschäft an seinen Schwiegersohn Philip Graham. Dieser eröffnete Korrespondentenbüros in Europa und kaufte Radio- und TV-Stationen sowie das „Newsweek"-Magazin (1961). Der große Coup gelang ihm indes 1954 mit der Übernahme des traditionellen Rivalen „Washington Times-Herald". Über Nacht verdoppelte sich die Auflage der „Post" auf 395.000, auf dem Markt für Morgenzeitungen im Raum Washington war ein Fast-Monopol entstanden.

Nach Grahams Tod 1963 wurde seine Frau Katharine Herausgeberin der Zeitung und Vorsitzende der Washington Post Company. Unter ihrer Führung machte sich die „Washington Post“ weltweit einen Namen, als die „Post“-Reporter Bob Woodward und Carl Bernstein 1972/73 den Watergate-Skandal aufdeckten, der zum Rücktritt von Richard Nixon führte. Das Familiengeschäft expandierte unter Katharine Graham in den 1970er und 80er Jahren durch den Zukauf von Regionalzeitungen und TV-Kabelnetzen zu einem milliardenschweren Medienkonglomerat.

1991 übernahm Katharine Grahams Sohn Donald das Ruder. Er kaufte 1992 84 Prozent der Anteile an Gaithersburg Gazette, Inc. (15 Lokalzeitungen) und investierte in elektronische Inhalte: 1996 ging die „Post“ online (www.washingtonpost.com), und im Juni 2000 entstand unter dem Signet www.newsweek.msnbc.com die (inzwischen eingestellte) gemeinsame Internet-Plattform der Nachrichten-Schwergewichte MSNBC, NBC News und „Newsweek“.

Katharine Graham starb am 17. Juli 2001 im Alter von 84 Jahren, nachdem sie drei Tage zuvor auf einem Spaziergang während eines Medienkongresses in Idaho gestürzt war.

Im Sommerloch 2004 war auch für die „Washington Post“ die Zeit gekommen, drei Monate nach der „New York Times“, ihre weitgehend unkritische Berichterstattung vor und während des Irak-Krieges zu bedauern. „Post“-Medienkritiker Howard Kurtz zählte über 140 Front-page stories, die sich von der Rhetorik der Bush-Regierung kaum noch unterschieden. Die Reporterin Karen DeYoung dazu: „The caution and the questioning was buried underneath the drumbeat.“

Das Business blieb davon unberührt, für Don Graham war 2004 nicht weniger als „the best year we ever had“: Die Internet-Auftritte begannen Geld abzuwerfen, die Zahlen der TV- und Kabelsparten ließen keine Wünsche offen. Der Bildungs- und Schulungsanbieter Kaplan hat sich langsam zur Cash cow der Post-Gruppe entwickelt und kann schon 2005 die größten Umsätze innerhalb dieser Gruppe einbringen.

Am 31. Mai 2005 trat jedoch all das in den Hintergrund. „Ich bin der Kerl, den sie ‚Deep Throat’ nannten“, verkündete der 91-jährige Mark Felt, früherer stellvertretender FBI-Direktor, und lüftete eines der bestgehüteten Geheimnisse des politischen Journalismus und der US-Nachkriegsgeschichte. Nach 30 Jahren gab sich der unbekannte Tippgeber des Watergate-Skandals zu erkennen. Und dann, ganz plötzlich und für einige Tage auf den Politik- und Feuilletonseiten weltweit, war er wieder da, der Mythos der „Washington Post“.

Management

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Fast 40 Jahre lang war das Schicksal der Post Company v. a. mit einem Namen verknüpft: Katharine „Kay" Graham, geborene Meyer. Ihr Vater Eugene, Wall Street-Banker und Sohn eines elsässischen Einwanderers, hatte 1933 die abgewirtschaftete „Washington Post" übernommen. Katharine (Jg. 1917) verbrachte eine sorglose Jugend zwischen amerikanischem Großbürgertum und von der Mutter frequentierten Bohême-Kreisen, über die sie etwa in Kontakt mit Einstein, Picasso und Thomas Mann geriet. 1940 heiratete Kay den brillanten Supreme Court-Junganwalt Phil Graham (Jg. 1915), den Eugene Meyer 1946 zum Herausgeber ernannte.

Damit einher ging auch eine inhaltliche Kursänderung: Die liberale, stark von Roosevelts New Deal-Ära geprägte Grundhaltung der Grahams bestimmte fortan die redaktionelle Linie der „Post".

1963 nahm sich Phil Graham das Leben; Katharine wurde Vorsitzende der Post Company und Herausgeberin der „Post", die mit ihr wieder an Unparteilichkeit gewann – auch wenn sie dafür so manche Anfeindung aus Regierungszirkeln erfuhr. Ihr zur Seite standen v.a. zwei Männer: „Post"-Chefredakteur Ben Bradlee, mit dem sie die Pentagon-Papiere- und Watergate-Krisen bewältigte, und Investment-Ikone Warren Buffett, der kurz nach dem Börsengang 1971 Großteilhaber des Unternehmens wurde und bis heute ein wertvoller Ratgeber geblieben ist.

Kay Graham, mit Mitte 40 aus einem Ehefrauendasein in die höchsten Machtsphären katapultiert, arrivierte in der Folge zur respekt-, manchmal auch angsteinflößenden „eisernen Lady" der „Washington Post" und, wie es später hieß, zur einflussreichsten Frau der USA. Eine, der zu Ehren Truman Capote 1966 den heute legendären „Black and White Ball“ veranstaltete. Graham galt als die letzte Grande dame des Washingtoner Mikrokosmos von Anwälten, Beratern und Think tanks; wohl unvermeidlich zog der enge Umgang der Grahams mit der Polit-Elite immer wieder Verdächtigungen nach sich, die hochrangigen „Post“-Redakteuren CIA-Verstrickungen nachsagten (einige davon belegt). Als Katharine Graham, die für ihre Autobiographie „Personal History“ 1997 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet worden war, im vergangenen Jahr unerwartet verstarb, zollten ihr Nachrufe weltweit Tribut: für ihren Mut als Herausgeberin und ihre Pioniertaten als Frau in der Männerdomäne des Journalismus.

Donald Graham – geboren 1945, Studium in Harvard, zwei Jahre als „Information specialist“ in Vietnam, ein Jahr im Washingtoner Polizeidienst – steht seit 1991 an der Konzernspitze.

Gemeinsam mit Chefredakteur Leonard Downie produziert Don Graham seit Jahren ein unumstritten erstklassiges und finanziell hochlukratives Blatt, allein eine gewisse Nostalgie für die Siebziger trübt das Bild, für die Ära der verrauchten Redaktionen, als der Newsroom der „Post“ noch Stoff für Hollywood hergab („All the president’s men“, Warner Bros. 1976). Die „Washington Post“ ist konservativer geworden, vorsichtiger, weniger kämpferisch, wohl auch langweiliger. Konzernchef Graham, „a great person to have lunch with“ (Ralph Nader), setzt auf Kontinuität, hält auch mal an verlustreichen Sonderbeilagen fest und kümmert sich weiterhin wenig um das Vierteljahres-Gezeter der Analysten. Zusammenfassend äußert sich „Slate“-Kolumnist Jack Shafer über Don Graham wie folgt: „He pays no attention to the starfucking culture that Katharine Graham was enamored of. I mean, imagine Truman Capote throwing a party for Donald Graham.”

Konzernüberblick

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Printmedien

Angestammte Kernbranche der Washington Post Co. ist die Herausgabe von Tageszeitungen und Magazinen. Zur „Newspaper Division" zählen neben dem Flaggschiff „Washington Post“ (Gesamtauflage 2007: 635.000) „The Herald", Tageszeitung im Staat Washington (Auflage 2007: 48,506), die „Community Newspaper Division“, u. a. Herausgeber von 39 lokalen Wochenblättern im Staat Maryland, seit August 2003 das Washingtoner Tabloid-Gratisblatt „Express“ (Auflage 2008: 190.000), seit Mai 2004 „El Tiempo Latino“, spanische Gratis-Wochenzeitung für den Raum Washington D.C., Washingtonpost. Newsweek Interactive, die für die Internet-Auftritte der hauseigenen Vorzeigeblätter zuständige Filiale.

Spitzenprodukt der „Magazine Publishing Division“ ist „Newsweek" (New York, gegründet 1933). Dazu kommen „Arthur Frommer’s Budget Travel“ (monatliches Reisemagazin, Auflage 2007: 631,000) und die Post Newsweek Tech Media Group, Herausgeber von Branchen- und Online-Diensten mit Technologie-Schwerpunkt. Newsweek Prods. schließlich produziert Nonfiction-Programme für Kabelsender wie PBS, A&E, The History Channel und National Geographic Television – zum Teil in Kooperation mit der britischen TV-Firma Carlton Television (jetzt ITV).

TV-Sendestationen
Post-Newsweek Stations besitzt und betreibt sechs terrestrische TV-Sendestationen, fünf davon network-gebunden („affiliated"), allesamt indes Lokalsender: zwei NBC-Partnersender (WDIV in Detroit und KPRC in Houston), zwei Stationen im ABC-Netzwerk (WPLG in Miami und KSAT in San Antonio), in Zusammenarbeit mit CBS noch WKMG in Orlando und die unabhängige Station WJXT in Jacksonville.

Kabelnetze
Cable ONE (Sitz: Phoenix, Arizona) betreibt etwa 50 Kabelsysteme in ländlichen Märkten der USA mit rund 709.000 Nutzern. 219.200 Cable ONE-Kunden waren außerdem Ende 2004 auf das Digitalkabel abonniert und 178.300 über Kabelmodem an das Internet angeschlossen.

Aus-, Fortbildung und Karriereplanung
Kaplan Inc. (New York) ist ein US-weit führender und weltweit aktiver Anbieter in den Bereichen Weiterbildung, Karriereplanung und Vorbereitung auf universitäre Zulassungstests sowie Hersteller eines breiten Spektrums zugehöriger Publikationen und Software. Für die Post Company zahlen sich die Investitionen der vergangenen Jahre in diesem Bereich jetzt aus: Kaplan erwirtschaftet mittlerweile rund die Hälfte des Konzernumsatzes. Es ist also kaum verwunderlich, dass die Mitarbeiterzahl der Washington Post Company vor allem bei Kaplan kräftig aufgestockt wird.

Aktuelle Entwicklung

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Mitte März überraschte die Washington Post Company mit einer scheinbar graduellen, im Grunde aber fundamentalen Richtungsänderung ihrer Unternehmenspolitik: Man verstehe sich nicht mehr als „Media and Education Company“, sondern im Gegenteil als „Education and Media Company“. Grund dafür ist das rasante Wachstum der Bildungssparte innerhalb des Konzerns: Kaplan Inc. hatte in den vergangenen Jahren die anderen Unternehmensbereiche mit seinen immensen Gewinnzuwächsen schnell in den Schatten gestellt und in 2007 zeitweise sogar über 50 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. Gleichzeitig brachen die Auflagen und Umsätze ein, im traditionellen Zeitungsgeschäft um sieben Prozent und bei den Magazinen sogar um 13 Prozent.

Dass es der Washington Post Company wirtschaftlich dennoch nicht so kalt erwischt hat wie die meisten anderen Zeitungsverlage, wird der breiten Aufstellung des Konzern auf dem Markt, allen voran den Investitionen in das Weiterbildungsstandbein Kaplan Inc. zugeschrieben. Andere Unternehmen wie The McClatchy Company, die durch ihren Kauf des angeschlagenen Knight Ridder-Zeitungskonzerns seit 2005 fast 80 Prozent ihres Aktienwertes hat einbüßen müssen, oder Lee Enterprises, die nach der Akquise des Pulitzer-Verlags, immerhin der viertgrößte der USA, nur noch ein Viertel so viel wert waren wie vorher, hat es durch die Konzentration auf publizistische Aktivitäten schwer getroffen. Auch die altehrwürdige New York Times Company hat innerhalb von vier Jahren über 50 Prozent ihres Börsenwerts verloren.

Gleichzeitig wuchsen im Zuge des Verkaufs des Dow Jones-Verlagshauses („Wall Street Journal“) an den globalen Medienunternehmer Rupert Murdoch die Zweifel am Willen der Inhaberfamilie der Post, ihre Qualitätszeitung angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten weiter gegen Versuche der Einflussnahme seitens der Börse zu verteidigen. Diese Befürchtungen wurden nicht allein durch den Wandel der Firmenphilosophie geschürt, sondern auch durch das Verhalten Donald Grahams, der seit 1993 das Familienunternehmen lenkt: Aus privaten Gründen, wie die „Washington Post“ berichtete, wandelte er über ein Viertel seiner Aktienanteile der Klasse A in frei handelbare Aktien der Klasse B, um Kapital zu gewinnen. Die Entscheidungshoheit über die Geschicke des Unternehmens soll aber – vorerst – weiterhin in den Händen der Grahams verbleiben.

News

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25.10.13 / eBay Inc., Amazon.com Inc., The Washington Post Company

Online- und Techkonzerne investieren weiter in Journalismus

16.08.13 / Apple Inc., Yahoo! Inc., Sony Entertainment, The Washington Post Company

Icahn, Loeb, Buffett: Investoren gewinnen in Medienkonzernen an Einfluss

12.08.13 / The Washington Post Company, Amazon.com Inc.

WaPo-Kauf: Spekulationen über Bezos Motive