46. Axel Springer

Umsatz 2006: € 2,367 Mrd.

Überblick

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Als einer der größten Medienkonzerne des Landes stellt die Axel Springer SE eine so traditionsreiche wie machtvolle Institution der deutschen Medienlandschaft dar. Gelegentliche Rückschritte bremsen Springer-Chef Mathias Döpfner kaum bei seiner Strategie mit dem Ziel, "das bestintegrierte Multimediaunternehmen in Europa zu werden". Dank zahlreicher Verkäufe und Zukäufe vor allem im Online-Geschäft kann Springer als der dynamischste deutsche Medienkonzern gelten.

 

Ein aktualisiertes Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

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Hauptsitze: 
Axel Springer Haus Berlin
Axel-Springer-Straße 65    
10888 Berlin
Telefon: 0049 30 2591-0
Internet: www.axelspringer.de

Axel Springer Haus Hamburg
Axel Springer Platz 1
20350 Hamburg
Telefon: 0049 40 347 24499

Branche:
Zeitungen, Zeitschriften, Druckbetriebe, Pressevertrieb, Fernsehsender, Radio, Onlinedienste, TV-Produktion
Rechtsform: Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea/SE)
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr: 1946

Ökonomische Basisdaten (Beträge in Mio. €)
2023202220212020201920182017
Konzernumsatz3.9003.1002.9663.1123.1813.563
Gewinn (Verlust)750439206414,5528504
Aktienkurs (in € Jahresende) Delisting 4.5.2020
Beschäftigte (ungefähr)18.00016.80016.10016.12016.35015.836

Geschäftsführung

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Geschäftsführung/Vorstand (Schlüsselpositionen):

  • Dr. Mathias Döpfner, Chairman & CEO
  • Jan Bayer, President, Paid Models
  • Dr. Julian Deutz, CFO
  • Dr. Andreas Wiele, President, Advertisement and Classified Ad Models

 

Aufsichtsrat:

  • Dr. Giuseppe Vita, Berlin, Vorsitzender
  • Dr. h.c. Friede Springer, Berlin, Stellv. Vorsitzende
  • Bill Ford, General Atlantic
  • Oliver Heine, Rechtsanwalt, Hamburg
  • Rudolf Knepper
  • Lothar Lanz, Axel Springer
  • Dr. Nicola Leibinger-Kammüller, Trumpf GmbH + Co. KG, Ditzingen
  • Prof. Dr. Wolfgang Reitzle, Holcim
  • Martin Varsavsky, Prelude Fertility

Geschichte und Profil

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Der Axel Springer Verlag geht zurück auf den 1789 gegründeten Druckereiverlag Hammerich & Lesser in Altona bei Hamburg. 1909 erwirbt der Kaufmann Hinrich Springer den maroden Betrieb, der ab 1924 die täglichen „Altonaer Nachrichten" herausgibt. 1941 fällt das Blatt an das NS-Presseimperium. Verlegersohn Axel Cäsar Springer erhält nach Kriegsende eine Lizenz für „Hör zu", die er zur meistgelesenen Programmzeitschrift der Bundesrepublik Deutschland ausbaut. Andere Objekte folgen: 1948 steigt Springer mit dem „Hamburger Abendblatt" in den Zeitungsmarkt ein, 1952 gründet er die „Bild-Zeitung", 1953 erwirbt er von britischen Besatzungsoffizieren „Die Welt". In Berlin kauft sich der rastlose Verleger Ende der 50er Jahre in die Ullstein AG („Berliner Morgenpost", „B.Z.") ein. Den Zeitschriftenverlag Kindler & Schiermeyer („Eltern", „Jasmin") stößt Springer nach kurzem Gastspiel von nur drei Jahren wieder ab - unter dem Eindruck einer öffentlichen Debatte über die große Springer-Meinungsmacht und über eine Konzentrationsregelung im deutschen Pressewesen. In den 70er Jahren steigt der Presseunternehmer in Regionalblätter und Spezialzeitschriften ein. Auch ins Fernsehen will Verleger Springer schon früh investieren und 1965 das ZDF kaufen, kann Pläne eines Verleger-TV jedoch nicht vollenden. Jahrelang hatte Axel Springer mit seinem patriarchalischen Stil die Unternehmenskultur geprägt. Der Verlag fühlte als Familie, die schweren Angriffen zu widerstehen hatte - etwa denen der APO in den 60er Jahren. Damals galt der für eine Wiedervereinigung mit der DDR kämpfende Springer als Symbol eines repressiven Staates.

Nach Axel Springers Tod 1985 brachen im Management Grabenkämpfe aus, von denen sich das Unternehmen lange nicht erholte. Die badische Verlegerfamilie des Senators Franz Burda erwies sich nicht als die gedachte starke Stütze. Burda verkaufte bereits 1988 sein erst 1983 erworbenes Springer-Aktienpaket von knapp 25% wieder an die Springer-Familie, nachdem es zunächst dem Münchner Filmhändler Leo Kirch zufallen sollte. Der hatte im Zuge des Springer-Börsengangs 1985 vorab einen Aktienanteil von 10% erworben, den er anschließend ausbaute. Sein Kampf um Springer wurde für einige Jahre zum entscheidenden Thema im Konzern. Wenn die Springer-Spitzenmanager nicht untereinander kämpften, dann mit dem expansionswilligen Großaktionär. Unter Vorstandschef Peter Tamm eskalierte der Konflikt bis hin zu mehreren Gerichtsverfahren. Nach einer Ruhezeit unter den Tamm-Nachfolgern Günter Wille und Günter Prinz, die auf einen „Friedensschluss" zwischen der Springer-Familie und Kirch 1990 zurückgeht, ging Jürgen Richter, Springer-Vorstandsvorsitzender von 1994 bis 1997, wieder auf Konfrontationskurz zu Kirch. Er übernahm die Mehrheit an Sat.1-Gesellschafter Aktuell Presse Fernsehen (APF) und erhöhte das Gewicht des Zeitungskonzerns im von Kirch beherrschten Sender: Springer disponierte schließlich über 40% des Sat.1-Kapitals und vier von acht Aufsichtsratsstimmen. Nach trickreichen Gegenattacken Kirchs musste Richter seinen Posten räumen.

Seit Mitte der 80er Jahre bringt das Verlagsmanagement immer neue Ableger der „Bild"-Zeitung, von „Bild der Frau" bis „Sport-Bild" heraus, und investiert zusehends im Ausland. Im Fernsehgeschäft beteiligte sich der Verlag zunächst im Schatten Kirchs an Sat.1 und dem Deutschen Sport-Fernsehen (DSF, heute: "Sport 1"), sowie an der Sportrechte-Agentur ISPR. Ende 1996 konsolidiert Springer sein TV-Geschäft: Die verlustreiche DSF-Beteiligung wird verkauft, die Sat.1-Beteiligung aufgestockt. 1998 kommen etliche Beteiligungen an Produktionsfirmen hinzu: So will der Verlag TV-Inhalte an Sat.1 liefern, wo Springer inzwischen für den journalistischen Part zuständig ist, die operative Führung aber an Kirch abgetreten hat. Schließlich einigen sich die ungleichen Partner im Jahr 2000, dass Springer seine Sonderposition bei Sat.1 aufgibt und dafür 11,5 Prozent an der neuen Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media AG erhält - verbunden mit dem Recht, dieses Aktienpaket spätestens im Februar 2002 für 767 Millionen € an Kirch zu verkaufen.

Genau davon macht Mathias Döpfner, seit 2002 Springer-Vorstandsvorsitzender, Gebrauch. Das hat unter anderem die Insolvenz der Kirch-Gruppe zur Folge. Unter Döpfner befreit sich der Verlag nicht nur von der Last des Leo Kirch, auch die Bilanz, die 2001 noch riesige Verluste ausgewiesen hat, bessert sich. Döpfner investiert in ausländische Publikationen, vornehmlich in Osteuropa, wo Springer in Polen die Boulevardzeitung „Fakt“ und in Russland eine Lizenzausgabe von "Forbes" gründet. Die versuchte Übernahme der Londoner Zeitungsgruppe rund um den „Daily Telegraph“ scheitert 2004, weitere Investitionen gelten zusehends elektronischen Medien.

Eine schwere Niederlage erleidet Döpfner Anfang 2006, als das Bundeskartellamt Springer die Mehrheitsübernahme des Münchner TV-Konzerns ProSiebenSat.1 von Großaktionär Haim Saban zum Preis von 2,45 Mrd. Euro untersagt. Diese Entscheidung war von einer öffentlichen Debatte über die Meinungsmacht des Springer-Konzerns begleitet. 2010 bestätigte der von Springer angerufene Bundesgerichtshof das Verbot. Neueren Gerichtsurteilen, etwa des Bundesverwaltungsgerichts aus dem November 2010, zufolge, wäre eine Übernahme des TV-Konzerns juristisch möglich.

Ein weiterer Einschnitt erfolgte im Sommer 2013 mit dem Verkauf eines Großteils von Regionalzeitungen und Magazinen an die Funke Mediengruppe. Beobachter werteten dies als zunächst alsBeleg dafür, dass Döpfner und der Springer-Konzern das Interesse an Journalismus endgültig verloren hätten. Ende 2013 wurde dann jedoch die Übernahme des Nachrichtensenders N24 verkündet, der in die "Welt"-Gruppe integriert werden soll. Die Marke "Welt" wird so zu einem multimedialen Nachrichtenportal für das digitale Zeitalter umgewandelt.

Management

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Mathias Döpfner
An der Spitze des Vorstands steht seit Anfang 2002 Mathias Döpfner. Der promovierte Musikwissenschaftler, Jahrgang 1963, wurde 1982 Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. 1992 wechselte er als Vorstandsassistent zu Gruner + Jahr, bevor er die Chefredaktionen der Blätter „Wochenpost" (gegründet 1953 in der DDR, 1996 eingestellt), „Hamburger Morgenpost" und „Die Welt" leitete. Bei Springer löste er August Fischer ab, der mit einer Expansion im Ausland und bei elektronischen Medien gescheitert war. Als Spitzenmanager ist Döpfner trotz Rückschlägen weitaus erfolgreicher als bei seinen vorherigen Engagements als Chefredakteur: Nachdem ein sehr kurzer Einstieg ins Postgeschäft dem Konzern 2007 noch einen Fehlbetrag in Höhe von 288,4 Mio. Euro bescherte, folgte bereits im Geschäftsjahr 2008 der höchste Jahresüberschuss seit Gründung des Unternehmens.

Döpfner tritt oft und gern in der Öffentlichkeit auf und scheut keinerlei Kontroverse. Vor dem Hintergrund der umstrittenen Vergangenheit des Springer-Verlags sucht er seit 2006 immer wieder den Dialog mit prominenten Kritikern des Konzerns wie Günter Grass, der seit 30 Jahren Springer-Publikationen boykottiert. Immer wieder zeigt sich Döpfner zu „einer selbstkritischen Revision“ der Rolle des Verlags anno 1968 bereit, sofern auch die damaligen Gegner „über die inhaltlichen Verirrungen der 68er Bewegung“ diskutieren. Dieses fordernde Entgegenkommen wird von den Angesprochenen nicht unbedingt ernst genommen - wie das gescheiterte "Springer-Tribunal 2009" zeigte: Im Licht der Erkenntnis, dass der West-Berliner Polizist, der 1967 den demonstrierenden Studenten Benno Ohnesorg erschossen hat, ein Stasi-Agent war, forderten Döpfner und "Welt"-Chefredakteur Thomas Schmid Entschuldigungen für "Enteignet Springer"-Forderungen der 60er Jahre (siehe z.B.: "Springer ist Unrecht widerfahren"/ Döpfner im "FAS"-Interview; Entgegnung Hans Leyendeckers in der "SZ"). Im Juli '09 kündigte der Verlag an, das "Springer-Tribunal", wie es 1968 die damaligen Gegner des Konzerns planten, nachzuholen. Im August erfolgte bereits die Absage ("68er verweigern Dialog"). Am Ende führten die Versuche, die Debatte neu zu beleben, zu wenig mehr als rund 5.900 nun dank Springer gratis online (medienarchiv68.de) verfügbaren Pressequellen aus den 60er Jahren.

Auch sonst will Döpfner dem Haus ein liberales, offenes Image vermitteln. Zwar wird der propagierte interne Meinungspluralismus immer wieder auf die Probe gestellt (wie etwa 2007 die Posse um Kritik bewies, die der „Welt“-Redakteur Alan Posener in seinem Blog an "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann übte; siehe Bildblog). Doch erweisen sich der Konzern und seine Spitzen als lernfähig. Zwischenzeitlich bloggte Diekmann selbst und erweckte "geschickt den Eindruck, er sei vielfacher Landesmeister in den Disziplinen Selbstkritik und Selbstironie", wie selbst das "Bild"-kritische Bildblog konzedieren musste.

Ganz besonders schieden sich die Geister an Döpfners 2005/06 gehegten Plänen der medienübergreifenden Expansion ins Fernsehen. Kritiker befürchten eine Gefährdung der Meinungsvielfalt. Im Zusammenhang mit der (zuvor Springer verbotenen) Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG durch die ausländischen Finanzinvestoren Permira und KKR wurden Stimmen laut, die für einen Verbleib dieser Fernsehsender in deutscher Hand plädierten. Seither beeinflusst die Frage der Meinungsmacht privater Medienkonzerne in Zeiten rasanter Konvergenz die Unternehmensstrategie des Berliner Verlagshauses und führte zu verstärkter internationaler Expansion.

Auch zu für Presseverlage immer drängenderen Fragen nach der Zukunft ihrer Erlöse in der digitalen Ära nimmt Döpfner gern und oft Stellung. Springers Bemühungen um journalistische Bezahl-Inhalte im Internet werden von der Konkurrenz gespannt beobachtet. International Beachtung erregte seine Aussage im amerikanischen Fernsehen, wegen des iPads solle jeder Verleger "sit down once a day and pray to thank" dem Apple-Chef Steve Jobs. Im Interview mit dem Handelsblatt im November 2010 erläuterte er seine Aussage: "Dass da vielleicht auch etwas Ironie im Spiel war, kam in Deutschland so nicht an. In der gleichen Sendung habe ich allerdings hinzugefügt: Nachdem wir gebetet haben, sollten wir mit Steve Jobs verhandeln. Denn die Preise und die Endkundenkontrolle sind nicht akzeptabel. Das war unmissverständlich. Es wäre so schön gewesen, wenn die Kritiker meines ersten Satzes noch ein paar Minuten Geduld für die folgenden Sätze aufgebracht hätten."

2011 vermeldete die Süddeutsche Zeitung, dass Döpfner "offenbar höhere Bezüge als der bestbezahlte Vorstandschef eines Dax-Konzerns" erhält. Im selben Jahr erwies sich Döpfner als wortgewaltigster Vertreter der acht deutschen Zeitungsverlage (vgl. BDZV), die gegen die "Tagesschau"-App der ARD klagten (im Interview der Süddeutschen Zeitung: "Die Klage ist der Warnruf einer ganzen Branche. Alle privaten Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, auch die privaten Fernsehanbieter sind in Sorge, dass im Zuge der Digitalisierung durch einen Missbrauch der dominierenden, marktverzerrenden Rolle der Öffentlich-Rechtlichen die Geschäftsgrundlage für Qualitätsjournalismus und damit Meinungsvielfalt in Deutschland verloren geht..."). Der Prozess vor dem Landgericht Köln mündete in eine richterliche Aufforderung an die Parteien, einen Kompromiss zu suchen. Nach dem wird auch im Sommer 2012 noch gesucht.

Zum zehnjährigen Jubiläum Mathias Döpfners als Vorstandsvorsitzender 2012 würdigte die TAZ, wie der "smarte Großgeldverdiener und Branchenoptimist ... dem verschüchterten alten Gewerbe der Zeitungsmacher mit fröhlicher Penetranz die Zukunft singt".

Andreas Wiele
Andreas Wiele war vor seiner Tätigkeit beim Springer-Konzern Redakteur der „Hamburger Morgenpost“ und Anfang der 90er Jahre Verlagsleiter der Magazine „Capital“ und „Geo“. Bevor er im Jahr 2000 den Posten des Vorstandes für Zeitschriften und Internationales beim Springer-Konzern bekleidete, war er Executive Vice President und Chief Operating Officer beim Verlag Gruner + Jahr. Wiele gilt neben Döpfner als treibende Kraft hinter der Online-Expansion des Unternehmens. Er ist zudem seit 2007 Aufsichtsratsvorsitzender des Onlinewerbespezialisten Zanox.de AG.
Seit Januar 2008 ist Wiele zudem Super-Vorstand der „Bild“-Gruppe (und löste damit Christian Nienhaus ab, der zuvor Vorsitzender der Verlagsgeschäftsführung der Zeitungsgruppe war und zur WAZ-Gruppe wechselte). Außer der Zeitungsgruppe verantwortet Wiele seither auch den Online-Auftritt der „Bild“-Zeitung und die zuvor dem Zeitschriftenbereich zugehörigen Titel  wie „Auto Bild“ und „Computer Bild“.

Lothar Lanz
Im März 2009 wurde die vorzeitige Ablösung des Finanz-Vorstands Steffen Naumann (der 2001 von Bertelsmann zu Springer gekommen war und bei Döpfners Umstrukturierung des Konzerns eine Schlüsselrolle spielte) bekannt, kurz darauf die Verpflichtung Lothar Lanz' als neuer Vorstand für Finanzen und Dienstleistungen. Dass Lanz zuvor langjähriger Finanzvorstand bei ProSiebenSat.1 war, befeuerte die immer wiederkehrenden Spekulationen, Springer könnte doch noch groß ins deutsche Fernseh-Geschäft einsteigen - zumal Lanz auf Seiten des Fernseh-Konzerns schon am gescheiterten Fusionsvorhaben beteiligt war.

Weitere Vorstandsmitglieder
Wie angekündigt, gab es zum Jahresbeginn 2012 Veränderungen im Vorstand: Der über 36 Jahre für den Konzern aktive Technik, Logistik und Personal-Vorstand Rudolf Knepper schied aus. Jan Bayer, zuvor Vorsitzender der Verlagsgeschäftsführung der Regional- und Abozeitungen, und Ralph Büchi, zuvor President Axel Springer International und Geschäftsführer Axel Springer Schweiz, wurden neu in den Vorstand berufen. Bayer übernahm auch die Verantwortung für die "Welt"-Gruppe, sodass Mathias Döpfner nur noch als Vorstandsvorsitzender firmiert.

Friede Springer u.a. Gesellschafter
Die Mehrheit der Aktien liegt bei den Erben des Verlegers Axel Cäsar Springer. Der Verlegerwitwe Friede Springer, der stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrats, werden die entscheidenden Stimmrechte zugerechnet (7% Eigenbesitz sowie die Stimmrechte der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH, die ihrerseits über mehr als 50% der Aktien der Axel Springer AG verfügt, vgl. Aktionärsstruktur). Die Kinder des Gründers wurden bereits mit dicken Geldbeträgen abgefunden. Die Anteile der Münchner Kirch-Gruppe, die bis Mitte 2002 mit 40,05% beteiligt war, waren zunächst auf Friede Springer, die Axel Springer AG selbst und die US-amerikanische Finanzgesellschaft Hellman & Friedman übergegangen. Ab Ende 2006 platzierte diese  ihr Aktienpaket an der Börse, um die Liquidität des Konzerns insgesamt zu erhöhen. Das geringe frei handelbare Aktienvolumen der Axel Springer AG galt bis dato als eines der Haupthindernisse für eine dauerhafte Wertsteigerung der Verlagsaktien. Im Dezember 2008 verringerte Hellman & Friedman seine Beteiligung von zuletzt 9,9 Prozent weiter auf rund 1,6 Prozent. H&F-Geschäftsführer Brian M. Powers zog sich aus dem Springer-Aufsichtsrat zurück. Die Deutsche Bank erhöhte ihren Anteil auf rund 8,4 Prozent, um diese Aktien mittelfristig breit im Markt zu platzieren. Ende 2011 lag der Streubesitz bei über 41 Prozent.

Geschäftsfelder

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1.) Zeitungen
Der Axel Springer Verlag war lange Zeit das wichtigste deutsche Zeitungshaus. Nach dem Verkauf von "Berliner Morgenpost" und "Hamburger Abendblatt" rührt seine Macht hauptsächlich von der „Bild"-Zeitung her, die seit 2010 bei der werktäglich im Durchschnitt verkauften Auflage klar unter die Drei-Mio.-Exemplare-Grenze gerutscht ist (IV/2011: 2.737.268 Exemplare). Sie reflektiert Stimmungen im Volk boulevardesk. Kaum ein Politiker glaubt, bei seiner PR-Arbeit auf "Bild" verzichten zu können. Der Beitrag des Blattes zum Sturz des Bundespräsidenten Christian Wulff Anfang 2012 trug viel zur Aktualisierung dieses Images bei (zumal andere Medien nur zu gerne Informationen aus der "Bild"-Redaktion verbreiteten, etwa über Wulffs Anruf auf der Mailbox des Chefredakteurs Kai Diekmann).

Diese Cashcow sowie erfolgreiche - und bis zur bundesweiten Einführung der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ 2001 - konkurrenzlose Sonntagszeitungen („Bild am Sonntag“, „Welt am Sonntag“) begründen die Sonderstellung Springers im deutschen Pressemarkt. Wie im gesamten Markt, so sinken Springers Umsätze im Segment "Zeitungen National" jedoch kontinuierlich. Andererseits ist der Onlineauftritt des Blattes inzwischen der erfolgreichste im deutschen Nachrichtenportalemarkt (siehe unten).

Das Flaggschiff "Bild"-Gruppe - seit März 2008 nicht mehr in Hamburg, sondern mit den wichtigsten Redaktionen in Berlin ansässig - ist gleichwohl für stattliche Gewinne gut. Seit 2006 bemüht sich das Management auf presserechtlich umstrittene Weise durch Beteiligung der Leser an der inhaltlichen Gestaltung des Blattes („Bild-Leser-Reporter“) um Leserbindung. "Über 15.800 Leser-Fotos wurden bislang in 'Bild' gedruckt", teilte das Blatt 2011 zum 5-jährigen Jubiläum der Idee mit. Zu den zahlreichen Aktionen in dieser Richung gehörte eine preiswerte Videokamera für Leserreporter, die das Blatt 2008 mit der Discounter-Kette Lidl auf den Markt brachte (siehe "carta.info").

Im Februar 2008 vermeldete Springer stolz, dass die um die traditionell verlustreiche Tageszeitung „Die Welt" angesiedelte "Welt"-Gruppe bzw. "blaue Gruppe" (mit "Welt kompakt", "Welt am Sonntag", "Welt Online") "erstmals schwarze Zahlen" schreibe. Sogleich verkündete der ehrgeizige Döpfner das "nächste Zehn-Jahres-Projekt": "Wir wollen die publizistisch und wirtschaftlich erfolgreichste Gruppe werden.“ 2010 übernahm Jan-Eric Peters die Chefredaktion der Gruppe, sein Vorgänger Thomas Schmid rückte zum Herausgeber auf. Christoph Keese, vor Schmid Träger der redaktionellen Gesamtverantwortung für die "Welt"-Gruppe, leistet inzwischen als "Konzerngeschäftsführer Public Affairs" der Axel Springer AG Lobbyarbeit im politischen Raum und mischt - wie Döpfner - in zahlreichen aktuellen Debatten mit. Zur Aufwertung der "Welt" wurde 2010 mit einem eine Million Euro schweren "Sonderetat für journalistische Exzellenz" ein siebenköpfiges "Investigativ-Reporterteam der 'Welt'-Gruppe" finanziert.

Springers lange als wichtig angesehenes Geschäft mit Regional- und Lokalzeitungen wurde im Sommer 2013 durch den Verkauf des "Hamburger Abendblatt" und der "Berliner Morgenpost" an die Funke-Gruppe weiter verkleinert. Springer wird jedoch zunächst weiter die journalistischen Inhalte für die verkauften Zeitungen liefern; die "Welt" könnte langfristig alle Funke-Zeitungen mit Content versorgen. Kritiker befürchten folglich, der Deal wird die Pressevielfalt in Deutschland erheblich einschränken.

 

 

2.) Zeitschriften
Auch aus dem generell schrumpfenden Geschäft mit deutschen Zeitschriften zieht sich der Verlag sukzessive zurück. Sieben Zeitschriften - darunter "Hörzu", "Bild der Frau", "TV Digital", "Funkuhr", "Bildwoche", "TV Neu" und "Frau von Heute" - wurden ebenfalls an die Funke-Gruppe verkauft.

Die Münchener Musiktitel ("Rolling Stone", "Musikexpress", "Metal Hammer") bleiben im Verlag - unter Zuständigkeit der "Welt"-Gruppe in Berlin und des stellvertretenden "WamS"-Chefredakteurs Ulf Poschardts als Herausgeber. Zum Angebot gehören die erfolgreichen „Computer Bild" und „Auto-Bild" mit zahlreichen internationalen Lizenzausgaben, „Sport-Bild", „Bild der Frau". Die Spezialzeitschriften ("Mein Pferd", "Golf Magazin") der 50-prozentigen Tochter Jahr Top Special gehören seit dem Verkauf des 50-prozentigen Anteils an die bisherige Miteigentümerin Alexandra Jahr 2012 nicht mehr dazu.

Auf vielen kleinen Baustellen arbeitet der Konzern an weiterer Erhöhung der Profitabilität seiner Printgeschäfte - sei es, dass Artikeltausch-Modelle für konzerneigenen Blätter entwickelt werden (für die Mehrfachverwertung von Inhalten wurde der Geschäftsbereich "Content Management" unter der Leitung des früheren "Sport Bild"-Chefredakteurs Pit Gottschalk geschaffen), sei es durch einen "Pilotabschluss" mit dem deutschen Presse-Grosso (mit dem diverse Verlage, allen voran der Bauer-Verlag, im Clinch um Renditen lagen), sei es mit Bestrebungen, Wege gegen steigende Preisvorstellungen der Papierhersteller zu finden.

 

 

 

3.) Onlineangebote
Vehement setzt der Konzern auf die als Wachstumsmarkt identifizierte Digitalisierung journalistischer Inhalte und Dienstleistungen und investiert Einnahmen aus Verkäufen im Print-Bereich in dieses Geschäftsfeld. 2011 hatten Internetangebote 30,9 Prozent (2010: 24 Prozent, 2008: 14 Prozent) Anteil am Umsatz, diese Marke soll auf 50 Prozent steigen. Eher selten wird dabei erwähnt, dass es auch dem umtriebigen Konzern-"Außenminister" Christoph Keese zufolge "nicht der Journalismus sei, mit dem man das Geld im Netz verdiene, sondern Firmen wie idealo.de oder Zanox" (stefan-niggemeier.de).

Freilich agiert Springer bei Versuchen, im Kampf gegen die "Gratismentalität" Einnahmen im Internet zu erzielen, auf vielen Ebenen emsiger als andere deutsche Verlage. So gehörte der Konzern zu den Initiatoren der 2009 von zunächst sechs Verlagen unterzeichneten "Hamburger Erklärung zum Schutz des geistigen Eigentums", die später zahlreiche weitere, auch internationale Verlage sowie die Verlegerverbände WAN-IFRA und EPC unterschrieben (während sie in unabhängigen Internet-Communitys dagegen Kritik erregte). 

Zu den Baustellen, auf denen Springer seitdem voranzupreschen versucht, zählen kostenpflichtige lokale Angebote in Hamburg und Berlin. Mit Pathos ("Hamburger Abendblatt" im Dezember 2009: "Vielleicht ist es aussichtslos. Vielleicht ist es selbstmörderisch. Vielleicht ist es auch unverschämt. Doch vor allem ist es eins: Es ist alternativlos") sicherte sich der Konzern so zumindest eine Pionierrolle bei der Einführung von Bezahlinhalten im Internet. Die genaue Zahl von Digital-Abos des "Abendblatts" nennt Springer nicht, doch stieg die Zahl der Visits bei "abendblatt.de" (anders als die der Page Impressions) trotz hinter Bezahlschranken verschwundener Ressorts an.

Ganz besonders aktiv zeigt sich Springer bei überwiegend kostenpflichtigen Applikationen ("Apps") für das iPhone und den neuen Tablet-Computer iPad des  US-Konzerns Apple. Über Springers "iKiosk" sind das für exklusiv den iPad konzipierte Magazin "The Iconist" auf Deutsch und Englisch wie auch inzwischen digitale Ausgaben von mehr als 100 Zeitungs- und Zeitschriftentitel (Springers wie auch anderer Verlage, bis hin zur "taz") auf Tablets zu haben - im Einzelverkauf und in unterschiedlichen Abo-Modellen. Seit Anfang 2011 kümmert sich ein "Director Premium Content", Georg Konjovic, um die Etablierung kostenpflichtiger Inhalte im Internet. Anders als viele Mitbewerber legt Springer auch detaillierte Zahlen für die Nutzung seiner kostenpflichtigen Digitalangebote vor, betonte etwa 2011, dass "'Bild' und 'Die Welt' ... täglich mehr als 125.000 digitale Ausgaben" verkaufen).

Was nicht-kostenpflichtige Internetportale betrifft, zählt der Internetauftritt der "Bild"-Zeitung, bild.de, zu den großen im Land. Zunächst als Joint Venture mit T-Online gegründet, übernahm Springer zum 1.1.2008 die bisher von der Deutschen Telekom gehaltenen 37 Prozent und wurde zum alleinigen Gesellschafter. Seit Januar 2009 erreicht "bild.de" laut IVW monatlich mehr als eine Milliarde Page Impressions. Inzwischen hat das Portal den früheren Marktführer "Spiegel Online" als führendes deutsches Nachrichtenportal abgehängt (dwdl.de) und sieht sich mit 34,6 Mio. Visits im August 2011 auch als "Deutschlands führendes mobiles", also über Smartphones abgerufenenes Nachrichtenangebot. 2011 erzielte bild.de einer Bitkom-Erhebung zufolge "erstmals mehr als zwei Milliarden Visits".

Immer wieder experimentiert das Portal mit Bewegtbildern. Seit 2009 zählt mit Klaus Ebert ein "Programmdirektor Bewegtbild" zur 'Bild'-Chefredaktion". 2011 lassen sich beispielsweise Fußballspiele der türkischen Fußball-Liga "exklusiv im deutschen Internet" gegen Bezahlung auf sportlive.bild.de im Livestream anschauen. 2013 werden Bundesliga-Berichte folgen (siehe unten, aktuelle Entwicklungen).

Während er sich von Presse-Aktivitäten verabschiedet, erwirbt der Konzern laufend Online-Unternehmen - so 2006 die Preissuchmaschine Idealo und 2007 Anteile an der ZANOX.de AG (seit 2009 hält Springer 52,5 Prozent, den restlichen Anteil hält die PubliGroupe AG, Lausanne). 2009 übernahmen diese beiden Partner 50,1 Prozent der Anteile am britischen Affiliate-Netzwerk "Digital Window" mit rund 100 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz "von mehr als 40 Millionen Euro". Digital Window wiederum übernahm 2010 von AOL das in Großbritannien, den USA und Skandinavien aktive Unternehmen "Buy.at", weshalb Springer bereits von "europäischer Marktführerschaft beim erfolgsbasierten Online-Marketing" spricht. Inzwischen schlossen Springer und die PubliGroupe Zanox mit Digital Window zusammen. 

Ferner übernahm Springer 2006 die Minderheitsbeteilung des Immobilienverbands IVD an der Immonet GmbH und wurde alleiniger Gesellschafter. Die mehrheitliche Übernahme der französischen Webseite aufeminin.com - Springer zufolge "Europas führende Online-Plattform für die weibliche Zielgruppe" (deutsche Version: gofeminin.de) - wurde von Beobachtern als überteuert gewertet; für 2009 verkündete Döpfner jedoch eine operative Ergebnismarge von 38,5 Prozent. 2010 übernahm die gofeminin.de GmbH Betrieb und Vermarktung von bildderfrau.de.

Ferner erwarb Springer 2009 die internationale Jobbörse StepStone ASA (Umsatz 2008: 123,5 Mio. EUR). Nach einem öffentlichen Übernahmeangebot übernahm der bisherige Minderheitsgesellschafter und Partner des deutschen StepStone-Portals die Firma vollständig, die daraufhin ihren Hauptsitz von Oslo nach Berlin verlegte. Die Software-Abteilung des Unternehmens wurde 2010 wiederum verkauft (an den Finanzinvestor HgCapital LLP).

2010/ 11 gelang gegen einige Widerstände die Übernahme des französischen Immobilienportals seloger.com. Die inzwischen eine 100-prozentige Springer-Tochter beteiligte sich 2011 minoritär an "Asiens führendem Immobilienportal-Netzwerk", der in Australien börsennotierten IPGA Ltd, und an weiteren Immobilienangeboten.

Nachdem 2012 der in norddeutschen Zeitungsmärkten stark vertretene Zeitungskonzern Madsack mit 11,3 Prozent bei immonet eingestiegen war gründete Springer für seine nationalen und internationalen Immobilien- und Job-Portale (neben StepStone auch das französische "SeLoger") eine mit 1,25 Mrd Euro bewertete neue Gesellschaft namens "Axel Springer Digital Classifieds GmbH", an der sich wiederum mit 30 Prozent der Investor General Atlantic LLC beteiligte. Die restlichen 70 Prozent hält Springer. Ziel des Joint Ventures sei eine "Wachstumsoffensive im Online-Rubrikenbereich". Mit einem kleinen Anteil beteiligte sich Springer am in San Francisco ansässigen Community-Marktplatz Airbnb, an dem bereits allerhand internationale Investoren beteiligt sind, und schloss mit dessen deutschem Portal ("weltweit private Unterkünfte finden") eine "strategische Vermarktungspartnerschaft".

Mit 72,6 Prozent beteiligte sich Springer 2010 am u.a. in den Bereichen Suchmaschinen-Optimierung und Keyword-Management aktiven deutschen Internet-Unternehmen sohomint.com. Minoritär beteiligte sich Springer am Software-Hersteller und Technologie-Dienstleister InterRed, mit dessen Redaktionssystemen der Konzern arbeitet.

 

Ebenfalls 2011 stieg Springer beim Portal kaufda.de ein, das die als Zeitungsdreingaben bekannten gedruckten Werbeprospekte im Internet anbietet. "Geschätzte 30 Millionen Euro zahlt der Verlag für 74,9 Prozent der Anteile" an die Gründer und Finanzinvestoren, berichtete die FAZ und zitierte Vorstand Andreas Wiele so: "Handelsanzeigen sind - nach der Autobranche - die zweitgrößte Vermarktungskategorie für Axel Springer. Wir haben schon länger nach einer innovativen Lösunggesucht, wie wir diese Kunden auch im Internet optimal bedienen können." 

Kooperationen etwa mit Konzernen wie Groupon, dem auf Couponing (Internetrabatte) spezialisierten US-Unternehmen, das 2011 an die Börse ging, und mit ProSiebenSat.1, dessen Vermarktungseinheit SevenOne Media Bewegtbildinhalte von Springers Online-Angeboten wie bild.de "als Kombinationsangebote im Rahmen des ProSiebenSat.1-Videonetzwerks" vermarktet, zeugen von Umtriebigkeit bei der Suche nach digitalen Erlösmodellen. 2012 gewann die Vermarktungseinheit Axel Springer Media Impact auch die deutsche Plattform des dem Murdoch-Imperium zuzurechnenden Abosenders Sky als Kunden.

Ältere Ausdrücke von Digitalisierungsoffensiven waren die Gründung der Axel Springer Digital TV GmbH (2006), die Bewegtbildinhalte für digitale Medienangebote, vor allem das Internet produzieren und vermarkten soll, und das Internet-Handelsportal „Myby“ Springers und des unter Arcandor firmierenden ehemaligen Karstadt-Quelle-Konzerns (2007). Das Portal sollte "zum führenden Elektronik-Online-Fachmarkt im deutschen Internet werden", was bis zur Karstadt-Insolvenz 2009 freilich nicht gelang.

 

4.) Fernsehsender/Fernsehproduktion

Zum Jahreswechsel Ende 2007/ 2008 beendete die Springer AG ihr Engagement auf dem deutschen Fernsehmarkt vorerst. Der Zwölf-Prozent-Anteil an ProSieben Sat.1 wurde im Januar 2008 für rund 500 Millionen Euro an die Hauptgesellschafter der Sendergruppe, die Private-Equity-Firmen KKR und Permira, verkauft. Döpfner und der damalige "Bild"-Verlagsgeschäftsführer Christian Nienhaus legten ihre Mandate im ProSiebenSat.1-Aufsichtsrat nieder.

Springer hält 27 Prozent an den Lokalsendern Hamburg 1 und TV Berlin und besitzt die Produktionsfirma Schwartzkopff TV. Prinzipielles Interesse an einem Einstieg in den deutschen Free-TV-Markt, das dem Unternehmen lange nachgesagt und von ihm auch bekundet wurde, wird dem Konzern immer wieder nachgesagt, offiziell jedoch dementiert. Einen Einstieg in das Web-TV wagte Springer dagegen im Mai 2014 mit dem Launch des Moderatoren-Startups Zuio.tv, das von Thomas Elstner, dem Sohn des gleichnamigen TV-Moderatorenveterans, geleitet wird.

5.) Radio
Im Hörfunkgeschäft ist Springer direkt beteiligt an der Radio Hamburg GmbH (25%), der Antenne Bayern Hörfunkanbieter GmbH (16%), der Radio/Tele FFH GmbH (10,3%), der Stuttgart Regional Hörfunk GmbH (10,3%) sowie der Regiocast GmbH (7,5%) und Laut FM/Laut.de (25%). Dadurch kann der Konzern auf eine Vielzahl von Radioprogrammen Einfluss nehmen, u.a. auf die großen landesweiten Sender Radio Schleswig-Holstein, Radio Hamburg, Radio ffn in Niedersachsen, Radio FFH in Hessen, Antenne Bayern, Antenne 1 und Radio NRW u.v.m.

6.) Sonstige
Aus dem Buchgeschäft hat sich Springer weithin zurückgezogen: Den Heyne-Verlag übernahm Bertelsmann (Mediendatenbank), die anderen Firmen der Econ-List-Gruppe, so die traditionsreiche Ullstein GmbH, übernahm der schwedische Bonnier-Konzern. Aus dem Cora-Verlag für Romanheftchen zog sich Springer 2010 zurück.

Die eigenen Tiefdruck-Aktivitäten wurden in eine gemeinsame Firma mit Bertelsmann ausgelagert, die Prinovis Ltd. & Co. KG.

2007 sorgten der Einstieg ins Briefzustellgeschäft sowie der noch überraschendere Ausstieg für viel Aufsehen: Im Juni erwarb Springer für rund 510 Millionen Euro von den Miteigentümern WAZ, Holtzbrinck und der luxemburgischen Beteiligungsgesellschaft Rosalia die Mehrheit am Post-Dienstleister PIN AG. Als sich im November die gesetzliche Einführung eines Postmindestlohns abzeichnete, ruderte Döpfner zurück. Zwar startete die „Bild“-Zeitung eine Kampagne gegen den Mindestlohn (nachdem sie Monate zuvor noch gegen so genannte „Hungerlöhne“ mobil gemacht hatte), doch ohne Wirkung. Döpfner, der gern in Superlativen spricht, bezeichnete das Scheitern der Pin AG als „schwerste Niederlage“ seines Lebens, wollte aber keine Managementfehler erkennen.

Engagement im Ausland

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Im Jahr 2009 verlegte die Axel Springer AG noch mehr als 170 Zeitungen und Zeitschriften in 36 Ländern, in eigenen Tochterfirmen oder als Lizenzausgaben unter fremdem Vertrieb. Bis 2011 erhöhte sich die Zahl der Print-Titel sogar auf mehr als 240 Zeitungen und Zeitschriften. Wesentlicher Grund ist das mit der Schweizer Ringier AG 2010 für Osteuropa geschlossene 50-50-Joint Venture "Ringier Axel Springer Media AG", dessen Sitz sich in Zürich befindet, deren Titel aber in der Springer-Bilanz konsolidiert werden. Somit erhöhte sich der Print International-Anteil am Springer-Geschäft auf 24,6 Prozent (Geschäftsjahr 2010).

Seine internationalen Online-Angebote beziffert Springer auf "über 140". Im Geschäftsjahr 2010 machten die Auslandserlöse insgesamt (print und digital) erstmals mehr als 30 Prozent des Konzernumsatzes aus (2011: 32,9 Prozent).

West- und Mitteleuropa
Die Aktivitäten des Springerverlags in West- und Mitteleuropa konzentrieren sich auf die Schweiz und Frankreich. Durch die Übernahme der Jean Frey AG 2007 verlegt der Konzern in der Schweiz außer der „Handels-Zeitung" zwei Wirtschaftszeitungen, fünf Zeitschriften und drei weitere Zeitschriften („Beobachter“, „Bilanz“, „TV-Star“). 2007 folgte die Übernahme von vier weiteren Schweizer Blättern (u.a. „Tele“, „TVVier“) vom Verlag Ringier. In der Amiado Group bündelt Springer seine schweizerischen Online-Aktivitäten wie "students.ch" und "partyguide.ch". In Frankreich konzentriert sich Springer seit 2013 auf Auto-Zeitschriften, nachdem der PGP-Verlag für Frauenzeitschriften verkauft wurde.

In Spanien umfasst das Engagement des Verlags 12 Zeitschriften (2010).

Osteuropa
2010 haben Springer seine Geschäfte in Polen und Tschechien und die Ringier AG ihre in Serbien, der Slowakei, Tschechien gebündelt. Nach einer negativen Stellungnahme des neu geschaffenen (und europaweit umstrittenen) ungarischen Medienrats haben Springer und Ringier ihren Antrag auf Kartellfreigabe für einen Zusammenschluss ihrer ungarischen Aktivitäten zurückgezogen, planen aber einen neuen Antrag für einen modifizierten Zusammenschluss. Die Holdinggesellschaft ist seit 1. Juli 2010 unter Leitung von Florian Fels aktiv. Sie verlegt mit rund 4800 Mitarbeitern "mehr als 100 Printtitel und über 70 Online-Angebote" und hat (auf Basis der Zahlen von 2009) einen Jahres-Umsatz von rund 414 Mio. Euro gemacht. Es bestehen Pläne, sie "in drei bis fünf Jahren an die Börse" zu bringen. Mit der Übernahme der Lizenzrechte an der Zeitschrift "Geo" in Tschechien und der Slowakei vom Verlag Gruner+Jahr, der sich aus diesen Märkten zurückzieht, konnte das Joint Venture einen ersten Deal vermelden. Es folgte unter anderem die Übernahme von 70 Prozent am slowakischen Onlineportal azet.sk.

In Ungarn sah sich Springer als "mit über 30 Zeitschriften und zehn Zeitungen" größter Verlag; zumindest zeitweise eine noch größere Rolle spielte der Konzern in Polen, wo er die auflagenstarke überregionale Tageszeitung "Fakt" (zeitweise über 500.000 Exemplare), eine Sporttageszeitung sowie zehn Zeitschriften (darunter eine "Newsweek"-Lizenzausgabe) herausbrachte. Die 2006 zunächst erfolgreich eingeführte Qualitätszeitung "Dziennik" verkaufte Anfang 2009 durchschnittlich nur noch weniger als 90.000 Exemplare und ging 2009 im Joint Venture "Infor Biznes" mit dem Wirtschaftsverlag Infor PL auf. Wie in Deutschland, so war Springer auch in Polen mit dem Versuch, in den Fernsehmarkt einzusteigen, an der Wettbewerbsbehörde gescheitert.

In Rumänien ist Springer weiterhin mit 40 Prozent am Joint Venture Edipresse AS Romania beteiligt.

Russland
In Russland, das ebenfalls nicht vom Osteuropa-Joint-Venture betroffen ist, verlegt Springer diverse Lizenzausgaben, darunter Ableger der „Computer BILD“, des People-Magazins „OK!“ und der Zeitschrift „Forbes“. Diese Kooperation wurde 2008 bis "mindestens 2020" verlängert und soll um Line-Extensions erweitert werden. Im Oktober 2010 verkündete der Verlag, seinen seit 2004 laufenden Lizenzvertrag mit „Newsweek“ für die russische Ausgabe des Wirtschaftsmagazins nicht zu verlängern. Neben Verlusten von knapp einer Millionen Euro pro Jahr soll laut "Spiegel" auch staatlicher Druck in Russland zu diesem Schritt geführt haben. Ende 2009 übernahm der Konzern das Russland-Geschäft des deutschen Rivalen Gruner+Jahr, der sich aus dem Markt zurückzog, und erweiterte so sein Portfolio an Lizenzausgaben um Titel wie "Geo", "Gala Biografia" und "Geo Traveller" sowie Internetportale.

Türkei
Zu einem endlosen Hin und Her entwickelt sich der erstmals Ende 2008 verkündete Einstieg Springers bei der Dogan Yayin Holding. Zur führenden türkischen Mediengruppe, die 2007 einen Umsatz von etwa zwei Mrd. USD erwirtschaftete, gehören Zeitungen wie "Milliyet" und die - auch in Deutschland präsente - "Hürriyet". Da Springer zugleich 5,1 Prozentpunkte seiner erst 2006 zum stolzen Preis von 375 Mio. Euro. erworbenen 25-Prozent-Beteiligung an der Dogan TV-Gruppe wiederum an die Dogan Yayin Holding verkaufte, sollten "letztendlich 30 Mio. Euro an Springer zurück" fließen ("FTD"). Helmut Thoma, der langjährige RTL-Geschäftsführer, sollte für die Deutschen in den Verwaltungsrat der Dogan Yayin Holding einziehen.
Doch wurde gerade dieses komplizierte Geschäft einer der Anlässe für gewaltige, insgesamt umgerechnet mehr als zwei Mrd. Euro umfassende Strafzahlungen, die die türkische Regierung dem Dogan-Konzern auferlegte. Tatsächlicher Hintergrund dürften politische Auseinandersetzungen zwischen der islamistischen Regierungspartei AKP des Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan und der säkularen Opposition sein, zu der Dogan gerechnet wird (siehe "taz"/ Februar 2009; "FR"/ September '09). 2009 kündigte der Konzern erneut einen Einstieg bei Dogan - und kurz darauf erneut einen Rückzug von diesem Plan an, der seither auf Eis liegt, sodass derzeit Springer allein an Dogan TV beteiligt ist. Zwei Kapitalerhöhungen 2010 verringerten Springers Anteil an Dogan TV auf 19,9 Prozent.

Indien
In Indien dagegen beteiligte sich Springer 2010 mit 52,1 Prozent am Autoportal carwale.com sowie mit 19,1 Prozent am Shoppingportal bagittoday.com, jeweils gemeinsam mit dem einheimischen Medienkonzern India Today Group, mit dem Springer bereits 2008 eine indische "Auto Bild"-Ausgabe publiziert. Der carwale-Anteil wurde 2015 wieder gewinnbringend verkauft. Eine chinesische "Auto Bild"-Ausgabe bringt die Titan Media Group seit 2011 in Lizenz heraus.

News

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22.07.15 / Bloomberg L.P., Axel Springer AG, Pearson plc

Springer und Bloomberg: Interesse an der Financial Times

07.07.15 / ProSiebenSat.1, Axel Springer AG

Wie groß wäre Springer/ProSiebenSat.1?

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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