6. Hubert Burda Media

Umsatz 2021: € 2,920 Mrd.

Ãœberblick

Die Hubert Burda Media Holding ist ein Medienkonzern mit Marktpräsenz in Deutschland, Mittel- und Osteuropa, Russland und Asien. In Deutschland unterhält das Unternehmen neben dem Stammsitz in Offenburg Verlagsfilialen in München, Berlin und Hamburg.

Der Verlag sieht sich auf dem Weg zu einem „internationalen Multimedia-Konzern" und den Digital-Bereich als zweite Säule. Größere Standorte im Ausland befinden sich u.a. in Warschau, Prag, Moskau und Bukarest. Ãœberdies ist die Holding in den Bereichen Direktmarketing und Druck (mit Druckereien in Offenburg und Vieux-Thann) aktiv. Unter dem Dach der Hubert Burda Stiftung sind die sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Aktivitäten des Konzerns gebündelt.

Ein aktualisiertes, vollständiges Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

Hauptsitz:
Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft
Hauptstr. 130
77652 Offenburg
Telefon: 0049 781 8401
Internet: www.burda.com

Branche: Zeitschriften, Druck, Direkt Marketing
Rechtsform: Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr: 1926

Ökonomische Basisdaten (Beiträge in Mio. €)
20222021202020192018
Umsatz Gesamt
Bilanzsumme
Beschäftigte

 

 

Geschäftsführung

Vorstand:

  • Dr. Marc Al-Hames
  • Holger Eckstein, Finanzen, Services & HR
  • Dr. Katharina Herrmann
  • Philipp Welte, Medienmarken National

Verwaltungsrat:

  • Dr. Paul-Bernhard Kallen, Vorsitzender
  • Dr. Hubert Burda
  • Dr. Jacob Burda
  • Elisabeth Furtwängler
  • Alexander Kudlich
  • Dr. Andreas Rittstieg
 

Geschichte und Profil

Im Jahr 1926 tritt der 23-jährige Franz Burda in die kleine Offenburger Druckerei seines Vaters ein. Ein Jahr später erreicht die Druckerei mit der Herstellung der „Süddeutschen Radio-Zeitung Sürag“ ihre Kapazitätsgrenze, was den promovierten Volkswirtschaftler zu einem reichen Mann macht. 1933 hat die „Sürag“, der Vorgänger von „Bild + Funk“, bereits eine Auflage von 60 000 Stück. Mit dem „Dritten Reich“ arrangiert sich der in die NSDAP eingetretene Franz Burda trefflich; er produziert Karten und Luftbildpläne für das Militär. Nach Kriegsende unter den französischen Besatzungstruppen darf Burda Schulbücher, Briefmarken und eine Soldatenzeitung drucken. Der Druckspezialist, dem die Technische Hochschule Karlsruhe den Titel Ehrensenator verleiht, wandelt 1954 seine neue Zeitschrift „Das Ufer“ in die „Bunte Illustrierte“ um. Die „Bunte“ wird die Grundlage für eine forcierte Expansion. Während Burdas Frau Aenne mit einem Schnittmusterverlag („Burda Moden“ - 2009 in "burda style" umbenannt) Erfolge feiert, kauft der „Senator“ Zeitschriften (u.a. „Freundin“) und etabliert 1948 den publicity-trächtigen Medienpreis „Bambi“. Während sich seine Söhne Franz und Frieder für Druck, Technik und Finanzen des Verlagshauses interessieren, wird der jüngste Sohn Hubert (Jahrgang: 1940) auf verlegerische Aufgaben vorbereitet. Der promovierte Kunsthistoriker muss 1970 sein erst 1969 gestartetes Männermagazin „M“ wieder einstellen und arbeitet ab 1976 als Chefredakteur der „Bunten“. Sein Vater lanciert weitere Blätter wie „Freizeit-Revue“ oder „Glücksrevue“. 1983 erwirbt Franz Burda 24,9 Prozent am Axel-Springer-Verlag. Nach seinem Tod im September 1986 bekommen in einer 'Realteilung' Franz und Frieder Burda Vertriebsfirmen, Papierfabriken und Beteiligungen wie das Springer-Aktienpaket (das sie 1988 an die Verlegerwitwe Friede Springer verkaufen) zugesprochen. Der längst in München residierende Hubert Burda bekommt den Burda-Verlag, den er mit neuen Titeln nach vorne bringen will.

Zunächst muss Hubert Burda allerdings eine schwere Niederlage wegstecken: 1992 scheitert die Boulevardzeitung „Super“, die der „Bild“-Zeitung vor allem beim ostdeutschen Publikum Konkurrenz machen sollte. Abrupt zog sich der australische Verleger Rupert Murdoch, auf dessen langfristiges Engagement bei der Zeitung Burda finanziell angewiesen war, aus dem Projekt zurück. Ein Erfolg werden hingegen das in Lizenz herausgegebene Frauenmagazin „Elle“, ebenso deren deutsches Pendant „Lisa“, die in Ostdeutschland sehr verbreitete Wochenzeitschrift „Super Illu“, und vor allem das 1993 zusammen mit Helmut Markwort als Chefredakteur eingeführte Montagsmagazin „Focus“. Das Projekt, dem kaum ein Beobachter eine reale Erfolgschance eingeräumt hat, war der Versuch, das Meinungsmonopol des „Spiegel“ zu brechen und ähnliche Auflagenzahlen zu verzeichnen. „Es kann nicht sein, dass die Wirklichkeit nur aus einer Sicht gespiegelt wird“, so Hubert Burda. Der Erfolg gibt ihm recht: Das Magazin verändert die Presselandschaft im Bereich wöchentliche Nachrichten in Deutschland. Zeitweise tragen die Gewinne des Focusmagazins ein gutes Drittel des Burda-Verlagsgeschäfts.

In den neunziger Jahren beteiligt sich Burda mit dem Partner RCS Rizzoli (Kooperation von 1995 bis 2004) an der Hamburger Verlagsgruppe Milchstraße („TV Spielfilm“), die er 2004 ganz übernimmt. Zugleich übernimmt er mithilfe des Zwischenhändlers Hans Barlach, damals Verleger der Boulevardzeitung "Hamburger Morgenpost", die Gruner+Jahr-Tochter "Magazinverlag am Fleetrand" und legt die darin erscheinende Programmzeitschrift "TV Today" mit dem Konkurrenten "TV Spielfilm" zusammen. Beide Titel sind seither sowohl "nebeneinander konkurrierende Medienmarken" mit "zwei völlig separaten Titelbildern", als auch "Deutschlands größter Werbeträger unter den Kaufzeitschriften" mit identischem Inhalt. Die Burda Holding steigt zum damals größten Anzeigenvermarkter auf. Aus dem Zeitungsgeschäft verabschiedet sich der Medienkonzern 2005, um das Portfolio zu bereinigen und sich auf Zeitschriften und Internet zu konzentrieren: Die „Schweriner Volkszeitung“ wird an den Schleswig-Holsteiner Zeitungsverlag verkauft, der 100 Arbeitsplätze streicht. Burda trennt sich auch von seinen 2.055 teilzeitbeschäftigten Zustellern.

Frühe Internet-Träume wie Europe Online (1994), das in Kooperation mit AOL Europe zum größten Internetprovider Europas aufsteigen sollte, scheiterten (1996 beendet der Konzern die Zusammenarbeit, 2002 meldet Europe Online Insolvenz an). Doch baut Burda die Sparte Burda Digital massiv aus. Längst wirft sie Gewinne ab (2008: 19,5 Prozent), seit 2010 übertrifft ihr (allerdings neuberechneter, ums Direktmarkting erweiterter) Umsatz  den der deutschen Verlagsgeschäfte.

2005 ruft Hubert Burda die Digital Life Design (DLD) ins Leben: eine Konferenz in München, die Innovationen auf den Gebieten Spiele, Kunst, Wissenschaft zum Gegenstand hat und Medienexperten, Politikern und Managern die Möglichkeit zum Austausch bietet. 2007 stellt etwa Nicholas Negroponte auf der DLD seine „One Laptop per Child“-Intiative vor, die Kindern aus strukturschwachen Ländern Zugang zur digitalen Welt verschaffen soll. Zugleich verspricht sich Hubert Burda Medien eine Vorreiterrolle bei der Gestaltung der Digitalisierung. Dass 2010 die Teilnahme an der DLD-Conference nicht mehr gratis ist, sondern rund die Hälfte der zugelassenen Teilnehmer eine Gebühr von 2.500 Euro entrichtete, passt perfekt ins Bild der Bemühungen, mit Online-Einnahmen die zurückgehenden Erlöse aus dem klassischen Geschäft zu ersetzen. Inzwischen finden DLD-Veranstaltungen auch in Tel Aviv und Moskau statt.

Die Jahre 2009/2010 bilden eine Zäsur in der Unternehmensgeschichte, insofern dass Hubert Burda das operative Geschäft an seine lange aufgebauten Nachfolger übergab.

Management

Verleger Hubert Burda
Bis 2009 war das Verlagsunternehmen ganz auf den Alleinbesitzer Hubert Burda zugeschnitten, der auch dem Vorstand vorstand. Tatsächlich nutzte der omnipräsente Chef dieses Jahr dann wie angekündigt "zur Sicherung einer kontinuierlichen Führungsnachfolge in seinem Unternehmen": Zum Jahreswechsel 2010 übernahm Finanzvorstand Paul-Bernhard Kallen den Vorstandsvorsitz von Burda, der dann am 9. Februar seinen 70. Geburtstag "rauschend" (siehe "bunte.de") begehen und als "glücklichster Verleger Deutschlands" (meedia.de) nette Laudatios ("Er ist auch der einzige Mensch, den ich kenne, der mit einer gewissen Wollust Luhmann im Bett lesen kann", dichtete etwa Hanser-Verlags-Chef Michael Krüger in der "FAZ") genießen konnte.

Seither nimmt Hubert Burda "als geschäftsführender persönlich haftender Gesellschafter seine verlegerische und unternehmerische Richtlinienkompetenz wie bisher aktiv und in vollem Umfang" wahr. Wie er dem "Spiegel" sagte, sollen in "zehn bis fünfzehn Jahren" seine Kinder die Führung des Konzerns übernehmen, der weiterhin ganz in Familienbesitz bleiben solle.

Wie eh und je (etwa in seiner Eigenschaft als 2012 wiedergewählter Präsident und Jahrestagungs-Eröfffnungsredners des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger) beweist Hubert Burda Gespür für Themensetzung auf der Höhe der Zeit. So wurde seine (auf der von seinem Unternehmen veranstalteten "Digital Life Design-Konferenz" 2009 gemachte) Äußerung von den "lousy pennies", die sich im Internet lediglich verdienen ließen, geradezu sprichwörtlich. Ebenso breit zitiert: seine Attacken gegen Internet-Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender und den Suchmaschinen-Giganten Google. Seine Artikel wie "Journalismus im Internet/ Wir werden schleichend enteignet", der sich in der "FAZ" vor allem gegen "Google News" wandte ("Onlinewerbung funktioniert. Aber sie landet vor allem bei Suchmaschinen wie Google oder Yahoo"), wurden off- und online umfassend diskutiert (siehe Carta).

Schon seit Hubert Burda sich vom übermächtigen Bild des Vaters Franz emanzipiert und mit dem spektakulären Erfolg "Focus" auch als politischer Verleger etabliert hat, pflegt er den Gestus, klare Worte zu sprechen und einen patriarchalischen Führungsstil, um den Mitarbeitern das Gefühl zu geben, Teil einer großen Familie zu sein. Da wirkt die Haltung des Vaters („Wir sind autoritär, aber mir machen's lustig“) fort. Der Verleger malt und singt gern oder spielt Trompete, tritt als Kunst- und Kulturmäzen hervor und zeigt sich an Kunst und Wissenschaften (Hirnforschung) interessiert. Burda genießt sein schillerndes Image, das auch vom populären "Bambi" profitiert. Die glamouröse Preisverleihung, um deren Austragung längst deutsche Großstädte wie München, Berlin und andere konkurrieren, wird im ARD-Programm stets live übertragen.

Burda ist verheiratet mit der studierten Ärztin Maria Furtwängler, die vor allem als und Schauspielerin, etwa als niedersächische NDR-"Tatort"-Kommissarin und aus Filmen wie "Die Flucht" im ARD-Programm, bekannt ist.

2010 übergab Hubert Burda seinen Kindern Jacob und Elisabeth Burda "im Wege der vorweggenommenen Erbfolge" jeweils 20 Prozent seines Gesellschaftsanteils an der Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft.  Tief getroffen hatte ihn der Tod seines Sohnes Felix 2001. Die Felix Burda Stiftung wurde 2002 ins Leben gerufen, um die Zahl der tödlichen Darmkrebserkrankungen zu reduzieren, indem sie für die Früherkennung wirbt.

 

Burdas Nachfolger
Zu seinem Nachfolger als Vorstandschef bestimmte Hubert Burda mit Paul-Bernhard Kallen einen Volkswirt und ehemaligen McKinsey-Berater. Kallen agiert als Vorstand Technologie, Finanzen, Ausland, dem die Geschäftsbereiche Burda Digital, die Tomorrow Focus AG, Direkt, Druck und die internationalen Töchter unterstehen. Seinen ersten Auftritt als neuer Chef hatte er Anfang 2010 bei der Burda-Veranstaltung DLD. Im Juni stellte er dann die Geschäftszahlen für 2009 - passend zum neuen "Social Media Newsroom" des Verlags im Internet - auch in Form eines knapp zweiminütigen Youtube-Videos vor.

Auch strategisch hat Hubert Burda eine klare Regelung getroffen und Philipp Welte als starken Mann für die inländischen Verlage und verlagsnahen Dienstleistungen etabliert. Der ehemalige Burda People Group-Geschäftsführer war erst 2007 zu Axel Springer gewechselt, kam aber schon 2008 zurück, als Burdas langjähriger Stellvertreter im Vorstand (und Schulfreund) Dr. Jürgen Todenhöfer - jenseits der Branchengrenze durch Bücher wie "Wer weint schon um Abdul und Tanaya?" bekannt - in den Ruhestand ging. Sogleich organisierte Welte mit seinem "Change"-Programm den verschachtelten Konzern kräftig um. Im Sommer 2010 wurden schon 40 Maßnahmen dieses Programms protokolliert.

Was mit zu Weltes schneller Rückkehr beigetragen haben dürfte: der schnelle Abschied der erst zum April 2008 (ebenfalls überraschend) als Cross Media-Vorstand verpflichteten Christiane zu Salm, Gründerin des umstrittenen "Transaktionssenders" 9Live, noch im selben Jahr (Pressemitteilung). Die Presse spekulierte intensiv über die Gründe ("Vielleicht war sie einfach zu amerikanisch, zu unbekümmert, zu jugendlich für das patriarchalisch geführte Haus", "SZ"; "Geklappt hat in ihrer kurzen Zeit bei Burda eigentlich nichts", "taz"). Damit ist vor allem das Geschäftsfeld Handy-TV gemeint, in dem sich Burda und die Verlagsgruppe Holtzbrinck engagierten, ohne es in Deutschland vorantreiben zu können.


Weitere Manager

Den Vorstandsposten für Finanzen gab Kallen im Juli 2010 und damit schon ein Jahr früher als zunächst geplant an seinen bisherigen Stellvertreter Holger Eckstein ab.

Zum Ende 2010 aus dem Vorstand aus schied der „1. Journalist“ des Konzerns und „Focus“-Gründer Helmut Markwort, Jahrgang 1936. Schon zuvor hatte er die Verantwortung für den „Focus“ und weitere Zeitschriftenbereiche an Welte abgegeben. Sein Nachfolger als "Focus"-Chefredakteur wurde nach schleppend vollzogenem Übergang zum 1. Juli 2010 Wolfram Weimer, gemeinsam mit Uli Baur. Über mögliche Rivalitäten zwischen Weimer und Markwort, der Herausgeber blieb, wurde gern spekuliert (u.a. weil Weimer den dank Fernsehwerbung besonders mit Markwort verbundenen Slogan "Fakten, Fakten, Fakten" durch "Relevanz, Relevanz, Relevanz" zu ersetzen ankündigte, siehe wuv.de). Nach gut einem Jahr musste Weimer seinen Posten tatsächlich wieder räumen (vgl. Presseecho im Altpapier). Das Magazin leitet seitdem allein der bisherige Co-Chefredakteur schon zu Zeiten Markworts, Uli Baur. Im März erschien seine 1000. Ausgabe, 2013 steht das Jubiläum des 20-jährigen "Focus"-Bestehens bevor.

Geschäftsfelder

Die Burda Media Holding gliedert sich in die Geschäftsbereiche Verlag Inland und Verlag Ausland, Digital und Druck. Der Bereich Direktmarketing wird seit 2010 dem Digitalbereich zugeschlagen, der daher erstmals den größten Anteil am Umsatzerlös erwirtschaft. 2008 erwirtschafteten die Verlags-Bereiche 686,9 (Inland) bzw. 419,9 Mio. Euro (Ausland), 2009 sanken diese Zahlen auf 606,6 bzw. 343,2 Mio. Euro. 2010 sank der inländische Verlagsumsatz weiter auf 586,6 Mio. Euro, der ausländische dagegen stieg (396,9 Mio.). In den für 2011 neu zugeschnittenen Geschäftsfeldern sehen die Zahlen wieder freundlicher aus: Darin sind für den Verlag Inland 657, 5 Mio. Euro notiert.

Langfristigen Planungen zufolge soll der Digital-Bereich (inklusive Direktmarketing) 2012 etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachen. 

2009 setzt der neue starke Mann bei Burda, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Zeitschriften-Vorstand Philipp Welte, sein nicht zuletzt auf Kostensenkung zielendes "Change-Programm" mit den "strategischen Dimensionen" "Concentrate. Integrate. Innovate" um, das er mit einer viel diskutierten E-Mail an die Mitarbeiter ("Auch die deutsche Industrie steckt mittlerweile in einem furchtbaren Abwärtsstrudel und reißt die Welt der Medien über gekappte Marketing-Budgets sukzessive mit hinab in die Tiefe") einleitete. Dadurch wurden und werden die Grenzen zwischen klassischen Geschäftsbereichen zusehends aufgehoben.

So bündelte Burda etwa als "deutscher Marktführer im Food-Journalismus" seine Marken dieses Segments (wie die Zeitschriften "Meine Familie & Ich", "Lust auf Genuss", den Fernsehsender TV.Gusto und Web-Angebote wie bongusto.de) unter dem Dach von "Burda Food.net". Aus der Burda People Group (u.a. "Bunte", "InStyle") und dem ebenfalls in München ansässigen Verlag Arabellastrasse ("Elle", "Freundin") wurde die "Style Group" mit gemeinsamer Online-Redaktion integriert. Ferner organisierte Welte das "Burda Community Network" als "höchst sensible 440-Millionen-Euro Schnittstelle zwischen der Markenwelt unserer Kunden und der Medienwelt unseres Hauses", also als zentrale Vermarktungsorganisation für Hubert Burda Media. BCN sieht sich als "Deutschlands größter Zeitschriftenvermarkter". 2010 wurde der Bereich "Burda Digital" neu strukturiert (siehe unten).

Weitere neue Einheiten im emsig umstruktierenden Konzern aus den letzten Jahren sind die "Burda Creative Group", "Burda Direkt Services" (vgl. Badische Zeitung vom Standort Offenburg) und die "Burda News Group". In dieser bündelte Welte den Münchener Focus Magazin Verlag und die Hamburger Verlagsgruppe Milchstraße („fit for fun“, „TV Spielfilm“), um ein "einzigartiges Medienangebot, das ein Drittel aller Männer in Deutschland aus einer Hand erreicht", zu schaffen. Zugleich verlor die Hamburger Verlagsgruppe ein Stück ihrer Unabhängigkeit. Auch die deutsche "Playboy"-Ausgabe (für die Burda seine Lizenz um zehn weitere Jahre ab 2011 verlängert hat) und deren Internetauftritt gehört trotz des Namens zur News Group.

2012 hat die neugegründete Burda Intermedia Publishing GmbH "wesentliche Teile der medienübergreifenden Aktivitäten der inländischen Verlage von Hubert Burda Media" übernommen. "Auftrag des Unternehmens ist es, innovative Kanäle zum Konsumenten zu erschließen", erklärt Welte. Unter dem neuen Dach werden sowohl Zeitschriften-Webseiten wie bunte.de, mobile Angebote und Apps, als auch Fernsehshows wie die Bambi-Übertragung und das im Jahr 2011 übernommene Diätportal "eBalance" produziert.

 

1.) Verlag
Hubert Burda Media und seine Partnerverlage publizierten 2011 weltweit 311 Titel (2008: 261; 2009: 268; 2010: 303), davon 82 im Inland. Zur Verlagsgruppe gehören neben den oben genannten, neu formierten Einheiten die Medien Park Verlage in Offenburg („Freizeit Revue“, „Burda Modemagazin“, „Lisa“) und der Super Verlag („SUPERillu“) in Berlin.

Der Name Burda Yukom als Corporate-Publishing-Marke verschwindet 2012, nachdem Hubert Burda Media 2009 auch die 25,1 Prozent an der Gesellschaft übernahm, die zuvor noch der Unternehmensgründer Manfred Hasenbeck gehalten hatte. Das Geschäft mit Unternehmenspublikationen geht in der Burda Creative Group auf. Diese fusionierte im September 2014 mit der Content Marketing Firma KircherBurkhardt zum Marktführer C3 zusammengeschlossen. Lukas Kircher, einer der Geschäftsführer, will mit C3 nach eigenen Angaben "ein 100-Millionen Euro-Business aufziehen".

Die "Bunte", eines der Burda-Flaggschiffe, geriet 2010 in bösere Schlagzeilen des "Stern" (Gruner + Jahr): Die angebliche Beauftragung einer externen Agentur mit "Recherchen" über das Privatleben von Politikern wie Franz Müntefering und Oskar Lafontaine bescherte ihr viel Kritik - auch von Politikern wie der früheren Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. Philipp Welte wiederum sprach gegenüber der "FAZ" wütend vom "journalistischen Sonnendeck des 'Stern'", vom "Irrglaube, man habe ein höheres Entrüstungsguthaben", und von "moralintrunkenen Hamburger Kollegen". Zur eskalierenden Aufregung verfasste "Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel gleich mehrere Stellungnahmen. 2011 erzielte Burda in dieser Sache einen juristischen Erfolg gegen den "Stern".

Die Zahl der im Inland verkauften Zeitschriften geht kontinuierlich zurück, von 389 Mio. Exemplaren 2009 (2007: 398,5 Mio.) über "rund 350 Mio." (2010) auf "rund 331 Mio." (2011). Im rückläufigen  Inlandsmarkt liefert sich Burda mit den Konkurrenten Bauer (Verlagsgruppe Bauer in der Mediendatenbank) und Gruner + Jahr dennoch weiterhin harte Kämpfe um die Marktführerschaft (siehe unten, aktuelle Entwicklungen).

Mit der WAZ-Gruppe und dem Vertriebsunternehmen MZV (Moderner Zeitschriften Vertrieb) schloss Burda 2009 eine "strategische Allianz für den nationalen Vertriebsmarkt". Das Gemeinschaftsunternehmen sieht sich inzwischen als "größter Zeitschriftenvertrieb Deutschlands". Diese Zusammenarbeit wurde im Werbemarkt weiter vertieft: Das Burda Community Network BCN übernahm die Vermarktung der Publikumstitel von Gong-Verlag und WAZ-Women Group.

Im Rahmen des "Change"-Programms wurden Titel wie die Internet-Zeitschrift "Tomorrow" und die Frauenzeitschriften "Young" und "Amica" eingestellt. Andererseits experimentiert Burda gern mit Probeausgaben. Zu aufgegebenen Projekten zählte etwa 2007 "Ivy", dessen potenzielle Reichweite zunächst noch auf 21 Millionen deutsche Mitglieder der LOHAS-Zielgruppe (Lifestyle of Health and Sustainability) geschätzt worden war. Nach zwei Monaten des Erscheinens aufgegeben wurde 2010 das nicht inhaltlich, aber in puncto Auflage ambitionierte wöchentliche Yellowheft "Chatter, das neue Starmagazin": Das auf Zeitungspapier gedruckte, 50 Cent billige Heft versprach Werbekunden ausdrücklich "500.000 Exemplare garantierte verkaufte Auflage!" und sollte Titeln der Rivalen Klambt ("Grazia", "Ok!" ) und Bauer Konkurrenz machen.

Zu nach Probeausgaben regelmäßig eingeführten Zeitschriften zählt das nun zweimonatlich erscheinende Heft "Mein schönes Land" - ein Versuch, am in allen deutschen Großverlagen fasziniert beobachteten Erfolg der Zeitschrift "Landlust" (Landwirtschaftsverlag GmbH, 48084 Münster) zu partizipieren. Auch "Donna", als "Mitglied der 'freundin'-Familie" ein "Magazin für Frauen ab 45", erscheint monatlich. Überhaupt bereichert Burda den Zeitschriftenmarkt immer wieder durch eine Fülle neuer Zeitschriften, die freilich überwiegend als "One-Shots" ausprobiert und im Erfolgsfall in niedriger Frequenz mit geringen Auflagen weiter erscheinen werden. Es handelt sich um Titel wie "Saveurs" nach der gleichnamigen französischen Marke der Éditions Hubert Burda, das von Burda-Journalistenschülern entwickelte "Hollyhome" (das "die Marktlücke zwischen Lifestyle- und Wohnmagazinen schließen" sollte), um "Instyle Sports" als Heft-im-Heft sowie eine neue Ausgabe des 2007 in der Printfassung eingestellten Lifestyle-Heftes "Max" (Berliner Zeitung: "An die einst große Marke ...erinnerten zuletzt ein Jahreskalender mit Erotikfotos und ein unwürdiger Internet-Auftritt"). Als Test eines ganz neuen Titels erschien ferner "Pavillon – Wohnen Garten Lebensart". Das Backmagazin "Sweet Dreams" ("richtet sich an Naschkatzen und Backfans") wird ab 2012 vierteljährlich erscheinen.

Vom Markt nahm Burda dagegen den "Freundin"-Ableger "Freundin Wellfit", der im zweiten Quartals 2011 immerhin mehr als 190.000 Exemplare verkaufte.

 

2.) Direktmarketing
Burda Direct verfügt nach eigenen Angaben über 100 Mio. Kundenkontakte, 300 Dienstleistungsaufträge und 1.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist in den Bereichen People & Data Dienstleistungen, Zeitschriftenabonnements, Vorteilsangebote, Sport-Marketing (Burda Sports Group) auch international aktiv. Angeboten werden Leistungen im Bereich E-Business und Customer Relationship Management (CRM), der Betrieb von Community-Plattformen sowie Call-Centern und die Verknüpfung von On- und Offline-Marketing.

Nach einer Neufassung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb erregte Burda mit der Drohung Aufsehen, Call-Center von den inländischen Standorten Schwerin und Schutterwald nach Polen und Frankreich zu verlegen.

 

3.) Druck
Am Stammsitz des Unternehmens in Offenburg werden Massenblätter wie „Freizeit-Revue“, „Glücks-Revue“ oder „Lisa“ gedruckt, die anzeigenorientierten Blätter wie „Focus“, „Elle“ oder „Bunte“ in München. Hinzu kommt die Druckereien in Vieux-Thann (Frankreich). Wegen Überkapazitäten im europäischen Tiefdruckmarkt und Nachfragerückgang schloss der Konzern 2009 seine Tiefdruckerei im slowakischen Bratislava. 2011 baute Burda seine deutschen Druckkapazitäten durch den Zukauf der Nürnberger Druckerei U.E. Sebald aus der Insolvenzmasse der Schlott-Gruppe aus.

 

 

4.) Digital
Der verschachtelte Digital-Bereich gilt schon länger als zweite tragende Säule des Verlags und soll zur wichtigsten aufsteigen. 2011 besteht er aus sechs Geschäftsfeldern mit rund 50 Beteiligungen: Consumer Electronics (u.a. "Chip", Online-Shops wie Cyberport), "elektronische Zeitung" (die zu rund 60 Prozent zur Burda-Gruppe gehörende, börsennotierte Tomorrow Focus AG, "Holiday Check", "Elite Partner"), Business Community (die rund 29-prozentige Xing-Beteiligung), Venture Portfolio (u.a. "Glam"), Conferencing/Innovations-Plattform (DLD als Veranstalter der internationale Digitalkonferenz DLD) und Direktmarketing (Burda Direkt Services). Bei seiner Gründung 2010 sah sich "Burda Digital" als "eines der führenden europäischen Internetunternehmen mit Anbindung an ein Medienhaus": "Der Gesamtumsatz der Unternehmen und Beteiligungen beträgt 670 Millionen Euro, Burdas konsolidierter Anteil beträgt 380 Millionen Euro". Geschäftsführer sind Kallen und Jörg Lübcke (für Finance & Operations). 2011 trug die Sparte nach dem neuen Geschäftsfeldzuschnitt mit 937, 2 Mio. Euro bereits 43 Prozent zum Gesamtumsatz des Konzerns bei.

Die Tomorrow Focus AG entwickelt, betreibt und vermarktet rund 50 Marken im Internet (u.a. focus.de, tvspielfilm.de, max.de, fitforfun.de, cinema.de). Sie rangierte unter den deutschen Internet-Vermarktern 2010 auf Platz zwei hinter der Deutschen Telekom, belegt in den monatlichen Berechnungen der AGOF jedoch mitunter den ersten Platz (vgl. internetworld.de). Sie ist auch Teil der inzwischen kartellrechtlich gebilligten Allianz der deutschen Internet-Vermarkter Seven One Media (ProSiebenSat.1),  G + J Electronic Media Sales (Gruner + Jahr/ Bertelsmann) und IP Deutschland (RTL-Group/ Bertelsmann). Dieses in Düsseldorf ansässige Unternehmen namens "Ad Audience" soll nach eigenen Angaben rund drei Viertel der deutschen Internetnutzer erreichen und vor allem mit der gewaltigen Werbemacht Googles konkurrieren.

Zu den wichtigsten Beteiligungen der Tomorrow Focus AG  gehören Anteile an der HolidayCheck AG (inzwischen 80 Prozent) und der EliteMedianet GmbH. 2009 übernahm sie für rund 13 Mio. Euro auch die letzten 36,93 Prozent am Betreiber des hochprofitablen Partnervermittlungsportals elitepartner.de (nachdem sie 2007 für 58 Prozent 8,4 Millionen Euro bezahlt hatte). Die HolidayCheck AG betreibt ein Hotel-Bewertungsportal von und für Urlaubsreisende. Vor allem solche E-Commerce-Angebote, weniger redaktionelle Angebote, sorgen für Gewinne bei Tomorrow Focus.

Weitere im Lauf der Jahre angesammelte Burda-Beteiligungen, die von der Umtriebigkeit des Konzerns im Digitalgeschäft zeugen, sind u.a.: die sevenload GmbH, die eine Videoplattform nach YouTube-Vorbild betreibt und seit Dezember 2010 mehrheitlich zu Burda gehört, das Spiele-Portal GameDuell (21,45 %) und die Community Hallohund (Slogan: "Grund zum Wedeln"), die inzwischen zur Facebook-Seite umgewandelt wurde. Der Online-DVD-Verleih Amago wurde 2008 eingestellt. Im selben Jahr stieg Hubert Burda Media für einen ungenannten Kaufpreis bei "Glam Media" ein, dem nach eigenen Angaben reichweitenstärksten Frauennetzwerk im Internet (New York, Brisbane/ Kalifornien) und eine "der am schnellsten wachsenden globalen Medienmarken im Internet". Nach erfolgreicher Markteinführung von glam.de in Deutschland baute Burda 2009 wie auch erneut im Februar 2010 mit "mehr als 30 Millionen Euro" seine Beteiligung aus. "Glam ist das Netzwerkmodell der Zukunft. Wir können Reichweite aufbauen, ohne eigene Ressourcen einzusetzen", wurde Manager Marcel Reichart in der "FAZ" zitiert. 2009 startete mit brash.de ein nach gleichem Muster aufgebautes "Männernetzwerk". Außerdem übernahm Burda von der aufgelösten Bertelsmann-Beteiligung Lycos Europe GmbH die Wissenscommunity "Lycos iQ" (die anschließend in "Cosmiq" umbenannt wurde und 2011 an die gutefrage.net GmbH, eine Holtzbrinck-Tochter, verkauft wird) sowie vorübergehend via Tomorrow Focus eine Mehrheit am britisch-deutschen "Restplatzvermarkter" Adjug, der unverkaufte Werbeplätze im Internet vermittelt. 2011 reduzierte der Konzern seinen Anteil wiederum (auf 20 Prozent) zugunsten der japanischen Dentsu Inc..

Eine als "riskant" (meedia.de) eingestufte Investition ins Digitalgeschäft war 2011 Burdas Einstieg beim US-Unternehmen Ubermedia, einem Entwickler von Anwendungen für das Microblogging-Netzwerk Twitter: Burda Digital hat über die internationale Investmentgesellschaft DLD-Ventures für 5,6 Millionen Dollar einen unbezifferten Anteil erworben. Weniger riskant dürfte die Übernahme von ebalance.de, einem "Ernährungsportal zum Abnehmen und Gewicht halten", vom Berliner Unternehmen Thesis health GmbH sein.

Seine vielleicht spektakulärste Transaktion tätigte Burda Digital im Herbst 2009 durch den Kauf von 25,1 Prozent des deutschen Business-Netzwerks Xing - nachdem zuvor über den Kauf des börsennotierten Unternehmens durch den US-Wettbewerber LinkedIn spekuliert worden war. Damit avancierte Hubert Burda Media zum größten Aktionär der AG und ist nun auch auf dem zukunftsweisenden Feld der sozialen Netzwerke vertreten. Das Netzwerk konnte im September 2010 mehr als zehn Millionen Mitglieder vermelden (davon 4,2 Mio. in Deutschland) und verfügt, weil rund sieben Prozent der Nutzer einen kostpflichtigen Account haben, über eine solide Einnahmebasis. Eine Erhöhung des inzwischen bereits rund 29-prozentigen Burda-Anteils an Xing wird erwogen.

Vor dem Hintergrund von Hubert Burdas regelmäßiger Kritik an Google und dessen Google News sorgte ferner der Start der eigenen Nachrichtenaggregatoren finanzen100.de (seit 2011 vollständig im Besitz von Burdas TomorrowFocus) und nachrichten.de ("FAZ": "Ein Nachrichtenportal ganz ohne Redakteure") in Deutschlands Medienszene für Aufsehen. Für diese Online-Angebote werden hunderte von Online-Nachrichtenquellen durchsucht, die Gewichtung bleibt allein Algorithmen überlassen. Die Urheber der Inhalte sollen an den Werbeerlösen beteiligt werden. Von durchschlagenden Erfolgen dieser Geschäftsidee, die auch bereits Nachahmer fand (M. DuMont Schauberg betreibt die traditionsreiche Netzeitung seit 2010 ohne Redaktion) war allerdings nicht mehr zu hören.

2010 hatte sich der wortmächtige Verlagsvorstand Welte wiederholt aufsehenerregend skeptisch über Internetangebote geäußert, etwa in einem Horizont-Interview, dass fast alle journalistischen Internet-Angebote in Deutschland "tief defizitär" seien, und angekündigt, der Konzern werde "einen nicht unerheblichen Teil" seiner "verlagsgetriebenen Online-Aktivitäten auf ein notwendiges Minimum herunterfahren". Ob diese auch als "Dusk", also "Abenddämmerung", bezeichnete Neustrukturierung der Burda-Onlineangebote mit kleineren Aktionen wie der Einstellung des Frauenportals bequeen.de und des Klatschportals vipdip.de bereits abgeschlossen ist, blieb unklar. Vor dem Hintergrund, dass sich mit dem focus.de-Chefredakteur (und Tomorrow Focus-Co-Geschäftsführer) Jochen Wegner einer der wenigen langjährig profilierten Internetjournalisten Deutschlands aus dem Konzern verabschiedete, regten Weltes Äußerungen Debatten unter Bloggern (Thomas Knüwer: "Das angekündigte Harakiri des Hauses Burda") und Mediendiensten an.

Ausgestiegen ist Burda Digital 2011 aus der burda:ic GmbH: Der Publisher von Online-Spielen wurde an ProSiebenSat.1 verkauft und firmiert inzwischen unter dem Namen seiner erfolgreichen Plattform "alaplaya".

 

 

5.) Rundfunk und digitaler Rundfunk
Die Burda Broadcast GmbH und die Focus TV-Produktions GmbH ergänzen den neu zugeschnittenen Geschäftsbereich Digital des Offenburger Konzerns um mehr als 30 direkte und indirekte Radio- und TV-Beteiligungen wie „BB Radio“, „Ostseewelle“und „Antenne Bayern“ (vgl. KEK-Datenbank). Die Focus TV-Produktions GmbH stellt Formate für Privatsender wie ProSieben, RTL, Sat.1, VOX, RTL2 her. Bis 2010 betrieb sie den Pay-TV-Spartensender "Focus Gesundheit", der mangels Perspektive eingestellt wurde. Schon 2008 waren Pläne für Bezahlsender zu den Themenfeldern Haus & Garten und Reisen auf Eis gelegt worden. Auch ein zu Christiane zu Salms Zeiten angekündigter Versuch, mit Fußballrechten ins Pay-TV-Geschäft einzusteigen, blieb ergebnislos. Die regelmäßige Sendung "Focus TV" auf Pro Sieben strich der Sender 2009 aus seinem Programm (dwdl.de). 2011 konnte Burdas Fernseh-Sparte wieder ein paar Erfolge verzeichnen: "Focus TV" produziert die Talkshow "Eins gegen Eins" mit Claus Strunz als Moderator und übernahm das "K1 Magazin" des ProSiebenSat.1-Senders kabel eins.

Ihre Beteiligung am digitalen "Feinschmeckerkanal" TV Gusto baute Hubert Burda Media dagegen über die Konzerntochter Abantis auf 83,5 Prozent (von 50) aus. 2009 wurde der Sender ins "Burda Food.net" eingeordnet und wandelte sich zum Pay-TV-Angebot "Bongusto". Dessen Sendungen, zu denen inzwischen auch Lizenzeinkäufe von der BBC zählen, werden "nur noch über die Netze von Kabel Deutschland, Unitymedia, Kabel BW sowie im IPTV von Telekom, Alice und Arcor" verbreitet, nicht mehr digital via Satellit und online (siehe dwdl.de). Der Abruf von Sendungen zu 0,99 Euro pro Stück über das Video-on-demand-Portal "Maxdome" der ProSiebenSat.1 AG soll seit 2011 zur Kapitalisierung beitragen.

Am Free-TV-Sender RTL 2 ist die Hubert Burda Media GmbH mit 1,1% Prozent beteiligt. Seine 51-prozentige Beteiligung am 2007 gestarteten  österreichischen Fernsehsender Austria 9 verkaufte Hubert Burda Media 2009 an die Mitgesellschafter Conrad Heberling und Josef Andorfer. Zu dem Zeitpunkt rangierte Austria 9 bei einem Marktanteil von unter einem Prozent in Österreich.

Auch Burdas Beteiligung im Bereich mobiles Fernsehen hat sich nicht ausgezahlt. Der zur Fußball-EM 2008 anvisierte Start des Handy-Fernsehens auf Basis des Standards DVB-H, zu dem sich die Burda-Gruppe 2006 mit der Verlagsgruppe Holtzbrinck an der Neva Media GmbH beteiligt hatte, gelang nicht. Das Gemeinschaftsunternehmen Mobile 3.0 erhielt zwar 2007 von den Landesmedienanstalten den Zuschlag als Betreiber eines DVB-H-Netzes, doch verzögerten sich weitere Genehmigungsverfahren. Mehr als ein Testbetrieb mit "über 150 Personen" kam nie zustande. "Zum jetzigen Zeitpunkt haben noch nicht alle Landesmedienanstalten eine Sendelizenz an Mobile 3.0 vergeben, so dass es aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist, zur Fußball-EM Mobile-TV auf der Basis von DVB-H in dem ursprünglich geplanten Umfang anzubieten", kommentierte Mobile 3.0 süßsauer die Probleme mit dem föderalistischen deutschen Mediensystem. Auch 2012 gibt es noch kein nennenswertes Handyfernseh-Angebot in Deutschland.

News

20.04.10 / Axel Springer AG, WAZ Mediengruppe, Hubert Burda Media Holding

Axel Springer AG: Einstieg bei Stefan Austs neuem Magazin?

29.01.10 / Hubert Burda Media Holding, Georg von Holtzbrinck GmbH

Studie: 2009 weniger Transaktionen in der Verlagsbranche