36. Wolters Kluwer nv

Umsatz 2011: € 3,354 Mrd.

Überblick

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Aus vier niederländischen Verlegerfamilien des 19. Jahrhunderts entwickelte sich einer der weltweiten Marktführer im Verlagswesen und einer der größten Wissens- und Informationsdienstleister der heutigen Zeit. Die Produktpalette des Unternehmens beinhaltet Publikationen und Informations- und Dienstleitungen für Fachpersonal in den Bereichen Recht, Medizin/Gesundheit sowie Steuern/Finanzwesen. Wolters Kluwer hat in den letzten Jahren auf die Krise der gedruckten Medien reagiert und seine Online- und Softwaresparte konsequent ausgebaut. Das Unternehmen ist in mehr als 40 Ländern in Europa, Nordamerika, Lateinamerika und Asien vertreten. An der Spitze des Konzerns steht die Amerikanerin Nancy McKinstry. Sie war bis 2011 der einzige weibliche CEO eines an der Börse von Amsterdam gelisteten Konzerns.

Basisdaten

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Postanschrift:
Postbus 1030
2400 BA, Alphen aan den Rijn
Niederlande

Besucheradresse:
Zuidpoolsingel 2
2408 ZE, Alphen aan den Rijn
Niederlande
Tel: +31 (0)172 641 400
Fax: +31 (0)172 474 889
info(at)wolterskluwer.com
www.wolterskluwer.com

Wolters Kluwer Deutschland GmbH
Luxemburger Straße 449
50939 Köln
Tel: 0221/94373-7000
Fax: 0221/94373-7201                                                                             info(a)wolterskluwer.de                                                                                               www.wolterskluwer.de

Branche: Health, Tax, Accounting, Corporate Services, Financial Services, Legal and Regulatory
Rechtsform: Naamloze Vennootschap, niederländisches Äquivalent zur Aktiengesellschaft (nv oder N.V.) 
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr: 1836 (Wolters Schoolbook-Verlag), 1858 (Noordhoff-Verlag), 1891 (Kluwer startet seine Karriere als Publizist), 1968 (Schoolbook und Noordhoff fusionieren), 1972 (Wolters-Noordhoff fusioniert mit der Information and Communications Union der Samson-Familie), 1987 (Kluwer und Wolters-Samson fusionieren zu Wolters Kluwer NV)

Tab. I: Ökonomische Basisdaten
201220112010200920082007200620052004
Umsatz (in Mio. Euro)3.6033.3543.5563.4253.3743.4133.3773.0652.952
Gewinn (Verlust) nach Steuern (in Mio. Euro)476444481234503546435374356
Aktienkurs (in Euro, Stand: 31. Dezember)20,6717,1216,4015,3013,5422,4821,7917,0814,77
Dividende (pro Aktie in Euro)0,690,680,670,660,650,640,580,550,55
Beschäftigtek.A.18.45018.23718.20719.50018.62018.97117.419

17.515

Tab. II: Umsatz nach Geschäftsfeldern

(Beträge in Mio. Euro, Anteil am Konzernumsatz)

              Health                      Financial & Compliance ServicesTax & Accounting      Legal & Regulatory           Total    
2008687 (20%)257 (8%)801 (24%)1,629 (48%)3.374
2009750 (22%)271 (8%)886 (26%)1,518 (44%)3.425
2010816 (23%)307 (9%)922 (26%)1,511 (42%)3.556
2011639 (19%)333 (10%)931 (28%)1,451 (43%)3.354
2012745 (21)%)386 (11%)981 (27%)1,491 (41%)3.603

Geschäftsführung

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Geschäftsführung:

  • Nancy McKinstry, CEO und  Chairman of the Executive Board
  • Boudewijn Beerkens, Chief Financial Officer and Member of the Executive Board 
  • Robert Becker, CEO, Health
  • Brian Longe, CEO, Financial & Compliance Services
  • Kevin Robert, CEO, Tax & Accounting
  • Stacey Caywood, CEO, Legal & Regulatory
  • Tom Lesica, CEO, Global Shared Services
  • Shasha Chang, CEO, Wolters Kluwer China
  • Richard Flynn, CEO, Corporate Legal Services

 

Aufsichtsrat:

  • Adri Baan, Vorsitzender, ehemals Royal Philips Electronics nv
  • Peter Wakkie, stellvertretender Vorsitzender, ehemals Royal AHOLD nv
  • Barbara Dalibard, CEO SNCF Voyages
  • Stuart James, ehemals Mayne Group Ltd.
  • Rene Hooft Graafland, CFO Heineken N.V.
  • Bruno Angelici, ehemals AstraZeneca Plc.
  • Len Forman, ehemals New York Times Company


Besitzverhältnisse: Silchester International Investors (10 %), Bestinver Gestion: 5 %, Rest: Streubesitz

Geschichte und Profil

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Wolters Kluwer ist einer der weltweiten Marktführer im Verlagswesen und der zweitgrößte Verlags-Konzern der Niederlande. Die Geschichte dieses heute global agierenden Multimediakonzerns ist dabei auf die vier niederländischen Verlegerfamilien Wolters, Noordhoff, Kluwer und Samson zurückzuführen.

1836 gründete Jan Berend Wolters den Schoolbook-Verlag in Groningen, den er später in J.B. Wolters Publishing Company umbenannte. Da Wolters kinderlos war, übernahm nach seinem Tod sein Schwager Eduard Benjamin ter Horst die Führung über das Unternehmen. Es folgte eine Periode der Expansion, in der ter Horst den Unternehmensbereich durch eine Druckerei und eine Buchbinderei erweiterte. 1885 machte ter Horst seinen Sohn zu seinem Geschäftspartner. Nach dem Tod Horst, Jr. ging es mit dem Verlag stetig bergab, so dass für seine Halbbrüder Felix Robertund Adolf ter Horst die Schließung des Unternehmens kurzzeitig in Betracht kam. Doch sie wandelten das Unternehmen eine Kapitalgesellschaft um und setzten zum ersten Mal Geschäftsführer ein, die nicht aus dem familiären Umkreis kamen. Dr. Anthony M.H. Schepman, ein Mitarbeiter der J.B. Wolters Company und weitläufiger Verwandter wurde 1917 zum Geschäftsführer ernannt und behielt diese Position über 40 Jahre.  Der ehemalige Banker Felix Robert ter Horst übernahm die Stelle des Generaldirektors und beaufsichtigte die Aktivitäten des Unternehmens. 

Unter der Führung von ter Horst und Schepman begann der Verlag weiter zu expandieren. Man eröffnete im Jahre 1920 eine Außenstelle in Jakarta, Indonesien (Kolonie Niederländisch-Ostindien), um Literatur an die dort ansässige niederländisch sprechende Bevölkerung liefern zu können. 1959 fanden diese Expansionspläne ein jähes Ende, als Indonesien alle ausländischen Unternehmen und somit auch J.B. Wolter Jakarta verstaatlichte. Allerdings hatte der Verlag bereits 1949  eine stabile Marktposition auf dem flämischen Buchmarkt aufgebaut. 

Auch die Ära der Familienverlage neigte sich dem Ende zu, als eine Welle von Fusionen in der Industrie auch die Verlagshäuser nicht verschonte. So kam es 1968 zu der Fusion zwischen der J.B. Wolters Company und dem von Popko Noordhoff 1858 gegründeten Familienverlag Noordhoff, dessen Verlagshaus in direkter Nachbarschaft zu Wolters lag. 1972  fusionierte der frisch gegründete Konzern mit der „Information and Communication Union (ICU), einem Unternehmen, dass zwei Jahre zuvor aus der Verschmelzung der Verlage Samson und A.W. Sijthoff entstanden war. 1983 änderte man den Namen des gesamten Konzerns in Wolters-Samson.

Das letzte Puzzleteil der Wolters-Kluwer Geschichte wurde 1891 mit der ersten Publikation Ebele E. Kluwers in Deventer im Osten der Niederlande gelegt. Kluwer begann seine Karriere zunächst als Buchhändler und Autor. Er konzentrierte sich in seiner Verlagsarbeit  viele Jahre vor allem auf Veröffentlichungen im Bildungs- und Hochschulsektor sowie auf Kinderbücher. Der Kluwer-Verlag blieb immer ein Familienunternehmen und entwickelte sich zum drittgrößten Verlagskonzern der Niederlande. 1986 betrug der Umsatz des Konzerns rund 966 Millionen Gulden. 1987 kam es zum ersten von zwei Übernahmeversuchen des größten Verlegers des Landes, Reed Elsevier, als dieser ankündigte, die Aktien des Kluwer-Verlages aufkaufen zu wollen. Ein Jahr zuvor hatte Elsevier Gespräche mit dem Verlag begonnen, mit dem Ziel, die beiden Unternehmen so schnell wie möglich zu fusionieren, doch die Geschäftsführung Kluwers lehnte diesen Plan mit dem Verweis auf Differenzen in der Geschäftsphilosophie ab und antwortete auf die Aktienkäufe Elseviers mit dem Auswurf weiterer Stammaktien und dem Beginn der Gespräche über eine freundliche Übernahme mit Wolters-Samson. Die Vorliebe für eine Fusion mit dem kleineren Verlag Wolters-Samson lässt sich durch die große Vergleichbarkeit der Geschäftsphilosophien und dem relativ identischen Focus auf bestimmte Themenbereiche erklären. Am 14. August 1987 konnte Wolters-Samson den Besitz von 50,9% des Aktienkapitals des Kluwer-Verlages bekannt geben. Das neue Unternehmen änderte seinen Namen in Wolters Kluwer NV und bezog sein neues Hauptquartier in Amsterdam.

Durch diese Fusion wurde Wolters Kluwer NV zum zweitgrößten Verlags-Konzern der Niederlande. Durch Aktienaneignung verschiedener ausländischer Unternehmen, wie zum Beispiel der US-amerikanischen Tochterfirma Kluwer Law Book Publishing Company oder diverser unabhängiger Betriebe wie Raven Press, Aspen System und anderer, begann für den Verlag eine Periode der internationalen Expansion. In den folgenden Jahren weitete das Unternehmen seinen Wirkungsbereich nach Frankreich, West-Deutschland und Spanien aus. 1989 erwirtschaftete Wolters Kluwer NV rund 44 % des Umsatzes auf ausländischen Märkten.

Durch die Öffnung der innereuropäischen Grenzen stieg der Bedarf an europarechtlichen Fachbüchern und Übersetzungen. Wolters Kluwer besetze diese Sparte und begann mit der Expansion nach Osteuropa. 1995 erweiterte der Konzern seinen Einflussbereich im europäischen Ausland erneut durch den Kauf verschiedener Verlagshäuser in Schweden, Österreich, Frankreich, Spanien und Deutschland, so dass die Firma zu diesem Zeitpunkt Außenstellen in 16 Ländern mit rund 8.000 Mitarbeitern aufweisen konnte.

1996 kaufte Wolters Kluwer für knapp zwei Milliarden Dollar den bekannten US-amerikanischen Fachverlag für Steuerwesen und Wirtschaft CCH. Damit stärkte der Konzern seine Position auf dem amerikanischen und asiatischen Markt. In den Jahren 1997/1998 folgten weitere Übernahmeversuche von Reed Elsevier. Ein schon sicher geglaubter Deal platzte im März 1998.

Nach diesem Vorfall rief Wolters Kluwer einen Entwicklungsrat ins Leben, der einen Wachstumsplan für die Zukunft des Unternehmens entwickeln sollte. Kurze Zeit später stand die „Strategic Agenda 2002“ als Richtlinie für die nächsten Jahre fest. Die Agenda besagte, dass sich das Unternehmen verstärkt auf die publizistische Arbeit in den Bereichen Legal and Tax, Business, Medical/Scientific und Educational/Professional Training konzentrieren solle. So übernahm Wolters Kluwer 1998 mit Waverly, Inc., Ovid Technologies und  Plenum Publishing Corporation drei wichtige Medienunternehmen aus dem wissenschaftlich-medizinischen Bereich und verkaufte 1999 den Kinderbuchverlag Wayland Publishers. Ein weiterer Punkt der „Strategic Agenda 2002“ betraf die stetig wachsende Bedeutung der elektronischen Medien und des Internets in der Welt der Publizistik. Wolters Kluwer war sich bewusst, dass der traditionell gedruckte Angebotsbereich veralten bzw. hinter die neuen Medien zurückfallen würde, wenn man mit den technologischen Fortschritten der Industrie nicht Schritt halten könnte. Daraufhin integrierte das Unternehmen die neuen Medien in die traditionellen Methoden der Präsentation bzw. Publikation.  Der wissenschaftliche Verlag Kluwer Academic Publishing fusionierte 2004 mit dem Springer Akademischen Verlag und verwendet die Marke Kluwer nicht mehr.

Management

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Nancy McKinstry übernahm 2003 die Rolle des Chief Executive Officers und wurde damit zur einzigen weiblichen Vorstandschefin in der niederländischen Verlagsindustrie. Gleichzeitig ist sie die erste Nicht-Niederländerin an der Spitze von Wolters Kluwer. Sie verordnete dem kränkelnden Informationskonzern eine radikale Umstrukturierung und setzte dabei auf Konsolidierung, Kosteneinsparungen und eine bessere Integration des großen Verlagsnetzes. Infolgedessen musste sich der Konzern von rund 1.600 Mitarbeitern trennen.
Ein zweites Projekt bestand für McKinstry darin, den Rückstand des Unternehmens gegenüber Branchenkonkurrenten wie Reed Elsevier in den Bereichen Electronic Publishing und Internet aufzuholen und die Verlagsarbeit hier auszuweiten. Die Anzahl der Publikationen über elektronische Medien und Programme zur Softwareentwicklung wurden seitdem konsequent ausgebaut, ohne allerdings auf die Arbeit im Printsektor zu verzichten.

2007 trennte sich der Konzern von seiner Bildungssparte, da diese den hohen Renditevorgaben des Executive Boards nicht gerecht werden konnte. Dieser Verkauf setzte den Schlusspunkt unter McKinstrys Sanierungsprogramm, das den Informationskonzern zurück in die schwarzen Zahlen holte. 2012 wurde McKinstry vom Fortune Magazine Times auf Platz 15 der 50 wichtigsten Frauen in der internationalen Wirtschaft gewählt.

Geschäftsfelder

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Im November des Jahres 2009 gab Wolters Kluwer sein Richtlinienprogramm, "Maximizing Value for Customers" für die Jahre 2010 - 2012 heraus. Um den Gewinn in den nächsten Jahren zu maximieren, ist für Wolters Kluwer eine Umstrukturierung in einen global agierenden Konzern notwendig und somit eine Neuorganisation der einzelnen Geschäftsfelder. So wurden die Aktivitäten in China ausgebaut, wo sich Wolters Kluwer inzwischen eine marktführende Position erarbeitet hat. Das IT-Management wurde nach Indien ausgelagert. Ab 2010 ist der Konzern auf vier international operierende Geschäftsfelder ausgerichtet, welche sich an den jeweiligen Kundenkreisen orientieren: Legal & Regulatory, Health & Pharma Solutions (seit 2011 lediglich Health) und Financial & Compliance Services. Die vier Abteilungen besitzen jeweils ein eigenständiges Management.

Health

Das Geschäftsfeld war bis Ende 2011 in zwei Bereiche unterteilt: Wolters Kluwer Health und Wolters Kluwer Pharma Solutions. Die Kunden sind vorrangig Krankenhäuser, Bibliotheken, Forschungsinstitutionen, Pharmaunternehmen und Vertreter medizinischer Berufe.
Wolters Kluwer Health ist ein global agierender Informationsdienstleister für Fachkräfte und Studenten in der Gesundheitspflege, Medizin und Pharmazie. Zu den Produkten der Abteilung „Medical Research“ gehört Ovid Technologies, ein weltweit führender Host für bibliografische Datenbanken und Volltextdatenbanken aus dem medizinischen und akademischen Bereich. Ovid kündigte im Oktober 2010 im Rahmen der Wolters Kluwers Expansion in Asien die Zusammenarbeit mit vier großen chinesischen Verlagen und dem Institut für Science and Technology Information China an.

In Portfolio der Abteilung „Professional & Education“  befinden sich traditionelle Verlage wie der Lippincott Williams & Wilkins Verlag, der sich auf Fachliteratur, Referenzmaterialien und Lehrbücher für Mediziner, Krankenpfleger, Fachärzte und Studenten spezialisiert hat. In vergangenen jahr hat gerade dieser Verlag seine E-Journal-Plattformen massiv ausgebaut.
Die Abteilung „Clinical Solutions“ entwickelt und verkauft Medizin-Software an Apotheken, Drogerien, Krankenhäuser etc. Sie liefern Computertools für Diagnose, Dokumentation, Behandlung und klinische Studien. So bietet die Datenbank Medi-Span Fachinformationen über Krankheiten und Medikamente und warnt bei Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.


Wolters und Kluwers Pharma Solutions lieferte der Pharmaindustrie Informationen über Zielgruppen, Forschungen, Medikamentenentwicklung,  -lizenzierung und -vertrieb.  Im Juli 2011 kündigte Nancy McKinstry überraschend den Verkauf der Pharma Sparte an. Zukünftig will sich Wolters Kluwers verstärkt auf seine Fachinformationesangebote  und besonders Entscheidungshilfen im Klinikalltag konzentrieren. Hierbei wird vor allem angesichts der zunehmenden Verbreitung von Tablet PCs nach mobilen Lösungen gesucht. Im ersten Halbjahr 2012 wurden alle Bereiche der Pharmasparte veräußert, unter anderem auch an den Heidelberger Fachverlag Springer.

Financial & Compliance Services
Wolters Kluwer Financial & Compliance Services ist ein US-amerikanischer Dienstleister in Sachen Rechts-, Bank-, Wertpapier-, und Versicherungswesen. Die Abteilung ist in fünf kundenorientierte Unterabteilungen unterteilt: Wolters Kluwer Financial Services, ARC Logics und Wolters Kluwer Transport Services. Zu den Produkten und Dienstleistungen der Abteilung zählen umfassende Betriebs-, Kredit- und Risikomanagementlösungen. Außerdem sollen Kapitalveränderungen und „Corporate Actions“ helfen, den Unternehmen finanzielles Risikomanagement zu erleichtern und dadurch ihre Effizienz und Produktivität in allen Unternehmensbereichen zu steigern. Hierfür entwickelt das Unternehmen verschiedene Softwareprodukte, darunter AuthenticWeb oder NILS INSource. Vielfach werden hier auch Leistungen der Firmen aus den Bereichen Tax & Accounting und Legal & Regulatory mitbenutzt. So kombiniert ARC Logis beispielsweise die Zusammenarbeit der Controllingsoftware CCH TeamMate, der Onlineplattform für Banken Sword und der Compliance Management Software Firma Axentis.
Der Kundenstamm der Abteilung Financial & Compliance Services beinhaltet vor allem Unternehmen im Finanzgewerbe, aber auch Regierungen, Energie- und Transportunternehmen und Firmen im Gesundheitswesen. 

Tax & Accounting
Wolters Kluwer Tax & Accounting ist der weltgrößtes Anbieter für Software und Onlineservices in den Bereichen Steuern und Buchführung. Die Hauptmärkte des Geschäftsbereiches reichen von Nordamerika über Europa bis hin nach Asien. Onlineprodukte und -services sind die am schnellsten wachsende Produktsparte der Abteilung und die amerikanische Firma CCH (Commerce Clearing House, 1995 von Wolters Kluwer übernommen) bildet das wichtigste Standbein. CCH produziert mehr als 700 verschiedene Print- und Onlineprodukte zu den Themen Steuern und Wirtschaftsrecht. Mit Pro System Fx Suite stellen sie eine der meistgenutzten Software Suites für Steuerberater und Buchhalter her.
Neben diversen Softwareprogrammen gehören auch kundenunterstützende Webseiten zur Produktpalette der Abteilung. Hauptkunden sind vor allem Buchprüfungsfirmen, Steuerabteilungen großer Unternehmen und Teile des Verwaltungsapparates der USA.

Legal & Regulatory
Wolters Legal & Regulatory ist ein Anbieter von juristischen Fachliteratur- und Software für Anwalts- und Beratungsfirmen, Rechtsabteilungen, Universitäten, Bibliotheken und Regierungen. Zum Geschäftsfeld der Abteilung zählen kundenspezifische Informations- und Dienstleitungen, Softwareentwicklung, diverse Onlineportale und verschiedenste Publikationen. Zu den bekanntesten Marken gehören der deutsche Verlag Luchterhand (siehe unten) , die Archivierungs und Bilanzierungssoftware TyMetrix oder das Online-Tool zur Personalplanung Croner.

Engagement in Deutschland

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In Deutschland wird die Wolters Kluwer seit knapp 25 Jahren von der Wolters Kluwer Deutschland GmbH vertreten. Auf insgesamt 25 Standorten verteilt, beschäftigt das Unternehmen 1200 Mitarbeiter (2011). Unter der Leitung von Dr. Ulrich Hermann konzentriert sich Wolters Kluwer in Deutschland größtenteils auf fachspezifische Verlagsarbeit. Der Bereich Tax & Accounting wird vor allem durch den Softwareanbieter für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ADDISON und den Verlag der Akademischen Arbeitsgemeinschaft vertreten. Zur Sparte Legal and Regulatory gehören unter anderen die Verlage Luchterhand, Carl Heymanns, Werner, Carl Link, der Deutsche Wirtschaftsdienst sowie und der Softwareanbieter AnNoText und dem Fachmagazin Personalwirtschaft.

2006 gewann Wolters Kluwer Deutschland einen Rechtstreit mit dem Beck Verlag. Demnach muss Beck in seiner Neuen Juristischen Wochenzeitschrift aufgrund der marktbeherrschenden Stellung auch Anzeigen des schärfsten Konkurrenten Wolters Kluwer drucken. Im Frühjahr 2010 übernahm C.H. Beck dann den Verlagsbereich Studien- und Referendarliteratur von Wolters Kluwer, der einige juristische Lehrbuchreihen der Verlagsmarken Carl Heymanns und Luchterhand umfasst. Mit der Veräußerung will sich Wolters Kluwer Deutschland konsequenter auf die berufliche Zielgruppen der vier Geschäftsfelder ausrichten.

Im April 2010 gab Wolters Kluwer Deutschland die Zusammenarbeit mit dem Nachrichtenportal Spiegel Online bekannt. Das Produkt dieser Kooperation ist das Webmagazin Legal Tribune Online. Das Portal bietet neben juristischen Hintergrundanalysen und Branchen-News auch Lifestylethemen und Nachrichten, die von Spiegel Online geliefert werden. Mit Legal Tribune Online bündelt Wolters Kluwer die Online-Inhalte der juristischen Fachverlage Heymanns, Luchterhand und Werner. Statt auf Paid Content, setzt der Konzern auf Werbevermarktung und hohe Reichweiten durch die gegenseitige Verlinkung mit dem Web-Massenmedium Spiegel Online. Diese Strategie scheint sich auszuzahlen. Das Webmagazin erhielt im Mai 2010 vom Verband der Deutschen Fachpresse den Preis für die beste Neugründung sowie das beste Fachmedium im Bereich Recht/ Wirtschaft/Steuern. Hierbei wurden besonders die Textqualität und die intensive Nutzung der Möglichkeiten eines digitalen Mediums von der Jury gelobt.

Im November 2010 übernahm Wolters Kluwer die LexisNexis Deutschland GmbH, die Legal & Regulatory Sparte des Informationsdienstleisters LexisNexis vom Dauerkonkurrenten Reed Elsevier. Damit werden der juristische Informationsdienst des Unternehmens zukünftig vollständig von Wolters Kluwer verwaltet, während der Bereich Online Wirtschaftsinformationen bei der LexisNexis Gruppe verbleibt. LexisNexis Deutschland besitzt insbesondere im Bereich der juristischen Onlinedienste eine bedeutende Marktstellung. Mit dem Erwerb von LexisNexis Deutschland wurde nicht nur das Online-Angebot in Deutschland ausgeweitet, sondern auch das Verlagsgeschäft vor allem über die bekannte Marke ZAP, gestärkt.

Seit Dezember 2010 engagiert sich auch Wolters Kluwer Financial Services auf dem deutschen Markt. Als erstes Produkt wurde in Köln der "Compliance Passport" vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein umfangreiches System zur Verwaltung von Stimmrechtsmitteilungen und Durchführung von Anlagegrenzprüfungen, in dem die rechtlichen Bestimmungen von derzeit 40 Ländern integriert sind. Im Mai 2011 wurde eine zweite Dependance in Frankfurt am Main eröffnet.

Im April 2012 startete Wolters Kluwer nach fünfmonatiger Testphase eine neuartige digitalen Arbeitsumgebung für Juristen. Jurion unterstützt deren Arbeitsprozesse mit einem System der Recherche und Verarbeitung von juristischen Fachinformationen aus verschiedenen Quellen: Die eigene Dokumentenbearbeitung und die  Rechtsrecherche in den Quellen der Wolters und Kluwer Verlage sind in eine gemeinsame Benutzeroberfläche integriert.  Nutzer können ihre Daten verschlüsselt auf dem Datenserver sichern und haben somit auch Zugriff von mobilen Endgeräten.
Der Geschäftsführer Ulrich Hermann beschreibt die neue Philosophie hinter Jurion im Interview mit Buchreport wie folgt: „Wir unterstützen bei unserer Zielgruppe wissensbasierte Arbeitsprozesse, bei denen es vor allem darum geht, Informationen möglichst nahtlos in eigenen Arbeitsdokumenten wie Vertragsentwürfen und Gutachten zusammenzuführen“

Nancy McKinstry kündigte bereits 2007 in einem Interview mit dem Handelsblatt den Ausbau der Aktivitäten in Deutschland an: „In einigen Jahren wollen wir in Deutschland die Nummer eins sein. Wir suchen weiterhin nach Übernahmekandidaten“, sagt McKinstry.

Aktuelle Entwicklungen

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Aus dem Geschäftsbericht 2011 geht hervor, dass mittlerweile 72 Prozent des Gesamtumsatzes durch Produkte aus der Software- oder Onlinesparte erzielt werden und auch die Wachstumsraten der einzelnen Abteilungen auf diese Entwicklung zurückzuführen sind. Die Onlineaktivitäten sollen weiter ausgebaut werden. So sind beispielsweise seit 2010 auch sämtliche Bücher von Wolters und Kluwer als E-Books erhältlich. Insgesamt stieg der Gesamtumsatz stieg im 176. Jahr seit der Gründung um vier Prozent auf 3,554 Milliarden. Durch die Gesundheitsreformen in China und den USA gewann der Konzern neue Wirkungsfelder und Absatzchancen, besonders im Bereich der Klinik-Software zur Unterstützung von Behandlungsentscheidungen.

Am stärksten wuchsen die Geschäftsfelderen Health (10%) und Financial & Compliance Services (12%). Die Umsätze in den Bereich Financial & Compliance Services und Legal & Regulatory wurden vor allem aufgrund der hohen Nachfrage nach Publikationen zu den neuen Finanzgesetzen im Zuge der Wirtschaftskrise gesteigert. Im Zuge dieser hatte das Senior Management auf Lohnerhöhungen verzichtet und die Ausgaben für Marketing und Reisen wurden massiv gekürzt.   

Auch im ersten Halbjahr 2012 stieg der Umsatz um 3% auf 1,739 Milliarden US-Dollar. Die Verluste in Europa können durch ein steigen Wachstum in den USA ausgeglichen werden und die Gewinnprognose konnte bestätigt werden. Weiterhin investiert Wolters Kluwers jährlich 8-10 % des Umsatzes in neue Produkte. McKinstry sieht besonders die Entwicklung hin zu Smartphones und Tablet PCs als großes Chance für das Geschäftsjahr 2012. Darüber hinaus wird ein stärkeres Wachstum in Asien erwartet. Auch im dritten Quartal 2012 bleibt die Situation in Europa angespannt, während in Nordamerika Gewinne erzielt worden, die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wurde jedoch bestätigt.

Im Rahmen der internationalen Expansionsstrategie intensivierte Wolters Kluwer seine Aktivitäten in China. So werden seit Dezember 2010 die juristischen Fachbücher des Unternehmens durch den Fachverlag Commercial Press in China übersetzte und veröffentlicht. Zuvor hatte bereits Ovid, die medizinische Suchplattform von Wolters und Kluwer eine chinesischsprächige Version veröffentlicht.  Im Januar 2011 kündigte Wolters Kluwer ein Joint Venture mit dem chinesischen Informationsdienstleister Medicom an. Gemeinsam soll ein eletronisches Informationssystem mit dem Schwerpunkt auf Medikamentenwirkungen und Forschungsergebnissen in chinesischen Kliniken aufgebaut werden.
Aufgrund ihrer starken Engagements in China wurde Nancy McKinstry im August 2011 zum außerordentlichen beratenden Mitglied des Informationsbüros des Volksrates berufen. Im April 2012 schlossen Wolters und Kluwers und die China Publishing Group Corporation (CPGC) eine strategische Allianz. Zukünftig werden CPGC Produkte weltweit durch Wolters Kluwer und Wolters Kluwer Produkte in China durch CPGC vertrieben.

Das Unternehmen konzentrierte sich 2012 vor allem auf Investitionen im Bereich Tax & Accounting. So übernahm Wolters Kluwer zum Juli 2012 mit FinArch und Acclipse zwei Softwarefirmen, die sich mit der Risiko- und Leistungseinschätzung von Finanzinvestionen beschäftigen. Seit Januar 2012 firmieren FinArch und auch die bereits seit 2010 im Besitz befindliche Unternehmen FRSGlobal unter dem Markennamen Wolters Kluwer Financial Services.

Gleichzeitig veräußerte der Konzern 2012 mehre Zeitschriftentitel aus dem Bereichen Human Resources, Marketing und Kommunikation an die niederländischen Verlagshäuser Sijthoff Media und Vakmedianet. Strategisch will der Konzern vor allem seine Kompetenzen im Bereich der sogenannten "wissenintensiven Dienstleistungen" ausbauen, dies sind Berufsfelder im Bereich Buchhaltung, Steuern, Jura oder Medizin, wo extrem viel proffessionelles Fachwissen vonnöten ist, dass Wolters Kluwer mit eletronischen Datenbanken liefern will. Hierzu passt auch im Juli 2012 angekündigte Kooperation  mit dem Informationsdienstleister Thompson Reuters. Demnach werden auf  juristischen Internetplattformen von Thompson Reuters nun auch aktuelle Fallanalysen und andere Nachrichten mit Rechtsbezug von Wolters Kluwer angeboten.

Zum November 2012 gab Vorstandsmitglied Jack J. Lynch seinen Posten auf um als CEO zu einem Softwareanbieter für schulische Lernsoftware zu wechseln. Lynch war seit 2007 Mitglied des dreiköpfigen Vorstandes, seine Aufgaben werden einstweillig von Nancy McKinstry übernommen.