18. Nippon Hoso Kyokai

Umsatz 2011/2012: JPY 692,600 Mrd. (€ 6,405 Mrd.)

Basisdaten

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Hauptsitz:
NHK Hoso Center, 2-2-1 Jinnan, Shibuya-ku, Tokyo 150-8001, Japan
Telefon: 0081-3- 3465-1111
Telefax: 0081-3-3469-8110 (Öffentlichkeitsarbeit)
Website: www.nhk.or.jp

Branche: Fernsehen, Hörfunk, Buch- und Zeitschriftenverlag, Multimedia
Börsenkapitalisierung: keine Aktiengesellschaft
Rechtsform:  Gemeinnützige Anstalt des öffentlichen Rechts
Geschäftsjahr: 01.04. - 31.03.
Gründungsjahr: 1926

Tab.: Ökonomische Basisdaten (Beträge in Mio. Yen)
2011/122010/112009/102008/092007/082006/072005/06
Erträge Gesamt692.600680.100665.500670.000657.500634.800674.900
Rundfunk-gebühren668.000653.300635.000613.000663.500
Saldo (Überschüsse)30.60019.30022.4004.1008.800

Geschäftsführung

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Management:

  • Masayuki Matsumoto, President
  • Naoji Ono, Executive Vice President
  • Hiroyuki Tsukada, General Managing Director, Public Relations & Regional Broadcasting
  • Koji Yoshikuni, General Managing Director, Human Resources and General Affairs
  • Yoshihiko Shimizu, Managing Director, Program Production
  • Kenichi Ishida, Managing Director, Corporate Planning, Finance
  • Yukinori Kida, Managing Director, Programming
  • Kenji Shinyama, Managing Director, Assistance of Broadcasting
  • Keiichi Kubota, Managing Director, Engineering and Information Systems & Security
  • Yuji Itano, Managing Director, Audience Relations and Public Relations
  • Takashi Fukui, Managing Director, Audience Services and Finance

 

Board of Governors:

  • Kenichiro Hamada, ANA Strategic Research
  • Hisao Sakuta, Omron Corporation
  • Michiyo Ihara, Kagawa University
  • Susumu Ishihara, Kyushu Railway Company
  • Kenji Kitahara, The National Association of Commercial Broadcasters in Japan
  • Main Kohda, Novelist
  • Shun Matsushista, NGK Insulators, Ltd.
  • Seiichi Ohtaki, Tohoku University
  • Nami Takenaka, Prop Sation
  • Tatsuo Uemura, Waseda University
  • Eriko Watanabe, Nagashima Ohno & Tsunematsu

Geschichte und Profil

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Das Rundfunkzeitalter begann in Japan am 22. März 1925, als die Rundfunkanstalt Tokyo (Tokyo Hoso Kyoku) ihre erste Radiosendung ausstrahlte. Im Juni und Juli folgten die Rundfunkanstalten in Osaka und Nagoya. Am 20. August 1926 vereinigten sich die drei Regionalsender zum „Shadan Hojin Nippon Hoso Kyokai“ (Gemeinnütziger Rundfunkverein Japans), abgekürzt NHK, auf englisch: Japan Broadcasting Corporation. Bis 1950 hatte NHK das Monopol für den öffentlichen Hörfunk im Inland und – ab 1. Juni 1935 – ins Ausland. 1928 begann das NHK-Studio in Osaka eine Gymnastiksendung. Sie wurde ins landesweite Programm übernommen und ist als „Radio Taiso“ bis heute eine japanische Institution: In vielen Schulen, Fabriken und Parks beginnt der Tag mit der NHK-Morgengymnastik. Zeitansagen und Wetterberichte gibt es seit 1928. 1931 wurde als Bildungsfunk ein 2. Programm eingerichtet, seit 1935 wird Schulfunk gesendet. Das 1. Programm konzentriert sich seither auf Nachrichten, Kommentare, Börsenberichte, Sportübertragungen und Unterhaltungssendungen. Später war NHK das Hauptinstrument zur Verbreitung von Kriegspropaganda und Durchhalteparolen. Diese Phase endete mit der Übertragung der Kapitulationsansprache des Kaisers am 15. August 1945 – für die meisten Japaner die erste Gelegenheit, die Stimme des Tenno zu hören.

Nun übernahm die amerikanische Besatzungsmacht die Kontrolle über den Staatssender. 1950 wurde das Rundfunkwesen auf eine neue Rechtsgrundlage gestellt: Das Rundfunkgesetz beseitigte das NHK-Monopol und sah die Zulassung von Privatsendern vor. Am 1. Juni 1950 konstituierte sich NHK unter Beibehaltung des alten Namens in seiner heutigen Rechtsform als gemeinnützige Rundfunkanstalt des öffentlichen Rechts. An die Stelle staatlicher Steuerung trat die Kontrolle durch das Parlament, das den vom Ministerpräsidenten berufenen Vorstand bestätigen und den Jahreshaushalt beschließen muss; der Vorstand wählt den NHK-Präsidenten aus seiner Mitte.

1953 nimmt NHK den Fernsehbetrieb auf, der ab 1960 schrittweise auf Farbe umgestellt wird. 1959 richtet NHK neben dem allgemeinen Programm einen Bildungskanal ein. Seit Oktober 1971 wird das allgemeine Programm vollständig in Farbe ausgestrahlt, ab 1977 sendet auch der Bildungskanal nur noch farbig. 1982 beginnt die Umstellung bestimmter Fernsehprogramme auf Stereo (Musiksendungen) und Zweisprachigkeit: Manche Nachrichtensendungen, Diskussionsprogramme oder ausländische Filme können seither per Knopfdruck alternativ auf Japanisch, Englisch oder in einer nicht-englischen Originalsprache gehört werden. Seit 1984 können Haushalte mit eigener Satellitenschüssel zunächst ein, ab 1986 zwei Satellitenprogramme von NHK empfangen; das vollwertige Satellitenprogramm auf zwei Kanälen lief 1989 an. Die Zuschauer haben bei ausländischen Sendungen die Wahl zwischen der Originalsprache oder japanischer Übersetzung; auf diese Weise gelangen auch die ZDF-Nachrichten „heute“ und die „Tagesschau“ der ARD im deutschen Originalton in manche japanische Wohnzimmer. Seit 1991 sendet NHK täglich mehrere Stunden in der selber entwickelten „Hi-Vision“-Technik des hochauflösenden Fernsehens; diese Sendungen können aber nur auf dafür eingerichteten Geräten empfangen werden. Inzwischen werden 90 Prozent des allgemeinen Programms in diesem Format gesendet. Bis 2011 soll das gesamte Programm digital ausgestrahlt werden. Diese Umstellung ist bereits bis Ende 2007 zu einem Großteil erfolgt. Bis 2015 soll die analoge Ausstrahlung vollständig eingestellt werden.

NHK hat jüngst angekündigt, sein Programm ab 2020 in einem noch höher aufgelösten Format auszustrahlen. 1995 nimmt NHK den Fernsehbetrieb nach Amerika und Europa, 1998 in die asiatisch-pazifische Region auf. Mit fünf Satelliten wird fast die ganze Welt abgedeckt. Das japanisch-sprachige Angebot wurde 1999 auf 24 Stunden täglich erweitert, das englisch-sprachige ist regional verschieden. Seit Februar 2009 strahlt NHK ein 24-stündiges englischsprachiges Programm aus. Die Programme können gegen entsprechende Gebühren über Exklusivantennen direkt oder indirekt über lokale Kabelfernsehanbieter empfangen werden.

Seit Dezember 2008 bietet NHK ein „NHK-on-demand“ Programm. Gegen eine zusätzliche Gebühr ist es dann möglich, per TV und Internet bereits gesendete Beiträge zu empfangen. Dies schließt das umfangreiche NHK-Archiv mit über 516.000 Beiträgen ein.

Die Krisen der vergangenen Jahre wirken sich noch immer negativ auf das Image von NHK in der Öffentlichkeit aus.
Zunächst weitete sich der Gebührenboykott bis Ende 2006 auf 1,12 Millionen Haushalte aus, konnte inzwischen aber nach Aussage von NHK um die Hälfte reduziert werden. Die Regierung erwägt zudem, ein Gesetz zu verabschieden, dass das Nichtzahlen von Rundfunkgebühren erstmalig unter Strafe stellt. Dieses Vorhaben ist nach anhaltenden öffentlichen Debatten vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben.

Seit Ende 2008 ist zudem ein Gesetz in Vorbereitung, das der Regierung zukünftig erlauben soll, stärker auf Inhalte einzuwirken. Bereits 2005 war NHK in Kritik geraten, weil führende Politiker die Zensur einer Dokumentationssendung erwirkten. Inzwischen ist NHK vom Obersten Gericht in Tokio zur Zahlung einer Geldstrafe für diesen Vorfall verurteilt wurden.

Aktuell wird diskutiert, eine unabhängige Medienaufsichtsbehörde zu gründen. Eine Entscheidung dazu soll es Anfang 2011 nach umfassender Prüfung geben.

Management

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Nach der wirtschaftlichen Größenordnung konkurriert NHK unter den öffentlichen Rundfunkanstalten der Welt mit der deutschen ARD um den Spitzenplatz, allerdings mit weniger als der Hälfte des Personals und einem etwa doppelt so hohen Marktanteil beim inländischen Fernsehen (rund 30 % oder etwa so viel wie ARD und ZDF zusammen). Anders als die deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist das gesamte NHK-Programm weiterhin frei von jeglicher kommerzieller Werbung. So muss NHK auch nicht mit den Privatsendern – die auf nationaler Ebene in fünf Verbundnetzen organisiert sind – konkurrieren. NHK nimmt seinen gesetzlich definierten öffentlichen Auftrag sehr ernst und bemüht sich gewissenhaft, die Interessen der japanischen Allgemeinheit zu vertreten. Regelmäßige Meinungsumfragen liefern dafür einen wichtigen Maßstab. Auslandsberichterstattung tritt – jedenfalls im allgemeinen Programm – demgegenüber in den Hintergrund, soweit nicht ein direkter Bezug zu Japan besteht. Bei politischen Streitfragen werden gewöhnlich die Ansichten aller im Parlament vertretenen Parteien wiedergegeben, je nach Größe mehr oder weniger ausführlich. In Diskussionssendungen mit Parteifunktionären achtet man sorgfältig darauf, dass alle Teilnehmer etwa proportional zur Stärke ihrer Partei zu Wort kommen. Im Übrigen scheut NHK auch nicht davor zurück, die Haltung der Regierung in Frage zu stellen, wenn übergeordnete Interessen das zu erfordern scheinen: So präsentierte der Sender in den Hauptabendnachrichten Forschungsergebnisse eines Professors, wonach Japans Armee während des 2. Weltkriegs sehr wohl in die Zwangsrekrutierung junger Frauen aus den asiatischen Nachbarländern zum Dienst in japanischen Militärbordellen verwickelt war – die Regierung hatte das bis dahin abgestritten. In politischen Fragen musste NHK sich in der jüngsten Vergangenheit immer häufiger dem Druck von Politikern beugen und Änderungen an seinem Programm zulassen.
In Umweltfragen hat NHK durch eigene Reportagen oft die Schutzbehauptungen fahrlässiger Behörden und Industrieunternehmen widerlegt. Wenn es um wichtige Verbraucherinteressen geht, zögert NHK auch nicht, Mängel japanischer Erzeugnisse durch Vergleich mit ausländischen Produkten anzuprangern. Berühmt wurde eine NHK-Dokumentation zur Verkehrssicherheit, bei der japanische Automodelle viel schlechter abschnitten als deutsche Vergleichsmodelle.
Sendungen mit breiter Publikumswirkung haben eindeutig Vorrang gegenüber Sonderinteressen. Gibt es bei der Übertragung populärer Sportveranstaltungen Verlängerungen, werden Nachrichten und andere Informationssendungen verschoben oder fallen ganz aus. NHK sieht es auch als seine Aufgabe an, japanische Traditionen aller Art zu pflegen und zu fördern. Manche überlieferten Künste sind nur dank der Unterstützung durch den öffentlichen Rundfunk noch am Leben. Mit aufwendig produzierten historischen Dramen, die jeden Sonntagabend über ein ganzes Jahr laufen, bringt NHK dem japanischen Publikum die eigene Geschichte nahe.

Geschäftsfelder

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NHK ist ähnlich wie das ZDF zentral organisiert. Am Hauptsitz Tokyo wurden auch die zwei eigenen Forschungsinstitute für die Bereiche Rundfunktechnologie und Kultur errichtet. Außerhalb Tokyos unterhält NHK 53 eigene Studios, mindestens eins in jeder Provinz. Im Ausland ist NHK mit vier Hauptstudios für Amerika (in New York), Europa (in Paris), Asien (in Bangkok) und China (in Peking) sowie 30 Studios und Korrespondentenbüros vertreten. Neben dem Vorstand sorgt eine Reihe von Beratungsgremien dafür, dass NHK seine gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben erfüllt. Ein zentraler und acht regionale Programmbeiräte bis zu zwanzig Mitgliedern aus allen Gesellschaftsbereichen überwachen die Ausgewogenheit und Unvoreingenommenheit der Sendungen. Anders als bei ARD und ZDF sitzen in keinem der NHK-Gremien politische Amtsträger oder Parteifunktionäre.

Rundfunk: NHK strahlt im Inland fünf Fernseh- und drei Hörfunkprogramme aus. Im Fernsehbereich sind dies das Allgemeine Programm („Sogo Hoso“) und der Bildungsfunk („Kyoiku Hoso“), die beiden Satellitenprogramme BS1 und BS2 sowie das Hi-Vision-Satellitenprogramm. Auch beim Hörfunk gibt es die Aufteilung in Allgemeines Programm („Daiichi Hoso“/Radio 1) und Bildungsfunk („Daini Hoso“/Radio 2). Radio 2 sendet auch Nachrichten auf Englisch, Koreanisch, Chinesisch und Portugiesisch für in Japan lebende Ausländer. Hinzu kommt das UKW-Programm („FM Hoso“).
Bis 2011 ist NHK angehalten, zwei seiner Fernsehkanäle und den UKW-Kanal einzustellen. Ins Ausland sendet NHK täglich Hörfunk über Kurzwelle in 22 Sprachen, darunter auch auf Deutsch („Radio Japan“). Ab Oktober 2007 werden davon vier Sprachen eingestellt und die Sendedauer verkürzt. Fernsehsendungen ins Ausland werden über Satelliten ausgestrahlt und können entweder direkt über Exklusiv-Antenne („NHK World TV“) oder über einen örtlichen Anbieter von Kabelfernsehprogrammen („NHK World Premium“) empfangen werden.
2008 gründete NHK die Tochterfirma Japan International Broadcasting, die seit 1. September ein englischsprachiges Programm weltweit ausstrahlt. Ab April 2009 soll das Programmangebot auf 24 Stunden täglich ausgeweitet werden. Ziel der Berichterstattung ist ein umfassenderes Bild auf Japan und die asiatische Region.

Sonstige: NHK hat einen Teil seiner Aktivitäten in Tochterunternehmen ausgelagert: NHK Service Center 100%, NHK International 100%, NHK Engineering Service 100%, NHK Hoso Kenshu Center (NHK Rundfunkausbildungszentrum) 100%, Nippon Hoso Kyokai Gakuen (NHK-Fernunterricht) 100%, NHK Kokyo Gakudan (NHK-Symphonieorchester) 100%, NHK Kosei Bunka Jigyodan (Sonderprogramme für Behinderte und Senioren) 100%. Für die Programmplanung und –produktion sowie den Vertrieb von NHK-Produkten sind weitere 15 mehrheitliche NHK-Töchter zuständig.

Engagement in Deutschland/Europa

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NHK ist außerordentliches Mitglied der European Broadcasting Union (EBU), unterhält Fernsehstudios in London, Paris, Berlin und Moskau sowie ein Korrespondentenbüro in Brüssel. Im Berliner Büro sind insgesamt fünf feste Mitarbeiter beschäftigt. Von dort wird die Berichterstattung aus Deutschland, Österreich und Ost- und Südosteuropa, inklusive Balkan, abgedeckt. Der NHK-Satellitenkanal BS1 strahlt regelmäßig Nachrichten der europäischen Sender ZDF, ARD, BBC, ITN, F2, RTR und TVE aus. Mit der Deutschen Welle bestand bis 2000 eine personelle Zusammenarbeit, die aber von deutscher Seite als Sparmaßnahme aufgekündigt wurde.
NHK plant, sein Engagement im Ausland massiv zu verstärken. Seit Anfang 2009 strahlt eine privat finanzierte Tochtergesellschaft über Satelliten und das Internet vielfältige Programme über Japan aus. Das gesamte 24-stündige-Programmangebot ist auf Englisch verfügbar und seit Anfang Februar 2009 empfangbar. Seit September 2009 verbreitet NHK sein Programm weltweit auch in HD-Qualität über Intelsat.

Aktuelle Entwicklung

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2012 wurden die Gebühren das erste Mal seit 1968 gesenkt. Die zunehmende digitale Distribution von Inhalten entlastet die japanischen Gebührenzahler um 120 Yen pro Monat (etwa 1,15 €).

Bereits seit Dezember 2008 bietet NHK ein „NHK-on-demand“ Programm. Gegen eine zusätzliche Gebühr ist es möglich, per TV und Internet bereits gesendete Beiträge zu empfangen. Dies schließt das umfangreiche NHK-Archiv mit über 516.000 Beiträgen ein. Dieser Service wird sehr gut angenommen.

Die Fukushima-Katastrophe von 2011 war für NHK allerdings alles andere als eine Sternstunde. Zwar wird die japanische Anstalt gerne mit der ARD oder der BBC verglichen, von journalistischer Unabhängigkeit zur Regierung ist sie jedoch weit entfernt. In der Berichterstattung über Fukushima ignorierte NHK systematisch sämtliche Stimmen der japanischen Anti-AKW-Bewegung.

Literatur

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Susan J. Pharr/Ellis S. Krauss (Hrsg.), Media and Politics in Japan, 1996.
Ellis S. Krauss, Broadcasting Politics in Japan: NHK Television News, 2000.
David McNeill/Lucy Birmingham, Strong in the Rain: Surviving Japan's Earthquake, Tsunami, and Fukushima Nuclear Disaster, 2012.