24. Cablevision Systems Corp.

Umsatz 2011: $ 6,701 Mrd. (€ 4,814 Mrd.)

Überblick

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Cablevision Systems Corp. bietet seinen Kunden ein Angebot, das von Fernsehsendern über Telekommunikationsbedarf (Digitalfernsehen, Hochgeschwindigkeits-Internet, digitale Telefonie) bis hin zu Kinos, Sportevents und einer Tageszeitung reicht. Das Unternehmen wird seit der Gründung im Jahr 1973 von der Dolan-Familie kontrolliert.

Basisdaten

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Hauptsitz:
1111, Stewart Avenue
Bethpage NY 11714-3581, USA
Telefon: 001 516 803 2300
Telefax: 001 516 803 3134
Internet: www.cablevision.com

Branche: Kabelnetze, Fernsehsender, Multimedia, Telekommunikation, Sportvereine
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr: 1973

Tab. I: Ökonomische Basisdaten (Beträge in Mio. US-Dollar)
201220112010200920082007200620052004
Umsatz6.7056.7017.2317.7737.2306.4845.9275.1724.933
Gewinn (Verlust) nach Steuern*7601.2281.5291.415690911612501(676)
Beschäftigtek.A.k.A.k.A.k.A.k.A.13.938k.A. k.A.19.095

*Operating Income

Geschäftsführung

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Management:

  • Charles F. Dolan, Chairman
  • James L. Dolan, President & Chief Executive Officer,
  • Gregg G. Seibert, Executive Vice President & Chief Financial Officer
  • David Ellen, Executive Vice President & General Council
  • Victoria Mink, Senior Vice President, Controller & Principal Accounting Officer
  • Victoria D. Salhus, Senior Vice President, Deputy General Counsel & Secretary
  • Kevin Watson, Senior Vice President and Treasurer


Aufsichtsrat:

  • Charles F. Dolan, Cablevision
  • James L. Dolan, Cablevision
  • Patrick F. Dolan, Cablevision
  • Thomas C. Dolan, Cablevision
  • Marianne Dolan Weber, Dolan Family Foundation
  • Kathleen M. Dolan, Purple Crayon Productions
  • Kristin A. Dolan, Cablevision
  • Rand V. Araskog, RVA Investments
  • Frank J. Biondi, Water View Advisors LLC
  • Thomas V. Reifenheiser, JP Morgan Chase
  • John R. Ryan, Center for Creative Leadership
  • Brian G. Sweeney, eMedia
  • Vincent Tese, The New York State Urban Development Corporation
  • Leonard Tow, New Century Holdings
  • Deborah Dolan-Sweeney, Dolan Children’s Foundation
  • Edward Atwood, Cablevision
  • Zachary W. Carter, Dorsey & Whitney LLP


Gesellschafter: James Dolan, Charles F. Dolan, Thomas Rutledge, Hank Ratner, Kristin A. Dolan.

Geschichte und Profil

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Cablevisions Gründervater "Chuck" Charles Dolan (Jahrgang 1926) gilt, auch unter seinen Mitstreitern, als einer der großen Pioniere des amerikanischen Kabelfernsehens. Ab Mitte der 50er Jahre war Dolan maßgeblich am Aufbau der Firma Sterling Manhattan Cable beteiligt, einem der ersten Kabel-TV-Anbieter in den USA. 1970 gründete Dolan für Sterling den ersten nationalen Pay-TV-Sender HBO und setzte Gerald Levin (später CEO von Time Warner) als Geschäftsführer an dessen Spitze. Unter Dolans Leitung ging das Unternehmen als Sterling Communications Anfang der 70er Jahre an die Börse. Partner und Hauptaktionär Time Inc. (80%) (heute Time Warner) scheute allerdings die hohen Investitionskosten und liquidierte Sterling bereits 1973 wieder. Als einziger Unternehmensteil wurde HBO von Time Inc. übernommen.

Daraufhin beschloss Charles Dolan, sich auf eigene Füße zu stellen, kaufte aus Sterlings Nachlass das New Yorker Kabelnetz mit 1.500 Abonnenten für 600.000 $ zurück und gründete Long Island Cable Communications Development. Das Unternehmen ging in New York und Chicago schnell auf Expansionskurs und nannte sich in Cablevision um. 1980 gründete Dolan das Tochterunternehmen Rainbow Programming (später Rainbow Media Holding) und entwickelte die Kabelsender American Movie Classics, Bravo und den äußerst erfolgreichen SportsChannel. 1986 ging Cablevision an die Börse. Dolan benötigte das Kapital, um seine Kabelaktivitäten mit inzwischen 600.000 Abonnenten weiter auszubauen. Gemeinsam mit NBC gründete der Konzern 1989 den Wirtschaftsnachrichtensender CNBC, verkaufte aber zwei Jahre später seine Anteile an NBC.

Durch Dolans aggressive Expansionsstrategie beim Ankauf von Kabelnetzen war der Konzern in den späten 80er und frühen 90er Jahren extrem verschuldet. Allein die Pay-Per-View-Übertragungen der Olympischen Sommerspiele in Barcelona brachten 1992 weitere 50 Mio. $ Verluste – ein Fehlschritt von Dolan, der in der Branche zeitweise belächelt wurde. In einer strategischen Neuorientierung besann sich Cablevision auf seine ansonsten erfolgreichen Sportprogramme und kaufte 1994 für 1,1 Mrd. $ in einem Joint Venture mit der ITT Corp. den Madison Square Garden (MSG), einschließlich der Arena, dem Basketball-Team der New York Knicks, der Eishockey-Mannschaft New York Rangers und dem Madison Square Garden Networks, einen Kabelsender mit über fünf Mio. Abonnenten.

Zu den Kabelsendern, die in der Rainbow Media Holdings zusammengefasst sind, kam im selben Jahr noch der Independent Film Channel hinzu. Mitte der 90er Jahre gab es immer wieder Fusionsgespräche mit US West Media, die aber letztlich an Dolans hohen Preisvorstellungen scheitern. Charles Dolan gab 1995, wohl auf Dringen des Aufsichtsrates, die Leitung des Konzerns an seinen Sohn James ab, ist aber nach wie vor aktiv an der Unternehmensführung beteiligt. Seit 1997 konzentriert Cablevision seine Kabelnetzaktivitäten, die ursprünglich über das ganze Land verteilt waren, auf New York, New Jersey und Connecticut. Dies geschah zum Teil durch den Verkauf anderer Kabelnetze oder durch Aktientausch mit TCI (heute AT&T Broadband). Des Weiteren verkaufte der Konzern über Rainbow Media gehaltene regionale Sportübertragungsrechte an Fox/Liberty, heute das Fox Sports Network der News Corp; Fox/Liberty bekam 40% von MSG und Cablevision erhielt Anteile am Fox Sports Net. 1998 kaufte der Konzern den Kinobetreiber Clearview Cinema und die Unterhaltungselektronikkette The Wiz. 1998 und 1999 wurde der Familienkonzern grundlegend umstrukturiert. Die meisten Aktivitäten wurden in der CSC Holding, der Rainbow Media Holding und der Cablevision Systems NY zusammengeführt, welche wiederum an der Börse gehandelte Töchter des Mutterkonzerns sind.

Nach schlechten Ergebnissen in den späten 80er und frühen 90er Jahren zeigte der Kurswechsel von Cablevision nur sehr gemischte Erfolge. Der Konzern konzentrierte sich als Kabelanbieter auf einige zusammenhängende Regionen und operierte dort als nahezu flächendeckender Anbieter (z.B. New York City 80%) äußerst profitabel. Cablevision bietet seitdem dort erfolgreich digitale Dienste wie High Speed Internet-Zugang und VOIP an. Bei dieser ‚Triple-Play’ Strategie (TV-Internet-Telefonie) gilt Cablevision als richtungsweisend. Der Kauf der Unterhaltungselektronik-Kette The Wiz führte allerdings nicht zu den erhofften Erfolgen. Cablevision hatte Ende 1998 die kränkelnde Handelskette für knapp 100 Mio. $ relativ günstig übernommen, mit dem Ziel, die Infrastruktur zum Verkauf der neuen digitalen Angebote zu nutzen. Die defizitäre Kette musste Anfang 2005 Konkurs anmelden.

Über den Satellitendienst Voom ging außerdem der andauernde Führungsmachtkampf im Hause Dolan in eine entscheidende Runde. Dolan Junior gewann und setzte gegen den Willen seines Vaters durch, das man sich im Laufe des Jahres 2005 aus dem Satellitengeschäft zurückzog. In einer dramatischen Vorstandssitzung wurde entschieden, kein weiteres Geld mehr in Voom zu investieren und den einzigen Satelliten an den Konkurrenten Echostar Communications zu veräußern. Die Verluste von Voom beliefen sich im ersten Jahr auf 661 Millionen US-Dollar. Die 21 HD-Kanäle von Voom wurden per Kooperationsabkommen an den Satellitenbetreiber Dish Network vermarktet.
Die Entscheidung, sich von Voom zu trennen, hatte sowohl betriebliche als auch familiäre Konsequenzen: Zum einen wurden von Dolan Senior drei Mitglieder des Vorstands, die für einen Verkauf des Satellitengeschäfts plädierten, durch Ja-Sager ersetzt, zum Beispiel durch seinen Schwiegersohn. Zum anderen ist seitdem das Verhältnis von James zu seinem Vater und seinen ebenfalls im Unternehmen aktiven Brüdern Patrick und Thomas, letzterer war damals Chef von Voom, schwer gestört.

Ende Juli 2007 akzeptierte der Verwaltungsrat von Cablevision eine Offerte der Dolan-Familie, den börsennotierten Konzern zu privatisieren. Aufgrund einer „Zwei-Klassen-Struktur“ der Aktienpapiere hatten die Dolans bereits vor dem Buyout drei Viertel der Stimmrechte, obwohl sie nur rund ein Viertel der Aktienanteile hielten. Die Offerte von 36.26 US-Dollar pro Aktie (Gesamtpreis inklusive der Übernahme von Verbindlichkeiten: fast 23 Milliarden) war der dritte Versuch der Dolan-Familie, den Cablevision-Konzern in seiner Gesamtheit zu kontrollieren. Die Mehrheit der Aktionäre, die Minderheitsbeteiligungen besitzen, verweigerte jedoch im Oktober 2007 erneut ihre Zustimmung für eine Privatisierung. Prominentester Kritiker war Mario Gabelli, Chef von „Gamco Investors“ und im Besitz von sieben Prozent der Aktien. Er bezeichnete das Angebot von 36 US-Dollar pro Aktie als zu gering und schlug stattdessen einen Preis von 51 US-Dollar vor. Die Investoren-Legende „Super Mario“ Gabelli wies unter anderem darauf hin, dass auf diese Weise fast zwei Milliarden US-Dollar der Aktionäre in die Hände der Dolan-Familie fließen würden. Als Reaktion auf die gescheiterte Privatisierung erweiterte Charles Dolan den Aufsichtsrat um zwei weitere Familienmitglieder. Mittlerweile sitzen acht Angehörige des Dolan-Clans in dem Gremium, dessen Funktion als Kontrollorgan damit ad absurdum geführt wird. Zusätzlich wurde mit Catherine Bohigian erstmals eine Person eingestellt, die im Sinne von Cablevision Lobbyarbeit in Washington D.C. betreiben soll. Die Personalie ist vor allem deshalb interessant, da Bohigian ehemalige Beraterin des Vorsitzenden des FCC, Kevin Martin, ist und auch weiterhin auf der Gehaltsliste der Regulierungsbehörde steht.

Im Sommer 2008 stieg Cablevision in das Printgeschäft ein und kaufte die New Yorker Zeitung „Newsday“. 650 Millionen US-Dollar war Cablevision-CEO James Dolan bereit, an Sam Zell, Chef von Tribune zu zahlen. Damit stach er Rupert Murdoch aus, dessen Unternehmen News Corp. ein geringeres Angebot in Höhe von 580 Millionen US-Dollar abgegeben hatte. Cablevision bieten sich durch den Kauf exzellente crossmediale Möglichkeiten, da das Unternehmen im Großraum New York nun neben seinen Fernsehsendern und Sportteams auch über eine Zeitung mit einer Reichweite von mehr als drei Millionen Lesern verfügt. Eine positive Berichterstattung über die New York Knicks in der Newsday wird wohl zukünftig die Regel sein.

Management

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Seit mehr als einem Jahrzehnt steht Charles Dolans Sohn James als CEO an der Spitze von Cablevision. Der Kabeldienst als Kernbereich des Unternehmens hat sich unter Dolans Hand prächtig entwickelt. Kein anderer amerikanischer Anbieter hat in der Vergangenheit mehr Einkommen durch Zahlungen von Abonnenten eingenommen als Cablevision. Dolan war es auch, der als einer der ersten das Potential von „TriplePlay“-Diensten (Internet, Telefonie, Digital-TV) erkannte und diese erfolgreich lancierte.

Jim Dolan gilt nicht gerade als umgänglich und kollegial. Ehemalige Mitarbeiter zeichnen ein düsteres Bild von Dolans Führungsstil. Dolan sei ein ignoranter, egomanischer Chef, der seine Angestellten wie Dreck behandle, so ehemalige Untergebene. In der Tat ist der ehemals alkohol- und drogenabhängige Dolan ein Choleriker, der sich wegen seiner ständigen verbalen Ausbrüche selbst einen Maulkorb für die Presse auferlegt hat. Als legendär gilt in diesem Zusammenhang ein Zwischenfall aus dem Jahr 2005, als dem Cablevision-Boss die gestiegenen Übertragungskosten der Hockeyspiele der New York Rangers vom damaligen MSG Network-Chef Mike McCarthy präsentiert wurden. Dolan bekam einen seiner gefürchteten Ausraster und nur wenige Stunden nach dem Meeting trat McCarthy zurück.

In seiner Freizeit ist Dolan Jr. begeisterter Rock-Musiker und war in seiner Jugend Roadie bei diversen Garagen-Bands. Jüngst unterzeichnete er einen Vertriebsdeal für seine Band „JD & the Straight Shot“ bei Warner Music. Der Grund für den Vertrag war wohl weniger das musikalische Potential, als die Freundschaft zum Ex-Universal-Boss und heutigen Warner Music-Chef Edgar Bronfman Jr.

Geschäftsfelder

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Kabelnetze
Der Unternehmenszweig Optimum versorgt rund 3,1 Millionen Kunden und 600,000 Firmen im Großraum New York per Glasfaserverbindungen mit Digitalfernsehen („iO Interactive Optimum“), 2,8 Millionen Kunden mit Hochgeschwindigkeits-Internet („Optimum-Online“) und 1,9 Millionen Kunden mit digitalen Telefoniediensten („Optimum Voice“). Die Fernsehprogramme, die die Kabelkunden empfangen können, werden zunehmend im HD-Format übertragen (ESPNU, Disney Channel, ABC Family, Disney XD, ESPNEWS). Im März 2010 übertrug Cablevision mit der Eishockey-Partie New York Rangers vs. Islanders als erster Anbieter überhaupt ein Sportereignis im 3D-Format.

Fernsehsender
Die Tochtergesellschaft AMC Networks (ehemals Rainbow Media Holdings LLC) wurde im Sommer 2011 von Cablevision als eigenständige Firma aus dem Unternehmen ausgegliedert werden. Ziel der Ausgliederung war mutmaßlich ein schneller Verkauf des für größere Medienkonzerne hochattraktiven Content von AMC. Insbesondere die AMC-Erfolgsserien "Mad Men", "Breaking Bad" und "The Walking Dead" könnten von potenziellen Interessenten wie ABC (Walt Disney), Fox (News Corp.) oder Time Warner (HBO, TNT) noch erfolgreicher vermarktet und vertrieben werden. Der Verkauf könnte Cablevision bis zu 10 Milliarden US-Dollar in die Kassen spülen.

Madison Square Garden
Ebenfalls früher Teil von Cablevision war die Madison Square Garden-Sparte (MSG), die jedoch im März 2010 als eigenes Unternehmen aus Cablevision ausgegliedert wurde. Zu MSG gehört der komplette Komplex der gleichnamigen berühmte Arena in New York, sowie das NBA-Team New York Knicks (Basketball), das WNBA-Team New York Liberty (Frauen-Basketball) und das NHL-Team New York Rangers (Eishockey). Zudem ist die Madison Square Garden L.P. im Besitz des in Connecticut ansässigen Hockey-Teams Hartford Wolf Pack. Lobbyisten des Unternehmens versuchen seit Anfang 2011 das gesetzliche Verbot der Kampfsportart MMA im Bundesstaat New York zu kippen. Sollte dies gelingen könnten Kämpfe der Ultimate Fighting-Liga (UFC) im Madison Square Garden ausgetragen und ausgestrahlt werden - ein Millionengeschäft.

Zur Halle gehört auch ein eigener Fernsehsender, MSG Network, der die Spiele in der Arena aufzeichnet und in die heimischen Wohnzimmer der Fans überträgt.
Andere Gebäudekomplexe, die zu MSG gehören, sind die in das Rockefeller Center integrierte Radio City Music Hall, in der seit den dreißiger Jahren Musik-, Theater- und Sportevents stattfinden und das Beacon Theatre am Broadway.

Mit der Ausgliederung der MSG-Sparte will sich das Unternehmen auf sein Kerngeschäft (Kabel- und Internetdienste) konzentrieren. Zudem beschert der "Spin-Off" Cablevision erheblich mehr Cash Flow: Investoren bekommen je eine Aktie von MSG für vier Aktien von Cablevision. Ein weiterer Grund für die Ausgliederung könnte sein, dass die Dolan-Familie ihr Cablevision-Unternehmen verkaufen möchte. Der ohne die Sport-Teams wesentlich schlankere und auf das Kabelgeschäft fokussierte Cablevision-Konzern ist für mögliche Käufer (wie etwa Time Warner Cable) weitaus attraktiver.

Kinos
Die 1994 gegründete Kino-Kette Clearview gehört seit 1998 zum Cablevision-Konzern. Clearview betreibt 48 Kinos im Großraum New York.

Lokale Medien
In der im August 2009 neu geschaffenen "Local Media Unit" vereint Cablevision seine regionalen, auf den Großraum New York beschränkten Print-, Fernseh- und Internetaktivitäten. Zum Präsident der Regionalsparte wurde Tad Smith ernannt, der zuvor CEO des Reed Business Information-Verlages (Teil des Medienkonzerns Reed Elsevier) war.

Seit 2008 befindet sich mit der im Großraum New York erscheinenden "Newsday" auch eine Tageszeitung im Portfolio von Cablevision. "Newsday" war 2008 das zehntauflagenstärkste Blatt der USA.  Die Internetkunden von Cablevision können kostenlos auf die aktuellen Ausgaben der Zeitung zugreifen. Für alle anderen ist die Onlineausgabe seit Herbst 2009 nur noch gegen Bezahlung abrufbar. Diese von der Zeitungsindustrie mit enormen Interesse verfolgte paid content-Strategie, die auch auf alle Blätter von News Corp. angewandt werden soll, hat sich bisher nicht als Erfolgsstory entpuppt. Drei Monate nach Errichtung der "Pay-Wall" musste das "Newsday"-Management eingestehen, dass bisher nur 35 Personen bereit waren, 260 US-Dollar pro Jahr (bzw. fünf US-Dollar pro Woche) für ein Online-Abonnement der Zeitung auszugeben. Von den vier Millionen US-Dollar die der Relaunch der Onlineausgabe von Newsday kostete sind bei 35 Abonnenten bisher nur 9000 US-Dollar wieder an Cablevision zurückgeflossen.

Das wahre Motiv für das Errichten der Bezahlmauer wird jedoch immer deutlicher: Cablevision hat gar kein Interesse an einer wirtschaftlich florierenden Qualitätszeitung mit möglichst vielen Lesern. Stattdessen benutzt die Dolan-Familie "Newsday" für eine andere Strategie: Ziel ist es nicht, Profit durch die Newsday.com-Abonnenten zu erwirtschaften, sondern die Internet-Kunden von Cablevision am Wechsel des Providers zu hindern. Es zeigen sich hier die Abgründe des hochgradig konsolidierten US-Mediensystems, innerhalb dessen Kabelkonzerne im Besitz von Zeitungen gekommen sind. In Long Island, New York haben rund 75 Prozent aller Bewohner eine Internet-Flatrate von Cablevision. "Newsday" ist für die Bewohner von Long Island nach wie vor einer der wenigen Regionalzeitungen. Eine in Long Island ansässige Person, die das Onlineangebot von Newsday in der Vergangenheit regelmäßig nutzte und eine Internet-Flatrate von Cablevision hatte, soll so vom Providerwechsel abgehalten werden. 

Derweil sinkt das Qualitätsniveau der Zeitung seit der Übernahme durch Cablevision rapide ab, wie ein lesenswerter Artikel des ebenfalls in Long Island ansässigen Wochenmagazin Long Island Press nahelegt. Demnach hat es CEO Dolan geschafft, innerhalb von zwei Jahren die Belegschaft der Zeitung gegen sich aufzubringen. Grund sind Massenentlassungen, Lohnkürzungen und Arbeitszeitverlängerungen, die in keiner Relation zu den Milliardengewinnen des Konzerns aus dem Kabelgeschäft stehen. Zudem greift die Dolan-Familie offensichtlich regelmäßig in die inhaltliche Ausrichtung der Zeitung ein. Im Januar 2010 etwa wurden der Sport-Redakteur John Macini sowie zwei weitere Journalisten gefeuert, da sie in einer Kolumne den Prozess gegen Eddy Curry wegen des Verdachts auf sexuelle Belästigung thematisierten. Eddy Curry ist ein Spieler des Basketball-Team New York Knicks, das vor der Ausgliederung der Madison Square Garden-Sparte Teil von Cablevision war. Mitglieder des News-Rooms, so "The Press", würden ihre Zeitung nur noch als Marketing-Tool für die anderen Geschäftsaktivitäten des Cablevisions-Konzern betrachten.

Die lokalen Fernsehaktivitäten konzentrieren sich im Wesentlichen auf News 12 Networks, das aus insgesamt sieben Nachrichtenkanälen besteht, die aus verschiedenen Bezirken von New York City berichten.

Aktuelle Entwicklungen

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Seitdem die Kabelverleger von Cablevision Anfang 2012 entschieden, sich gewerkschaftlich zu organisieren, herrst Arbeitskampf im Unternehmen. Laut der Gewerkschaft Communications Workers of America versucht Cablevision durch eine Hinhaltetaktik die Organisation eines Betriebsrates zu verhindern. Bei Cablevision verdienen die Kabelinstallateure durchschnittlich ein Drittel weniger als bei Unternehmen die gewerkschaftlich organisiert sind. CEO James Dolan soll seinen Mitarbeitern angeblich gedroht haben, sie von Weiterbildungsmaßnahmen und Beförderungen auszuschließen, wenn sie sich der Gewerkschaft anschließen sollten.

Die Finanzkrise von 2007/2008 mit allen ihren negativen Folgeerscheinungen hat Cablevision paradoxerweise geholfen. COO Tom Rutledge erklärte damals, die mit der Finanzkrise verbundene grassierende Arbeitslosigkeit in den USA sei für ein Unternehmen wie Cablevision eher noch förderlich. Dazu Rutledge: "Wenn man den ganzen Tag zu Hause herumsitzt und nichts zu tun hat, will man dann wirklich kein Internet, kein Telefon und kein Fernsehen haben?".

Doch mittlerweile drohen schnelle Breitbandzugänge - die Cablevision ebenfalls vertreibt - das eigene Geschäft mit Kabelfernsehen zu kannibalisieren. Viele Kunden -insbesondere jene, die durch die Finanzkrise in Armut abgeglitten sind - haben sich in den letzten Jahren dafür entschieden, ihren Kabelfernseh-Vertrag zu kündigen, da es die meisten TV- und Videoinhalte mittlerweile kostenlos - legal wie illegal - im Internet gibt. Selbst wenn die jeweiligen Kunden keinen neuen, internetfähigen Fernseher besitzen, reicht ein Kabel von Laptop zu Fernsehgerät mittlerweile aus, um US-Kabelfernsehen obsolet werden zu lassen. Die Popularität dieser als cord-cutting bezeichneten Praxis kann man auch anhand der Abonnentenzahlen von Cablevision ablesen. Das Cablevision-Management reagiert auf diese Entwicklung repressiv: Wer seinen Kabelfernsehvertrag kündigt, dem wird der Preis für die Internet-Flatrate erhöht. Zudem werden Internetnutzer mit Cablevision-Vertrag künftig bis zu sechsmal informiert, wenn Sie von ihrem Computer illegale Dateien heruntergeladen haben. Nach der sechsten Verwarnung wird der Internet-Zugang verlangsamt oder gesperrt.

Weiterführende Literatur

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» Patrick R. Parsons (et. al.), The Cable and Satellite Television Industries, 1998.