86. Ubisoft Entertainment

Umsatz 2014/2015: € 1,464 Mrd.

Ãœberblick

Ubisoft ist mit Niederlassungen in über 20 Ländern einer der größten Spieleentwickler und Publisher weltweit. Das Unternehmen wurde 1986 von den fünf Guillemot-Brüdern gegründet und hat seinen Sitz in Montreuil, Frankreich.

Ein aktualisiertes, vollständiges Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

Hauptsitz:
Ubisoft Worldwide Headquarters
28, rue Armand Carrel
93100 Montreuil sous Bois
Frankreich
Tel.: +33 (0)1 48 18 24 03
www.ubisoftgroup.com

Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.04. - 31.03.
Gründungsjahr: 1986

 

Ökonomische Basisdaten (in Mio. €)
2014/152013/142012/132011/20122010/112009/102008/092007/08
Umsatz1.4641.0071.2561.0611.0398711.058928,3
Gewinn/Verlust*113(65,5)64,824,6-51,1-43,768,8109,8
Beschäftigtek.A.k.A.5.800k.A.k.A.k.A.4.350

 *Net profit

Geschäftsführung

  • Yves Guillemot, Chief Executive Officer
  • Serge Hascoet, Chief Creative Officer
  • Laurent Detoc, Executive Director, Nordamerika
  • Christine Burgess-Quémard, Executvie Director, Worldwide Studios
  • Alain Corre, Executive Director, Europa, mittlerer Osten, Asien-Pazifik

Geschichte und Profil

Die fünf Brüder Yves, Gerard, Michel, Claude und  Christian Guillemot übernahmen 1984 einen Versandhandel von ihren Eltern. Sie spezialisierten sich auf den Versand von Computerhardware und gaben ihrer Firma den Namen Guillemot Informatique. Als die Heimcomputer im Verlauf der 1980er Jahre einen immer höheren Standardisierungsgrad aufwiesen, erkannten die Guillemot-Brüder die Wichtigkeit von Software. Also gründeten sie einen zweiten Versandhandel für Unterhaltungssoftware. Ubisoft, so der Name der Firma, agierte in seiner Anfangszeit vor allem als Zwischenhändler von US-amerikanischen Softwaretiteln für den französischen Markt. Einer der ersten Spiele, die Ubisoft vertrieb, war der Shooter „Asphalt“ für den Amstrad PC. Zu dem Portfolio gehörten bis 1990 elf Spiele für verschiedene Plattformen, darunter auch so obskure Titel wie „Ranx“, bei dem der Spieler in die Haut eines Cyborgs schlüpft, um „Ninjas, Schwule und Chinesen“ zu bekämpfen.

Innerhalb von zwei Jahren gewann Ubisoft immer mehr wichtige Kunden. Novalogic, Sierra, Electronic Arts, Microprose und andere namhafte Spielehersteller statteten das Unternehmen mit wertvollen Distributionslizenzen für ihre Produkte aus, die schnell für den gesamten europäischen Raum ausgebaut wurden. Schon bald vertrieb Ubisoft die amerikanischen Spiele nicht einfach, sondern war für die länder- und sprachenspezifische Adaption der Titel verantwortlich. Ende der 1980er Jahre folgte eine internationale Expansion, die mit der Eröffnung einer Zweigstelle in London begann. Es folgten Büros in Deutschland und den Vereinigten Staaten.

Ubisoft wartete bis 1993, ehe das Unternehmen selbst eigene Softwaretitel entwickelte. In den Augen der Guillemot-Brüder war die technologische Entwicklung der Heimcomputer der 80er Jahre in Punkto Grafik und Sound noch nicht ausgereift genug, um erfolgreiche Titel für eine breite Abnehmerschaft zu produzieren. Das änderte sich jedoch Anfang/Mitte der 1990er Jahre, als sich leistungsstarke Spielekonsolen und 3D-Grafikkarten für PCs etabliert hatten. 1993 erwarb Ubisoft von Sony und Sega Lizenzen, um für deren Konsolen Software zu produzieren und baute sein eigenes Produktionsstudio auf.

Der erste selbst produzierte Hit von Ubisoft wurde 1995 das Jump’n’Run-Spiel „Rayman“, dessen gleichnamiger Titelheld der Grafikkünstler Michel Ancel konzipierte. Das Spiel erschien zu Beginn nur für die Playstation 1 und die gefloppte Atari-Konsole Jaguar, wurde in den Folgejahren aber für alle relevanten Plattformen adaptiert. Die „Rayman“-Serie war mit 6,5 Millionen verkauften Exemplaren in sechs Jahren derart erfolgreich, das der Protagonist zum offiziellen Maskottchen von Ubisoft wurde und sogar seine eigene Cartoon-Serie bekam. Der kommerzielle Erfolg von Rayman stattete Ubisoft in den 90er Jahre mit dem notwendigen Kapital aus, dass die Firma in der Folge zu einem der bedeutendsten Spielehersteller und –entwickler weltweit machte. Ein weiterer Coup gelang 1996 mit dem Racing-Game „Planet of Death“, das exklusiv die Veröffentlichung von Intels revolutionärer und Grafik verbessernder MMX-Technologie begleitete.

Zum Jahrtausendwechsel war Ubisoft bereits in den Top 20 der erfolgreichsten Videospielfirmen angekommen, an der Pariser Börse etabliert und verzeichnete einen jährlichen Umsatz von etwa 200 Millionen Euro. Im Gegensatz zu vielen anderen Publishern und Entwicklern hatte Ubisoft sich diese Position ohne nennenswerte Akquisitionen und nur durch internes Wachstum erarbeitet. Dies änderte sich 2000, als man das Produktionsstudio Red Storm Entertainment kaufte. Red Storm war 1996 vom Spionage-Bestseller-Autor Tom Clancy gegründet worden, um dessen Bücher von Spielen begleiten zu lassen und umgekehrt. Die von Ubisoft/Red Storm entwickelte „Rainbow Six“-Reihe wurde ein voller Erfolg. Weitere wichtige Zukäufe von Ubisoft waren zu dieser Zeit Sinister Games (USA), Grolier Interactive, Reflections Interactive (beide Großbritannien), 3D Planet SpA (Italien) und Blue Byte (Deutschland). Eine zeitweilige Fokussierung auf den Online-Gaming-Markt („Uru“, „The Matrix Online“) von 2000 bis 2003 wurde schnell wieder vernachlässigt

Die Expansionsstrategie zahlte sich für Ubisoft aus. 2003 wurde das 100 millionste Exemplar eines Spieles verkauft. Gleichzeitig wurden jedoch auch Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz geweckt: 2004 kaufte Wettbewerber Electronic Arts einen zwanzigprozentigen Anteil am Unternehmen, eine Maßnahme, die die Guillemot-Brüder als Versuch einer feindlichen Übernahme werteten.

Management

Die Gebrüder Guillemot haben weiterhin bei Ubisoft die Fäden in der Hand. Yves Guillemot ist seit der Gründung im Jahr 1986 CEO. Zusammen mit seinen vier Brüdern besitzt er einen 22-prozentigen Anteil am Unternehmen. Mit 19,9 Prozent nur unwesentlich kleiner ist der Anteil von Electronic Arts, erworben im Jahr 2004. Eine mögliche komplette Übernahme durch EA wird von den Guillemots abgelehnt, ist aber noch nicht vom Tisch und droht die Eigenständigkeit von Ubisoft zu bedrohen.

Yves Guillemot hat in der jüngsten Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, sein Unternehmen durch weitere Akquisitionen wachsen zu lassen. Seine Strategie besteht darin, weiter auf starke Marken wie „Splinter Cell“ oder „Die Siedler“, sowie auf Kino- und TV-Lizenzen wie „King Kong“ zu setzen. Auch die In-house Entwicklung von mehr als 3000 Kreativkräften in 17 Studios weltweit soll forciert werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf China, wo Ubisoft kürzlich ein Produktionsstudio in Shanghai eröffnete. Ein Trend könnte es sein, vermehrt in China produzieren zu lassen, wo die Produktionskosten niedriger als in den USA oder Europa sind. Außerdem soll das weltweite Vertriebsnetzwerk weiter ausgebaut werden, dass bereits jetzt Tochtergesellschaften in 23 Ländern umfasst, die Spiele in 50 Ländern und 20 Sprachen vertreiben.

Neben der Entwicklung qualitativ hochwertiger Games plant Guillemot zudem auf mittel- und langfristige Sicht in den Filmmarkt einzusteigen. Eine mögliche Film-Sparte von Ubisoft würde in diesem Fall aber keine Live-Features, sondern computeranimierte Filme produzieren.

Geschäftsbereiche

Ubisoft Montreal ist der eigenständige Entwicklungsarm von Ubisoft. Rund 1,600 Mitarbeiter sind bei dem kanadischen Produktionsstudio engagiert. Zu den bekanntesten von Ubisoft in Eigenregie produzierten Titeln gehören „Assassins Creed“ (vierjährige Produktionszeit, 300 Mitarbeiter, rund fünf Million verkaufte Exemplare) und „Tom Clancy’s Splinter Cell“-Reihe, zu der parallel vier Bücher verlegt wurden, sowie „Prince of Persia“, „Myst IV“ und die TV-Adaption „Lost“.

Im Bereich des Publishing verlegt Ubisoft unter anderem die Titel von Crytek („Far Cry“), Free Radical Design („Haze“) und 369 Interactive („CSI“-Serie).

Die „Games for Everyone“-Sparte des Konzerns bemüht sich seit einiger Zeit auch Zielgruppen zu erreichen, die nicht mit Videospielen sozialisiert wurden. Die „Imagine“-Reihe für das Nintendo DS wurde für junge Mädchen konzipiert, ebenso wie „Petz“, das eine Vielzahl von Tamagotchi-artigen virtuellen Haustier-Formaten produziert.

Engagement in Deutschland

In Deutschland kooperiert Ubisoft als Publisher mit den Produktionstudios Blue Byte, Crytek, und Sunflowers.
Die von Blue Byte entwickelte und von Ubisoft vertriebene Brettspiel-Adaption „Die Siedler“ hat sich seit Serienstart mehr als sechs Millionen Mal verkauft und wurde 2004 auf der Games Convention zum besten PC-Spiel des Jahres gewählt.
Crytek entwickelte den Ego-Shooter „Far Cry“ für den Ubisoft-Vertrieb. Das Spiel wurde in Deutschland wegen zu realistischer Simulation toter Körper indiziert, verkaufte sich dennoch weltweit mehr als drei Millionen Mal und wurde mit Til Schweiger in der Hauptrolle verfilmt.
Sunflowers Interactive Entertainment Software GmbH wurde im April 2007 von Ubisoft akquiriert. Das Unternehmen aus Heusenstamm ist für die Entwicklung der Strategie-Reihe „Anno …“ verantwortlich und wird die Serie zukünftig als Teil von Ubisoft weiter produzieren.