58. Shanghai Media Group

Umsatz 2013: RMB 21,000 Mrd. (€ 2,565 Mrd.)

Ãœberblick

Die Shanghai Media Group („SMG"), einer der ganz großen Medienkonzerne Chinas, ist aktiv in den Bereichen Fernsehen, Radio, Internet, E-Commerce, Film, Konsolenspiele, Verlagswesen, Tourismus und Live-Unterhaltung. Und weiterhin relativ eng an die Regierung gebunden. Auch wenn, außerhalb von China, wohl nur wenige von der SMG gehört haben, steht der Name für eine Reihe weltweit erfolgreicher Medienprodukte, z.B. der computeranimierte Abenteuerfilm „Abominable" (2019). Dazu gehören auch einige der bekanntesten Immobilien Schanghais, darunter der „Oriental Pearl Tower“ (Fernsehturm), das Internationale Kongresszentrum und die Mercedes Benz Arena. Die Shanghai Media Group besitzt außerdem 20 Prozent am „Shanghai Disney Resort“. 

 

Ein aktualisiertes Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

Hauptsitz:
298 Weihai Road
Shanghai, 200041
China
Tel: 0086 21 22005899

Branchen: TV, Radio, Verlage, Live-Entertainment, Immobilien
Rechtsform: corporation (private)
Geschäftsjahr: 01.01-31.12.
Gründungsjahr: 2001


Ökonomische Basisdaten (in Mrd. RMB)
20202019201820172016
Umsatz 219,28219,28219,28247,06277,83
Gewinn12,5612,5612,567,8728,75

Aktienkurs Shanghai Oriental

Pearl (Jahresende, in CNY)
8,9410,1510,5013,1217,92
Beschäftigten/an/a14.628n/a17.200

Geschäftsführung

  • Wang Jianjun, President & Chairwoman
  • Gao Yunfei, President & Director
  • Teng Junjie, Chairman Board of Supervisors
  • Ling Gang, Senior Executive
  • Lixing Lu, Deputy Director, General Office

Geschichte

Mitte der 1990er Jahre, als sich Chinas wirtschaftliche Entwicklung beschleunigte und das Land den Beitritt zur Welthandelsorganisation anstrebte, sorgte sich die Führung der Kommunistischen Partei, dass die Öffnung des Landes seinen rückständigen und staatlich dominierten Mediensektor verwundbar machen könnte. Die Partei befürchtete, wie es damals hieß, „die Ankunft der Wölfe": die starke Konkurrenz internationaler Nachrichtenkonzerne wie Newscorp und Time Warner. Angesichts des strategischen Charakters der Medien für eine Regierungspartei entschieden sich die Staatslenker für einen Weg der kommerziellen Medienentwicklung und -konsolidierung, bei weiterhin strenger politischer Kontrolle.

Im Rahmen dieser Politik der „Stärkung der Medien" ging es um Zentralisierung, wurden lokale und nationale parteigeführte Medien ermutigt, größere Gruppen mit einem breiten Medienangebot zu bilden (Boulevardzeitungen, Zeitschriften, Fernseh- und Radiosender). Wie Xu Guangchun, stellvertretender Leiter der zentralen Propagandaabteilung, unter Berufung auf Militär-Metaphern schrieb: „Wir müssen den Aufbau von Mediengruppen beschleunigen, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes in der Medienindustrie zu stärken und schließlich vielfältige und multifunktionale, überregionale und sektorübergreifende große Mediengruppen zu schaffen, die als 'Flugzeugträger' und 'gemeinsame Flotten' für Chinas Medien dienen und sich der Herausforderung stellen, die von großen Mediengruppen im Ausland gestellt wird.“ Mit anderen Worten: China brauchte seine eigenen Newscorps und Viacoms.

Von den zahlreichen staatlich verbundenen Medienkonzernen, die es heute in China gibt, ist die Shanghai Media Group (SMG) vielleicht das erfolgreichste Beispiel für den in den 1990er Jahren begonnenen Prozess der „Medienstärkung". Viele Jahre stand an der Spitze der SMG eine Art Murdoch in der Person von Li Ruigang – 1969 in Schanghai geboren, Absolvent der Universität Fudan, Gaststudent an der New Yorker Columbia University mit den entsprechenden Englischkenntnissen, Journalist mit besten Kontakte zur Politik (zeitweise war er Medienberater des stellvertretenden Bürgermeisters von Schanghai). 2006, als Li Ruigang ein Imperium mit fünf Zeitungen, 13 Fernsehkanälen, 11 Radiosendern und einer Reihe von Internet- und Mobilfernsehunternehmen kontrollierte, schrieb die Los Angeles Times: „Li bahnt einen Weg, dem Redstone und Murdoch werden folgen müssen". Im selben Jahr bezeichnete die New York Times die SMG als „aufstrebendes chinesisches Konglomerat mit auffällig vielen Armen in den diversen Medien. Und einem großen Interesse an Partnerschaften mit ausländischen Unternehmen, die viel Geld in China machen wollen.“

Der Prozess, der zur Gründung der SMG führte, begann schon 2001 mit der Fusion einer Reihe von staatlichen Medienunternehmen unter dem Dach der Shanghai Media & Entertainment Group (SMEG). Wie alle lokalen Medien- und Rundfunkgruppen entstand die SMEG auf Initiative der Regierung. Anfang 2002 wurden die wichtigsten Mediengruppen Schanghais mit verschiedenen Kunst- und Kulturgruppen (wie z.B. Performance-Truppen) und anderen Vermögenswerten zusammengelegt. Der Zusammenschluss führte zu fünf Segmenten: Medien, Live-Performance, Sport, Technologieentwicklung und Investitionen. Zu den wichtigsten Vermögenswerten auf der Medienseite gehörten Shanghai Television (STV), Shanghai Oriental Television (OTV), Shanghai Cable Television (SCATV), die Shanghai Radio Station (SRS) und Shanghai Eastern Radio Station (ERS). Neben 14 „Arts Troupes“ und einer Reihe von Sportvereinen verfügte die Gruppe über verschiedene Immobilien, darunter Anteile an Schanghais Oriental Pearl Tower.

Die Fusionen waren einfach. Wesentlich schwieriger war die Umwandlung der verschiedenen Medien innerhalb der offiziellen Medienlandschaft Schanghais in ein funktionierendes Konglomerat. Obwohl Li Ruigang in den ersten Jahren betonte, die SMG sei „ein regionales Medienunternehmen, das sein Geld noch immer in Schanghai verdient", sah sich die Gruppe bald nach Geschäftsoptionen im Ausland um. Zu den ersten Veränderungen gehörte 2003 die Neuauflage des lokalen Fernsehsenders als Dragon TV (wegen des tomatenförmigen Logos auch „Tomatenfernsehen" genannt). Die SMG profitierte vom aufstrebenden Werbemarkt und einer boomenden kommerziellen Kultur und startete außerdem den Jugendsender Channel Young. Dazu wurde das China Business Network (Yicai Media Group) gegründet, ein Zusammenschluss wichtiger Wirtschaftsmedien, darunter Yicai TV, China Business News und China Business Weekly. 

2003 begann Li sich darum zu bemühen, Geschäftsbeziehungen mit wichtigen internationalen Playern zu etablieren, die sich im Gegenzug einen Markteintritt in China versprachen. 2003 nahm SMG erstmalig am MIPTV-Markt in Cannes teil und entwickelte sich zur ersten Anlaufstelle für Hollywood-Studiobosse auf der Suche, ihr Publikum in China zu vergrößern. Grund dafür war neben dem Standort Schanghai auch das relativ junge und im Vergleich zu den Medienkonglomeraten in anderen Provinzen dynamischere Team um Li. Die SMG avancierte so innerhalb weniger Jahre zum einflussreichsten Mittelmann für ausländische Medienkonzerne in China. Im März 2004 etwa vereinbarte SMG mit Viacom, Kinderprogramme in Schanghai zu produzieren. Der mit einem Besuch von Viacom-Chef Sumner Redstone in Peking angekündigte Vertrag war ein Meilenstein: das erste Joint Venture nach der Öffnung der chinesischen Fernsehproduktion für ausländische Investitionen. Sogar die offiziellen staatlichen Medien bemerkten, dass die Verbindung „eine weitere Öffnung des geschützten Mediensektors Chinas“ bedeutete.

Ebenfalls 2004 schloss sich SMG mit Universal Music zusammen fürein Joint Venture zur Entwicklung von Künstlern und Talenten aus dem chinesischen Mutterland. Ein weiterer wichtiger Schritt für den wachsende Bedeutung der SMG als kreative Kraft im Unterhaltungsbereich. Zu diesem Zeitpunkt waren die SMG und Li Ruigang bereits praktisch zum Synonym für ausländische Hoffnungen auf den Zugang zum chinesischen Medienmarkt geworden. „Er ist mein Freund", so Redstone über Li. „Wir betrachten ihn als Visionär und Pionier, als eine wichtige Triebkraft, um ausländische Inhalte nach China zu bringen". Im Jahr 2005 begann die SMG im Rahmen eines Joint Ventures mit Nickelodeon (Viacom) mit der Koproduktion von Kinderprogrammen für 30 chinesische Kabelkanäle.

Doch die Transformation von SMG war ein langer Prozess. Eines der Probleme war, eine Unternehmenskultur abzubauen, in der der Gehorsam gegenüber Regierungsaufträgen der sicherste Weg zur Karriere war. Und eine kreativere Unternehmenskultur zu schaffen, die in der Lage war, unternehmerische Entscheidungen zu treffen, und Risiken einzugehen. Während die Vermögensumstrukturierung eine relativ unkomplizierte Sache war, führten die Änderungen der internen Betriebsmechanismen und die „Freisetzung neuer Entwicklungsenergien" zu „einer Menge Schocks", so ein Medienexperte aus Schanghai. Arbeitsabläufe, Organisationsstrukturen, Kollegen und Chefs mussten sich ändern. Was sich dem dauerhaft entgegenstellte war der Status von SMG als government-linked group und ihr angestammtes lokales Monopol.

Oft widersprüchliche Regierungsauflagen waren eine weitere Hürde für die Entwicklung von Beziehungen zu ausländischen Mediengruppen, ungeachtet des backing von offizieller Seite. 2005 etwa stellte die Rundfunkaufsichtsbehörde SARFT neue Vorschriften auf, die ausländische Unternehmen daran hinderten, inländische Kanäle und andere Medien zu kaufen. Zu der Zeit wurde war in China zunehmend von „kultureller Sicherheit" die Rede. Was zurückzuführen war auf einen neuen Konservatismus der chinesischen Führung nach dem „Tumult der Jahre 2003-2004“, der aggressiven Berichterstattung über die SARS-Epidemie. Die SMG musste Pläne für Partnerschaften mit ausländischen Medienkonzernen auf Eis legen – ein Rückschlag für Li. „Ich habe, um ehrlich zu sein, sehr viele Ambitionen", sagte er 2006. „Ich möchte noch viel mehr tun... Aber ich habe das Gefühl, dass es noch Grenzen gibt." Für ihn war die SMG weiterhin der „Medienarm der Regierung".

Auf Provinzebene hatte die SMG weiterhin Erfolg und expandierte bei Produktion und Vertrieb, und erwies sich als eine der kreativsten Mediengruppen Chinas. Die internationale Expansion aber, die Überwindung des lokalen Monopolstatus blieb schwierig. Schanghai war ein Markt, der verglichen mit Peking und insbesondere Guangzhou als „wirtschaftlich reich, aber politisch zahm" galt. 2007 machte die Region nur ein Sechstel des wachsenden chinesischen Werbemarkts aus. Die Gruppe profilierte sich zunehmend im „kreativen“ Bereich, außerhalb des schwierigen Terrains von Nachrichten und Informationen. Dafür mehr auch im „relativ sicheren Bereich“ der Wirtschafts- und Geschäftsnachrichten. 2006 ging das China Business Network eine strategische Allianz mit CNBC ein. Bis 2007 war SMG in China klarer nationaler Marktführer bei der Einführung von IPTV über seine Tochtergesellschaft für digitale Medien, BesTV, ein Joint Venture mit Microsoft, für das SMG die Inhalte bereitstellte. Im selben Jahr startete auch ein englischsprachiger TV-Kanal (damals erst der zweite englischsprachige Kanal des Landes). Außerdem gab es Kooperationen mit anderen Unternehmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum, beispielsweise mit Singapore Telecommunications Limited (Singtel) für die Einführung eines Pay-TV-Dienstes. 2008 meldete SMG einen Gesamtumsatz von 878 Millionen Dollar und einen Gewinn von 100 Millionen Dollar.

Die nächste große Veränderung ergab sich im Oktober 2009, nach einer Umstrukturierungsrunde für weiteres privates Kapital. Dies war Teil eines Plans der Regierung, die Erweiterung und Stärkung chinesischer Medienkonzerne als Frage der nationalen Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Im Zuge dessen wurde die SMG-Gruppe mit dem Mutterkonzern SMEG fusioniert. Die (politisch sensiblen) Bereiche Rundfunk und Nachrichten blieben unter der Kontrolle und Aufsicht des Schanghai-Komitees der Kommunistischen Partei und wurden vom Entertainment-Sektor abgespalten, der so für private und ausländische Investitionen geöffnet wurde.

Danach erlebte die SMG eine rasante Beschleunigung kreativer und lukrativer Partnerschaften. 2012 gründete die Gruppe zusammen mit China Media Capital (CMC), einem 2009 von Li Ruigang gegründeten Investmentfonds, und der Universal Pictures-Tochter Dreamworks Animation die chinesische Filmproduktionsfirma Oriental Dreamworks. 2013 begann die SMG eine lange und fruchtbare Partnerschaft mit Disney, als BesTV mit Disney ein Joint Venture für die Produktion und den Vertrieb von digitaler Unterhaltung gründete. Die Partnerschaft wurde im folgenden Jahr vertieft, als SMG und Disney ankündigten, dass sie ihre „strategische Beziehung" auf die Entwicklung, die Koproduktion, den Vertrieb und das Marketing von Inhalten ausweiten würden. 2015 dann gründete SMG ein Joint Venture mit Freemantlemedia (Großbritannien) zur Koproduktion von Unterhaltungsprodukten für den chinesischen Markt. Zusätzlich schloss die SMG eine Reihe von Vereinbarungen über die gemeinsame Nutzung von Inhalten ab, unter anderem 2014 mit der Australian Broadcasting Corporation (ABC).

Mit dem Ausscheiden von Li Ruigang als CEO und seiner Ablösung durch Wang Jianjun, die nach einer langen Karriere im Informationsbüro von Schanghai zur Gruppe stieß, begann 2015 eine neue Ära. Eine klare Verschiebung seit der Umstrukturierung im Jahr 2014 ist die Verlagerung des Schwerpunkts auf die Entwicklung der Präsenz der SMG im „Internet-Ökosystem", wobei Internet-TV im Mittelpunkt steht. Die Gruppe hatte zunächst für 2014 das Ziel, innerhalb von drei Jahren monatlich 30 Millionen aktive Nutzer von Online-Fernsehen zu erreichen. Dabei konzentrierte man sich jedoch vor allem auf Over-the-Top-Mediendienste (OTT), und das Unternehmen erkannte bald die notwendige Verlagerung hin zu mobilen Diensten. Wie Wang Jianjun erklärte, hatte die SMG zunächst versucht, ihr mobilfunkbasiertes Geschäft über die bestehenden Plattformen aufzubauen, die Social-Media-Plattformen wie Sina's Weibo und Tencent's WeChat anboten. Schließlich erkannte sie, dass sie „mehr mobile Vorzeigeprodukte" haben müsse. Im Juni 2015 begann SMG zum Beispiel mit der Arbeit an einer „BesTV"-Anwendung für Videostreaming auf Mobiltelefonen. Diese Dienste ermöglichen nun die Verbreitung von Inhalten über SMG-Partnerschaften, wie sie beispielsweise 2016 mit dem US-Basketballverband geschlossen wurden, sowohl über mobile als auch über andere Plattformen.

Eine weitere wichtige Entwicklung, die der SMG Vorteile auf der Technologieseite verschaffte, war 2015 eine 193 Millionen Dollar schwere Investition des Technikgiganten Alibaba in die SMG-Tochter China Business Network. Ein Schritt, der CBN und Alibaba in die Lage versetzt, Finanznachrichten in die Datenanalyse zu integrieren und so einen echten datenorientierten Finanzinformationsanbieter in China zu schaffen, der mit dominanten Akteuren in diesem Bereich, insbesondere Bloomberg, konkurrieren kann.

Management

Trotz Li Ruigangs Abgang 2015 war seine persönliche Verbindung zur SMG schwer zu erschüttern. Dies ist zum Teil auf sein Charisma zurückzuführen, zum Teil auch auf seine Bedeutung als Schlüsselakteur bei der kommerziellen Reform und der Expansion der chinesischen Medien. „In Chinas Mediensektor", hieß es 2014 in der Presse, „ist Li Ruigang gewiss eine mysteriöse Erscheinung". Doch das Geschäft zwang ihn immer dazu, die Rollen zu tauschen, mal als Medieninvestor und Unternehmer, mal als Beamter, wobei er immer die Prioritäten der Regierung berücksichtigte. Wer mit Chinas Medienlandschaft weniger vertraut ist, wird kaum verstehen, dass Li 2011 zum stellvertretenden Generalsekretär des Kommunalparteikomitees von Schanghai ernannt wurde, womit er mitten ins Zentrum der lokalen Macht in Chinas größter Stadt gerückt wurde, während er gleichzeitig bei der SMG aktiv blieb und ein Symbol für Innovation im Mediengeschäft war. In einer Wirtschaftspublikation wurde Li treffend als „Unternehmer im System" bezeichnet. Oder wie Meng Jian, stellvertretender Dekan der Fakultät für Journalismus und Kommunikation der Fudan-Universität, sagte: „Li war ein Reformer."

Es ist sicherlich schwer, jemanden wie Li als Vorgänger zu haben. Die nächste Führungsgeneration der SMG jedenfalls blieb in der Öffentlichkeit deutlich weniger sichtbar. Was sie jedoch mit Li gemeinsam haben, sind Stammbäume von „innerhalb des Systems" tätigen Medienmanagern, die entweder aus der staatlichen Medienproduktion und/oder aus dem Medienregulierungssystem stammen.

Wang Jianjun, die derzeitige Vorstandsvorsitzende der SMG, kam nach einer Karriere im Schanghaier Informationsministerium im September 2010 zur SMG. Sie begann ihre Arbeit in der Schanghaier Regierung kurz nach Abschluss ihres Grundstudiums an der Ostchinesischen Universität für Politik- und Rechtswissenschaften. Später erlangte sie einen Master-Abschluss in Wirtschaftsmanagement an der Zentralen Parteischule (die offizielle Institution zur Weiterbildung von KPCh-Beamten). In ihrer Autobiographie schrieb sie, dass sie „mehr als zwei Jahrzehnte lang in Schlüsselpositionen in der Regierung von Schanghai tätig war, in den Bereichen Kommunikation, Werbung und Markenbildung.“ Jianjun, die in die SMG-Geschäftsführung nach Ende der Schanghaier Weltausstellung rückte, arbeitete eng mit Li Ruigang bei der Umsetzung der Fusion von SMG und SMEG nach 2009 zusammen. Im Januar 2015 wurde sie zur Geschäftsführerin der SMG ernannt, obwohl Li Ruigang bis 2017 als Parteifunktionär an der Spitze der Gruppe blieb (und sich dabei auf seinen Investmentfonds China Media Capital konzentrierte). Wang Jianjun zeigte sich in der Folge weniger lautstark als Li, und selbst nachdem sie den Chefposten übernommen hatte, wurde kaum etwas über sie öffentlich bekannt.

Gao Yunfei, SMG-Direktor und Präsident, arbeitete in den 1990er Jahren beim Regionalfernsehen in Schanghai, von 1994 bis 1997 z.B. als Moderator von "News Perspective", einem der wichtigsten Nachrichtenprogramme des Senders. 1998 wurde er in die Propagandaabteilung von Schanghai berufen, kam aber im April 2000 mit der Ernennung zum stellvertretenden Direktor von Shanghai Cable TV wieder zurück zum Fernsehen. Von 2013 bis April 2016 fungierte Gao als stellvertretender Direktor der Wenhui Xinmin Press Group, einer der größten staatlichen Pressegruppen Schanghais. Gao ist wie Li Ruigang und Wang Jianjun ein karriereorientierter Pressesprecher, der zwischen der politischen Bürokratie und der Welt des Mediengeschäfts agiert.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Teng Junjie kümmert sich um die Filmproduktion und ist eine der Schlüsselfiguren der Gruppe. Teng führte bei vielen offiziellen Dokumentarfilmen und Live-Veranstaltungen Regie, er genießt in China einen übraus guten Ruf als Filmautor innerhalb des parteistaatlichen Mediensystems. 2001 produzierte er beispielsweise die Eröffnungszeremonie des Forums für Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche Zusammenarbeit (APEC), an der US-Präsident George W. Bush teilnahm, und 2010 die Eröffnungs- und Abschlusszeremonie der Weltausstellung in Schanghai. Teng drehte Filme im Musiktheater- und traditionellen Opernstil, die sich mit der Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas befassen – wie die chinesische Fassung des sowjetischen Kriegsdramas "Die Morgendämmerung ist still", die 1972 anlässlich des 70. Jahrestags der diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und der VR China entstand. Dazu ist Teng Vorsitzender der Shanghai Television Artists Association.

Geschäftsfelder

Oriental Pearl Group Co., Ltd.:
SMG-Tochtergesellschaft mit zahlreichen weiteren Töchtern in den vier Geschäftsbereichen: Medien und Internet; Film, Fernsehen und Unterhaltung; Kultur und Tourismus; Video-Shopping. Im Tourismusgeschäft ist einer ihrer wichtigsten Immobilienwerte der ikonische Shanghai Oriental Pearl Tower. Shanghai Oriental Pearl ist auch die Mutter der Mobilplattform BesTV, der Produktionsfirma SMG Pictures und des Programmvertriebs WingsMedia. Die Gruppe ist an der Schanghaier Börse notiert.

Yicai Media Group:
Yicai ist die Finanznachrichten-Sparte der Shanghai Media Group, zuvor das „China Business Network“. 2015 übernahm die Jack Mas Alibaba Group eine 30-prozentige Beteiligung an der Yicai Media Group, die heute mit Bloomberg, Dow Jones, Nikkei und anderen globalen Mediendiensten zusammenarbeitet.

Shanghai Film Group Corporation:
Die Film-, Animations- und Dokumentarfilmproduktionsgruppe entstand die 2001 mit dem Zusammenschluss mehrerer Filmstudios in Schanghai. Die Gruppe war an der Kofinanzierung amerikanischer Major-Produktionen wie „Jack Reacher“ und „Star Trek: Beyond“ beteiligt (mit Paramount Pictures).

Dragon Television:
Satellitenfernsehsender der Provinz Schanghai, der 1998 unter dem Namen „Shanghai Television" startete und 2003 umbenannt wurde. Der Sender ist auch in Nordamerika, Japan, Australien und Europa empfangbar.

Aktuelle Entwicklungen

SMG ist nach wie vor ein wichtiger Akteur in der globalen Filmproduktion, zusammen mit China Media Capital (CMC), der öffentlichen Beteiligungs- und Risikokapitalfirma, die vom ehemaligen SMG-Topmanager Li Ruigang gegründet worden war. 2019 kündigte die Gruppe eine Zusammenarbeit mit dem britischen „Secret Cinema“ an, um in China das „immersive Kinos" einzuführen, bei dem dem Publikum Charaktere zugewiesen werden, die mit dem Film interagieren. Diese jüngste Kooperation ist eine Erinnerung daran, wie kreativ und zukunftsorientiert diese nach wie vor staatlich geführte chinesische Mediengruppe sein kann. Auch die technologische Entwicklung im Film- und Fernsehbereich hat man vorangetrieben und in Bereichen wie der 8K-Auflösung, der derzeit höchsten Auflösung nach dem hochauflösenden Fernsehstandard UHDTV, stark investiert. Im September 2019 nahm die SMG in Schanghai, bzw. in der dem Konzern gehörenden Mercedes-Benz Arena ein neues, hochmodernes Labor für die Fusion und Verarbeitung von Bild- und Filmmaterial in Betrieb. Dazu gehören zwei große Projektionssäle für 8K-Hochauflösungsfilme.

Auch vom boomenden mobilen Internet in China will die SMG mehr profitieren. 2019 startete man beispielsweise Hunderte neuer mobilfunkbasierter Online-Kurse über die konzerneigene soziale Anwendung Ajmide für Audio – damit erschließt sich die SMG einen Markt von mehr als 20 Millionen Online-Lernenden.

Zwar steht die SMG seit langem auch für das kreative Potenzial und dem Unternehmergeist der chinesischen Medien im 21. Jahrhundert. Trotzdem war auch sie der Skepsis gegenüber dem Einfluss Chinas ausgesetzt, wie man sie heute in den Vereinigten Staaten und einem großen Teil des Westens findet. Im August 2019 deaktivierte YouTube mehr als 200 Kanäle, die angeblich Desinformationen über Proteste in Hongkong verbreiteten. Das Video einer Comedy, das von der Shanghai Media Group in ihre YouTube-Kanäle gestellt wurde, trug das Etikett: „SMG wird ganz oder teilweise von der chinesischen Regierung finanziert".