96. New York Times Company

Umsatz 2014: $ 1,589 Mrd. (€ 1,196 Mrd.)

Überblick

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Neben der „New York Times“ gehören der "Boston Globe“, „The International Herald Tribune“, Lokalzeitungen, Radiosender und Websites zur Verlagsgruppe. Die „New York Times“ ist die einflussreichste liberale Qualitätszeitung weltweit. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts befindet sie sich im Besitz der Familie Ochs-Sulzberger.

Ein aktualisiertes Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

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Hauptsitz:
620 Eight Avenue
New York, NY 10018
USA

Telefon: 001 212 556-1234
Internet: www.nytco.com

Branche: überregionale Tageszeitungen, Lokalzeitungen, Radiosender, Online-Angebote
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01.-31.12.
Gründungsjahr: 1851

 

Ökonomische Basisdaten (in Mio. $)
20222021202020192018
Umsatz2.3082.0751.7841.8121.749
Gewinn (net income)174220100140126
Aktienkurs (in $, Jahresende) 32,4648,3051,7732,7722,47
Beschäftigte 5.8005.0004.7004.5004.320

Geschäftsführung

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Executives

  • Joseph Kahn, the executive editor
  • Meredith Kopit Levien, President, CEO
  • Jacqueline M. Welch, EVP and chief human resources officer
  • Diane Brayton, EVP & general counsel
  • A.G. Sulzberger, Chairman & Publisher
  • Joy Robins, global chief advertising officer
  • Carolyn Ryan, managing editor
  • Marc Lacey, managing editor
  • David Perpich, publisher of The Athletic
  • David Rubin, chief brand and communications officer, publisher of Wirecutter
  • Hannah Yang, chief growth and customer officer
  • William Bardeen, EVP and CFO

 

Board of Directors

  • A.G. Sulzberger, publisher and chairman
  • Amanpal S. Bhutani
  • Manuel Bronstein
  • Beth Brooke
  • Rachel Glaser
  • Arthur Golden
  • Hays N. Golden
  • Meredith Kopit Levien
  • Brian P. McAndrews
  • David Perpich
  • John W. Rogers, Jr.
  • Anuradha B. Subramanian
  • Rebecca Van Dyck

Geschichte und Profil

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Trotz seines gespaltenen Verhältnisses zur Presse gestand Richard Nixon der New York Times einige Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt eines zu: „Some read it and like it, some read it and don’t like it, but everyone reads it.“ Seit über 150 Jahren behauptet sich „The Gray Lady“, wie sie von ihren Verehrern liebevoll genannt wird, im hart umkämpften US-Zeitungsmarkt und ist seitdem eines der meistzitierten Qualitätsblätter der Welt, dem sogar die Funktion eines politischen Agenda-Setters zugeschrieben wird. Spezielle Supplements der New York Times liegen den meinungsführenden Tageszeitungen vieler Länder bei, z. B. der „Süddeutschen Zeitung“, „El Nacional“ in Venezuela oder „Izvestia“ in Russland. Der ehrgeizige Traum ihrer Gründerväter, die lokalen New Yorker Boulevardblätter in den Schatten zu stellen, wurde in vielerlei Hinsicht übertroffen: Heute ist ihr Blatt nicht nur Taktgeber des globalen Zeitgeistes, sondern gehört zum Lifestyle der New Yorker wie die Baseball-Caps der Yankees.

Die New York Times, die häufig nur „Times“ heißt und nicht mit der Londoner „The Times“ verwechselt werden darf, wurde am 18. September 1851 von dem Journalisten und Politiker Henry Jarvis Raymond und dem ehemaligen Finanzfachmann George Jones unter dem Namen „New-York Daily Times“ gegründet und sechs Jahre später in „The New York Times“ umgetauft. Einer größeren Leserschaft bekannt wurde die „Times“ dann in den 1860er Jahren unter ihrem damaligen Redaktionsleiter, dem umtriebigen wie umstrittenen John Swinton (1829-1901). Die eigentliche Geburtsstunde muss allerdings auf jenen Tag datiert werden, als der deutsch-jüdische Immigrantensohn Adolph Simon Ochs (1858-1935), Verleger der „Chattanooga Times“ aus Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee, am 19. August 1896 das vor dem Bankrott stehende Blatt für 75.000 $ kaufte und es zur einflussreichsten US-Qualitätszeitung ausbaute. Seine Absicht war es, eine seriöse Alternative zur damals tonangebenden Yellow Press zu etablieren, v. a. der reißerischen „New York World“ unter der Leitung von Joseph Pulitzer und dem „New York Journal American“ des Medienzaren William Randolph Hearst. Ochs erreichte dieses hehre Ziel, indem er sich in einer Zeit, in der das Gros der Presse hochparteiisch war, zu einem objektiven Nachrichtenjournalismus bekannte und sich durch eine geschickte Preispolitik (er senkte den Preis pro Ausgabe von drei auf einen Cent) erfolgreich gegen die Wettbewerber durchsetzte.

Dabei hatte sich Adolph Ochs, Vater von Arthur Ochs "Punch" Sulzberger und Urgroßvater von Arthur Ochs-Sulzberger Jr. (dem seit 1992 bis heute amtierenden Verlegers der „Times“), schon in seiner Jugend als cleverer Blattmacher erwiesen, als er sich mit 19 Jahren 250 $ lieh, um Anteile an „The Chattanooga Times“ zu erwerben, deren Verleger er später wurde. Im Alter von 38 Jahren übernahm er die „Times“, ein kränkelndes, verlustbringendes Blatt, dem man kaum noch Chancen gab: Mit einer verkauften Auflage von 9.000 Exemplaren stand es im Vergleich zu den anderen 12 Tageszeitungen New Yorks an letzter Stelle. Und so nahm die Branche höchst verwundert zur Kenntnis, dass die ersten publizistischen Neuerungen des neuen Verlegers die Abschaffung der Comics und bunten Geschichten waren. Stattdessen konzentrierte sich Ochs auf das Schwarzbrot des Journalismus: News, News, News, die er seinen Lesern in trockenem Stil und nüchterner Aufmachung servierte – ein bahnbrechendes Erfolgsmodell, wie sich später herausstellte. Als zwei Jahre später der spanisch-amerikanische Krieg begann, hatte Ochs die Auflage fast verdreifacht. Während potentere Wettbewerber wie das „Morning Journal“ und „The World“ Korrespondenten an die Kriegsschauplätze schickten, um Amerika mit Frontnachrichten zu versorgen, entschloss sich Ochs zu einer Radikalmaßnahme und reduzierte den Preis seiner Zeitung um für die Branche unvorstellbare zwei Drittel – und bewies erneut Weitsicht: Wiederum verdreifachte sich die Auflage binnen eines Jahres und immer mehr Firmen inserierten Anzeigen.

Ochs hatte es allen gezeigt, vor allem seinen Konkurrenten. Ihn selbst hatte der verlegerische Kunstgriff indes mehr mitgenommen, als es seine Zeitgenossen vermuteten. Schließlich hätte der Schuss auch nach hinten losgehen können. Auf eine Radikalmaßnahme folgte gleich die nächste: Ochs investierte – und zwar ohne Rücksicht auf die Interessen der Anteilseigner der „Times“, welche in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mit nur spärlichen Dividenden bedacht wurden. Er setzte auf den nachhaltigen Ausbau des redaktionellen Apparates, installierte ein vielgliedriges Netz an Korrespondenten weltweit, kaufte neue Druckmaschinen und bezog 1904 ein neu errichtetes Hauptquartier am Longacre Square – der auf Ochs‘ Drängen vom Bürgermeister von New York City öffentlichkeitswirksam in Times Square umbenannt wurde.

Bereits 1927 übertrug Ochs die Kontrolle über das Flaggschiff seinem Schwiegersohn, Arthur Hays Sulzberger, der auch den Posten der Verlagsführung übernahm, als Ochs 1935 starb. Zu diesem Zeitpunkt hatte die „Times“ schon eine werktägliche Auflage von 465.000 Exemplaren, sonntags waren es 745.000. Sie wuchs bis zu Sulzberger Ausscheiden im Jahre 1961 auf 713.000, die Sonntagsausgabe gar auf 1,4 Mio Exemplare. Seitdem war der Verlag nicht nur auflagentechnisch auf Expansionskurs. Zwar dämpften wirtschaftliche Krisen wie die Depression Ende der 1920er und eine Flaute Anfang der 1970er Jahre die Anzeigenerlöse, doch der Auflage schadeten diese Beeinträchtigungen unwesentlich. Die New York Times Company wagte 1969 durch den Kauf des Magazins „Golf Digest“ einen ersten Schritt in den Zeitschriftenmarkt und erwarb nur zwei Jahre später ihren ersten Fernsehsender: WREG-TV in Memphis. Seit den 1960er Jahren machte die „Times“ aber vor allem publizistisch von sich reden, hauptsächlich wegen ihrer aufklärerischen redaktionellen Linie. Der Bedarf an liberaler Berichterstattung wuchs durch die konfliktgeladene gesellschaftliche Atmosphäre im Zuge der Anti-Vietnamkriegsbewegung immens, und die „Times“ wurde zum gefeierten Vorbild für Enthüllungsjournalismus. 1971 veröffentlichte sie Auszüge aus den so genannten Pentagon Papers, einem 7.000 Seiten starken Geheimbericht, der die Strategien des Verteidigungsministeriums in Bezug auf den Vietnamkrieg offenbarte. Auch infolge des medialen wie politischen Aufruhrs um den berüchtigten Watergate-Skandal bezog die „Times“ öffentlich Stellung, ohne allerdings eine tragende Rolle bei seiner Enthüllung zu spielen.
Das wertvollste Gut des Verlages ist bis heute unbestreitbar die gedruckte „Times“. Das Blatt definiert sich laut Sulzberger Jr. als „urban“. Hinter diesem liberal verstandenen Schlagwort verbirgt sich Vieles. Zwar wurde die Zeitung durch ihr Renommee als Aufklärer zum globalen Meinungsführer: Skandale und Zäsuren der Zeitgeschichte wie der Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion in der kubanischen Schweinebucht 1961 oder Kriegsverbrechen in Vietnam wurden von „Times“-Reportern aufgedeckt. Doch wie Stefan Elfenbein in dem Standardwerk „Macht und Mythos eines Mediums“ (1996) darlegt, könnte der Schein trügen: Die politische Haltung der Zeitung sei schon immer von Eigeninteressen bestimmt worden, behauptet er. Demnach waren und sind die politischen Zeitungsinhalte alleinig auf den Machterhalt der „Times“ als führende Pressepublikation mit Entscheiderfunktion in elitären Kreisen wie der Washingtoner Machtzentrale ausgerichtet. Je nachdem, ob eine Regierung diese Position stärke oder gefährde, nehme die Berichterstattung eine eher liberale oder konservative Haltung ein. Dies soll auch zu der zunächst abwartenden Haltung beim Umgang mit Hinweisen auf die Watergate-Affäre geführt haben, den letztlich von Bob Woodward und Carl Bernstein von der „Washington Post“ enthüllten.

Trotz dieser durchaus fragwürdigen Redaktionspraxis steht die Marke „The New York Times“ im öffentlichen Bewusstsein für exzeptionelle publizistische Qualität. Mit 95 Pulitzer Preisen ist das Blatt, das vor mehr als 100 Jahren dem Times Square seinen Namen gab, die meistdekorierte Publikation in den USA: Allein 2002 ging eine Rekordzahl von sieben Pulitzers an die Redaktion, vor allem für die Berichterstattung über die Terrorangriffe vom 11. September 2001 und deren Folgen. Allerdings macht ihr guter Ruf die „Times“ medienpolitisch umso angreifbarer: Die Arbeit der für die Druckausgabe und den Online-Ableger schreibenden Redakteure und Reporter wird von einer Reihe kritischer Watchblogs beobachtet – so im Fall Jayson Blair: Der Jungredakteur hatte bereits einen beispiellosen Aufstieg bei der „Times“ hinter sich, als im April 2003 bekannt wurde, dass sich unter den 600 Artikeln, die er in seinen vier Reporterjahren verfasst hatte, offenkundige Fälschungen fanden, die er entweder erfunden oder woanders abgeschrieben hatte.

Umso notwendiger waren erste Schritte zur Wiedererlangung der Glaubwürdigkeit. Die Redaktion sah sich gezwungen, zu eigenen Verfehlungen öffentlich Stellung zu beziehen. Die detaillierte Aufarbeitung des Falles Blair durch ein fünfköpfiges Rechercheteam, das uneingeschränkten Einblick in die Verlags- und Redaktionsprozesse erhielt, zeigt, wie sehr sich das bis dato so angesehene Blatt in der Pflicht sah, mit sich selbst ins Gericht zu gehen, um seine verloren geglaubte Reputation wiederzuerlangen. Der Ausbau von interner Kontrolle weist auf zahlreiche Risikofaktoren und Versäumnisse auch im allgemeinen Zeitungsbetrieb hin. So war die Selbstkritik der „Times“ an der eigenen Berichterstattung zum Irakkrieg nur oberflächlich betrachtet ein Eingeständnis von Schwäche: Der couragierte Umgang mit eigenen Fehlern forderte anderen Medien Anerkennung ab. Nach dem Prinzip der kollektiven Übernahme von Verantwortung hat es das Blatt immerhin vermieden, öffentlich Schuld an Einzelne in der Redaktion zu adressieren.

Konkret wurden nach dem Blair-Skandal auch eine Reihe von Weg weisenden Änderungen der inhaltlichen Struktur vorgenommen: Die Korrekturrubrik wurde gestärkt und augenfälliger in geringfügigere Richtigstellungen („For the record“) und erhebliche Korrekturen („Corrections“) aufgeteilt. Auch wurde eine typographische Anpassung der Nachrichtenseiten eingeführt, um dem Leser die Unterscheidung von informierenden Texten und Meinungsartikeln zu erleichtern. Umfangreicher waren die internen Umstellungen: Jedes einzelne Redaktionsmitglied wird seitdem einer regelmäßigen Leistungsüberprüfung unterzogen, um schneller eingreifen zu können, sollten sich Konflikte mit dem Ethikkodex abzeichnen, der 2005 in Kraft trat. Hinzu kommt eine automatisierte „Fehlerdatenbank“, um den Verbreitungsweg von Irregularitäten durch die einzelnen Redaktionsinstanzen besser verfolgen zu können und ein wiederholtes Auftreten zu verhindern. Zusammen mit einer neuen Verfasser-Richtlinie zur klaren Kennzeichnung der redaktionellen Mitarbeiterschaft und einer Termin-Richtlinie, die keinen Zweifel daran lassen soll, welcher Reporter sich wann wo aufhält, spannt sich das Kontrollnetz enger um die Belegschaft. Der „Public Editor“ der „Times“, Clark Hoyt (seit 2007), hat zudem die Rolle eines Ombudsmanns, der auf Leseranfragen reagiert und ihnen in der Zeitung Gehör verschafft. Hoyt ist nach Daniel Okrent (2003-2005) und Byron E. Calame (2005-2007) der dritte Ombudsmann der Zeitung.

Management

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Zwar ist das Unternehmen seit 1967 börsennotiert, doch ist seine Führung (noch) in starken Familienhänden. Seit Adolph Ochs 1896 sein Portfolio mit der „Times“ erweiterte, wird die Zeitung von den Ochs-Sulzbergers kontrolliert. Der seit 1997 amtierende Chairman Arthur Ochs Sulzberger Jr. sieht sich nicht ohne Grund in der direkten Tradition der Erfolgsgeschichte seiner väterlichen Vorgänger, war es doch stets die Bindung des Unternehmens an die familiären Bande, die Entscheidungsfreiheit und wirtschaftlichen Handlungsspielraum ermöglichten. Dies kam auch in der Zusammenarbeit Sulzbergers mit dem vormaligen CEO Russell Lewis zum Ausdruck, der schon ein enger Vertrauter seines Vaters, Arthur Ochs "Punch" Sulzberger, gewesen war. Gleichwohl wollte Sulzberger Jr. aufbrechen zu neuen, eigenen Erfolgen. Ende 2004 hob er Janet Robinson nach der Pensionierung von Lewis nach nur knapp zehn Monaten als Vizepräsidentin des Verlages in den Posten des CEO. Seitdem leitet sie alle operativen Geschicke der Company. Zugute kommt der ehemaligen Lehrerin an zwei staatlichen Schulen in Neuengland, dass sie zuvor acht Jahre lang eng mit der Entwicklung der Zeitungssparte im Führungsteam des Verlages und speziell mit der „Times“ selbst befasst war. Das Managermagazin „Forbes“ wählte sie 2006 immerhin auf Platz 74 der mächtigsten Frauen weltweit. Gemeinsam mit Sulzbergers Vizechef, Michael Golden, der nicht zufällig von Ochs‘ altem Heimatblatt, der „Chattanooga Times“, nach Manhattan kam, arbeitet das verlegerische Dreigestirn rege daran, die Modernisierung der journalistischen Qualitätsinstanz weiter zu treiben.
Eine Schlüsselfigur ist auch Scott Heekin-Canedy, Präsident und General Manager der „Times“. Der promovierte Jurist soll die ambitionierten Pläne der Verlagsführung pragmatisch umsetzen: Sulzberger wünscht sich seit seiner Amtsübernahme vor knapp elf Jahren Auflagensteigerungen im fünfstelligen Bereich. Doch die Medienkrise nach dem 11. September machte ein tägliches Mehr an 250.000 verkauften Exemplaren unmöglich. Dennoch kann das Management für sich behaupten, dass die Auflage über den gesamten Zeitraum zumindest stabil blieb und nicht einbrach wie bei anderen Qualitätsblättern, etwa „Los Angeles Times“ oder „Dallas Morning News“. Gleichzeitig wurde durch den späteren Ausbau des Online-Geschäfts und die Fernsehaktivitäten des Verlages auf eine breite Basis gestellt, um sie letztlich durch den jüngsten Verkauf der TV-Anteile wieder auf das Kerngeschäft zu konzentrieren: Zielführend ist dabei die Zusammenführung publizistischer Macht im klassischen Print- und im Online-Sektor. Auf die Attraktivitätssteigerung der „Times“ durch regelmäßige Aufmacher im Vierfarbdruck folgte eine Blog-Initiative, die ihresgleichen sucht: Über 50 dieser professionellen Online-Tagebücher, von Journalisten und anderweitig publizistisch erfahrenen Händen verfasst, befassen sich mit Themen wie Fernsehen, Fußball und Fast Food, besondere Berücksichtigung finden Sport und Meinungen.

Die Expansion, real wie virtuell, hält weiter an. Zudem verdoppelten sich die Druckstandorte im Laufe des vergangenen Jahrzehnts, angeführt von einem architektonischen Prestigeobjekt, der etwa 50.000 Quadratmeter großen Druckerei im New Yorker Stadtteil Queens. Auch wurden die Bezugsmöglichkeiten ausgeweitet: Die „Times“ ist nicht nur an beinah jedem Kiosk der USA sowie in den Cafés der Starbucks-Kette und 7/11-Supermärkten erhältlich, sondern seit 2001 auch weltweit als ePaper über den Anbieter „Newsstand.com“. Zuvor war die gedruckte Ausgabe international an spärlich ausgewählten Standorten verfügbar – und stets mehrere Tage veraltet.

Die Geschäftsleitung des von der Gründerfamilie kontrollierten Verlagshauses steht zunehmend unter dem Druck der Aktionäre, den stetigen Umsatz- und Ertragsschwund zu stoppen und den Shareholder Value zu mehren; der Aktienkurs war im Jahr 2006 um 15 Prozent gefallen, auch Werbeeinnahmen und Auflagenzahlen der Zeitungen sowie die Umsätze des Verlages lagen mehr oder weniger deutlich unter den Vorjahresergebnissen.

Problematisch ist derzeit vor allem, dass die Ochs-Sulzbergers ihre Anteilsmehrheit gegen die Bestrebungen des unerbittlichen Londoner Fondsmanagers Hassan Elmasry – und mit ihm gegen die Investmentbank Morgan Stanley – verteidigen muss, da dieser die Familie zu einem radikalen Sparkurs zu zwingen versucht. Der Clan kann sein Eigentum bislang nur schützen, weil er die stimmberechtigten Aktien besitzt, während Banken und Investmentfonds im Besitz der nicht stimmberechtigten Anteile sind. Die Familie Ochs-Sulzberger kontrolliert also mit nur 19 Prozent der Aktien das gesamte Unternehmen. Gelingt es Elmasry irgendwann jedoch, diese Zweiklassen-Struktur aufzubrechen, würden Banken endgültig die Macht in dem Familienverlag erlangen. Im Zuge der Übernahme des „Wall Street Journal“ durch Murdoch wurde 2007 zudem über einen Verkauf der „Times“ und damit das endgültige Ende der Tradition familiärer Verlegerstrukturen in den USA spekuliert.

Geschäftsfelder

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Zeitungen
Die „Times“ ist eine der bekanntesten Zeitungsmarken der Welt und damit gerade für global agierende Unternehmen ein wichtiger Werbepartner. Im Januar 2008 kostete eine ganzseitige Farbanzeige bis zu 260.000 US-Dollar. Das ist zwar kein Rekord – das „Wall Street Journal“ verlangt pro farbiger Anzeigenseite maximal 309.000 Dollar –, im internationalen Vergleich gehört die „Times“ aber zum Spitzenfeld: Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ verlangte Anfang 2008 für eine Farbseite knapp 96.000 Euro, der „Guardian“ 18.000 Britische Pfund. Dennoch verlässt sich die New York Times Company schon lange nicht mehr auf ihr Zugpferd allein: Der Name des Verlages ist insofern irreführend, als er neben der “Times” noch 18 weitere Tageszeitungen herausgibt, darunter die überregionalen Qualitätsblätter „Boston Globe“ und „International Heald Tribune“. Der größte Zukauf war 1993 die Übernahme des „Boston Globe“ für 1,1 Mrd. US-Dollar. Heute wird der „Globe“, das wichtigste Qualitätsblatt der Universitätsstadt Boston, gemeinsam mit der im Januar 2000 erworbenen „Worcester Telegram & Gazette“ (Auflage 2006: 106,000) als eigene Sparte geführt und bildet die New England Media Group. Alle anderen 15 Lokal- und Regionalblätter sind in der Regional Media Group gebündelt. Die meisten sind im Süden der USA beheimatet – vier in Florida („The Gainesville Sun“, Auflage 2006: 47.600; „The Ledger”: 69.800; “Sarasota Herald-Tribune”: 108.000; “Star Banner”: 49.100), je drei in Alabama (“Times Daily”: 29.900; “The Gadsen Times”: 20.700; “The Tuscaloosa News”: 33.600) und North Carolina (“The Dispatch”: 11.000; “Times-News”: 18.500; “The Star News”: 51.000) sowie zwei in Louisiana (“The Courier”: 18.600; “The Daily Comet”: 10.700) und eine in South Carolina (“Spartanburg Herald Journal”: 46.200). Die restlichen beiden Blätter werden in Kalifornien verbreitet („The Press Democrat“: 83.000; „Petaluma Argus-Courier“: 7.400, erscheint wöchentlich).

Wichtigste Sparte ist jedoch nach wie vor die New York Times Media Group, zu der neben dem gleichnamigen Mutterblatt auch die im Ausland erhältliche „International Herald Tribune“ gehört. Lange Jahre erschien die „Tribune“ gemeinsam mit der „Washington Post“. Im Jahre 2003 machte der neue Mann der Verlagsgruppe, Arthur Ochs Sulzberger Jr., Schluss mit diesem Joint Venture: Er bot den Verlegern der „Washington Post“ eine Ablöse für ihre Anteile – mit der Drohung, dass er bei einer Ablehnung auf eigene Faust eine neue US-Auslandszeitung als Konkurrenzprodukt starten würde. Für 65 Mio. US-Dollar ließ sich die „Washington Post“ schließlich widerwillig auskaufen.

In der Broadcast Media Group (Umsatz 2006: 139 Mio. US-Dollar, Gewinn: 33 Mio. Dollar), die die New York Times Co. 35 Jahre lang aufgebaut und Anfang 2007 an die kalifornische Private-Equity-Firma Oak Hill Capital Partners LP für 575 Mio. Dollar verkauft hat, waren neun lokale Fernsehstationen mit zusammen 900 Mitarbeitern gebündelt, von denen vier mit dem Netzwerk CBS, je zwei mit ABC bzw. NBC und einer mit der zu Rupert Murdochs News Corporation gehörenden MyNetworkTV verpartnert sind. Das Unternehmen war einer der ersten Zeitungsverlage in den USA, die in den 1970er Jahren in die elektronischen Medien investierte und bereits 1971 ihre TV-Station in Memphis erwarb. Sulzberger und Robinson erklärten in einem Communiqué, dass die Unternehmensstrategie künftig ganz auf Printmedien und das wachsende Internetgeschäft sowie die Synergien zwischen beiden Bereichen ausgerichtet sein müsse.

Online-Angebote
Die wirtschaftlichen Probleme, ein in zwei Jahren um etwa die Hälfte gesunkener Aktienkurs und der Einbruch im Anzeigengeschäft, sollen durch ein verstärktes Engagement im Internet aufgefangen werden. Mitte 2006 erwarb die New York Times Company für 35 Millionen Dollar die Business-to-Business Datenbank Baseline StudioSystems. Mit dem Anbieter von Informationen über die Film- und Fernsehwirtschaft möchte sich das Unternehmen diversifizieren. Ein Jahr zuvor, im Februar 2005, hatte der Konzern bereits für 410 Mio. Dollar das internetbasierte Ratgeberportal About.com gekauft, womit er nach eigenen Angaben zum zwölftgrößten Internet-Player der Welt aufstieg. In diese Entwicklung passt auch der konsequente Einstieg bei Automattic, einem Software-Unternehmen, im Januar 2008. About.com arbeitet auf Basis des Weblog-Publishing-Programms Wordpress, dessen Entwicklung Automattic leitet und weiter auszubauen plant. Obwohl der Verlag den kleinsten Investitionsbeitrag leistet, verspricht er sich dadurch Fortschritte in der Blog-Technologie, um eigene Angebote attraktiver zu machen.

Am 19. September 2007, beinahe exakt zwei Jahre nach der Einführung des Bezahlangebots TimesSelect, schaffte die „Times“ diese Bezahlhürde auf ihrer Website  wieder ab. Bisher musste für die Nutzung dieses Angebots ein Abo-Preis in Höhe von 49,95 US-Dollar jährlich bzw. 7,95 Dollar monatlich gezahlt werden. Die Öffnung fast des gesamten Archivs, also sämtlicher Artikel mit 92 Archiv-Jahrgängen des Blattes und allen Kolumnen der Edelfedern, begründeten Verlagssprecher, dass man bei den Prognosen über das Wachstum des Online-Anzeigemarktes falsch lag. Insbesondere habe man nicht erwartet, dass die Anzahl der Leser, die über Suchmaschinen wie Google oder Yahoo zu den Artikeln der „Times“ gelangen, derart stark ansteigen würde. Die nahezu völlige Abschaffung der kostenpflichtigen Inhalte soll für mehr Traffic sorgen und damit konsequenterweise mehr Einnahmen durch Online-Werbung einspielen.

Aktuelle Entwicklung

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Bis heute musste die Redaktion mehrmals innerhalb Manhattans umziehen, bis sie Mitte 2007 neue Räumlichkeiten in einem nur wenige Blocks vom Times Square entfernten Neubau bezog. Verleger Sulzberger Jr. setzt auf eine neue räumliche Redaktions- und Kommunikationsstruktur, die angesichts jüngster Krisen überfällig schien und auch auf den zunehmenden wachsenden Druck von Aktionären antwortet.
Auch auf Papier wagt die „Times“ einen Neubeginn. Aus wirtschaftlichen Erwägungen wurde das Zeitungsformat im August 2007 in der Breite um knapp 3,8 Zentimeter verengt, was trotz leichter Erhöhung der Seitenzahl eine Verringerung des redaktionellen Platzes um 11 Prozent zur Folge hat. Gleichzeitig wird der Druck im Großraum New York auf die Druckerei im Stadtteil Queens konzentriert; eine zweite Druckerei in Edison (US-Bundesstaat New Jersey) wird vermietet. Die Konzentration auf nur noch eine Druckerei soll einen Abbau von 250 von insgesamt 800 Vollzeitstellen im Produktionsbereich zur Folge haben. Konzernchefin Janet L. Robinson begründete die Umstellung mit aktuellen Studien, die gezeigt hätten, dass vor allem jüngere Pendler und Leser das kleinere Format bevorzugen. Die New York Times Company erwartet hierdurch Einsparungen von rund 42 Millionen Dollar; davon entfallen 30 Millionen Dollar auf niedrigere Kosten und 12 Millionen auf das kleinere Format, weil weniger Papier verbraucht wird. Dass unter dem kleineren 12-Zoll-Format, in dem beispielsweise auch die „USA Today“ und das „Wall Street Journal“ erscheinen, die journalistische Qualität nicht leidet, soll ein neues Raumkonzept möglich machen. ‚Kommunikationstreppen’ sollen den Austausch zwischen den unterschiedlichen Redaktionen erleichtern und Hierarchieebenen miteinander verbinden, was Einzelgängertum und Seilschaften verhindern soll. Außerdem werden die Redaktionen der Druckausgabe stärker mit denen des Online-Auftritts verwoben sowie Redaktions- und Verlagsleiter räumlich stärker in das journalistische Geschehen integriert, damit sie nicht mehr über ihren Mitarbeitern thronen.

Literatur

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Diamond, Edwin (1995): Behind the Times: Inside the New New York Times. Chicago: The University of Chicago Press.

Elfenbein, Stefan W. (1996): The New York Times: Macht und Mythos eines Mediums. Frankfurt am Main: Fischer.

Kramp, Leif (2008): New York Times. In: Hachmeister, Lutz (Hg.): Grundlagen der Medienpolitik. München: DVA.

Mnookin, Seth (2004): Hard News: Twenty-one Brutal Months at The New York Times and How They Changed the American Media. New York: Random House.

Talese, Gay (2007): The Kingdom and the Power: Behind the Scenes at The New York Times: The Institution That Influences the World, New York: Random House.

Tifft, Susan E./ Jones, Alex S. (1999): The Trust: The Private and Powerful Family Behind The New York Times. Boston [u.a.]: Little, Brown and Company.

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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