12. Liberty Media Corp./Liberty Interactive

Umsatz 2014: $ 14,949 Mrd. (€ 11,253 Mrd.)

Überblick

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Unter dem Dach der Qurate Retail Group (zuvor: Liberty Interactive) finden sich Homeshopping-Angebote wie QVC und HSN. Die Liberty Media Corporation (zuvor: Liberty CapStarz) umfasst Mehrheitsbeteiligungen an Sirius XM Holdings, Inc. (Satellitenradio), der Braves Group (Atlanta Braves Baseball-Team) und der Formula One Group. Die Konzerne des Medienkonglomerats teilen eine gemeinsame Geschäftsadresse, die Top-Positionen im Management sind weitgehend identisch besetzt, der Gründer John C. Malone (Jahrgang 1941) sitzt in beiden Aufsichtsräten.

Basisdaten

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Liberty Media Corporation
12300 Liberty Boulevard
Englewood, CO 80112
USA
Telefon (investor relations): 001 877 772 1518
Website: ir.libertymedia.com

Qurate Retail, Inc.
12300 Liberty Boulevard
Englewood, CO 80112
USA
Telefon (investor relations): 001 866 876 0461
Website: ir.qurateretail.com

Branchen: Teleshopping, Satellitenradio, Motorsport, Baseball
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr:  1991 wurde Liberty Media aus der Kabel TV-Gruppe Tele-Communications, Inc. (TCI) ausgegliedert. 2018 wurde die Liberty Interactive Corporation in Qurate Retail Group umbenannt.

 

Ökonomische Basisdaten Liberty Media Corporation (in Mio. US-$)
20222021202020192018
Umsatz 12.16411.4009.36310.2928.040
Gewinn (Verlust) 1.815398(1.391)347865
Aktienkurs (in $, Jahresende)39,3150,8543,1946,0231,64
Mitarbeiter7.2006.8006.9636.6674.555


Ökonomische Basisdaten Qurate Retail, Inc. (in Mio. US-$)
20222021202020192018
Umsatz 12.10614.04414.17713.45814.070
Gewinn (Verlust)(2.594)4211.262(405)1.324
Aktienkurs (in $, Jahresende)1,637,6010,978,1519,88
Mitarbeiter20.80022.00026.42425.22821.400

Geschäftsführung

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Management Liberty Media Corporation:

  • John C. Malone, Chairman
  • Gregory B. Maffiei, President & CEO
  • Courtnee Chun, Chief Portfolio Officer
  • Albert E. Rosenthaler, Chief Corporate Development Officer
  • Brian J. Wendling, SVP, Chief Accounting Officer & Principal Financial Officer
  • Renee L. Wilm, Chief Legal Officer, Chief Administrative Officer 
  • Ben Oren, Senior Vice President & Treasurer


Board of Directors Liberty Media Corporation:

  • Derek Chang
  • Evan D. Malone
  • David E. Rapley
  • Larry E. Romrell
  • Brian M. Deevy
  • Gregory B. Maffei
  • Andrea L. Wong
  • Robert R. Bennett
  • M. Ian G. Gilchrist
  • John C. Malone

 

Management Qurate Retail, Inc.:

  • Gregory B. Maffiei, Chairman
  • Michael A. George, President & CEO
  • Courtnee Chun, Chief Portfolio Officer
  • Albert E. Rosenthaler, Chief Corporate Development Officer
  • Brian J. Wendling, SVP, Chief Accounting Officer & Principal Financial Officer
  • Renee L. Wilm, Chief Legal Officer
  • Ben Oren, Senior Vice President & Treasurer

 

Board of Directors Qurate Retail, Inc.:

  • Fiona P. Dias
  • Evan D. Malone
  • David E. Rapley
  • Larry E. Romrell
  • Gregory B. Maffei
  • Richard N. Barton
  • Michael A. George
  • John C. Malone
  • M. Ian G. Gilchrist
  • Mark Vadon
  • Andrea L. Wong

Geschichte

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Die Geschichte der Liberty Media Corporation (so der Name des Unternehmens seit 2011) ist eine komplexe Aufzählung von Fusionen, Börsengängen, Aus-, Neugründungen, Verkäufen und Umbenennungen. Ursprünglich war Liberty Media 1991 gegründet worden als Beteiligungsholding für kleinere Programmanbieter, die zu Tele-Communications Inc. (TCI) gehörten („assets considered to have little value“), einem der führenden US-Kabelkonzerne. Nach dieser Ausgründung wurde das unter President Peter Barton stark gewachsene Liberty Media 1994 allerdings wieder in TCI integriert. 1998 fusionierte die Liberty Media Group erst mit Tele-Communications International, Inc., 1999 mit TCI Ventures. Im Anschluss folgte die Übernahme durch AT&T.

Im August 2001 trennte sich AT&T von Liberty Media, zum einen nach einem weitreichenden Restrukturierungsplan, zum anderen wegen deutlicher Interessenskonflikte zwischen Malone und AT&T. Denn Malone hatte verstanden, dass Infrastrukturen immer nur so gut sein können wie die Inhalte, die sie transportieren. Und so baute Liberty Media das Netz seiner Beteiligungen konsequent mit Content-Anbietern aus. Seine Anteile an den zuvor gemeinsam mit Rupert Murdoch gegründeten FOX/Liberty Networks veräußerte Malone gegen eine achtprozentige Konzernbeteiligung an News Corp. Diesen Anteil erhöhte er im Jahr 2004 auf 18 Prozent und wurde zum zweitgrößten Anteilseigner. Es gab sogar Gerüchte, dass Malone News Corp.-Gründer Rupert Murdoch, zu dem Zeitpunkt auch schon 74, beerben würde. Woraus bekanntermaßen aber nie etwas wurde.

2004 erfolgte die Ausgründung der internationalen Geschäfte von Liberty Media, die Firma Liberty Media International, Inc. entstand. Nach Maßnahmen von restructuring und reclassification entstanden bis 2008 weitere separat an der Börse gehandelte Unternehmen. Die Umstrukturierung teilte die Liberty-Gruppe in Liberty Interactive, Liberty Capital und die Liberty Entertainment. Ende 2009 dann wurde Liberty Entertainment und Anteile an DirecTV abgegeben. Die restlichen Geschäfte wurden in Liberty Starz Group umbenannt. Im September 2011 schließlich wurde aus der alten Liberty Media Group die neue Liberty Media Corporation (zuvor auch Liberty Capital Group und Liberty Starz Group).

Im April 2016 wurde die weitere Restrukturierung des Liberty-Konglomerats abgeschlossen, so entstanden drei Varianten von Liberty Media-Aktien: Die Liberty Braves Gruppe (die im wesentlichen aus dem gleichnamigen Baseball-Team aus Atlanta besteht), die Liberty Sirius Group (Satellitenradio) und schließlich die weiterhin unter Liberty Media firmierenden Beteiligungen z.B. an Live Nation, Time, Time Warner und Viacom.

Ende 2016 sorgte Malone zweimal für Aufsehen. Zunächst kaufte Liberty Media Anfang September für 4,6 Milliarden Dollar dem Finanzinvestor CVC die 35,5 Prozent der Stimmrechte ab, die er an der Formel-1-Rennserie bzw. an der Formel-1-Muttergesellschaft Delta Topco hielt. Ob sich der 35,5-prozentige Anteil an der zuletzt kriselnden Formel 1-Rennserie dauerhaft auszahlt, hing von Anfang an auch davon ab, ob es Malone gelingen würde, die traditionell skeptischen US-Zuschauer (die die Rennserie Nascar bevorzugen) für das Rennspektakel zu begeistern. Dafür wurde mit Chase Carey, einst rechte Hand von Rupert Murdoch bei News Corp. und Fox, ein Schwergewicht der Medienwelt verpflichtet. Dann, im Dezember 2016 verkaufte Malone den Pay-TV-Sender Starz für 4,4 Milliarden Dollar an das Hollywood-Studio Lionsgate (auf Platz 59 im aktuellen IfM-Ranking).

Die Qurate Retail Group, wie die Liberty Media Corporation ansässig in Englewood, Colorado, hieß bis 2018 Liberty Interactive Corporation, die wiederum 2011 aus Teilen der Liberty Media Corporation hervorgegangen war (Liberty Capital Group, Liberty Starz Group). Schon 2003 war Liberty Media Alleineigentümer des Teleshopping-Kanals QVC geworden („Quality, Value, Convenience“, gegründet 1986 von Joseph Segel), Liberty Interactive war dann 2014 in QVC Group umbenannt worden. Weitere Zukäufe: 2015 Zulily (E-Commerce: Kleidung, Schuhe, Spielzeug und Haushaltsprodukte) für 2,3 Millarden US-Dollar; 2017 HSNi (Teleshoppingkanal „Home Shopping Network“, gegründet 1981) für 2,1 Millarden US-Dollar.

Management

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John C. Malone: geboren am 7. März 1941 in Milford, Connecticut, Ingenieurssohn, Selfmade-Multimilliardär, einer der aktivsten Medienmanager der USA, bzw. laut Forbes „mächtigster Mann im Kabelgeschäft“. Er gilt als knallharter und abgebrühter Geschäftsmann, wird wegen seiner aggressiven Deals auch „Kabel-Cowboy“ oder „Darth Vader“ (so der frühere US-Vizepräsident Al Gore) genannt. Nach dem Studium der Elektrotechnik und Ökonomie an der Yale University und der Johns Hopkins University startete Malone 1968 bei der Unternehmensberatung McKinsey. Sein beruflicher Aufstieg setzte sich dann 1973 fort mit dem Aufbau der Kabelfirma TCI (Tele-Communications Inc., Denver). TCI/Malone kauften zahlreiche kleinere Betreiber und Minderheitsbeteiligungen an anderen Kanälen auf; TCI wuchs mit 8,5 Millionen Abonnenten zur zweitgrößten Kabelgesellschaft nach Time Warner. 1999 verkaufte Malone, mittlerweile Chef, TCI für 31,8 Milliarden US-Dollar an AT&T.

Von da an widmete er sich seinem zweiten Standbein Liberty Media, das nach dem Verkauf an AT&T von TCI abgetrennt wurde. Als Liberty 2013 eine Beteiligung an Charter Communications erwarb, kehrte er in das Kabelgeschäft zurück. Charter hat dann Time Warner Cable gekauft und ist hinter Comcast zum zweitgrößten Kabelanbieter der USA aufgestiegen. Und die Charter-Aktie hat sich seit dem Einstieg von Malone verdreifacht. Charter wird zum Teil wegen Malone zu einer höheren Bewertung als Comcast gehandelt. Die Anleger mögen Malone, da sie ihn als rückkaufsfreundlich ansehen und bereit sind, Charter für den richtigen Preis an Verizon Communications oder einen anderen Käufer abzugeben. Der CEO von Comcast, Brian Roberts, gilt dagegen eher als empire builder, der das Unternehmen in der Hand seiner Familie behalten will. Viele an der Wall Street kritisierten Roberts' letzten großen Deal, den 40-Milliarden-Dollar-Kauf von Sky, dem britischen Satellitenfernsehunternehmen.

Wenn es um Inhalte geht, mag Malone Sportprogramme, weil sie in einer zersplitterten Medienwelt eine gleichbleibende Anziehungskraft auf die Zuschauer ausüben, und er ist besonders zufrieden mit den Aussichten für die Formel 1, einem erstklassigen Autorennsportgeschäft.

Geschäftsfelder

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Liberty Media Corporation
Verglichen mit Medien- und Technologieriesen wie Amazon, Alphabet, Apple und Walt Disney verfügt Liberty zwar nur über begrenzte Barmittel für Übernahmen, trotzdem gelang Malone und Liberty-CEO Greg Maffei Anfang 2017 mit dem Kauf der Formel 1 ein komplexes 8-Milliarden-Dollar-Geschäft. Außerdem vereinbarten die von Liberty Media kontrollierten SiriusXM Holdings im September 2017 den Kauf des Musikstreaming-Unternehmens Pandora Media für 3,5 Milliarden Dollar.

Liberty Media umfasst also jetzt drei konsolidierte Tochtergesellschaften: Liberty SiriusXM Group, Formula One Group, Braves Group. An SiriusXM (New York, CEO: Jennifer Witz), dem größten kostenpflichtigen Satelliten-Radiosender der USA mit ca. 100 Millionen Abonnenten, hält Liberty gegenwärtig 81,2 Prozent. Dazu besitzt Liberty 31 Prozent am führenden Ticketing- und Konzertveranstalter der USA „Live Nation Entertainment, Inc.“. Die Braves Holdings LLC ist eine 100-prozentige Liberty-Tochter. Dazu gehören das Major League-Baseball Team Atlanta Braves und das gleichnamige Stadion. Und die Formula One Group (CEO: Stefano Domenicali) umfasst den Liberty-Anteil an der Formel-1-Rennserie.

Qurate Retail, Inc.
Das Herzstück von Qurate ist der Homeshopping-Kanal QVC, nach Amazon einer der größten Versandhändler der Welt. Dazu kommen weitere retail brands: das Home Shopping Network (HSN), Zulily, und weitere Lifestyle-Marken wie Ballard Designs, Frontgate, Garnet Hill und Grandin Road. Die Qurate-Sender werden von über 200 Millionen Haushalten weltweit empfangen.

Aktuelle Entwicklungen

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Zuletzt tauchte John Malone natürlich im März 2021 in der Öffentlichkeit auf, zu seinem 80. Geburtstag. In Deutschland/Europa ist Malone, wenn überhaupt, als Boss der Formel 1 bekannt. Nicht als US-Tycoon, nicht als Boss eines verzweigten Firmengeflechts mit schwer durchschaubaren Beteiligungen, eines Shopping-Senders oder eines Baseball-Teams. Auch nicht als mit etwa 9000 Quadratkilometer Wäldern und Ranches größter privater Landbesitzer in den USA.

Ende Juli 2019 aber las man, in Deutschland etwa im Handelsblatt: „Der US-Konzern Liberty Media will die Formel 1 umkrempeln“. Worum es ging? Zweieinhalb Jahre nach dem teuren Kauf wollten die Eigentümer aus den USA, also John Malone, für andere Verhältnisse sorgen, für Sport, Spiel, Spannung. Ein neues Regelwerk (das sogenannte „Concorde Agreement“) sollte ab Anfang 2021 für mehr Wettbewerb, mehr Chancengleichheit, mehr Spannung sorgen. Die Autos sollten besser überholen können und die Kosten nicht ausufern, es sollte mehr „fighting“ geben, neue Reifen und andere Sieger als immer nur Mercedes.

Auch im digitalen Bereich versuchte man mehr – von Podcasts und Storys über Facebook, Youtube, Instagram bis hin zu einer E-Sports-Plattform. Es gab einen eigenen Streamingdienst („F1 TV“) und auf Netflix die zweite Staffel der Serie „Formula One: Drive to Survive“. Anfallende Daten im Internet ließ man mit Partner Amazon verwerten. Der Fan, durchschnittlich 39 Jahre alt, sollte besser verstanden werden. Das Ziel: eine globale Medien- und Entertainment-Marke mit Vergnügungsgarantie. Die börsennotierte Formula One Group, die 2019 erstmals zwei Milliarden Dollar Umsatz gemacht hat, sollte endlich profitabel werden.  

Im Mai 2020 gab es im Handelsblatt einen Artikel über den „rastlosen Dealmaker“, der „global auf Einkaufstour“ sei. Es hieß: „John Malone spielt überall mit. Jetzt will er den Telekommunikationsmarkt in Großbritannien umkrempeln.“ Es ging darum, die lokale Liberty-Tochter mit dem britischen Geschäft von Telefónica zu verschmelzen. Auf einen Schlag würde damit der größte Internet- und Telefonanbieter Großbritanniens entstehen. Das vereinigte Unternehmen würde 46 Millionen Kunden versorgen und die Rivalen BT und Vodafone herausfordern. Es wäre ein Deal ganz nach dem Geschmack von Malone.

Literatur

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-   Mark Robichaux: Cable Cowboy: John Malone and the Rise of the Modern Cable Business, 2002.
-   L.J. Davis, The Billionaire Shell Game, New York 1998.

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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