37. Fuji Media Holdings, Inc.

Umsatz 2014/15: JPY 643,313 Mrd. (€ 4,585 Mrd.)

Überblick

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Fuji Television entstand 1957 und wurde 2008 in Fuji Media Holdings Inc. umbenannt, die wiederum Teil der in Japan Keiretsu genannten „wirtschaftlichen Verbundgruppe“ der Fujisankei Communications Group sind. Die Einzelunternehmen der keiretsu sind rechtlich selbständig. Kern der Fujisankei-Gruppe (wenn auch nur eins von 84 Unternehmen) sind die Fuji Media Holdings mit dem Fuji Television Network und einem 40-prozentigen Anteil an der Tageszeitung „Sankei Shimbun“.

Ein aktualisiertes, vollständiges Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

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Hauptsitz:
Fuji Media Holdings,  Inc.
2-4-8 Daiba, Minato-ku
Tokyo 137-8088
Japan
Telefon: 0081 3 3570 8000
Website: www.fujimediahd.co.jp/en/ir

Branchen: Fernsehsender, TV-Produktion, Film, Zeitungen, Zeitschriften, Buchverlage, Radio
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.04. – 31.03.
Gründungsjahr: 1933 (Sankei Shimbun, zunächst als Nippon Kogyo Shimbun), 1957 (Fuji Television Network), 2008 (Fuji Media Holdings)

Ökonomische Basisdaten (in Mio. ¥)*
2022202120202019
Umsatz Fuji Media525.087519.941631.482669.230
Umsatz Sankei ShimbunN/AN/AN/A25.258
Gewinn Fuji Media 24.89710.11241.30723.627
Aktienkurs (in ¥, Jahresende)1.0741.1081.1001.571

* das Geschäftsjahr endet am 31.03. des Folgejahres

Geschäftsführung

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Vorstand:

  • Masaki Miyauchi, Chairman and CEO
  • Osamu Kanemitsu, President and COO
  • Takashi Wagai, Executive Vice President
  • Tsuyoshi Habara, Executive Vice President
  • Kenji Shimizu, Executive Managing Director
  • Hisashi Hieda, Executive Managing Advisor
  • Ryunosuke Endo, Executive Managing Director
  • Takehiko Kiyohara, Executive Managing Director
  • Yoshishige Shimatani, Executive Managing Director
  • Akihiro Miki, Executive Managing Director

Geschichte

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„Fuji Television“ wurde 1957 als Aktiengesellschaft (japanisch Kabushiki Kaisha, abgekürzt KK) in Tokio gegründet. Gründungspräsident war Shigeo Mizuno, geschäftsführender Direktor Nobutaka Shikanai (1912-1990). 1964 übergab Mizuno die Führung des erfolgreich etablierten Fernsehunternehmens an Shikanai. Eine ähnliche Wachablösung gab es 1968 auch bei der Tageszeitung „Sankei Shimbun“, deren Vorsitz Mizuno 1958 vom Zeitungsgründer Hisakichi Maeda übernommen hatte; Maeda war der älteste unter den drei Gründern der 1967 aus einer formlosen Absprache zwischen „Fuji TV“, „Sankei Shimbun“, „Nippon Hoso“ und „Bunka Hoso“ (einem weiteren privaten Hörfunksender) gebildeten „Fuji-Sankei“-Gruppe, Vorläufer der heutigen „wirtschaftlichen Verbundgruppe“ („Keiretsu“) mit Namen „Fujisankei Communications Group“ (FCG). 

Diese klassisch-japanischen Konglomerate waren im Zuge der Entflechtungspolitik der US-Besatzungsmacht nach 1945 verboten worden, wurden aber 1997 nach einer Änderung des Kartellgesetzes mit Einschränkungen wieder zugelassen. Fuji TV-Chef Nobutaka Shikanai wurde auch Vorsitzener des Fujisankei-Keiretsu mit seinen dutzenden, wirtschaftlich voneinander unabhängigen Tochterunternehmen, unter denen „Fuji TV“ bis heute das bedeutendste ist. 

Der Fernsehsender „Fuji TV“ nahm im März 1959 den Sendebetrieb auf. Anfänglich ein Verbund von vier regionalen Fernsehsendern, wurde das Netz schrittweise auf 28 Sender erweitert, die zusammen fast ganz Japan abdecken und etwa 98 Prozent der Bevölkerung erreichen. Das Fuji-Verbundsystem nennt sich FNS („Fuji Network System“) und unterhält als hauseigene Nachrichtenagentur das „Fuji News Network“ (FNN). 

Seit 1982 sendet Fuji TV auch ins Ausland. Zuerst wurde das abendliche Nachrichtenmagazin „Supertime“ nach New York übertragen und dort von der Tochtergesellschaft „Fujisankei Communications International, Inc.“ (FCI) mit englischen Untertiteln versehen. Mittlerweile lizenziert Fuji auch Unterhaltungsprogramme nach Amerika und Europa, seit Mitte 2008 verkauft Fuji TV erfolgreich Sendekonzepte an FOX und BBC. Damit knüpft das Unternehmen an den Vertriebserfolg von Einzelsendungen in asiatische Länder an. Besser als anderen japanischen Sendergruppen gelingt es Fuji TV so, sinkende Werbeeinnahmen zu kompensieren. 1997 zog der Sender in das neue volldigitalisierte Fernsehzentrum auf einer künstlichen Insel in der Bucht von Tokio um. Im selben Jahr ging die „Fuji TV KK“ an die Tokioter Börse, auch um den aufwändigen Neubau zu finanzieren. 

2008 dann die Umstrukturierung. Nach grünem Licht durch die japanische Regulierungsbehörde wurde die Fuji Media Holding gegründet, die das Fuji Television Network mit anderen Mediensegmenten (Musik, Werbung, Verlage) unter ein Dach brachte. Das Konzernimage ist zwiespältig. Nachrichten und andere „harte“ Informationen werden von Fuji unterhaltsam und leicht verständlich als Infotainment verkauft. Politisch ist „Fuji TV“ gemäßigt konservativ; nur stellenweise vertritt Fuji rechte Positionen. Anders die Zeitung „Sankei Shimbun“, die einen betont national-konservativen Kurs verfolgt. Den japanischen Militarismus der Vergangenheit betrachtet sie als abgeschlossenes Kapitel, das mit den Exzessen westlicher Kolonialmächte zu vergleichen ist, und für das man keine Entschädigung zu zahlen brauche. Zwar erweckt die Zeitung den Eindruck, man spreche für die „schweigende Mehrheit“ der Japaner. Tatsächlich ist die „Sankei Shimbun" die kleinste unter den fünf großen Tageszeitungen. 

Wie andere japanische Massenmedien zeigt auch Fuji TV nach wie vor starke Anzeichen von Selbstzensur. Besonders gravierend zeigte sich diese in Japan als jishuku bezeichnete Praxis während der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011. Während die meisten Expertenmeinungen in den unmittelbaren Stunden und Tagen nach dem Vorfall von Vertretern der Atom-Lobby geäußert wurden, kam bei Fuji TV der ehemalige Physikprofessor und Atomkraft-Skeptiker Fujita Yuko zu Wort. Als dieser am 11. März korrekt spekulierte, dass die Daiichi Reaktoren kurz vor der Kernschmelze seien, war dies sein letzter Auftritt. Er wurde nie wieder in eine Sendung eingeladen.

Management

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Masaki Miyauchi wurde Mitte 2019 mit 75 Jahren zum Vorsitzenden und CEO der Fuji Media Holdings, Inc. (als Nachfolger von Hisashi Hieda). Als Präsident von Fuji TV musste er sich in den vergangenen Jahren gleich zweimal öffentlich entschuldigen: 2017 für den Auftritt eines als  schwulenfeindlich wahrgenommenen Charakters in der populären Fuji-Serie „Tunnels“ und 2018, als es zu einer „Me Too“-Affäre rund um den beliebten Nachrichtensprecher Juniji Tosaka kam, der kurz davor war, die Nachrichten in der Primetime zu übernehmen.

Geschäftsfelder

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Die Geschäfte der Fuji Media Holdings werden in drei Segmente aufgeteilt: 

Mit der „Medien und Inhalte“-Sparte macht Fuji Media über 82 Prozent des Umsatzes, in 15 Tochterunternehmen in den Bereichen TV (terrestrisch, Satellit, Streaming), Radio, TV- und Filmproduktion, Videospiele, Musik, Werbung, Verlagswesen und Direktmarketing. 

Der Geschäftsbereich „Stadtentwicklung, Hotels & Resorts“ umfasst die Entwicklung, Vermietung und Verwaltung von Bürogebäuden, den Betrieb von gewerblichen Einrichtungen und Restaurants sowie den Verkauf und die Vermietung von Wohnungen. Dazu kommt ein Tourismusgeschäft. 

Unter „Sonstiges" werden andere Geschäftsbereiche wie „IT-Systemarchitektur“, „Personalwesen“, Marktforschung und mehr zusammengefasst. Auch der 40-prozentige Anteil an der Zeitung „Sankei Shimbun“ gehört zu diesem Segment.

Aktuelle Entwicklungen

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In Zeiten, in denen der schleppende Umgang mit der Corona-Pandemie die japanische Gesellschaft polarisiert, pflegt Fuji Media weiterhin eine enge Beziehung zur amtierenden konservativen LDP-Regierung um Premierminister Yoshihide Suga. Während andere Medienhäuser bereits in die Opposition gegangen sind, stellte die Sankei Shimbun der Regierung gleich zu Beginn einen Freifahrtschein aus und forderte in einem Kommentar auch andere Medien und Journalisten dazu auf, während der Krise keinerlei Kritik an den politisch Verantwortlichen zu üben. 

Hinzu kommt Skandal um Falschnachrichten und manipulierte Umfragen. Fuji Television und die Sankei Shimbun gaben im Sommer 2020 diverse Meinungsumfragen in Auftrag und publizierten entsprechende Ergebnisse – unter anderem zur Zustimmung zur Regierung. Das Problem: die zwei beauftragten Meinungsinstitute hatten sich die meisten der Antworten ausgedacht, anstatt sie von Bürgern in Telefoninterviews abzufragen. Der Fuji-Konzern musste sich wieder einmal öffentlich entschuldigen.

Weiterführende Literatur

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  • David McNeill, Japan's Contemporary Media. In Jeff Kingston (ed.) Critical Issues in Contemporary Japan. New York: Routledge, 2014, 64-77.
  • Ian Buruma, Expect to Be Lied to in Japan. New York Review of Books, November 8, 2012 Issue.

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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