25. Globo Communicação e Participações S.A.

Umsatz 2013: BRL 14,400 Mrd. (€ 5,020 Mrd.)

Überblick

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Globo Communicação e Participações S.A. ist die mit Abstand führende Mediengruppe Lateinamerikas. Den Grundstein der Erfolgsgeschichte legte Irineu Marinho bereits 1925 mit der Gründung der Zeitung O Globo; später kam die gleichnamige Radiostation hinzu. Unter der brasilianischen Militärdiktatur begann schließlich der Aufstieg des Imperiums, das heute Brasiliens führender Anbieter von Free- und Pay-TV-Angeboten ist und sich im Printmarkt als zweitgrößter Herausgeber von Büchern und Magazinen etabliert hat. Globo TV ist mit einer Reichweite von 99,99 % der größte Sender Brasiliens. Darüber hinaus mischt das Unternehmen kräftig im Markt für Filmproduktionen mit und hat in seinem schwer durchschaubaren Beteiligungsgeflecht ebenfalls Einfluss in der Musikindustrie.

 

Ein aktualisiertes, vollständiges Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

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Hauptsitz:
Rua Lopez Quintas 303 (Verwaltung)
Jardim Botancio
Rio de Janeiro 2460-010
Brasil
Telefon +55 21 2540 2000
Internet: http://redeglobo.globo.com

Branche: Fernsehen: Free- und Pay-TV – Vermarktung, Produktion, Sendestationen, Satelliten- und Kabel-TV, Internationale Rechtevermarktung, Zeitungen und Zeitschriften, Buchverlag, Radio, Kabelnetzanbieter, Satellitennetzanbieter, Internetportale

Rechtsform: Personengesellschaft (Empresa de capital fechado)
Geschäftsjahr: 01.01.-31.12.
Gründungsjahr: 1965

 

Tab. I: Ökonomische Basisdaten (in Mio. Reais)
201620152014201320122011201020092008200720062005
Umsatz15.33216.04616.24414.63512.7109.5138.7347.3277.6006.7006.3005.600
Gewinn2.3403.4654.1193.5232.8162.5312.0781.2731.7001.3251.2971.355

 

 

Geschäftsführung

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Management/Vorstand:

  • Roberto Irineu Marinho, President
  • Joao Roberto Marinho, Vice President
  • Jose Roberto Marinho, Vice President
  • Jorge Nobrega, Councel, Executive Vice President
  • Pedro Carvalho, Councel
  • Antonio Claudio Netto, Judicial Director
  • Claudia Falcao, Director, Human Resources
  • Cristiane Delecrode, Director, Corporate
  • Paulo Tonet Camargo, Vice President, Government Affairs
  • Renata Frota Pessoa, Director, Digital
  • Sergio Marques, Director, Finance

Geschichte und Profil

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Die Erfolgsgeschichte der Organizações Globo ist unteilbar mit der Familiendynastie Marinho – vor allem mit dem Sohn des Gründers, Roberto Marinho – verwoben. 1925 gründete dessen Vater Irineu das Blatt "O Globo". Nur drei Wochen nach der Gründung starb Irineu und die Verantwortung für die Zeitung ging für die kommenden fünf Jahre auf einen Freund der Familie über. 1931 übernahm Irineus ältester Sohn die Geschäfte, die er bis zu seinem Tod 2003 nicht mehr aus der Hand gab.

Mitten im Zweiten Weltkrieg, als das Radio wegen der Kriegsberichterstattung an Bedeutung stark zugenommen hatte, gründete Roberto Marinho 1944 die erste Radiostation des Konzerns, Rádio Globo, die 1957 auch die Konzession zur Ausstrahlung von Fernsehprogrammen erhielt. Überreicht wurde sie vom damaligen Präsidenten Juscelino Kubitschek. Böse Zungen behaupten, Kubitschek habe sich mit der Konzession für die lediglich moderate Opposition der Mediengruppe Globo während seines Wahlkampfes bedankt. Damit jedenfalls begann der Aufstieg des Familienunternehmens zum größten Medienkonzern Südamerikas. Zwei Dinge spielten Marinho dabei in die Karten: die Militärdiktatur und die Unterstützung der US-amerikanischen Time-Life Company.

Am 24. Juli 1962 unterschrieben Time-Life und Globo ein Joint-Venture-Abkommen. Der Vertrag verpflichtete Gobo von Sendebeginn 1965 an, 30 Prozent seines Gewinns an Time-Life abzugeben. Als Gegenleistung erhielt der Sender einen Kredit über umgerechnet etwa 20 Millionen Euro sowie umfangreiche technische Unterstützung. Der Deal widersprach der brasilianischen Verfassung, waren doch ausländische Direktinvestitionen in Medienunternehmen verboten. Doch die Regierung drückte ein Auge zu. Das Abkommen stand aber auch im Widerspruch zur Geschäftspolitik des Gründers Irineu. Er hatte scharf gegen die Beteiligung ausländischen Kapitals an brasilianischen Unternehmen gekämpft.

Am 26. April 1965 ging der erste Globo-Sender, Canal 4, on Air. Mit dem Kredit im Hintergrund konnte Marinho seine Expansionsideen verwirklichen. Nur ein Jahr später weihte er TV Globo São Paulo ein, dessen Station er von einem Wettbewerber gekauft hatte. In den folgenden Jahren ging die Shoppingtour weiter: 1968 Kauf und Einweihung von TV Globo Belo Horizonte, Anfang der 70er Jahre geschah das gleiche mit TV Globo Recife und TV Globo Brasília. Auf Druck der Opposition musste Globo 1968 zwar den Vertrag mit Time-Life kündigen. Der Sender wurde verstaatlicht, der Joint-Venture-Partner ausbezahlt. Dennoch gelang es Roberto innerhalb von lediglich sieben Jahren, die erste nationale Senderkette zu etablieren.

Den Ausbau der Kette ermöglichte die Militärdiktatur, die großzügig die erforderlichen Sendelizenzen vergab, um über das Vehikel Fernsehen und mit Hilfe von Roberto Marinho ein nationales Bewusstsein für eine gemeinsame brasilianische Kultur zu schaffen. Der aufstrebende Marinho erschien den Militärs für ihre Zwecke ideal: Er war Inhaber der führenden Tageszeitung und des nationalen Radiosenders, er unterstützte die Militärs und er führt sein Unternehmen nach neuen ökonomischen Maßstäben.

Bis zum Ende der 60er Jahre war für die Werbeindustrie nur die Primetime von 18 bis 22 Uhr interessant. Marinho setzte hier mit einem neuen Werbesystem an: Wer zu den besten Sendezeiten Werbung ausstrahlen wollte, musste auch Werbeminuten zu den ungeliebten Zeiten kaufen – die Konkurrenz hielt am alten Konzept fest. Als erster Sender Brasiliens richtete sich TV Globo nach den Tagesabläufen und Gewohnheiten seiner Zuschauer. Das wurde durch eine enge Bindung der Konsumenten belohnt, die sich verstanden fühlen, weil auf ihre Wünsche eingegangen wird. Ein Konzept, das bis heute bei Globo funktioniert – so zum Beispiel bei der Zeitung Extra.

1995 erschuf Marinho mit der Einweihung von Projac (Projeto Jacarepaguá) das größte TV- und Film Produktionszentrum Lateinamerikas. Auf 1,6 Millionen Quadratmetern stehen zehn Studios, sieben Produktionseinheiten und die neueste Digitaltechnik zur Verfügung. Gedacht dazu, das schlechte Image aus den Jahren der Militärdiktatur aufzupolieren, geschah jedoch genau das Gegenteil. Vorwürfe wurden laut, der Bau sei illegal gewesen, da er mit Subventionen der Regierung unterstützt wurde.

In den letzten Jahren vor seinem Tod lebte Roberto Marinho mehr und mehr in der Vergangenheit. Offiziell war er weiterhin Präsident des Globo-Imperiums, in Interviews und Gesprächen sprach er allerdings immer häufiger ausschließlich von O Globo, der Zeitung, die sein Vater einst gründete. Als der Firmenpatriarch 2003 starb, übernahm sein Sohn Roberto Irineu die Zügel. Er forcierte die Ausrichtung des Unternehmens auf digitale Geschäftsfelder. 

Dies alles kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Organizações Globo aus Sicht der Konsumenten immer noch der Makel anhaftet, mit der Militärdiktatur paktiert und tendenziösen Journalismus betrieben zu haben. Auch ist den Menschen noch gut im Gedächtnis, dass sich die Globo-Gruppe Anfang der 80er Jahre, als der Prozess der Re-Demokratisierung Brasiliens sich zusehends beschleunigte, nicht von ihrer politischen Linie abbringen ließ und weiterhin die Diktatur unterstützte. Slogans wie „Das Volk ist nicht dumm, nieder mit dem Rede Globo“ (O povo não é bobo, abaixo a Rede Globo) haben ihren Weg aus den 80er Jahren ins neue Jahrtausend gefunden - obwohl sich das Unternehmen 2013 erstmals offiziell für die Unterstützung der Diktatur entschuldigte. Eine Studie aus dem Jahr 2009 belegt: Die Brasilianer stehen Globo nach wie vor kritisch gegenüber. Sowohl die Affäre um den Time-Life-Deal als auch die klare Bevorzugung Globos zu Zeiten der Militärdiktatur lassen die Konsumenten vermuten, dass die Erzeugnisse von Globo ihr Fähnchen nach dem politischen Wind drehen, wenn es gerade günstig erscheint. Belege für diese These liefert ihnen auch die Tageszeitung O Globo. So hatte sich das Blatt entschieden gegen den damaligen Präsidentschaftskandidaten Inacio Lula da Silva bei dessen erster Kandidatur 1989 ausgesprochen und stattdessen den Gegenkandidaten Fernando Collor unterstützt. Die Führungsetage bei Globo sah Lula als „zu sehr limitiert, um wichtige Exekutivfunktionen zu erfüllen.“ Collor gewann. Erst 2002 schaffte Lula den Wahlsieg. Nach zwei Legislaturperioden wurden Lula und Globo jedoch zu engen Partnern und Freunden.

Management

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Wie schon sein Vater und auch sein Großvater lernte auch Roberto Irineu Marinho, der neue Chef des Imperiums, das Handwerk mit Fleiß, Ausdauer und von allen seinen Seiten kennen. Er begann 1963 im Konzern als Setzerlehrling, wurde später Reporter und erhielt 1971, als sein Vater die Zeit für reif befand, einen Direktorenposten. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern studierte er jedoch vor Antritt des Familienerbes BWL an der renommierten Fundação Getúlio Vargas. Es folgte ein Posten als Vizepräsident von Globo TV, dann wurde er Vizepräsident der ganzen Organisation. Seit 1998 sitzt er in der Geschäftsführung und hielt in den letzten Jahren des Lebens seines Vaters mehr und mehr die Zügel in der Hand. Den Posten des Präsidenten übernahm er jedoch erst offiziell, nachdem sein Vater 2003 gestorben war. In der Pressemitteilung zur Übernahme nimmt sich der neue Präsident, der von seinen beiden Brüdern an der Spitze unterstützt wird, einiges vor: „Unsere Verpflichtung ist es, das Werk Robert Marinhos zu erweitern und das brasilianische Volk zu informieren, zu unterhalten und zu bilden. Wir tun dies, weil es wichtig ist für unsere gesamte Gesellschaft aber auch, weil wir ihn auf diesem Wege lebendig halten.“

Geschäftsfelder

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Fernsehen und Film
Das öffentliche TV-Netz der Organizações Globo firmiert unter dem Namen Rede Globo und ist, nach eigenen Angaben, sowohl die größte Station Lateinamerikas als auch die viertgrößte Sendergruppe der Welt. Gegründet 1964, on air seit 1965, feierte die Gruppe 2015 mit viel Pomp und Getöse ihr 50-jähriges Bestehen und verweist nicht ohne Stolz darauf, dass täglich 120 Millionen Zuschauer die Programme von Rede Globo verfolgen.  Das Netzwerk verfügt über 122 eigene oder verbundene Sender in ganz Brasilien, die portugiesisch-sprechende Gemeinde im Ausland wird über die Programme von TV Globo Internacional versorgt. Globo produziert in seinem gigantischen Studiokomplex Projac jährlich 2,500 Stunden Unterhaltungsformate, die in mehr als 100 Länder exportiert werden.

Das Geschäft von Rede Globo wird hauptsächlich von drei Sparten bestimmt: Nachrichten, Telenovelas und Sport. Das abendliche Jornal Nacional ist in Brasilien so etwas wie das deutsche Heute-Journal, nur deutlich reißerischer. Seit etwa 25 Jahren hat Rede Globo ein Abonnement auf die Übertragungsrechte der meisten brasilianischen Fußball-Großereignisse. Für die heimischen Spiele 2016 ist vor allem bei den Übertragungsrechten in die USA der Sender NBC privilegierter Partner von Globo.

Besonders wichtig sind zudem die überaus beliebten Telenovelas. Jeden Wochentag laufen fünf einstündige Telenovelas in der Prime Time. Insbesondere um 21.15 schalten bis zu 50 Millionen Brasilianer ein - rund ein Viertel der Bevölkerung. Mittlerweile arbeitet Rede Globo für die Produktion seiner Telenovelas auch mit Marketinginstituten zusammen, löst doch beispielsweise die Strumpfhose oder Handtasche einer der Hauptdarstellerinnen bisweilen eine regelrechte Kaufhysterie aus. Der massive Erfolg der Novelas liegt wohl auch darin begründet, dass sich viele der brasilianischen Zuschauer – trotz der großen kulturellen Unterschiede in dem riesigen Land – sehr gut mit den Hauptdarstellern und dem Lieben, Leiden, Hassen und Versöhnen der Figuren identifizieren können.

TV Globo Internacional (TVGI) richtet sich an Exilbrasilianer und das portugiesisch-sprachige Publikum außerhalb Brasiliens. Bislang werden Zuschauer in Moçambique oder Angola mit den gleichen Inhalten versorgt wie die Zuschauer in Portugal. Nicht zuletzt wegen des großen Einflusses der Werbeeinahmen – das Auslandsnetzwerk erzielt 20 % seiner Einkünfte in diesem Segment – soll sich das in Zukunft ändern. Afrika bekommt ein – vor allem auf Angolas Bedürfnisse zugeschnittenes – Programm mit eigens dafür produzierten Inhalten und dem neuen Format A Revista África. Im Oktober 2011 eröffnete Globo seinen Ableger in Lissabon. Dort werden vor allem internationale Koproduktionen abgewickelt. Außerdem wird Portugal damit zu Globos Produktionszentrale für Europa und Afrika heraufgestuft.

Filmproduktion
Seit 1998 ist der Globo-Konzern mit seiner Tochterfirma Globo Filmes auch im Markt für Filmproduktion tätig. Hauptunternehmenszweck ist „die Produktion von qualitativ hochwertigen, künstlerisch anspruchsvollen Filmen“, die die „nationale Kultur fördern, die audiovisuelle Industrie Brasiliens stärken, neue Talente anziehen und die Synergien zwischen Kino und Fernsehen erhöhen.“ Bislang hat Globo Filmes mehr als 90 Filme produziert, die 90 Millionen Besucher in die Kinosäle zogen.

Kabelfernsehen und Pay-TV
Der Globo-eigene Anbieter NET ist der größte Lieferant von Breitbandanschlüssen des Landes. Über ein einziges Kabel versorgt er Abonnenten mit Kabelfernsehen, Breitbandinternetanschluss und Telefon. Mit etwa vier Millionen Kabelfernseh-Abonnenten hat NET einen Marktanteil von etwa 50 Prozent; beim Breitbandinternet liegt der Anteil bei knapp 40 Prozent.Der populärste und größte Pay-TV-Kanal Lateinamerikas ist eine 100-prozentige Tochter der Organisações Globo. Gegründet im Jahr 1991, begann Globosat seinen Siegeszug zunächst im brasilianischen, später im ganzen lateinamerikanischen Markt. Heute besteht der Sender aus 27 Kanälen auf denen Shows wie Big Brother, playboy TV oder Sportsendungen gezeigt werden.

Radio
Generell ist Radio in Lateinamerika weit weniger wichtig als Fernsehen oder Zeitungen und Zeitschriften. Unter der Firmierung Sistema Globo de Rádio (SGR) verfügen die Organisações Globo gleichwohl über acht eigene Radiostationen und zahlreiche weitere, landesweite Beteiligungen. Als wichtigste Sendestationen sind der Gründungssender Rádio Globo mit Sitz in Rio de Janeiro und CBN mit Sitz in Sao Paulo zu nennen. Beide Sender werden in mehr als 30 Städten des Landes empfangen.

Zeitungen und Print
Unter Infoglobo subsumiert der Konzern seine Aktivitäten im brasilianischen Zeitungsmarkt. Obwohl von vielen Quellen als das erste Produkt des Konzerns genannt, gehörte die Abendzeitung A Noite nie zum Besitz des Konzerns. Vielmehr war Gründungsvater Irineu Marinho kurze Zeit an dem Blatt beteiligt, bevor er 1925 mit O Globo das Print-Flagschiff des Konzerns ins Leben rief. Zu diesem gehören die gleichnamige Tageszeitung und die Tabloids "Extra" und "Expresso" und die Wirtschaftszeitung "Valor Econômico". Unter der Firmierung Editoria Globo laufen zudem alle Zeitschriftentitel des Unternehmens: Auto Esporte, Casa e Jardim, Crescer, Criativa, Época, Época Negócios, Galileu, Globo Rural, Marie Claire, Pequenas Empresas e Grandes Negócios, Quem, Casa e Comida, Revista do Globo, Monet. Innerhalb der Editoria Globo kümmert sich das Unternehmen unter dem Titel Globo Livros um das Buchgeschäft.

Musik
Die Studios von Som Livre wurden 1969 mit dem Ziel gegründet, die Titelmelodien der Telenovelas zu entwickeln, aufzunehmen und zu vermarkten. Doch selbst bei der strammen Produktionsgeschwindigkeit der Seifenopern waren die Studios mit dieser Aufgabe nicht ausgelastet. So wurden nach und nach Aufnahmen und ganze Kollektionen vor allem nationaler Künstler, später auch internationaler Bands und Sänger auf den Markt gebracht. Derzeit sind die Studios von Som Livre eine 100-prozentige Tochter von TV Globo und dienen, auch im Internet, als Kanal für die Vermarktung von DVDs und CDs, genauso wie dem elektronischen Vertrieb von Musik und Handyklingeltönen. Mit einer Produktionskapazität von 80 Neuerscheinungen jährlich arbeitet das Studio exklusiv für den Globo-Konzern.

Aktuelle Entwicklungen

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Die Debatte über Globo's schier grenzenlose Meinungsmacht ist rund um das Amtsenthebungsverfahren von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff wieder aufgeflammt. Die brasilianische Linke betrachtet das Verfahren als illegalen Coup gegen ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt, das Erinnerungen an den Militärputsch von 1964 hervorruft. Der brasilianische Journalist David Miranda (The Intercept) bezeichnete Globo jüngst in einem Gastbeitrag für den "Guardian" als "führenden Propaganda-Arm der brasilianischen Oligarchie". Der Vorwurf an Globo und andere Medien lautet, die Vorwürfe gegen Roussef in der Berichterstattung künstlich aufgebläht, gleichzeitig jedoch die korrupten Verstrickungen der Politiker systematisch ignoriert zu haben, die die Präsidentin aus dem Amt gejagt haben. Zudem soll Globo treibende Kraft hinter den Massendemonstrationen gegen Roussef im Frühjahr 2016 gewesen sein. So ignorierte Globo die sog. "Odebrecht Liste", die Regierungsvertreter auflistete, die dubiose Zahlungen aus der Industrie erhielten. Zudem porträtierte der Sender die Proteste als repräsentativen Querschnitt durch die brasilianische Gesellschaft, obwohl der Großteil aus gutsituierten Weißen bestand.  Joao Roberto Marinho bestritt (in der Kommentarspalte des unter dem "Guardian"-Artikel sämtliche Vorwürfe. Für Miranda ein Indiz, dass die dominante Stellung von Globo in Brasilien langsam Schritt für Schritt durch das Internet aufgeweicht wird.

Die Telenovelas, die sich zunehmend auch mit Themen wie HIV, Rassismus oder Korruption auseinandersetzen, sind unterdessen dermaßen populär geworden, dass sie selbst während der Olympischen Spiele in Rio nicht von Sportberichterstattung aus dem Abendprogramm verdrängt werden konnten. Weil Globo vertraglich verpflichtet war, täglich neun Studen  der Olympiade zu senden, schob das Unternehmen den Großteil der Berichterstattung in das Tagesprogramm ab anstatt zur Prime Time zu senden. Wenn es ansatzweise so etwas wie einen Konkurrenten für Globo auf dem TV-Markt gibt, dann ist es Record. Der Sender überholte mit seiner Telenovela "Die Zehn Gebote" zeitweises sogar Globo in Sachen Einschaltquoten. Jüngere Zuschauer wenden sich jedoch zunehmend vom linearen Fernsehen ab. Für werbetreibende Firmen bleiben Globo-Serien dennoch höchst attraktiv. Rund 60 Prozent aller Werbeausgaben gehen in Brasilien weiterhin an Globo-Sender.

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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